Moore in Brandenburg - LUGV - Land Brandenburg
Moore in Brandenburg - LUGV - Land Brandenburg
Moore in Brandenburg - LUGV - Land Brandenburg
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
JENS THORMANN & LUKAS LANDGRAF: NEUE CHANCEN FÜR BASEN- UND KALK-ZWISCHENMOORE IN BRANDENBURG 135<br />
4 Renaturierung<br />
Abb. 6: Das Projektgebiet 02 „Maxsee”, die 100 ha große Mühlenfließniederung zwischen<br />
Kienbaum und Neue Mühle<br />
Foto: F. Plücken<br />
Zwischenmoor bef<strong>in</strong>det sich im Quellgebiet<br />
der Sernitz im <strong>Land</strong>kreis Uckermark.<br />
Nach Auswertung von Biotopdaten des<br />
LUA und Erfassungen der Projektgruppe<br />
Moorschutz h<strong>in</strong>sichtlich naturnaher Vegetationstypen<br />
der Basen- und Kalk-Zwischenmoore<br />
(Tab. 1) existieren <strong>in</strong> den ehemaligen<br />
und erheblich gestörten Braunmoosmooren<br />
<strong>Brandenburg</strong>s <strong>in</strong>sgesamt noch etwa 80 ha<br />
natürlich offener Vegetation ohne Pflegenutzung.<br />
Die Mehrzahl davon s<strong>in</strong>d Braunmoos-Schneiden-Röhrichte.<br />
Braunmoos-Seggen-Riede<br />
nehmen <strong>in</strong>sgesamt lediglich noch<br />
e<strong>in</strong>e Fläche von ca. 27 ha e<strong>in</strong>.<br />
E<strong>in</strong> großes Betätigungsfeld für Renaturierungsvorhaben<br />
stellen, sofern günstige<br />
Standortbed<strong>in</strong>gungen vorhanden s<strong>in</strong>d, die im<br />
o.g. Rahmen weiterh<strong>in</strong> erfassten, ca. 120 ha<br />
umfassenden basi- und kalziphilen Pfeifengraswiesen<br />
dar. Darüber h<strong>in</strong>aus bieten<br />
schwach eutrophe Zungenhahnenfuß-<br />
Großseggen-Riede mit erheblich größerer<br />
Flächenausdehnung Renaturierungsmöglichkeiten,<br />
z.B. die <strong>in</strong> das LIFE-Projekt <strong>in</strong>tegrierten<br />
<strong>Moore</strong> am Maxsee (Mühlenfließniederung)<br />
und im Bollw<strong>in</strong>tal.<br />
Der NSF fördert e<strong>in</strong> Forschungsprojekt des<br />
Instituts für <strong>Land</strong>schaftsökologie und Naturschutz<br />
Greifswald (ILN) an der Kunster<br />
bei Neurupp<strong>in</strong> zur Wiederansiedlung von<br />
moortypischen Gefäß- und Moospflanzenarten<br />
auf abgetorftem und unabgetorftem<br />
basenreichen Quell- und Durchströmungsmoor<br />
(HACKER et al. 2009). E<strong>in</strong> weiteres vom<br />
NSF gefördertes Forschungsprojekt wird<br />
demnächst seitens des ILN auf dem Kalk-<br />
Quellmoor Beesenberg im Uckertal parallel<br />
mit der geplanten Wiedervernässung durchgeführt.<br />
Auf 54 ha wird hier ab 2010 das<br />
größte norddeutsche Druckwasserquellmoor<br />
vollständig renaturiert (THORMANN &<br />
LENGSFELD 2006). Das Durchströmungsmoor<br />
am Triebschsee <strong>in</strong> der Müggelspree-Niederung<br />
wird vom LUA seit mehreren Jahren<br />
bearbeitet. Es besteht die Hoffnung, <strong>in</strong> den<br />
kommenden Jahren auch dieses relativ<br />
schwierige Renaturierungsvorhaben e<strong>in</strong>es<br />
der wertvollsten Braunmoosmoore <strong>Brandenburg</strong>s<br />
zu realisieren (THORMANN & LENGS-<br />
FELD 2005).<br />
Abb. 7: Übersicht der<br />
Gefährdungsursachen<br />
und Entwicklungstrends<br />
von Basen- und Kalk-<br />
Zwischenmooren<br />
4.1. Ausgangszustand und Zielstellung<br />
In entwässerten <strong>Moore</strong>n steigt mit dem pH-<br />
Wert die Aktivität von Mikroorganismen<br />
und Bodentieren (GROßE-BRAUCKMANN 1990).<br />
Durch sie wird die Torfsubstanz <strong>in</strong> e<strong>in</strong>fache<br />
anorganische Stoffe umgewandelt. Diesen<br />
torfzersetzenden Prozess nennt man M<strong>in</strong>eralisierung.<br />
Daher reagieren Basen- und<br />
Kalk-Zwischenmoore auf Wasserstandsschwankungen<br />
besonders rasch mit strukturellen<br />
Veränderungen der belüfteten Bodenzone.<br />
Im Ergebnis verkle<strong>in</strong>ern sich im<br />
Oberboden die Poren des Torfes, was zu<br />
erhöhten Wasserstandsschwankungen führt<br />
<strong>in</strong> dessen Folge zusätzlich Nährstoffe freigesetzt<br />
werden können. Dadurch verstärkt<br />
sich die M<strong>in</strong>eralisation weiter (COUWENBERG<br />
& JOOSTEN 1998) und die oberflächennahe<br />
Wasserströmung wird gebremst. Bei den<br />
Renaturierungsvorhaben von Basen- und<br />
Kalk-Zwischenmooren spielen geneigte<br />
<strong>Moore</strong> e<strong>in</strong>e große Rolle. Hier gilt es e<strong>in</strong>e<br />
oberirdische oder oberflächennahe Wasserströmung<br />
wiederherzustellen. Dadurch ergibt<br />
sich <strong>in</strong> diesen Fällen e<strong>in</strong> erhöhter Aufwand<br />
bei der Wiederherstellung der <strong>Moore</strong>.<br />
Die Hauptgefahren gehen von Austrocknung,<br />
Eutrophierung und Versauerung aus,<br />
wobei mehrere Prozesse parallel zusammenwirken<br />
können (Abb. 7).<br />
Leider gibt es nur wenige Kenntnisse über<br />
den natürlichen Zustand der Basen- und<br />
Kalk-Zwischenmoore, da man kaum noch<br />
ungestörte <strong>Moore</strong> <strong>in</strong> Europa f<strong>in</strong>det. Das ist<br />
e<strong>in</strong> großes Dilemma für den Moorschutz,<br />
weil reale Leitbilder für die Wiederherstellung<br />
dieser Lebensräume fehlen. Im Naturschutz<br />
ist die Auffassung verbreitet, dass es<br />
offene, d.h. gehölzarme und artenreiche<br />
Seggen-Riede auf Moorboden nicht ohne<br />
Wiesenpflege geben kann. In Ostdeutschland<br />
verschwanden die letzten naturnahen<br />
und teilweise extensiv gemähten basenreichen<br />
Durchströmungsmoore mit der<br />
Komplexmelioration <strong>in</strong> den 1960er Jahren.<br />
Heute zehren wir von den historischen<br />
Beschreibungen dieser e<strong>in</strong>maligen Ökosysteme<br />
(KLOSS 1963, 1965, SUCCOW 1970).<br />
Weiterh<strong>in</strong> konnten anhand von Großrest-<br />
und Pollenanalysen <strong>in</strong> Durchströmungsmooren<br />
Mecklenburg-Vorpommerns<br />
ursprüngliche Vegetationse<strong>in</strong>heiten rekonstruiert<br />
werden (MICHAELIS 2002). Danach<br />
herrschten zwei Vegetationsformen vor: das<br />
Krummmoos-Seggen-Ried und – seltener –<br />
das Bult-Braunmoos-Seggen-Ried. Erstere<br />
war durch e<strong>in</strong> Relief von Schlenken- über<br />
Teppich- bis zum Rasenniveau und letztere<br />
durch e<strong>in</strong> überwiegend niedriges Bultniveau<br />
gekennzeichnet. Die Vegetation bestand<br />
aus mittelhohen bis niedrigen Seggen mit<br />
Dom<strong>in</strong>anz von Carex rostrata, C. diandra<br />
und C. limosa sowie C. chordorrhiza . Daneben<br />
kamen u.a. Menyanthes trifoliata,<br />
Cladium mariscus und Galium ulig<strong>in</strong>osum<br />
vor. Hauptvertreter <strong>in</strong> der Moosschicht waren<br />
<strong>in</strong>sbesondere Drepanocladus-Arten,<br />
Meesia triquetra, Calliergon giganteum und<br />
Homalothecium nitens. Auf kle<strong>in</strong>eren Bul-