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Moore in Brandenburg - LUGV - Land Brandenburg

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156 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 19 (3, 4) 2010<br />

für das nordostdeutsche Tiefland heraus,<br />

dass die Sickerungsrate unter Kiefernforsten<br />

signifikant ger<strong>in</strong>ger ist als unter Buchen-<br />

Re<strong>in</strong>- und Mischbeständen. Kiefern-Re<strong>in</strong>forsten<br />

im Stangenholzalter s<strong>in</strong>d besonders<br />

verdunstungs<strong>in</strong>tensiv und die Versickerung<br />

kann gänzlich zum Erliegen kommen. Dies<br />

führt zu e<strong>in</strong>er weiteren Destabilisierung des<br />

lokalen Wasserhaushaltes. Die stark verr<strong>in</strong>gerten<br />

Wassermengen, die letztlich <strong>in</strong> den<br />

Boden versickern, werden durch das sandige<br />

Substrat vorrangig vertikal abgeleitet<br />

und tragen somit nur e<strong>in</strong>geschränkt zur<br />

seitlichen Anströmung der <strong>Moore</strong> (Zwischenabfluss)<br />

bei. Zusätzlich führen auch<br />

die Vorwaldbildungen auf den <strong>Moore</strong>n<br />

selbst zu e<strong>in</strong>em erhöhten Wasserdefizit, da<br />

die Gehölze mehr Wasser transpirieren als<br />

die e<strong>in</strong>stige Offenvegetation.<br />

Des Weiteren weisen die Grundmoränenmoore<br />

im Verhältnis zur Moortiefe nur ger<strong>in</strong>gmächtigere<br />

Torflager (1 - 2 m) auf und<br />

besitzen daher vermutlich nur e<strong>in</strong> ger<strong>in</strong>geres<br />

Wasserspeichervermögen. Zur hydrologischen<br />

Eigenregulation durch Heben und<br />

Senken der Mooroberfläche je nach Wasserandrang<br />

(Oszillation) s<strong>in</strong>d sie somit auch<br />

nur <strong>in</strong> e<strong>in</strong>geschränkterem Maß befähigt<br />

und folglich gegenüber den „klassischen”<br />

Kesselmooren mit deutlich mächtigeren<br />

Torfschichten anfälliger gegenüber e<strong>in</strong>er<br />

veränderten Wasserversorgung.<br />

Die hohe Stabilität der Endmoränenmoore<br />

ist h<strong>in</strong>gegen durch e<strong>in</strong>e teilweise gegenteilige<br />

Ausbildung der eben beschriebenen<br />

Merkmale und Faktoren zu erklären: Da sich<br />

der oberste, großräumige Grundwasserleiter<br />

<strong>in</strong> den betreffenden Endmoränen <strong>in</strong> beträchtlicher<br />

Entfernung zur Geländeoberfläche<br />

bef<strong>in</strong>det (vgl. Abschnitt 2.3), ist anzunehmen,<br />

dass der Wasserhaushalt der drei<br />

<strong>Moore</strong> nicht mit diesem <strong>in</strong> Verb<strong>in</strong>dung<br />

steht. Das über historische Zeiträume stabile<br />

Torfwachstum bed<strong>in</strong>gt durch e<strong>in</strong>e kont<strong>in</strong>uierliche<br />

Wasserversorgung ist somit durch<br />

begünstigende geologische Verhältnisse im<br />

E<strong>in</strong>zugsgebiet zu erklären; vermutlich ist die<br />

direkte Umgebung der <strong>Moore</strong> von stauenden<br />

lehmigen bzw. tonigen Schichten<br />

durchzogen, die die Zuführung e<strong>in</strong>er hohen<br />

Zwischenabflussmenge ermöglichen, die<br />

bei diesen „klassischen” Kesselmooren die<br />

Hauptwasserversorgung darstellt. Auch die<br />

Ausbildung kle<strong>in</strong>räumiger, lokaler Grundwasserleiter<br />

über diesen stauenden Schichten<br />

kann zur Stabilität des Moorwasserhaushaltes<br />

beitragen. Daher s<strong>in</strong>d die Endmoränenmoore<br />

weitgehend unabhängig vom oben<br />

beschriebenen, die Schorfheide kennzeichnenden<br />

Grundwasserabfall.<br />

E<strong>in</strong> weiterer begünstigender Faktor <strong>in</strong> Bezug<br />

auf die Menge des Wasserandrangs <strong>in</strong> die<br />

Senken ist die ausgeprägte Kessellage der<br />

<strong>Moore</strong>, die <strong>in</strong>sbesondere bei der Großen<br />

Mooskute zum tragen kommt. Durch die<br />

naturnahe E<strong>in</strong>zugsgebietsbestockung mit<br />

überwiegendem Buchenwaldanteil ist die<br />

Sickerwassermenge im Vergleich zu den<br />

Grundmoränenmooren nochmals erhöht.<br />

Der hohe Schatteneffekt der Laubbäume<br />

bed<strong>in</strong>gt weiterh<strong>in</strong> e<strong>in</strong> kühl-feuchteres Mikroklima,<br />

das der sommerlichen Verdunstung<br />

auf den Moorflächen entgegenwirkt. Zusätzlich<br />

günstig wirken sich die mächtigen<br />

Torflager der Endmoränenmoore (4 - 6 m)<br />

aus: Bei Wassermangel können sich die Torfe<br />

soweit zusammenziehen, dass der Moorwasserstand<br />

zumeist bei Geländehöhe liegt<br />

und somit e<strong>in</strong>e stabile Wasserversorgung<br />

der Phytozönosen gewährleistet bleibt. E<strong>in</strong><br />

kurzfristiger Wassermangel kann folglich<br />

derzeit noch besser abgepuffert werden.<br />

6 Fazit und Konsequenzen<br />

für den Moorschutz<br />

Der Erhaltungszustand der untersuchten<br />

<strong>Moore</strong> im BR SC ist von mehreren E<strong>in</strong>flussfaktoren<br />

abhängig. E<strong>in</strong>e günstige landschaftliche<br />

E<strong>in</strong>bettung <strong>in</strong> Gebieten mit hoher Reliefenergie<br />

und stauenden Substraten, e<strong>in</strong>e<br />

naturnahe Bestockung des E<strong>in</strong>zugsgebietes<br />

und mächtige Torflager können ungünstige<br />

klimatische Entwicklungen vorerst besser abpuffern.<br />

Diese Merkmalskomb<strong>in</strong>ation trifft<br />

vor allem für Endmoränenlandschaften zu<br />

und bevorteilt die hier e<strong>in</strong>gebetteten <strong>Moore</strong><br />

zu diesbezüglichen Gunststandorten. Inwieweit<br />

sich das Puffervermögen der <strong>Moore</strong> vor<br />

dem H<strong>in</strong>tergrund e<strong>in</strong>er sich verschärfenden<br />

klimatischen Situation erhalten kann, lässt<br />

sich vorerst nicht abschließend e<strong>in</strong>schätzen<br />

und sollte von e<strong>in</strong>er weiteren Dauerbeobachtung<br />

begleitet werden.<br />

Der h<strong>in</strong>sichtlich se<strong>in</strong>er Geschw<strong>in</strong>digkeit und<br />

se<strong>in</strong>es Ausmaßes dramatische Standortwandel<br />

der Grundmoränenmoore h<strong>in</strong>gegen hat<br />

se<strong>in</strong>e Ursache <strong>in</strong> der kulm<strong>in</strong>ierenden Wirkung<br />

von maßgeblich anthropogen bed<strong>in</strong>gtem<br />

Grundwasserabfall, Fehlbestockungen<br />

im E<strong>in</strong>zugsgebiet und zunehmender Kont<strong>in</strong>entalisierung.<br />

Im vorliegenden Fall reagieren<br />

die kle<strong>in</strong>flächigen <strong>Moore</strong> <strong>in</strong> vorrangig<br />

sandiger Umgebung besonders sensibel.<br />

Daher stellen sie Ökosysteme mit Indikatorfunktion<br />

für die Auswirkungen der laufenden<br />

klimatischen Veränderungen auf weitere<br />

Ökosystemgruppen wie die umgebenden<br />

Wälder dar. Die derzeitigen Warnzeichen, die<br />

sie geben, sollten nicht unbeachtet bleiben.<br />

Die im Rahmen dieser Arbeit beschriebenen<br />

floristischen und standörtlichen Veränderungen<br />

der Grundmoränenmoore s<strong>in</strong>d<br />

exemplarisch für vergleichbare Regionen <strong>in</strong><br />

<strong>Brandenburg</strong>. So beschreibt beispielsweise<br />

LANDGRAF (2005) ähnliche Entwicklungen<br />

von <strong>Moore</strong>n <strong>in</strong> der Umgebung des Schwielowsees<br />

bei Potsdam. Auch er sieht die<br />

Ursache <strong>in</strong> großflächig s<strong>in</strong>kenden Grundwasserständen,<br />

die auf die Meliorationen<br />

der Niederungen und Veränderungen der<br />

Forstbewirtschaftung zurückzuführen s<strong>in</strong>d.<br />

Die weitere Entwicklung der Grundmoränenmoore<br />

im BR SC ist unsicher und stark<br />

vom zukünftigen Witterungsverlauf abhängig.<br />

Bewahrheiten sich die beschriebenen<br />

Klimaprojektionen, ist jedoch von e<strong>in</strong>er weiteren<br />

Verschlechterung auszugehen. Da<br />

diese <strong>Moore</strong> ke<strong>in</strong>er direkten Entwässerung<br />

unterliegen, gibt es pr<strong>in</strong>zipiell ke<strong>in</strong>e Ansatzpunkte<br />

für kurzfristige Renaturierungsmaßnahmen.<br />

Das regelmäßige Entkusseln der<br />

Moorflächen als personell und f<strong>in</strong>anziell<br />

aufwendige Pflegemaßnahme dient nur der<br />

Bekämpfung der Symptome, ändert aber<br />

nichts an den Ursachen des schlechten Zustandes<br />

und ist somit nicht als nachhaltig<br />

e<strong>in</strong>zustufen. In diesem Fall s<strong>in</strong>d Maßnahmen<br />

anzusetzen, die zu e<strong>in</strong>er langfristigen<br />

Verbesserung der Wasserhaushaltssituation<br />

und der Grundwasseranreicherung beitragen.<br />

Die Machbarkeitsstudie zur „Stabilisierung<br />

des <strong>Land</strong>schaftswasserhaushaltes der<br />

Schorfheide” sieht diese Verbesserung nur<br />

<strong>in</strong> großräumig wirkenden Maßnahmen, die<br />

die Auffüllung des Bodenwasserspeichers<br />

zum Ziel haben. Als vordr<strong>in</strong>gliche Maßnahmenkomplexe<br />

werden die Wiederherstellung<br />

von ursprünglichen B<strong>in</strong>nene<strong>in</strong>zugsgebieten<br />

durch Entfernung von Entwässerungssystemen<br />

(z. B. Graben- und Dra<strong>in</strong>agenverschluss),<br />

die Erhöhung der Grundwasserneubildung<br />

durch Waldumbau von Nadel- zu<br />

Laubwald sowie der Wasserrückhalt <strong>in</strong><br />

Fließ- und Stillgewässern (z. B. Anhebung<br />

von Gewässersohlen durch Sohlschwellen)<br />

um den Abfluss aus der <strong>Land</strong>schaft zu verzögern,<br />

genannt (DHI-WASY GmbH & FPB<br />

GmbH 2008).<br />

Neben diesen auf die <strong>Moore</strong> langfristig begünstigend<br />

wirkenden Maßnahmen s<strong>in</strong>d die<br />

Auslichtung der Kiefernforste sowie der<br />

Waldumbau <strong>in</strong> den konkreten oberirdischen<br />

E<strong>in</strong>zugsgebieten als vordr<strong>in</strong>gliche Aufgabe<br />

zu sehen, um das Wasserdargebot auch<br />

mittelfristig zu erhöhen. E<strong>in</strong> weiteres entscheidendes<br />

Handlungsfeld im Gebiet ist<br />

der Rückbau von funktionstüchtigen Entwässerungssystemen,<br />

wie beispielsweise <strong>in</strong><br />

den südlich des Redernswalder Sees gelegenen<br />

Feuchtgebieten. Der verzögerte Wasserabfluss<br />

wirkt grundsätzlich begünstigend<br />

auf die Grundwasserstände und somit auf<br />

den Wasserhaushalt korrespondierender<br />

Ökosysteme.<br />

Vor dem H<strong>in</strong>tergrund der Klimaprojektionen<br />

für NO-<strong>Brandenburg</strong> tragen die Verwaltungen<br />

moorreicher Gebiete wie des BR SC e<strong>in</strong>e<br />

besondere Verantwortung für den Erhalt se<strong>in</strong>er<br />

„feuchten Kostbarkeiten”. Aus diesem<br />

Grund und angesichts der besonderen Bedeutung<br />

der <strong>Moore</strong> für den Wasserrückhalt,<br />

gilt es, durch über lokale Räume h<strong>in</strong>ausgehende<br />

und langfristig wirkende Strategien<br />

und Maßnahmen dem Wassermangel <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>st naturnahen <strong>Moore</strong>n entgegenzutreten.<br />

Zudem profitieren von derartigen Maßnahmen<br />

auch die umgebenden Wälder und andere<br />

<strong>Land</strong>schaftsteile <strong>in</strong> erheblichem Maße.<br />

Literatur<br />

BIOSPHÄRENRESERVAT SCHORFHEIDE-CHORIN (BRSC) IN<br />

ZUSAMMENARBEIT MIT DER NATURSCHUTZWACHT 2009:<br />

Datenbereitstellung Pegelverlauf Redernswalder See<br />

BRONSTERT, A., LAHMER, W. & KRYSANOVA, V. 2003:<br />

Klimaänderung <strong>in</strong> <strong>Brandenburg</strong> und Folgen für den<br />

Wasserhaushalt. Natursch. <strong>Land</strong>schaftspfl. Bbg. 12<br />

(3): 72-79<br />

CEPEK, A. G. 1994: Stratigraphie und Lithofazies.<br />

Führer zur Geologie von Berl<strong>in</strong> und <strong>Brandenburg</strong>, No.<br />

2: Bad Freienwalde – Parste<strong>in</strong>er See. Hrsg.: Schroeder,<br />

J.H. 1. Aufl. Selbstverl. der Geowissenschaftler <strong>in</strong><br />

Berl<strong>in</strong> und <strong>Brandenburg</strong> e.V. Berl<strong>in</strong>: 26-39<br />

CLAUSNITZER, U. & SUCCOW, M. 2001: Vegetationsformen<br />

der Gebüsche und Wälder. <strong>Land</strong>schaftsökologische<br />

Moorkunde. Hrsg.: SUCCOW, M. & JOOSTEN, H. 2.

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