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Moore in Brandenburg - LUGV - Land Brandenburg

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226 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 19 (3, 4) 2010<br />

LITERATURSCHAU<br />

GROSVERNIER PH. & STAUBLI P. (Hrsg.) 2009<br />

Regeneration von Hochmooren, Grundlagen<br />

und technische Maßnahmen. Bundesamt<br />

für Umwelt BAFU Schweiz, 96 S.,<br />

Download als PDF: www.umwelt-schweiz.<br />

ch/uv-0918-d<br />

Die Renaturierung von <strong>Moore</strong>n stellt an<br />

Planer und Auszuführende ganz besonders<br />

hohe Anforderungen. Zum e<strong>in</strong>en ist Torf auf<br />

Grund se<strong>in</strong>er oft ger<strong>in</strong>gen Tragfähigkeit e<strong>in</strong><br />

denkbar schlechter Baugrund für den E<strong>in</strong>satz<br />

von Technik zum anderen erfordern<br />

se<strong>in</strong>e Eigenschaften als Bausubstrat große<br />

Erfahrungen im Umgang.<br />

Das schweizerische Bundesamt für Umwelt<br />

veröffentlichte im Jahr 2009 unter dem Titel:<br />

„Regeneration von Hochmooren” e<strong>in</strong>e detaillierte<br />

Anleitung zur Planung und Umsetzung<br />

von Renaturierungs- oder Regenerationsprojekten,<br />

die sich an Behörden, Planer<br />

und Naturschützer richtet. Diese Arbeitshilfe<br />

behandelt vor allem Techniken und Methoden<br />

für die <strong>in</strong> der Schweiz häufig auftretenden<br />

geneigten Torfmoosmoore, <strong>in</strong> denen<br />

die Wassererosion e<strong>in</strong>e zusätzliche Herausforderung<br />

bei der Projektumsetzung darstellt.<br />

Das Heft gliedert sich <strong>in</strong> die drei Teile „1.<br />

Abklärung und Methoden”, „2. Bepflanzung”<br />

und „3. Wassere<strong>in</strong>stau”. Der Methodenteil<br />

erläutert übersichtlich die wichtigsten<br />

Verfahren zur Untersuchung von Boden<br />

und Moorhydrologie. Für die Ermittlung der<br />

Torfmächtigkeit wird neben der herkömmlichen<br />

Moorbohrung besonders für große<br />

Flächen e<strong>in</strong> Georadar, dass auch als Quad<br />

zur Verfügung steht, empfohlen.<br />

Zu Beg<strong>in</strong>n des Speziellen Teils ermöglicht<br />

e<strong>in</strong> auf der Geländeneigung basierender<br />

Entscheidungsschlüssel die Auswahl der<br />

passenden Renaturierungsmethode. Dar<strong>in</strong><br />

heißt es:<br />

• Ebene Oberflächen (Neigung < 1%)<br />

Beschränkter Wasserabfluss, schwache<br />

Erosion, vorhergehende Gestaltungsmaßnahmen<br />

s<strong>in</strong>d nicht erforderlich,<br />

Verweis auf Kapitel: Bepflanzung von<br />

flachem Gelände.<br />

• Schwach geneigte Oberfläche (zwischen<br />

1 und 2%)<br />

Wasseraufstau mittels Wällen und Terrassen<br />

ist notwendig, um erhöhte<br />

Feuchtigkeit zu erhalten, Verweis auf<br />

Kapitel: Bepflanzung von schwach geneigtem<br />

Gelände.<br />

• Stark geneigte Oberfläche (zwischen 2<br />

und 6%)<br />

Zur Verm<strong>in</strong>derung von Erosion und der<br />

Gefahr von Erdrutschen muss das Gelände<br />

durch den Bau von eng aufe<strong>in</strong>anderfolgenden<br />

Wällen stabilisiert werden,<br />

Verweis auf Kapitel; Befestigung<br />

und Bepflanzung von stark geneigtem<br />

Gelände.<br />

• Geländeneigung über 6%<br />

Ke<strong>in</strong>e zuverlässige Bepflanzungstechnik<br />

verfügbar.<br />

Die Bepflanzung wird für gestörte und of-<br />

fene Torfflächen empfohlen. Als Ziele werden<br />

die Schaffung günstiger mikroklimatischer<br />

Verhältnisse, Wiederherstellung der<br />

Moorfunktion, die Verr<strong>in</strong>gerung der Erosion<br />

und die Verbesserung des <strong>Land</strong>schaftsbildes<br />

genannt. Empfohlen werden die Arten<br />

Scheidiges Wollgras (Eriophorum vag<strong>in</strong>atum)<br />

und Moor-Heide (Vacc<strong>in</strong>ium ulig<strong>in</strong>osum),<br />

da diese Arten e<strong>in</strong> besonders günstiges<br />

Mikroklima für die Ansiedlung von Torfmoosen<br />

schaffen. Bleibt anzumerken, dass<br />

beide Arten die reiferen Stadien der<br />

<strong>Moore</strong>ntwicklung repräsentieren und e<strong>in</strong>e<br />

erhöhte Bultigkeit und Festigkeit der Mooroberfläche<br />

vorgeben, was Arten der offenen<br />

Schw<strong>in</strong>grasen ausschließt. Empfohlen wird<br />

auch die Ausbr<strong>in</strong>gung von Torfmoosen als<br />

Mulch, wobei auf den umfangreichen<br />

kanadischen Führer „Peatland Restoration<br />

Guide von François Qu<strong>in</strong>ty und L<strong>in</strong>e<br />

Rochefort” (120 Seiten, englisch, Download<br />

unter: www.gret-perg.ulaval.ca dann Suchfunktion<br />

verwenden) verwiesen wird. Für<br />

das Scheidige Wollgras s<strong>in</strong>d gute Erfahrungen<br />

mit der Teilung von Horsten <strong>in</strong> 20 bis<br />

40 Setzl<strong>in</strong>ge gemacht worden. Ger<strong>in</strong>gere<br />

Erfolge lieferte die Ausbr<strong>in</strong>gung von Samen,<br />

bei der die fruchtenden Köpfchen direkt <strong>in</strong><br />

den Boden gedrückt werden. Zur Bepflanzung<br />

der Wälle werden Setzl<strong>in</strong>ge des<br />

Schmalblättrigen Wollgrases (Eriophorum<br />

angustifolium) empfohlen, da die Art Ausläufer<br />

bildet und schneller größere Flächen<br />

festlegt.<br />

Wertvolle H<strong>in</strong>weise gibt der Führer auch bei<br />

der technisch heiklen Errichtung von Torfwällen<br />

zum Wasseraufstau. Empfohlen<br />

wird, e<strong>in</strong>e Höhe von 50 cm (plus Sackung)<br />

nicht zu überschreiten und die Basis mit e<strong>in</strong>er<br />

Breite von m<strong>in</strong>destens 2 m auszuführen.<br />

Die Anlage von Stauterrassen und der E<strong>in</strong>bau<br />

von Überläufen werden mit zahlreichen<br />

anschaulichen Abbildungen erläutert. Gut<br />

illustriert und beschrieben s<strong>in</strong>d auch der<br />

Bauablauf bei der Errichtung von Torfwällen<br />

mit dem Kle<strong>in</strong>bagger (10 bis 12 t Schaufelbagger).<br />

Bei Erosionsgefahr wird für Überläufe<br />

die Verwendung von Kokosmatten<br />

empfohlen. Alle Beschreibungen schließen<br />

Planung, Vorbereitungsarbeiten (Abstecken,<br />

Markieren), Ausführung und Erfolgskontrolle<br />

mit e<strong>in</strong>.<br />

Im Kapitel „Wassere<strong>in</strong>stau” werden die folgenden<br />

Methoden zur Wasserspiegelanhebung<br />

<strong>in</strong> Gräben vorgestellt: Dämme,<br />

Grabenverfüllung <strong>in</strong> Komb<strong>in</strong>ation mit Holzoder<br />

Metallplatten, Holzbohlendämme,<br />

Holzkasten (Regulierungskasten) und Regulierungsschacht.<br />

Das E<strong>in</strong>drücken der Querplatten<br />

erfolgt am besten mit Hilfe e<strong>in</strong>es<br />

Kle<strong>in</strong>baggers und e<strong>in</strong>er Metallschiene. Die<br />

Platten s<strong>in</strong>d seitlich m<strong>in</strong>destens 60 cm tief <strong>in</strong><br />

den gewachsenen Torf e<strong>in</strong>zusetzen. Bei der<br />

Torfgew<strong>in</strong>nung wird die Entnahme möglichst<br />

großer Torfblöcke angeraten, um die Schichtstruktur<br />

weitgehend zu erhalten. Bei Mangel<br />

an Torfsubstrat zur Grabenverfüllung wird<br />

der E<strong>in</strong>bau von Holz- oder Metallplatten <strong>in</strong><br />

der Schweiz auch mit der Verfüllung mit<br />

Sägemehl komb<strong>in</strong>iert. Es bleibt fraglich, ob<br />

diese ansche<strong>in</strong>end für <strong>Moore</strong> aus ger<strong>in</strong>g zersetzten<br />

Torfmoostorfen geeignete Methode<br />

auch für Moorkörper mit ger<strong>in</strong>gerer Wasserdurchlässigkeit<br />

anwendbar ist. Holz- und<br />

Metallplattendämme werden für kle<strong>in</strong>e<br />

Gräben mit e<strong>in</strong>er Breite nicht über 100 cm<br />

und e<strong>in</strong>er Tiefe bis zu 70 cm vorgeschlagen.<br />

Für größere Grabenprofile f<strong>in</strong>den Holzbohlendämme<br />

Verwendung. Zur Abdichtung von<br />

Holzspundwänden empfiehlt das Heft Betonit-Matten<br />

(<strong>in</strong>dustriell hergestellte, dünne<br />

Tonmatten). Als Verwitterungsschutz wird die<br />

Holzkonstruktion mit Torf abgedeckt. Abgeraten<br />

wird von Rundholzdämmen, da diese<br />

weniger dicht s<strong>in</strong>d und Rundhölzer nicht direkt<br />

<strong>in</strong> den gewachsenen Boden gerammt<br />

werden können sondern e<strong>in</strong>e größere Grube<br />

ausgehoben werden muss.<br />

Besondere Schwierigkeiten bereitet die Installation<br />

von regulierbaren Staue<strong>in</strong>richtungen<br />

<strong>in</strong> tiefgründigen <strong>Moore</strong>n. Der Schweizer<br />

Führer empfiehlt hierfür e<strong>in</strong>e Komb<strong>in</strong>ation<br />

aus im Untergrund gegründeten Holzspundwänden<br />

und e<strong>in</strong>em stabilen Holzkasten.<br />

Der Holzkasten dient der stufenweisen Anhebung<br />

von Wasserständen, um bereits<br />

existierende Torfmoosvegetation nicht zu<br />

überstauen. Nach den Erfahrungen <strong>in</strong> brandenburgischen<br />

<strong>Moore</strong>n besitzen Torfmoosmoore<br />

auch nach Überstau e<strong>in</strong> erstaunliches<br />

Regenerationsvermögen. E<strong>in</strong>e kontrollierte<br />

Wasserspiegelanhebung wird hier meist nur<br />

<strong>in</strong> den überstauempf<strong>in</strong>dlicheren Braunmoosmooren<br />

vorgenommen.<br />

E<strong>in</strong>schränkend ist auch die Herstellung von<br />

Stauterrassen <strong>in</strong> geneigten <strong>Moore</strong>n nicht<br />

immer zu empfehlen. In Durchströmungsmooren<br />

hat e<strong>in</strong>e durchströmbare, ger<strong>in</strong>g<br />

mikroreliefierte und geneigte Oberfläche<br />

e<strong>in</strong>en hohen Schutzwert, die <strong>in</strong> entwässerten<br />

<strong>Moore</strong>n auch durch den Abtrag der<br />

obersten Bodenschicht wiederhergestellt<br />

werden kann. Erosion wird auf dem wasserdurchlässigen<br />

Substrat durch die Ausbreitung<br />

von Moosen verr<strong>in</strong>gert. E<strong>in</strong>e Terrassierung<br />

würde dieses erhaltenswerte Regime<br />

zerstören und die zahlreichen, auf durchströmte<br />

Torfoberflächen spezialisierte Moosund<br />

Gefäßpflanzenarten verdrängen.<br />

Insgesamt bietet der Schweizer Führer dem<br />

Moorschützer e<strong>in</strong>e große Fülle an Tipps und<br />

Methodenvorschlägen die vielseitig anwendbar<br />

s<strong>in</strong>d. Das Werk ist mit großem Sachverstand<br />

verfasst worden und sollte auf ke<strong>in</strong>en<br />

Fall im Bücherschrank des praktischen<br />

Moorschützers<br />

und -planers<br />

fehlen.<br />

L. <strong>Land</strong>graf

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