Moore in Brandenburg - LUGV - Land Brandenburg
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234 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 19 (3, 4) 2010<br />
Versumpfungsmoor<br />
(z.B. Reuthener Moor bei<br />
Döbern)<br />
Unter den hydrologischen Moortypen dom<strong>in</strong>ieren<br />
<strong>in</strong> <strong>Brandenburg</strong> von der Flächenausdehnung<br />
her die Versumpfungsmoore.<br />
Man unterscheidet nach SUCCOW & JOOSTEN<br />
(2001) Grundwasser-Versumpfungsmoore<br />
(<strong>in</strong> Sanderlandschaften und Urstromtälern<br />
über großflächigen sandigen Grundwasserleitern<br />
gebildet) und Stauwasser-Versumpfungsmoore<br />
(über wasserstauenden Schichten<br />
gebildet). Die Luchgebiete <strong>Brandenburg</strong>s<br />
s<strong>in</strong>d größtenteils Grundwasser-Versumpfungsmoore.<br />
E<strong>in</strong> Beispiel für e<strong>in</strong> typisches Heidemoor der<br />
Niederlausitz, ausgebildet als Stauwasser-<br />
Versumpfungsmoor, ist das Reuthener Moor.<br />
Das Moor liegt e<strong>in</strong>gebettet <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em von<br />
lehmigen Schichten unterlagerten Becken<br />
im Rückland des Muskauer Faltenbogens.<br />
Die Basis des flachgründigen Heidemoores<br />
bilden Schluff- und Fe<strong>in</strong>detritusmudden.<br />
Nach der kurzen Gewässerphase wuchsen<br />
mesotroph-saure Torfmoos-Kiefernbrüche als<br />
Abschluss der Verlandung auf. Vielfache<br />
Wasserstandsschwankungen und längere<br />
Trockenphasen waren der Beg<strong>in</strong>n der eigentlichen<br />
Versumpfungszeit und h<strong>in</strong>terließen<br />
hochzersetzten Bruchwaldtorf. Da der Moorkörper<br />
vom Süden bis zum Zentrum des<br />
Profils ausgetorft wurde, ist die ursprüngliche<br />
Stratigraphie nur noch an den Bohrpunkten<br />
2 und 3 zu erkennen. Über den<br />
Bruchwaldtorfen wuchsen <strong>in</strong>folge Grundwasseranstiegs<br />
zunächst eutrophe Seggen-<br />
Schilftorfe auf. Anschließend begann e<strong>in</strong>e<br />
Nährstoffverarmung, gekennzeichnet durch<br />
Torfmoos-Seggentorfe. Das war die Phase<br />
stagnierenden Stauwassers mit verm<strong>in</strong>dertem<br />
Wasserzufluss. Die im oberen Teil des<br />
Moorkörpers bef<strong>in</strong>dlichen amorphen Torfe<br />
s<strong>in</strong>d Ausdruck für anschließende Austrocknungsphasen.<br />
Gegenwärtig ist das Reuthener<br />
Moor durch Grundwasseranstieg <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e<br />
erneute Wachstumsphase e<strong>in</strong>getreten. Das<br />
Moor ist vollständig gehölzfrei mit Versumpfungsmoorbildungen<br />
an den Moorrändern<br />
und Verlandung der Torfstiche<br />
im Zentrum. Die Schw<strong>in</strong>gmoorverlandung<br />
wurde durch Grünen-Wollgras-Torfmoos-<br />
Rasen mit Rhynchospora alba, Eriophorum<br />
angustifolium und selten auch Erica tetralix<br />
e<strong>in</strong>geleitet.<br />
Grundwasser-Versumpfungsmoore treten dagegen<br />
größtenteils <strong>in</strong> den Luchgebieten<br />
<strong>Brandenburg</strong>s auf. Sie entstanden im Holozän<br />
durch allmählichen Grundwasseranstieg<br />
<strong>in</strong> den Talniederungen. Versumpfungsmoore<br />
s<strong>in</strong>d mit e<strong>in</strong>em Alter von über 12.000 14 C-<br />
Jahren BP die ältesten bekannten Torfbildungen<br />
<strong>in</strong> Nordostdeutschland. Wichtige<br />
Grundwasser-Versumpfungsmoore s<strong>in</strong>d das<br />
Havelländische Luch, das Rh<strong>in</strong>luch und die<br />
Belziger <strong>Land</strong>schaftswiesen. Die Entstehung<br />
des mit 29.600 ha größten brandenburgischen<br />
<strong>Moore</strong>s, dem Havelländischen<br />
Luch, lässt zwei Hauptphasen erkennen. Die<br />
Moorbildung begann im Präboreal vor<br />
10.000 Jahren mit e<strong>in</strong>er flachgründigen<br />
Seeverlandung durch Mudden, später folgten<br />
Seggen- und Schilftorfe. Das Vorkommen<br />
e<strong>in</strong>er stark verdichteten und hochzersetzten<br />
Torf- bzw. Antorfschicht über den<br />
Verlandungstorfen zeigt e<strong>in</strong>e lang andauernde<br />
Stagnationsphase an. Am Übergang<br />
vom Subboreal zum Älteren Atlantikum vor<br />
etwa 3.000 Jahren begann die zweite große<br />
Moorakkumulationsphase mit dem eustatischen<br />
Anstieg des Meeresspiegels, die zu<br />
e<strong>in</strong>er Überdeckung der Verlandungstorfe <strong>in</strong><br />
Senken und erstmaliger Versumpfung höher<br />
gelegener Kuppenstandorte führte (MUNDEL<br />
1983). Zu dieser Zeit entstanden die großflächigen<br />
Luche <strong>Brandenburg</strong>s. Die Bildung<br />
von Schilf-, Großseggen- und Erlenbruchtorfen<br />
wurde im Havelländischen Luch<br />
1718 durch das erste große Meliorationsprojekt<br />
<strong>in</strong> <strong>Brandenburg</strong> von König Friedrich<br />
Wilhelm I. beendet.<br />
Abb. 3: Nord-Süd-Kausalprofil durch die Westbucht des NSG „Reuthener Moor” bei Döbern Niederlausitz (L. <strong>Land</strong>graf, November 2003)