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Moore in Brandenburg - LUGV - Land Brandenburg

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132 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 19 (3, 4) 2010; 132-145<br />

DAS EU-LIFE-PROJEKT 1 „KALKMOORE BRANDENBURGS“ BIETET NEUE CHANCEN ZUM ERHALT DER BASEN- UND<br />

KALK-ZWISCHENMOORE IN BRANDENBURG. MIT EINER LAUFZEIT VON 5 JAHREN UND EINER FLÄCHENKULISSE<br />

VON 1.600 HA IST ES DERZEIT EINES DER GRÖßTEN DEUTSCHEN MOORPROJEKTE.<br />

JENS THORMANN & LUKAS LANDGRAF<br />

Neue Chancen für Basen- und Kalk-Zwischenmoore <strong>in</strong> <strong>Brandenburg</strong><br />

Schlagwörter:<br />

LIFE+, Basen- und Kalkzwischenmoor, Braunmoosmoor, Quellmoor, Durchströmungsmoor,<br />

FFH-Lebensraumtyp 7230, Flachabtorfung<br />

1 E<strong>in</strong>leitung<br />

Basen- oder kalkreiche Zwischenmoore fasz<strong>in</strong>ieren<br />

durch ihre Artenfülle an Blütenpflanzen<br />

nicht nur Botaniker. Sie s<strong>in</strong>d seit<br />

dem 20. Jahrhundert zu e<strong>in</strong>em Schwerpunkt<br />

des Naturschutzes <strong>in</strong> Deutschland geworden.<br />

Damals war die Mehrzahl der naturnahen<br />

Braunmoosmoore, wie diese <strong>Moore</strong><br />

auch genannt werden, bereits verschwunden.<br />

Mit jedem Entwässerungsvorhaben<br />

verschwand e<strong>in</strong> weiteres Stück des an Orchideen<br />

und Laubmoosen so reichhaltigen<br />

Lebensraumes.<br />

Heute stehen die Braunmoosmoore als FFH-<br />

Lebensraumtyp „Kalkreiche Niedermoore”<br />

(Nr. 7230) unter europäischem Schutz.<br />

Dieser umfasst grundsätzlich alle nährstoffarmen,<br />

basen- und kalkreichen <strong>Moore</strong> (Basen-<br />

und Kalk-Zwischenmoore). Ausnahmen<br />

bilden kalkreiche <strong>Moore</strong> mit Cladium<br />

mariscus (Schneide) oder mit dem Davallseggenried<br />

(Caricetum davallianae), die zum<br />

FFH-Lebensraumtyp „Kalkreiche Sümpfe”<br />

(Nr. 7210) sowie kalkreiche Pfeifengraswiesen,<br />

die zum FFH-Lebensraumtyp Nr.<br />

6410 gezählt werden. Basen- und Kalk-Zwischenmoore<br />

gehören <strong>in</strong> Europa zu den am<br />

stärksten gefährdeten Lebensräumen (SEFFE-<br />

ROVA STANOVA et al. 2008). E<strong>in</strong>e enge B<strong>in</strong>dung<br />

an diesen Lebensraumtyp haben zahlreiche<br />

bedrohte Arten wie Seggenrohrsänger<br />

(Acrocephalus paludicola), Sumpfglanzkraut<br />

(Liparis loeselii) und das Firnisglänzende<br />

Sichelmoos (Hamatocaulis vernicosus).<br />

Das <strong>Land</strong>esumweltamt <strong>Brandenburg</strong> (LUA)<br />

startete im Jahr 1999 e<strong>in</strong>e gezielte landesweite<br />

Erfassung der Basen- und Kalk-Zwischenmoore<br />

(PÄZOLT 1999, HEINICKE 2003)<br />

und erhielt dadurch e<strong>in</strong>en ersten Überblick<br />

über den Zustand und das Renaturierungspotenzial<br />

e<strong>in</strong>es Großteils der vor allem Botanikern<br />

noch bekannten Restflächen im <strong>Land</strong><br />

<strong>Brandenburg</strong>. Neben weiteren Erfassungsarbeiten<br />

u.a. durch die FH Eberswalde (FRIED-<br />

RICH & LUTHARDT 2003) begann auf dieser<br />

Grundlage im Jahr 2004 die Suche nach<br />

geeigneten Flächen für Renaturierungsprojekte<br />

zur Wiederherstellung von Braunmoosmooren.<br />

Erste Renaturierungsansätze<br />

startete der Fördervere<strong>in</strong> Feldberg-Uckermärkische<br />

Seen bereits 1999 <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

Durchströmungsmoor am Lehstsee bei<br />

Lychen (MAUERSBERGER <strong>in</strong> LUA 2004). Erfahrungen<br />

mit der Renaturierung basenreicher<br />

Durchströmungsmoore gab es zu diesem<br />

Zeitpunkt noch nicht. Das LUA untersuchte<br />

Abb. 1: Artenreiche Groß- und Kle<strong>in</strong>seggen-Riede kennzeichnen den Lebensraumtyp 7230<br />

Foto: L. <strong>Land</strong>graf<br />

zwischen 2004 bis 2006 be<strong>in</strong>ahe alle Torfund<br />

Braunmoosmoore des <strong>Land</strong>es und<br />

schätzte den Handlungsbedarf zur Renaturierung<br />

e<strong>in</strong> (LANDGRAF 2007). Die Ergebnisse<br />

der landesweiten Bewertungen mit Maßnahmenvorschlägen<br />

mündeten <strong>in</strong> das „System<br />

sensibler <strong>Moore</strong>”, wovon e<strong>in</strong> Teil mit<br />

Handlungsh<strong>in</strong>weisen im Moorschutzrahmenplan<br />

(NSF & LUA 2007) veröffentlicht wurde.<br />

Trauriges Ergebnis der Untersuchungen<br />

war, dass Braunmoosmoore als naturnahe<br />

Durchströmungs- und Quellmoore bereits<br />

ausgestorben waren und lediglich noch<br />

e<strong>in</strong>ige wenige als basenreiche Verlandungsmoore<br />

überlebt hatten.<br />

Nach Auswertung der <strong>Moore</strong>rfassungsdaten<br />

entstand im Jahr 2006 die Idee e<strong>in</strong>es<br />

Großprojektes zur Sicherung größerer zusammenhängender<br />

Braunmoosmoorflächen<br />

und deren Wiederherstellung. Die konkrete<br />

Projektvorbereitung für e<strong>in</strong> EU-LIFE-Projekt<br />

begann im Frühjahr 2007 durch die Projektgruppe<br />

Moorschutz des LUA (THORMANN &<br />

LANDGRAF 2007).<br />

Das im März 2010 begonnene LIFE-Projekt<br />

„Kalkmoore <strong>Brandenburg</strong>s” ist somit das<br />

Ergebnis fast 10jähriger Untersuchungen<br />

und Vorarbeiten des LUA und anderer<br />

Beteiligter. Die Umsetzung des LIFE-Projektes<br />

„Kalkmoore <strong>Brandenburg</strong>s” wird <strong>in</strong> Trägerschaft<br />

der Stiftung NaturSchutzFonds<br />

<strong>Brandenburg</strong> (NSF) <strong>in</strong> den kommenden 5<br />

Jahren (01/2010 bis 03/2015) erfolgen. Der<br />

Förderantrag wurde 2008 durch das LUA<br />

und die Stiftung geme<strong>in</strong>sam erarbeitet,<br />

durch die Stiftung als Projektträger<strong>in</strong> über<br />

das BMU e<strong>in</strong>gereicht und 2009 durch die<br />

EU bewilligt. Offizielle Partner s<strong>in</strong>d neben<br />

dem LUA die Michael-Succow-Stiftung, die<br />

Stiftung Europäisches Naturerbe, die NABU-<br />

Stiftung Nationales Naturerbe sowie der<br />

NABU-Regionalverband Strausberg/Märkische<br />

Schweiz. Die Ko-F<strong>in</strong>anzierung von 50%<br />

der Projektkosten erbr<strong>in</strong>gt der NSF. Die ausgewählte<br />

Gebietskulisse umfasst 14 FFH-<br />

Gebiete und e<strong>in</strong>en Niederungsbereich von<br />

zusammen ca. 1.600 ha. Der Schwerpunkt<br />

der ausgewählten Gebiete liegt <strong>in</strong> den<br />

<strong>Land</strong>kreisen Dahme-Spreewald und Märkisch-Oderland.<br />

Ziel des Projektes ist der Erhalt und die Wiederherstellung<br />

kalkreicher Niedermoore bzw.<br />

des FFH-Lebensraumtyps 7230. Für die<br />

1 Die Erarbeitung des LIFE-Antrags erfolgte neben<br />

den Autoren durch Eva Sieper-Ebsen, Jan<strong>in</strong>e Ruffer,<br />

Roswitha Deichsel, Marc Thiele (alle Stiftung<br />

NaturSchutzFonds <strong>Brandenburg</strong>) und Holger<br />

Rößl<strong>in</strong>g (<strong>Land</strong>esumweltamt <strong>Brandenburg</strong>, LIFE+<br />

B<strong>in</strong>nensalzstellen).

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