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Moore in Brandenburg - LUGV - Land Brandenburg

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130 NATURSCHUTZ UND LANDSCHAFTSPFLEGE IN BRANDENBURG 19 (3, 4) 2010<br />

Abb. 6: Das „Maschnetzenlauch”, e<strong>in</strong> naturnahes Torfmoosmoor, bef<strong>in</strong>det sich <strong>in</strong>nerhalb<br />

des geplanten Abbaufeldes für den Tagebau „Jänschwalde-Nord” Foto: L. <strong>Land</strong>graf<br />

Nutzungsalternativen gesehen. Auch <strong>in</strong><br />

Teilen der Wasserwirtschaft wurde anfangs<br />

der Stellenwert konsequenter Moorschutzmaßnahmen<br />

für den <strong>Land</strong>schaftswasserhaushalt<br />

unterschätzt und anstelle dessen<br />

die Sorgen über Wasserverluste angesichts<br />

steigender Verdunstung artikuliert.<br />

Trotz e<strong>in</strong>es beachtlichen Anteils extensiver<br />

Grünlandnutzung an der Gesamtmoorfläche<br />

wird auch heute e<strong>in</strong> Großteil der<br />

landwirtschaftlichen Moorflächen weiterh<strong>in</strong><br />

tief entwässert. In e<strong>in</strong>igen Gebieten s<strong>in</strong>d<br />

zwar im Rahmen des Förderprogramms zur<br />

Verbesserung des <strong>Land</strong>schaftswasserhaushaltes<br />

Sohlschwellen auf Grabensohlen<br />

gesetzt worden, um sehr tiefe Entwässerungen<br />

zu vermeiden. Das reicht aber für den<br />

Schutz der <strong>Moore</strong> meist nicht aus. Echte<br />

Nutzungsalternativen für landwirtschaftlich<br />

genutzte <strong>Moore</strong> werden weder gefördert<br />

noch angewendet. Dabei s<strong>in</strong>d verschiedene<br />

Nutzungsformen auf nassen <strong>Moore</strong>n<br />

bekannt, die auch als Paludikulturen<br />

(WICHTMANN & SCHÄFER 2007, WICHTMANN &<br />

JOOSTEN 2008, WICHTMANN et al. 2009,<br />

WICHTMANN et al 2010) bezeichnet werden<br />

(siehe auch http://paludiculture.botanik.<br />

uni-greifswald.de/l<strong>in</strong>ks_ger.html). Dazu gab<br />

es vor allem <strong>in</strong> Mecklenburg-Vorpommern,<br />

aber auch <strong>in</strong> <strong>Brandenburg</strong> verschiedene<br />

Forschungsprojekte. E<strong>in</strong> Geme<strong>in</strong>schaftsprojekt<br />

der Universität Greifswald, der Humboldt-Universität<br />

zu Berl<strong>in</strong> und des ZALF<br />

Müncheberg <strong>in</strong> der brandenburgischen Sernitz-Niederung<br />

hatte zum Ziel, gere<strong>in</strong>igtes<br />

Abwasser zur Vernässung e<strong>in</strong>es Durchströmungsmoores<br />

bei gleichzeitigem Anbau<br />

von Schilf als nachwachsendem Rohstoff zu<br />

nutzen. Hauptproblem des 6-jährigen, bis<br />

2003 laufenden Versuchs waren die hohen<br />

Auflagen h<strong>in</strong>sichtlich des Grundwasserschutzes.<br />

Im Ergebnis des Projektes konnte<br />

die Umweltverträglichkeit nachgewiesen<br />

werden.<br />

In den vergangenen Jahren nahm der<br />

Nutzungsdruck auf <strong>Moore</strong> wieder zu. Durch<br />

e<strong>in</strong>e veränderte Energiepolitik gew<strong>in</strong>nt der<br />

Energiemaisanbau stark an Bedeutung. Da<br />

Mais e<strong>in</strong>en hohen Wasserbedarf hat, aber<br />

viele Ackerstandorte <strong>in</strong> <strong>Brandenburg</strong> im<br />

Sommer dürregefährdet s<strong>in</strong>d, dehnen sich<br />

die Maisanbauflächen <strong>in</strong> die Moorniederungen<br />

aus. Seit dem Jahr 2008 werden <strong>in</strong> den<br />

vermoorten Urstromtälern und Flussauen<br />

häufiger Anträge auf Moorumbruch und<br />

illegale Moorumbrüche registriert. Auf der<br />

anderen Seite nimmt mit der steigenden<br />

Grünlandförderung auch das Interesse an<br />

Moorgrünland wieder zu. Der Anteil an<br />

brach liegenden Moorflächen verr<strong>in</strong>gert<br />

sich derzeit. Grünlandumbruch alle 6 Jahre<br />

gilt <strong>in</strong> <strong>Brandenburg</strong> ebenso als „gute fachliche<br />

Praxis” wie die Entwässerung auf 6 dm<br />

unter Flur (MELF/MUNR 1996). Sandunterlagerte<br />

Mulm-Niedermoore, an denen das<br />

<strong>Land</strong> große Flächenanteile hat, dürfen<br />

danach noch tiefer entwässert werden.<br />

Es fehlten <strong>in</strong> den letzten 10 Jahren größere<br />

Moorschutzvorhaben. So werden bislang<br />

Projektanträge auf Förderung von Moorschutzmaßnahmen<br />

durch die ILE-Richtl<strong>in</strong>ie<br />

noch sehr zögerlich gestellt, obwohl bei<br />

nach § 32 BbgNatSchG geschützten Biotopen<br />

e<strong>in</strong>e 100 %-Förderung möglich ist.<br />

E<strong>in</strong> H<strong>in</strong>dernis für Antragsteller ist der hohe<br />

Planungsaufwand. Auch die Umsetzung der<br />

prioritären Projekte laut Moorschutzrahmenplan<br />

des NSF verläuft langsam. Insgesamt<br />

mangelt es <strong>in</strong> <strong>Brandenburg</strong> an leistungsfähigen<br />

Trägern für Großprojekte, wie<br />

es <strong>in</strong> Mecklenburg-Vorpommern die <strong>Land</strong>gesellschaft<br />

ist, die auch <strong>in</strong> der Lage ist,<br />

e<strong>in</strong>en Großteil der wiedervernässten Moorflächen<br />

zu erwerben und langfristig zu<br />

sichern.<br />

Auch heute noch s<strong>in</strong>d wachsende <strong>Moore</strong> <strong>in</strong><br />

<strong>Brandenburg</strong> durch den Bergbau bedroht.<br />

Viele <strong>Moore</strong> der Niederlausitz s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> den<br />

vergangenen Jahren durch den Braunkohlebergbau<br />

vernichtet worden. Mittlerweile<br />

s<strong>in</strong>d die für die Lausitz typischen Hangmoore<br />

vor der Vernichtung bedroht und<br />

natürliche Durchströmungsmoore vollständig<br />

verschwunden. Aktuelle Planungen des<br />

Energiekonzerns Vattenfall für das Abbaufeld<br />

„Jänschwalde-Nord” bedrohen die Existenz<br />

weiterer naturnaher <strong>Moore</strong>. Die Torfmoosmoore<br />

„Maschnetzenlauch” (Abb. 6)<br />

und „Torfteichlauch” sowie das Verlandungsmoor<br />

„Grabkower Seeluch” würden<br />

danach vollständig abgebaggert, während<br />

die E<strong>in</strong>zugsgebiete der Quellmoore am<br />

Schwarzen Fließ, des <strong>Moore</strong>s am Pastl<strong>in</strong>gsee<br />

und des Calpenzmoores hydrologisch<br />

bee<strong>in</strong>trächtigt würden. Diese <strong>Moore</strong><br />

gehören zu den letzten naturnahen <strong>Moore</strong>n<br />

<strong>in</strong> der Niederlausitz. Das Quellmoor am<br />

Schwarzen Fließ ist das e<strong>in</strong>zige basenreiche<br />

Druckwasser-Quellmoor <strong>in</strong> Südbrandenburg.<br />

E<strong>in</strong>e besondere Kostbarkeit stellt auch<br />

das Moor am Pastl<strong>in</strong>gsee mit der Vegetationsform<br />

„Bunter Torfmoosrasen” und<br />

dem mit 130 Jahren ältesten Sumpfporst-<br />

Kiefernwald <strong>in</strong> <strong>Brandenburg</strong> dar. Mit dem<br />

Verschw<strong>in</strong>den dieser <strong>Moore</strong> wäre e<strong>in</strong> unermesslicher<br />

Werteverlust verbunden. Vattenfall<br />

plant, e<strong>in</strong>ige <strong>Moore</strong> <strong>in</strong> fremde E<strong>in</strong>zugsgebiete<br />

umzusetzen, wie es kürzlich mit dem<br />

Altteicher Moor (Sachsen) durch Umfüllen<br />

des Torfes <strong>in</strong> e<strong>in</strong>e künstlich abgedichtete<br />

Senke passiert ist. Jedes Moor hat aber e<strong>in</strong>e<br />

<strong>in</strong>dividuelle Bodenschichtung, Hydrodynamik<br />

und Hydrologie, die Ergebnisse der<br />

vertikalen und horizontalen Austauschprozesse<br />

mit e<strong>in</strong>em <strong>in</strong>dividuellen E<strong>in</strong>zugsgebiet<br />

s<strong>in</strong>d. Diese Funktionen werden durch<br />

die Abbaggerung und Umsetzung des Torfes<br />

gestört und lassen sich nicht an anderem<br />

Ort erhalten oder wiederherstellen. Bereits<br />

die Abbaggerung e<strong>in</strong>es nur kle<strong>in</strong>en Teiles<br />

des E<strong>in</strong>zugsgebietes birgt e<strong>in</strong> nicht kalkulierbares<br />

hohes Risiko für die Erhaltung e<strong>in</strong>es<br />

<strong>Moore</strong>s trotz Bewässerung.<br />

Defizite bestehen auch bei den Datengrundlagen.<br />

Die gegenwärtig verwendete<br />

Digitale Moorkarte greift auf etwa 40 Jahre<br />

alte Daten zurück und deckt nicht die<br />

gesamte brandenburgische Moorfläche ab.<br />

Die durch das <strong>Land</strong>esamt für Bergbau,<br />

Geologie und Rohstoffe (LBGR) <strong>in</strong>itiierte<br />

Digitalisierung der Preußisch Geologischen<br />

<strong>Land</strong>esaufnahme wird ab 2011 erstmals<br />

e<strong>in</strong>en fast flächendeckenden Überblick der<br />

Moorverbreitung <strong>in</strong> <strong>Brandenburg</strong> ermöglichen.<br />

Weitere Informationen liefert die<br />

derzeit laufende Auswertung der Reichsbodenschätzung<br />

des LBGR.<br />

5 Handlungsbedarf <strong>in</strong><br />

<strong>Brandenburg</strong><br />

Um den Anschluss an den <strong>in</strong>ternationalen<br />

Moor- und Klimaschutz nicht zu verlieren,<br />

sollte <strong>Brandenburg</strong> als letztes norddeutsches<br />

Bundesland baldmöglichst e<strong>in</strong> Moorschutzprogramm<br />

verabschieden so wie er im<br />

Koalitionsvertrag der brandenburgischen<br />

<strong>Land</strong>esregierung 2009 verankert wurde. Das

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