Moore in Brandenburg - LUGV - Land Brandenburg
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222 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 19 (3, 4) 2010<br />
Abb 2: Schw<strong>in</strong>grasen mit dem <strong>in</strong> <strong>Brandenburg</strong><br />
verbreiteten Torfmoos Sphagnum angustifolium.<br />
Foto: M. Lüth<br />
tisch heterogene Gruppe von Laubmoosen,<br />
die verschiedene Gattungen (Drepanocladus,<br />
Calliergon, Scorpidium, Paludella, Tomentypnum<br />
etc.) umfasst. Geme<strong>in</strong>sam ist<br />
ihnen, dass sie im Gegensatz zu den Torfmoosen<br />
etwas nährstoffreichere (aber nicht<br />
eutrophe), basen- bis kalkreiche Bed<strong>in</strong>gungen<br />
benötigen. Viele Braunmoose s<strong>in</strong>d heute<br />
selten, waren aber <strong>in</strong> der Nacheiszeit <strong>in</strong><br />
den damals überwiegend noch kalkreicheren<br />
<strong>Moore</strong>n weit verbreitet und haben<br />
mächtige Torflager gebildet, die wegen ihrer<br />
bräunlichen Farbe auch als Braunmoostorfe<br />
bezeichnet werden. Auch im lebenden Zustand<br />
fallen viele Braunmoose durch ihre<br />
gelblich-bräunliche Farbe auf.<br />
Wegen der klar def<strong>in</strong>ierten und vone<strong>in</strong>ander<br />
deutlich verschiedenen Standortansprüche<br />
beider Moosgruppen bietet es sich an,<br />
den ökologischen Typ e<strong>in</strong>es <strong>Moore</strong>s nach<br />
der jeweiligen Dom<strong>in</strong>anz von Torf- oder<br />
Braunmoosen grob zu gliedern. Der Begriff<br />
„Torfmoosmoor” für torfmoosreiche, oligotroph-saure<br />
<strong>Moore</strong> wurde bereits im 19.<br />
Jahrhundert verwendet. In der englischsprachigen<br />
Literatur tauchen die Begriffe<br />
„sphagnum dom<strong>in</strong>ated mire”, „sphagnum<br />
bog” oder kurz „bog” dafür auf.<br />
Die Bezeichnung „Braunmoosmoor” für<br />
basen- oder kalkreiche Niedermoore mit<br />
Braunmoosvorkommen wird erst seit etwa<br />
10 Jahren vor allem <strong>in</strong> <strong>Brandenburg</strong> verwendet.<br />
In der englischsprachigen Literatur<br />
wird braunmoosreichen Pflanzengesellschaften<br />
häufig der Begriff „brown moss”<br />
beigefügt, während der Begriff „brown<br />
moss fen” seltener Verwendung f<strong>in</strong>det.<br />
Beide Moortypen stehen sich ökologisch<br />
gegenüber und schließen sich standörtlich<br />
aus, sofern man die Standorte sehr kle<strong>in</strong>räumig<br />
betrachtet. E<strong>in</strong>e bestimmte Moorfläche<br />
kann <strong>in</strong> der Regel nur e<strong>in</strong>em der beiden<br />
Typen zugeordnet werden. Innerhalb<br />
e<strong>in</strong>es <strong>Moore</strong>s kann es allerd<strong>in</strong>gs allmähliche<br />
Übergänge oder seltener auch e<strong>in</strong>en kle<strong>in</strong>räumigen<br />
Wechsel beider Typen zwischen<br />
sauren Bulten und basenreicheren Schlenken<br />
geben.<br />
Ganz neu ist die Gliederung der <strong>Moore</strong><br />
nach der vorherrschenden Moosvegetation<br />
nicht. Bereits CAJANDER (1913) hat <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er<br />
Arbeit über f<strong>in</strong>nische <strong>Moore</strong> zwischen<br />
Weiß- und Braunmooren unterschieden.<br />
Beide Begriffe s<strong>in</strong>d praktisch identisch mit<br />
den hier vorgestellten, haben aber über den<br />
Abb 3: Drepanocladus cossonii, e<strong>in</strong> <strong>in</strong> <strong>Brandenburg</strong> seltenes Braunmoos<br />
skand<strong>in</strong>avischen Raum h<strong>in</strong>aus kaum Anwendung<br />
gefunden.<br />
Die Begriffe Torf- und Braunmoosmoor vere<strong>in</strong>fachen<br />
die von SUCCOW (1988) e<strong>in</strong>geführte<br />
ökologische Gliederung, <strong>in</strong>dem sie mehrere<br />
Moortypen zusammenfassen (Abb. 1).<br />
Torfmoosmoore umfassen alle sauren Armund<br />
Zwischenmoore unabhängig vom<br />
Entwicklungsstadium und dem Gehölzaufwuchs.<br />
Diese Bezeichnung ist auch für Laien<br />
e<strong>in</strong>fach nachvollziehbar, weil be<strong>in</strong>ahe alle<br />
sauren <strong>Moore</strong> mehr oder weniger auffällige<br />
Torfmoosvorkommen besitzen, die leicht zu<br />
identifizieren s<strong>in</strong>d. Auch <strong>in</strong> späteren Entwicklungsstadien<br />
mit Wollgräsern oder Moorgehölzen<br />
treten Torfmoosarten auf, wenn auch<br />
nicht immer mit hoher Deckung. So ist beispielsweise<br />
e<strong>in</strong> Sumpfporst-Kiefern-Wald <strong>in</strong><br />
der Regel immer noch als Torfmoosmoor erkennbar.<br />
Als Braunmoosmoore werden Basen- und<br />
Kalk-Zwischenmoore zusammengefasst. Deren<br />
Moosschicht wird von Braunmoosen<br />
dom<strong>in</strong>iert, daneben können aber auch basiphile<br />
Torfmoose auftreten. Die Identifizierung<br />
der typischen Ausprägungen ist ebenso<br />
e<strong>in</strong>fach wie im Fall der Torfmoosmoore. Gewisse<br />
Grundkenntnisse bei der Ansprache<br />
von Torf- und Braunmoosen s<strong>in</strong>d allerd<strong>in</strong>gs<br />
notwendig, weil sonst Vorkommen basiphiler<br />
Sphagnum-Arten leicht zur Diagnose<br />
„Torfmoosmoor” führen könnte.<br />
Zu den Braunmoosmooren kann man auch<br />
bestimmte Röhrichte stellen, sofern sie an<br />
mesotroph-kalkreichen Seen wachsen und<br />
Braunmoose wenigstens zerstreut <strong>in</strong> ihnen<br />
vorkommen. Dies betrifft vor allem Wasserschlauch-<br />
und Skorpionsmoos-Schneidenriede.<br />
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<strong>Brandenburg</strong>, 3. Aufl. 512. S.<br />
Anschrift der Verfasser:<br />
Dr. Lukas <strong>Land</strong>graf<br />
<strong>Land</strong>esumweltamt <strong>Brandenburg</strong><br />
Seeburger Chaussee 2<br />
14476 Potsdam, OT Groß Glienicke<br />
Lukas.<strong>Land</strong>graf@LUA.<strong>Brandenburg</strong>.de<br />
Jürgen Klawitter<br />
Marschnerstr. 22<br />
12203 Berl<strong>in</strong><br />
klawitter.juergen@berl<strong>in</strong>.de<br />
Foto: J. Klawitter