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Moore in Brandenburg - LUGV - Land Brandenburg

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136 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 19 (3, 4) 2010<br />

Tabelle 2: Kennzeichnung der Standorteigenschaften von Basen- und Kalk-Zwischenmooren<br />

Typ<br />

Hydrogenetischer<br />

Moortyp<br />

Schw<strong>in</strong>gmoortyp Verlandungsmoor Schw<strong>in</strong>gmoor Stillwasser,<br />

Durchströmung<br />

Hydrostatik Wasserregime Oberboden Kennzeichen<br />

großporig,<br />

ger<strong>in</strong>g zersetzt,<br />

schwimmfähig<br />

Übergangsstadien, durch Herauswachsen aus<br />

dem Grund- bzw. Seewasserniveau verr<strong>in</strong>gert<br />

sich das Torfwachstum und erfolgt Versauerung<br />

oder Eutrophierung, anfangs ger<strong>in</strong>ges Mikrorelief<br />

Durchströmungstyp<br />

Durchströmungsmoor<br />

Schwammmoor Durchströmung großporig,<br />

ger<strong>in</strong>g zersetzt,<br />

elastisch<br />

stabilster Zustand aufgrund starken Torfwachstums,<br />

ger<strong>in</strong>ger Wasserstandsschwankung und<br />

permanenter Nachlieferung von Basen oder Kalziumkarbonat,<br />

ger<strong>in</strong>ges Mikrorelief<br />

Überrieselungstyp Quellmoor Standmoor Überrieselung fe<strong>in</strong>porig,<br />

meist hoch zersetzt,<br />

weder schwimmfähig noch elastisch<br />

abhängig von permanenter Überrieselung, mikroreliefiert<br />

mit Schlenken, Abflussrillen und Bulten,<br />

oft gutes Wasserdargebot, meist kle<strong>in</strong>flächig<br />

ten wuchsen verschiedene Birkenarten und<br />

die Weide Salix repens. Ansonsten waren<br />

die <strong>Moore</strong> großflächig gehölzfrei.<br />

Im Gegensatz zu den langfristig stabilen<br />

Durchströmungsmooren s<strong>in</strong>d Verlandungsmoore<br />

als Basen- und Kalk-Zwischenmoore<br />

eher kurzfristige Zwischenstadien (BRANDE et<br />

al. 2001, ROWINSKY 2001).<br />

Pr<strong>in</strong>zipiell s<strong>in</strong>d drei Standorttypen zu unterscheiden,<br />

auf denen sich Basen- und Kalk-<br />

Zwischenmoore bilden können (Tab. 2). Für<br />

alle Typen ist die permanente Nachlieferung<br />

von basen- oder kalkreichem Bodenwasser<br />

e<strong>in</strong>e Voraussetzung. Für den Schw<strong>in</strong>gmoorund<br />

Durchströmungstyp ist besonders die<br />

Porosität des Oberbodens e<strong>in</strong>e wichtige<br />

Größe.<br />

Ausgangspunkt von Renaturierungsbemühungen<br />

s<strong>in</strong>d oft eutrophierte, seltener auch<br />

versauerte Moorböden mit gestörtem Wasserhaushalt<br />

und <strong>in</strong> der Folge vererdetem<br />

oder vermulmtem Oberboden. Auf derartig<br />

stark gestörten Standorten entwickeln sich<br />

Hochstaudenfluren, Gebüsche oder Wald.<br />

In der Vergangenheit erschöpften sich die<br />

Renaturierungsbemühungen oft <strong>in</strong> Gehölzbeseitigung<br />

und Wiesenpflege, eventuell <strong>in</strong><br />

Komb<strong>in</strong>ation mit Wasserspiegelanhebung.<br />

Dadurch wurden jedoch ke<strong>in</strong>e wesentlichen<br />

Standortveränderungen bewirkt. Die Erhaltung<br />

der Moorvegetation ist an diesen<br />

Standorten von der Fortdauer der Wiesenpflege<br />

abhängig. Insbesondere Schw<strong>in</strong>gmoortypen<br />

im Übergang zum Schwammmoor<br />

versauern beim Herauswachsen aus<br />

dem Grundwasserniveau rasch und s<strong>in</strong>d<br />

dann nur durch Flachabtorfung zu erhalten<br />

(DIERßEN & DIERßEN 2001). H<strong>in</strong>zu kommt<br />

die Gefahr von Veränderungen durch Nährstoffe<strong>in</strong>träge<br />

aus der Luft (KAROFELD et al.<br />

2008).<br />

E<strong>in</strong> Großteil der heute <strong>in</strong> <strong>Brandenburg</strong> noch<br />

durch Mahd oder Gehölzentnahme gepflegten<br />

Basen- und Kalk-Zwischenmoore<br />

weist Vererdungsmerkmale im Oberboden,<br />

verr<strong>in</strong>gerte Elastizität und Versauerung auf<br />

(z.B. SCHUMANN 2006 a, b). Die Produktivität<br />

nimmt auf diesen Standorten zu, wodurch<br />

sich vor allem Phragmites australis,<br />

Mol<strong>in</strong>ia caerulea und Calamagrostis epigeios<br />

sowie an Gehölzen Alnus glut<strong>in</strong>osa,<br />

Betula pubescens et. pendula, P<strong>in</strong>us sylvestris,<br />

Salix c<strong>in</strong>erea und Frangula alnus ausbreiten.<br />

Der Aufwand für die Erhaltung der<br />

moortypischen Vegetation durch Mahd ist<br />

sehr hoch.<br />

Abb. 8: Die Bestände des Seggenrohrsängers im Biebrza-Tal (Nordostpolen) wären ohne<br />

Wiesenpflege nicht zu erhalten. Bei den jahrhundertlang als Streuwiesen genutzten und ursprünglich<br />

gehölzfreien Durchströmungsmoorflächen haben sich die Bodeneigenschaften so<br />

verändert, dass schon nach wenigen Jahren unterlassener Pflege rasches Gehölzwachstum<br />

e<strong>in</strong>setzt<br />

Foto: L. <strong>Land</strong>graf<br />

4.2. Wiederherstellbarkeit<br />

Nach VAN DIGGELEN (1998) ist die vollständige<br />

Wiederherstellung der Ausgangsbed<strong>in</strong>gungen<br />

nicht möglich. Die typischen Pflanzengesellschaften<br />

können nur wiederhergestellt<br />

werden, wenn alle Störungen beseitigt<br />

wurden. Besonders Durchströmungsmoore<br />

gelten als schwer wiederherstellbar (VAN<br />

DIGGELEN et al. 2009). Die Etablierung mesotropher<br />

Moorvegetation ist umso erfolgversprechender,<br />

je ger<strong>in</strong>ger der Störungsgrad<br />

der Ausgangssituation ist. E<strong>in</strong>e wichtige<br />

Grundvoraussetzung für die erfolgreiche<br />

Renaturierung ist die Wiederherstellung des<br />

basen- oder kalkreichen Grundwasserzustroms<br />

mit e<strong>in</strong>er möglichst vollständigen<br />

Vernässung des Oberbodens bei gleichzeitig<br />

ger<strong>in</strong>gen Wasserstandsschwankungen (SLIVA<br />

et al. 2000). Schwierigkeiten bereiten <strong>in</strong><br />

dieser H<strong>in</strong>sicht stark mikroreliefierte und geneigte<br />

Oberflächen. E<strong>in</strong>er Wiederherstellung<br />

von Zwischenmoorverhältnissen steht<br />

oftmals der eutrophierte und fe<strong>in</strong>porige<br />

Oberboden entgegen. Der Großteil an<br />

pflanzenverfügbaren Nährstoffen bef<strong>in</strong>det<br />

sich <strong>in</strong> der obersten Bodenschicht (VAN DIG-<br />

GELEN 1995). Selbst <strong>in</strong> ger<strong>in</strong>g entwässerten<br />

<strong>Moore</strong>n s<strong>in</strong>d derartige Oberbodenveränderungen<br />

zu f<strong>in</strong>den. So kann z.B. die typische<br />

mesotroph-basenreiche Seggen-Riedvegetation<br />

im Durchströmungsmoor der Biebrza<br />

(Nordostpolen) nur durch regelmäßige Mahd<br />

erhalten werden(Abb. 8). Bei Aufgabe der<br />

Mahd bewalden die Moorflächen rasch mit<br />

Birken und Weiden. Jahrhundertelange Entwässerung<br />

und Streuwiesennutzung haben<br />

hier zu kaum sichtbaren Veränderungen im<br />

Oberboden (Zunahme der Fe<strong>in</strong>poren) geführt,<br />

zu denen auch die Streuauflage beigetragen<br />

hat (Joosten mdl.).<br />

Im W<strong>in</strong>terhalbjahr fehlt e<strong>in</strong> aufwärtsgerichteter<br />

Zustrom von basen- oder kalkreichem<br />

Bodenwasser an die Oberfläche. Dadurch<br />

nimmt der Niederschlagse<strong>in</strong>fluss zu, was <strong>in</strong><br />

Folge zu e<strong>in</strong>er Versauerung des Bodens<br />

führt. Im Sommerhalbjahr dom<strong>in</strong>iert aufgrund<br />

der Evapotranspiration e<strong>in</strong> aufsteigender<br />

Grundwasserstrom, durch den die<br />

Vegetation mit Basen bzw. Kalk versorgt<br />

wird (VAN DIGGELEN 1995). Schon ger<strong>in</strong>ge<br />

Wasserspiegelsenkungen oder das Aufwachsen<br />

der Mooroberfläche über das<br />

Grundwasserniveau verm<strong>in</strong>dern die kapillare<br />

Nachlieferung von Basen bzw. Kalk und<br />

können so e<strong>in</strong>e langfristige Versauerung<br />

auslösen.

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