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Moore in Brandenburg - LUGV - Land Brandenburg

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228 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 19 (3, 4) 2010<br />

PERSÖNLICHES<br />

Mit Elan und<br />

Fachverstand<br />

Lothar Kalbe zum<br />

75. Geburtstag<br />

Wenn Lothar Kalbe zu erzählen beg<strong>in</strong>nt,<br />

kann man sich entweder auf e<strong>in</strong>e spannende<br />

Geschichte aus se<strong>in</strong>em ereignisreichen<br />

Leben oder e<strong>in</strong>en fundierten Beitrag<br />

zu verschiedenen wissenschaftlichen Themen<br />

e<strong>in</strong>stellen. Egal worüber er spricht,<br />

die Aufmerksamkeit der Zuhörer ist ihm<br />

gewiss. Lothar Kalbe feierte am 09. April<br />

2010 <strong>in</strong> Stücken geme<strong>in</strong>sam mit Freunden<br />

und Bekannten se<strong>in</strong>en 75. Geburtstag. So<br />

manch e<strong>in</strong> Geburtstagsgast musste angesichts<br />

der Zahl „75” ungläubig nachfragen.<br />

Man nimmt ihm dieses Alter wirklich nicht<br />

ab. Weder klagt er darüber noch zeigt er irgendwelche<br />

Eigenarten, die sonst vielen<br />

se<strong>in</strong>er Altersgenossen eigen s<strong>in</strong>d. Ne<strong>in</strong> –<br />

ganz im Gegenteil, Lothar Kalbe macht<br />

vielen von uns Jüngern noch etwas vor.<br />

Sei es, dass er früh morgens bei Frost durch<br />

die nasse und z. T. noch vereiste Verlandungszone<br />

des Blankensee stapft um zu<br />

e<strong>in</strong>em Beobachtungsturm zu gelangen,<br />

oder bei glühender Hitze schnellen Schrittes<br />

über die e<strong>in</strong>same Weite e<strong>in</strong>es sandigen<br />

Truppenübungsplatzes nach Wiedehopfen<br />

sucht und dabei von e<strong>in</strong>er Fotofalle für<br />

Wölfe gestellt wird.<br />

Lothar Kalbe, der seit vielen Jahren die<br />

vogelkundliche und limnologische Wissenschaftslandschaft<br />

<strong>in</strong> <strong>Brandenburg</strong> prägt, ist<br />

ursprünglich Sachse. Genauer gesagt wurde<br />

er <strong>in</strong> Leipzig geboren. Leipzig und se<strong>in</strong>e<br />

Umgebung boten ihm bereits <strong>in</strong> früher Jugend<br />

erste Möglichkeiten die Vogelwelt<br />

kennenzulernen. Se<strong>in</strong>e erste ornithologische<br />

Exkursion führte er 1949 mit gerade mal 14<br />

Jahren im wunderbaren Leipziger Auwald<br />

durch. Dann gab ihm die ornithologische<br />

Fachgruppe Leipzigs Ansporn, sich <strong>in</strong>tensiver<br />

mit der Vogelkunde zu beschäftigen.<br />

Hier lernte er renommierte Ornithologen<br />

wie He<strong>in</strong>rich Dathe, Robert Gerber, Kurt<br />

Größler, Wolfgang Grummt und Gottfried<br />

Mauersberger kennen. Es war e<strong>in</strong>e Zeit, <strong>in</strong><br />

der man mehr von gestandenen Fachleuten<br />

als aus Büchern lernte, da die Fachliteratur<br />

noch nicht so reich gesät war. Viele der<br />

Exkursionen führten damals <strong>in</strong> die Haselbacher<br />

Teiche oder an die Mulde. Auch trieb<br />

Lothar Kalbe so manchen Schabernack mit<br />

den „alten Hasen” wenn er z. B. sich im<br />

Schilf versteckend den Ruf der Kle<strong>in</strong>en Ralle<br />

imitierte, während die vorbeiziehenden Fachleute<br />

den „Schw<strong>in</strong>del” nicht merkten.<br />

In Leipzig studierte Lothar Kalbe Biologie <strong>in</strong><br />

der Fachrichtung Tr<strong>in</strong>k-, Brauch- und Abwasserbiologie<br />

und verfasste se<strong>in</strong>e Diplomarbeit<br />

über die Verbreitung und Ökologie<br />

der Wirbeltiere <strong>in</strong> stillgelegten Braunkohlegruben.<br />

Der studierten Fachrichtung blieb<br />

er dann auch beruflich treu. Zunächst arbeitete<br />

er zwischen 1958 und 1980 <strong>in</strong> der<br />

Wasserwirtschaftsdirektion Havel <strong>in</strong> Potsdam,<br />

anschließend nahm Lothar Kalbe e<strong>in</strong>e<br />

Abteilungsleiterstelle im Bezirks-Hygiene-<br />

Institut <strong>in</strong> Potsdam an. Wie e<strong>in</strong> roter Faden<br />

zieht sich die Beschäftigung mit der Wasserqualität<br />

und auch dem Zustand von Seen<br />

und Feuchtgebieten durch se<strong>in</strong> Leben. Da<br />

lag es nahe, über die „Ökologie und Saprobiewert<br />

von Hirud<strong>in</strong>een (Blutegeln) im<br />

Havelland” zu promovieren. Mit der anschließenden<br />

Habilitationsarbeit zum Thema:<br />

„Nährstoff- und Produktionsverhältnisse<br />

<strong>in</strong> hocheutrophen Flachseen” zeigte er<br />

e<strong>in</strong> weiteres Mal se<strong>in</strong> breit angelegtes limnologisches<br />

und ökologisches Fachwissen<br />

und se<strong>in</strong> Verständnis der <strong>Land</strong>schaft als<br />

Ergebnis vielfältiger, mite<strong>in</strong>ander verzahnter<br />

Prozesse, <strong>in</strong> die Tiere und Pflanzen e<strong>in</strong>gebettet<br />

s<strong>in</strong>d. Immer ist es e<strong>in</strong>e Freude und<br />

Bereicherung, mit Lothar Kalbe über ökologische<br />

Probleme zu diskutieren, da es ihm<br />

Bei der Vogelpirsch auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz Jüterbog-West tappt Lothar<br />

Kalbe <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Fotofalle für Wölfe<br />

Foto: Stiftung Naturlandschaft <strong>Brandenburg</strong><br />

oft gel<strong>in</strong>gt, <strong>in</strong>teressante und maßgebliche<br />

Aspekte abzuleiten und nie den Blick fürs<br />

Ganze zu verlieren. Zu vielen Themen der<br />

Naturwissenschaften ist er e<strong>in</strong> gefragter<br />

Gesprächspartner. Se<strong>in</strong> profundes Wissen<br />

erwarb er sich auch schon <strong>in</strong> der DDR-Zeit<br />

durch e<strong>in</strong>en regen Austausch mit Wissenschaftlern<br />

aus der sogenannten „Nicht<br />

sozialistischen Welt” (NSW), was damals<br />

nicht immer ganz ungefährlich war. Doch<br />

wenn Lothar Kalbe e<strong>in</strong>e Eigenschaft besonders<br />

auszeichnet, dann ist es se<strong>in</strong>e Geradl<strong>in</strong>igkeit,<br />

mit der er sich auch <strong>in</strong> der DDR<br />

nicht verbiegen ließ und so manch offenes<br />

Wort oder fachliche E<strong>in</strong>schätzung zu widers<strong>in</strong>nigen<br />

Projekten der sozialistischen Planwirtschaft<br />

wie z. B. an der Unteren Havel<br />

e<strong>in</strong>gebracht hat. Se<strong>in</strong>e Erfahrungen <strong>in</strong> der<br />

Abwasserbiologie verhalfen ihm auch zu<br />

e<strong>in</strong>em Aufenthalt <strong>in</strong> Ägypten als Entwicklungshelfer<br />

für den Aufbau e<strong>in</strong>es Klärwerkes.<br />

Wasservögel haben es Lothar Kalbe besonders<br />

angetan. Diese Leidenschaft teilte er<br />

u. a. auch mit dem ebenfalls bekannten<br />

Vogelkundler und Ökologen Erich Rutschke.<br />

Beide verband e<strong>in</strong>e lebenslange Freundschaft,<br />

aus der viele geme<strong>in</strong>same Projekte,<br />

Reisen und Ideen entstammen.<br />

Überliefert ist die Begebenheit e<strong>in</strong>er geme<strong>in</strong>samen<br />

Morgenexkursion mit dem legendären<br />

„Trabi-Kübel” <strong>in</strong>s Rh<strong>in</strong>luch zur<br />

Birkhahnbalz. Im Morgennebel hatten sich<br />

mehrere Birkhähne zur Balz versammelt.<br />

Das mehrfach vergebliche Betätigen des<br />

Anlassers erzeugte e<strong>in</strong> Geräusch, was die<br />

Birkhähne sehr erregte und jede Scheu<br />

vergessen ließ. E<strong>in</strong> Birkhahn setzte sich mit<br />

Eifer auf das Trabidach um den verme<strong>in</strong>tlichen<br />

Rivalen zu bee<strong>in</strong>drucken. E<strong>in</strong><br />

Anblick, der heute leider nicht mehr<br />

möglich wäre. Beide waren <strong>in</strong> den 1960er<br />

Jahren maßgebliche Begründer der Wasservogelforschung<br />

und –zählung <strong>in</strong> der DDR.<br />

Gern illustriert Lothar Kalbe se<strong>in</strong>e Publikationen<br />

selbst und auch das Logo der<br />

Wasservogelforschung, die beiden Schellenten,<br />

stammt aus se<strong>in</strong>er Feder. Weiteres<br />

Ergebnis der Zusammenarbeit mit Rutschke<br />

war die Ausweisung der Feuchtgebiete <strong>in</strong>ternationaler<br />

Bedeutung (RAMSAR-Konvention)<br />

bei der die DDR im Ostblock sogar<br />

e<strong>in</strong>e Vorreiterrolle <strong>in</strong>ne hatte.<br />

Von 1991 bis zum Jahr 2000 leitete Lothar<br />

Kalbe im <strong>Land</strong>esumweltamt <strong>Brandenburg</strong><br />

die Abteilung Hauptlabor und baute später<br />

daraus die Abteilung Ökologie und Umweltanalytik<br />

auf. Se<strong>in</strong> Ansatz war es, die<br />

vielen sektoralen Fachbereiche zum geme<strong>in</strong>samen<br />

fachübergreifenden Denken<br />

und Handeln zu bewegen, was unter alte<strong>in</strong>gesessenen<br />

Wasserwirtschaftlern, Bodenkundlern<br />

und den Naturschützern nicht<br />

immer leicht war. Dafür gründete er <strong>in</strong>nerhalb<br />

des Amtes als Plattform e<strong>in</strong>e Arbeitsgruppe<br />

für ökologische Grundsatz- und<br />

Querschnittsangelegenheiten. Manchen Mitarbeitern<br />

waren die oft unkonventionellen

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