Moore in Brandenburg - LUGV - Land Brandenburg
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JENS THORMANN & LUKAS LANDGRAF: NEUE CHANCEN FÜR BASEN- UND KALK-ZWISCHENMOORE IN BRANDENBURG 133<br />
Abb. 2: Das Projektgebiet 04 „Lange Dammwiesen und Unteres Annatal” Foto: H. Rößl<strong>in</strong>g<br />
Umsetzung der Ziele wurden v.a. die hydrologischen<br />
Moortypen Quell- und Durchströmungsmoor<br />
ausgewählt. Bezüglich des<br />
f<strong>in</strong>anziellen Projektvolumens von 6,4 Mio. €<br />
ist es e<strong>in</strong>es der größten deutschen EU-LIFE-<br />
Projekte. Nach den LIFE-Projekten „B<strong>in</strong>nensalzstellen”,<br />
„Klarwasserseen” (Stechl<strong>in</strong>seen-<br />
Gebiet) und „Rohrdommel” (Schorfheide-<br />
Chor<strong>in</strong>) unterstützt des NSF hiermit bereits<br />
das vierte brandenburgische LIFE-Projekt.<br />
In <strong>Brandenburg</strong> wurden seit 1992 <strong>in</strong> Trägerschaft<br />
des LUA bzw. der ehemaligen <strong>Land</strong>esanstalt<br />
für Großschutzgebiete (LAGS)<br />
<strong>in</strong>sgesamt 8 Projekte mit e<strong>in</strong>em Gesamtvolumen<br />
von ca. 20 Mio. € über LIFE-Nature<br />
gefördert.<br />
2 Situation <strong>in</strong> Europa und<br />
Deutschland<br />
Innerhalb der Europäischen Union wurde<br />
der FFH-Lebensraumtyp „Kalkreiche Niedermoore”<br />
(7230) <strong>in</strong> 23 Ländern gemeldet,<br />
wobei alle<strong>in</strong> 30% der Fläche auf Estland<br />
und Polen entfallen (SEFFEROVA STANOVA et<br />
al. 2008). Betrachtet man Gesamteuropa,<br />
so liegt nach JESCHKE et al. (2001) e<strong>in</strong> Schwerpunkt<br />
<strong>in</strong> der Moorprov<strong>in</strong>z der sarmatischen<br />
m<strong>in</strong>erotrophen <strong>Moore</strong>, die den südlichen<br />
Teil des Laubwaldgürtels von Osteuropa bis<br />
zum Ural im Osten umfasst (Abb. 3). Hier<br />
s<strong>in</strong>d es vor allem die großen Durchströmungsmoore,<br />
aber auch Verlandungsmoore,<br />
die als mesotroph-subneutrale Braunmoos-<br />
Seggen-Riede <strong>in</strong> Ersche<strong>in</strong>ung treten. E<strong>in</strong>en<br />
zweiten Verbreitungsschwerpunkt stellen<br />
die europäischen Hochgebirgsregionen dar,<br />
<strong>in</strong> denen e<strong>in</strong>e Vielfalt an Quell-, Durchströmungs-<br />
und Hangmooren auftritt (RINGLER &<br />
DINGLER 2005). Kalkreiches Geste<strong>in</strong> ist hier<br />
oft die Ursache für die Entstehung von<br />
Kalk-Zwischenmooren mit montanen Vertretern<br />
<strong>in</strong> der Vegetation.<br />
Der Großteil natürlicher Basen- und Kalk-<br />
Zwischenmoore ist <strong>in</strong> Europa bereits vernichtet<br />
worden. E<strong>in</strong>e Ursache dafür ist die<br />
hohe Empf<strong>in</strong>dlichkeit dieser <strong>Moore</strong> gegenüber<br />
hydrologischen und hydrochemischen<br />
Veränderungen. In unzugänglichen Gebirgsregionen<br />
blieben überwiegend kle<strong>in</strong>flächige<br />
Kalk-Zwischenmoore ohne menschlichen<br />
Nutzungse<strong>in</strong>fluss erhalten (Abb. 4). Im Tiefland<br />
beg<strong>in</strong>nt das aktuelle Hauptverbreitungsgebiet<br />
naturnaher Braunmoosmoore<br />
im Westen <strong>in</strong> Mecklenburg-Vorpommern<br />
und <strong>Brandenburg</strong> und reicht im Osten bis<br />
zum Ural (Abb. 3). In Niedersachsen existieren<br />
Kalk-Zwischenmoore nur noch auf<br />
wenigen Quadratmetern an Quellstandorten.<br />
Auch <strong>in</strong> Schleswig-Holste<strong>in</strong> f<strong>in</strong>den<br />
sich auf leicht durchströmten Standorten<br />
noch Reliktflächen ohne Nutzung (Dierssen<br />
mdl.). Die Verkle<strong>in</strong>erung des Verbreitungsgebietes<br />
des Seggenrohrsängers (SCHÄFFER &<br />
SCHÄFFER 1999) zeichnet <strong>in</strong> etwa den europäischen<br />
Verlust an großflächigen Braunmoos-Seggen-Rieden<br />
nach. Im europäischen<br />
Tiefland liegen die bedeutendsten<br />
Basen- und Kalk-Zwischenmoore <strong>in</strong> Polen<br />
und Weißrussland. Besondere Bedeutung<br />
aufgrund se<strong>in</strong>er Ungestörtheit hat das Tal<br />
der Rospuda <strong>in</strong> Ostpolen mit e<strong>in</strong>em der<br />
besterhaltenen Durchströmungsmoore <strong>in</strong><br />
Europa (VAN DIGGELEN et al. 2007, JABLONSKA<br />
et al. 2009). Die wohl großflächigsten ger<strong>in</strong>g<br />
bis ungestörten Durchströmungsmoore<br />
Europas bef<strong>in</strong>den sich <strong>in</strong> den Tälern von<br />
Pripjet und Narew <strong>in</strong> Weißrußland (SUCCOW<br />
& JESCHKE 1986, FLADE 2008). In Westeuropa<br />
dürften dagegen natürliche Basen- und<br />
Kalk- Zwischenmoore außerhalb von Gebirgen<br />
verschwunden se<strong>in</strong>. Hier ereilte sie das<br />
europaweit anzutreffende Schicksal der<br />
Entwässerung und Wiesennutzung. Die<br />
Mehrzahl der heute als Basen- und Kalk-<br />
Zwischenmoore bezeichneten Gebiete s<strong>in</strong>d<br />
genutzte Streuwiesen ohne Torfwachstum.<br />
Diese s<strong>in</strong>d oft noch sehr artenreich und<br />
beherbergen e<strong>in</strong>e große Zahl seltener Tierund<br />
Pflanzenarten. E<strong>in</strong> Moorwachstum f<strong>in</strong>det<br />
hier allerd<strong>in</strong>gs nicht mehr statt. Seit der<br />
Technisierung der <strong>Land</strong>wirtschaft ab den<br />
1950er Jahren verschwand schließlich auch<br />
e<strong>in</strong> Großteil dieser Flächen und machte gedüngten<br />
Intensivwiesen oder Äckern Platz<br />
(SEFFEROVA STANOVA et al. 2008).<br />
In Deutschland s<strong>in</strong>d die besterhaltenen<br />
Basen- und Kalk-Zwischenmoore im Bayerischen<br />
Alpenvorland zu f<strong>in</strong>den. Auch hier<br />
s<strong>in</strong>d nur wenige ungestörte Gebiete wie z.B.<br />
das Wampenmoos (Siuda mdl.) erhalten<br />
geblieben. Die Mehrzahl der naturnahen<br />
<strong>Moore</strong> mit Braunmoos-Seggen-Rieden und<br />
Mehlprimel-Kopfb<strong>in</strong>sen-Rieden (Abb. 5)<br />
werden seit Jahrhunderten als Streuwiesen<br />
genutzt und s<strong>in</strong>d daher nur ger<strong>in</strong>g entwässert<br />
worden wie z.B. das bee<strong>in</strong>druckende<br />
Murnauer Moos im Loisachtal. E<strong>in</strong> weiteres<br />
großes bedeutendes Basen- und Kalk-Zwischenmoor<br />
ist das Verlandungsmoor des<br />
Federsees <strong>in</strong> Baden-Württemberg, das jedoch<br />
großflächig entwässert wurde. Mittlerweile<br />
s<strong>in</strong>d hier Renaturierungsmaßnahmen<br />
durchgeführt worden. Weitere bedeutende<br />
Abb. 3: Verbreitung der Braunmoosmoore <strong>in</strong> Europa (verändert nach JESCHKE et al. 2001)