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Moore in Brandenburg - LUGV - Land Brandenburg

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VERA LUTHARDT et al.: MOORE UNTER WASSERMANGEL? ENTWICKLUNGSTRENDS AUSGEWÄHLTER NATURNAHER MOORE ... 155<br />

Abb. 10: Bodenprofil im Zentrum der Mooskute (nach TIMMERMANN 1998)<br />

Dementsprechend hatten sich <strong>in</strong> allen<br />

<strong>Moore</strong>n naturnahe und Nährstoffarmut anzeigende<br />

Phytozönosen etabliert. Standortprägend<br />

waren wiederum hauptsächlich<br />

offene, von Torfmoosen und Wollgräsern<br />

dom<strong>in</strong>ierte Vegetationse<strong>in</strong>heiten. In kle<strong>in</strong>eren<br />

Arealen hatten sich spärliche Gehölzbestände,<br />

die jedoch die Strauchschicht nicht<br />

überschritten, etabliert.<br />

Die nachfolgenden Untersuchungen im Jahr<br />

2003 (Große Mooskute 2002, 2005, 2008)<br />

zeigten, dass die <strong>Moore</strong> bezüglich ihres<br />

Wasserhaushaltes, des Oberbodenzustandes<br />

und der Vegetationsentwicklung kaum<br />

Veränderungen aufwiesen. Laut faunistischen<br />

Erhebungen <strong>in</strong> der Großen Mooskute<br />

blieb auch das Arten<strong>in</strong>ventar an Libellen<br />

und Amphibien unverändert.<br />

Marg<strong>in</strong>ale Veränderungen s<strong>in</strong>d ger<strong>in</strong>gfügige<br />

floristische Variationen (z. B. Erhöhung der<br />

Anzahl der Moosarten <strong>in</strong> der Großen Mooskute)<br />

sowie e<strong>in</strong>e leichte Zunahme der Gehölzbestände<br />

<strong>in</strong> der Großen Mooskute und<br />

dem Kle<strong>in</strong>en Bärenbruch. Im Gegensatz zu<br />

den Vorwaldbildungen <strong>in</strong> den Grundmoränenmooren<br />

handelt es sich hierbei jedoch<br />

um naturnahe, torfbildende Gehölzbestände,<br />

die sich aller Vermutung nach im Rahmen<br />

natürlichen Fluktuationen bewegen.<br />

Das namenlose Moor wies 10 Jahre nach<br />

Erstuntersuchung sogar e<strong>in</strong>e leicht verbesserte<br />

Wasserversorgung auf. E<strong>in</strong>e detaillierte<br />

Darstellung der wesentlichen Standortparameter<br />

der Endmoränenmoore ist Tabelle 5<br />

zu entnehmen.<br />

Insgesamt zeigen die untersuchten Endmoränenmoore<br />

e<strong>in</strong>e hohe Stabilität ihrer<br />

Standortqualitäten <strong>in</strong>nerhalb des Untersuchungszeitraumes<br />

und bef<strong>in</strong>den sich auch<br />

aktuell <strong>in</strong> <strong>in</strong>taktem Zustand.<br />

5 Diskussion – Ursachen für<br />

die unterschiedliche<br />

Entwicklung<br />

Wie geschildert, fand <strong>in</strong>nerhalb der letzten<br />

16 Jahre <strong>in</strong> den <strong>in</strong> der Grundmoräne gelegenen<br />

<strong>Moore</strong>n e<strong>in</strong> drastischer Standortwandel<br />

statt, während die <strong>Moore</strong> <strong>in</strong> der Endmoräne<br />

im selben Betrachtungszeitraum ihren naturnahen<br />

Zustand erhalten konnten.<br />

Ursächlich für die alarmierenden Veränderungen<br />

<strong>in</strong> den Grundmoränenmooren ist<br />

zweifellos der starke Abfall der Moorwasserstände<br />

<strong>in</strong>nerhalb e<strong>in</strong>es sehr kurzen Zeitraumes.<br />

Dieser Abfall ist wiederum auf e<strong>in</strong>en<br />

Komplex von Faktoren zurückzuführen, die<br />

<strong>in</strong> ihrer Komb<strong>in</strong>ationswirkung zu dieser dramatischen<br />

Entwicklung führten: Obwohl Verlandungs-<br />

und <strong>in</strong>sbesondere Kesselmoore<br />

e<strong>in</strong>e Abdichtungsschicht (Kolmationsschicht)<br />

zum m<strong>in</strong>eralischen Boden ausbilden, die e<strong>in</strong>e<br />

gewisse Abkopplung des Moorwasserhaushaltes<br />

vom Grundwasserspiegel der<br />

Umgebung ermöglicht, bleibt speziell <strong>in</strong><br />

sandigen Gebieten e<strong>in</strong>e hydrostatische<br />

Wechselwirkung zwischen Moorwasserspiegel<br />

und Grundwasserspiegel des m<strong>in</strong>eralischen<br />

Umfeldes bestehen (ROWINSKY 1995,<br />

TIMMERMANN & SUCCOW 2001). Auch LAND-<br />

GRAF (2005) stellte fest, dass selbst tiefe und<br />

hauptsächlich durch Zwischenabfluss und<br />

Niederschlag gespeiste Kesselmoore <strong>in</strong> sandigen<br />

E<strong>in</strong>zugsgebieten sehr deutlich auf<br />

s<strong>in</strong>kende Grundwasserstände mit e<strong>in</strong>em<br />

Verfall der Moorwasserstände reagieren.<br />

Wie bereits <strong>in</strong> Abschnitt 2.3 erläutert, ist das<br />

Umfeld der <strong>Moore</strong> durch e<strong>in</strong>en erheblichen<br />

Grundwasserabfall, der sich auf vergleichbarem<br />

Niveau wie der Abfall der Moorwasserstände<br />

bewegt, gekennzeichnet. Diese<br />

Entwicklung ist nach LUA (2006) charakteristisch<br />

für weite Teile <strong>Brandenburg</strong>s. DREGER<br />

& MICHELS (2002) stellten anhand der Auswertung<br />

von 17 Grundwasserpegeln <strong>in</strong> der<br />

westlichen Schorfheide <strong>in</strong> den Jahren 1980 -<br />

2000 fest, dass alle Pegel rückläufige<br />

Grundwasserstände aufwiesen. Das Niveau<br />

des Rückgangs bewegte sich dabei zwischen<br />

0,70 und 2,3 m. Auch e<strong>in</strong>e aktuelle<br />

Studie zum <strong>Land</strong>schaftswasserhaushalt der<br />

Schorfheide beschreibt e<strong>in</strong>en Rückgang der<br />

oberflächennahen Grundwasserstände <strong>in</strong><br />

den letzten Jahrzehnten, <strong>in</strong>sbesondere seit<br />

den 80er Jahren. Dieser Rückgang kommt<br />

speziell auf den Hochflächen zum Tragen<br />

und betrug hier im Zeitraum von 1980 bis<br />

2005 mehr als 1,50 m (DHI-WASY GmbH &<br />

FPB GmbH 2008). Nach LUA (2006) wurden<br />

auf der Uckermärkischen Hochfläche – neben<br />

weiteren Regionen <strong>Brandenburg</strong>s – die<br />

tiefsten Wasserstände seit Beg<strong>in</strong>n der Aufzeichnungen<br />

verzeichnet.<br />

Die genauen Ursachen der Grundwasserdefizite<br />

s<strong>in</strong>d aufgrund der Komplexität der<br />

ökosystemaren Wirkungsmechanismen und<br />

anthropogenen E<strong>in</strong>flussnahmen noch nicht<br />

abschließend geklärt. Vermutet wird e<strong>in</strong> ungünstiges<br />

Zusammentreffen von mehreren<br />

E<strong>in</strong>flussgrößen. Dazu gehören die Meliorationen<br />

der Niederungen seit dem 18. Jahrhundert<br />

(LANDGRAF 2005), der Anschluss<br />

von B<strong>in</strong>nene<strong>in</strong>zugsgebieten an die Entwässerungsnetze,<br />

Grundwasserfassungen, abnehmende<br />

Sickerwassermengen durch großflächige<br />

Aufforstungen mit Nadelbäumen<br />

seit dem 19. Jahrhundert sowie die Zunahme<br />

kont<strong>in</strong>entaler E<strong>in</strong>flüsse (GERSTENGARBE et<br />

al. 2003).<br />

Neben der Abhängigkeit vom Grundwasser<br />

spielen oberflächennahe Zuflüsse aus den<br />

oberirdischen E<strong>in</strong>zugsgebieten e<strong>in</strong>e zentrale<br />

Rolle für die Wasserversorgung der <strong>Moore</strong>.<br />

Alle Untersuchungsobjekte weisen e<strong>in</strong>en<br />

klaren Zusammenhang zwischen regenreichen<br />

Perioden und dem ger<strong>in</strong>gfügig zeitversetzten<br />

Anstieg des Moorwasserspiegels<br />

auf, was TIMMERMANN (1998) bereits nachwies<br />

und sich anhand der Untersuchungen<br />

nach dem sehr niederschlagsreichen Jahr<br />

2007 bestätigte. Diese bedeutende Wasserquelle<br />

wird jedoch von zwei Faktoren verr<strong>in</strong>gert:<br />

E<strong>in</strong>erseits haben die Niederschläge<br />

im Untersuchungszeitraum während der für<br />

<strong>Moore</strong> wichtigen frühjährlichen Auffüllphase<br />

abgenommen (vgl. Abb. 3), was zunächst<br />

zu e<strong>in</strong>em Defizit führt. Dieses Defizit<br />

wird durch die Zunahme der Niederschlagsmengen<br />

im Sommer jedoch nicht ausgeglichen,<br />

da sich durch die gestiegenen<br />

Sommertemperaturen die Verdunstung<br />

erhöht. Grundsätzlich ist aufgrund der angestiegenen<br />

Monatsmitteltemperaturen die<br />

Verdunstung sowohl <strong>in</strong> den oberirdischen<br />

E<strong>in</strong>zugsgebieten als auch auf den Moorflächen<br />

selbst ganzjährig höher als vor der Untersuchungsperiode.<br />

Andererseits werden<br />

die oberflächennahen Zuflüsse durch die<br />

dom<strong>in</strong>ierende, von der potenziell natürlichen<br />

Waldvegetation abweichende Kiefernbestockung<br />

<strong>in</strong> den E<strong>in</strong>zugsgebieten weiter<br />

verr<strong>in</strong>gert. Dezidiert arbeitete MÜLLER (2002)

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