Revierkurier - Landesjagdverband Bayern

Revierkurier - Landesjagdverband Bayern Revierkurier - Landesjagdverband Bayern

04.11.2012 Aufrufe

Wildtierkataster Bayern Hasen im Scheinwerferlicht Mit dem 1996 begonnenen Wildtierkataster Bayern hat der BJV ein Monitoring-Programm zur großfl ächigen Erfassung von Populationen bejagbarer Wildtiere installiert. Damit hat er ein dauerhaftes ökologisches Umweltbeobachtungs- und Informationssystem geschaffen, das für viele Behörden und Fachberatungen Grundlage für weitreichende Entscheidungen ist, wie zum Beispiel für die Neufassung der „Roten Liste“. Die wichtigsten Ergebnisse aus dem Jahr 2004 werden hier dargestellt. Feldhasen werden nachts mit Hilfe der Scheinwerfertaxation gezählt. Das Ergebnis: Ihr Bestand in Bayern ist keineswegs bedroht. Das Wildtierkataster Bayern trägt der jahrzehntelangen Forderung Rechnung, nicht nur Streckendaten, sprich tote Tiere, als Grundlage für analytische Arbeiten heranzuziehen, sondern Daten lebender Populationen. Im Hinblick auf die permanente Diskussion um die Bejagung von bestimmten Tierarten – hat es Sinn den Fuchs zu bejagen, gehört der Feldhase auf die Rote Liste? – werden mit Hilfe des Wildtierkatasters nicht nur Dichten und Populationstrends ermittelt, sondern auch der Lebensraum der beobachteten Tiere wird erfasst. Zudem trägt dieses Erfassungssystem dazu bei, Ursachen und Wirkung von gravierenden Dichteunterschieden in den einzelnen Referenzgebieten, insbesondere beim Feldhasen, aufzudecken und Anregungen zur Bewirtschaftung zu gewinnen. Darüber hinaus stellt das Wildtierkataster Bayern dem vom Deutschen Jagdschutzverband durchgeführten fl ächendeckenden Monitoring-System „Wildtier-Informationssystem der Länder Deutschlands“ (WILD) die auf bayerischer Ebene ermittelten Daten zur Verfügung. Ausgewertet wurden Zählungen des Feldhasen, die Erfassung von Geheckdichten sowie Frühjahrs- und Sommerbesätze bei Dachs und Rotfuchs und die Dichte von Brut- und Revierpaaren der Rabenkrähe. Es wurden also Daten von 6 Revierkurier 3/2005 Tierarten gesammelt, die für eine ordnungsgemäße Bewirtschaftung eines Niederwildrevieres von entscheidender Bedeutung sind. Die Datenerfassung haben Revierpächter oder sonstige Betreuer der Reviere übernommen. Nach entsprechender Einweisung und Ausstattung können aber auch andere Jäger mitarbeiten. Das „Zählpersonal“ erhielt neben einer Anleitung, wie die Zählung durchzuführen ist, einheitliche Zählformulare. Die Ergebnisse sind in der BJV-Geschäftsstelle zusammengelaufen. Dort haben sie Mitarbeiter in eine Datenbank eingegeben und zur Erstellung des Jahresberichtes der Universität Trier übermittelt. Feldhasen im Lichtkegel gezählt Besonderes Augenmerk bei der Datenerfassung wird auf den Feldhasen gelegt. Das größtenteils nachtaktive Tier wird mit Hilfe der Scheinwerfertaxation erfasst. Das heißt, die Zähler rücken nachts aus und leuchten mit einem Handscheinwerfer eine defi nierte Fläche im Revier vom Auto aus ab. Gezählt werden die Hasen, die im Kegel des Scheinwerfers gesichtet werden. Die Zählung erfolgt zwei Mal im Jahr, im Frühjahr und im Herbst. Durch dieses Verfahren, das immer auf den- selben Flächen durchgeführt werden muss, wird die Dynamik der Populationsdichte im Laufe des Jahres und der Jahre ersichtlich. Auch Auswirkungen von Veränderungen von Landschaftsbestandteilen, wie zum Beispiel nach großfl ächigen Nutzungsumwandlungen von Grün- in Ackerland, können über Jahre hinweg belegt werden. Die an der Feldhasenzählung 2004 beteiligten Reviere verteilen sich auf 49 Landkreise und kreisfreie Städte beziehungsweise auf 35 Naturräume. Damit ist Bayern systematisch abgedeckt und detaillierte Aussagen für die verschiedenen Lebensräume können erfolgen. Dank des standardisierten Aufnahmeverfahrens sind die Ergebnisse auf Bundesebene miteinander vergleichbar. Im Frühjahr 2004 sind in den bayerischen Referenzrevieren Feldhasendichten von 8,5 (Wern-Lauer-Platte, Landkreis Würzburg) bis 67,5 Hasen pro 100 Hektar (Nördlinger Ries) ermittelt worden. Die Herbstzählung hat Dichten von 1,5 (Wern-Lauer-Platte ) bis 55,1 Hasen pro 100 Hektar (Dungau) ergeben. Dabei können die Schwankungen in den jeweiligen Naturräumen erheblich sein. Das regionale Auftreten der Fuchsräude zeigt: Die Bestände sind vielerorts zu hoch. Foto: E. Marek

Die Frühjahrs- und Herbstbestände der Feldhasen pro 100 Hektar in Bayern zeigen über die Jahre hinweg eine stabile Population. Der Hasenbestand in Bayern befi ndet sich also auf einem relativ hohen Niveau und ist mehr oder weniger stabil (siehe Abbildung oben). Auch in ungünstigeren Biotopbereichen kann sich der Hase dauerhaft etablieren, erreicht dort aber keine bejagbare Bestandsdichte (siehe Karte). Stabiler Hasenbesatz in Bayern Stabiler Hasenbesatz in Bayern Rückschlüsse auf Hasenpopulationen in Bayern und in den jeweiligen Naturräumen werden durch das Wildtierinformationssystem erstmalig und dauerhaft ersichtlich und nachvollziehbar. Sondersituationen wie das Auftreten des European Brown Hare Syndrome (EBHS) können mit der Datenerhebung und der Populationsentwicklung in Beziehung gestellt werden. Praktische Rückschlüsse auf die Bejagbarkeit einer Hasenpopulation und die mögliche Verpfl ichtung zur Hege können ein Ergebnis der Datenerfassung sein. Bei den Tierarten Fuchs und Dachs wurden Baue und Gehecke gezählt. Auch hier ist das Ergebnis ein wichtiger Indikator für Vitalität und Größe der einzelnen Populationen. Die Gehecke wurden Auch auf Landkreisebene zeigen sich regional gute Hasenbestände. Sogar in ungünstigeren Biotopbereichen kann sich die Tierart etablieren, wenn sie auch dort keine bejagbare Besatzdichte bildet. 2004 in Bayern auf einer Jagdfl äche von insgesamt 36.727 Hektar in 66 Referenzgebieten kartiert. Beim Rotfuchs wurden für diese Bereiche eine mittlere Geheckdichte von 0,19 Stück pro 100 Hektar errechnet. Die Schwankung in den Revieren liegt dabei zwischen 0,00 und 1,31 Stück pro 100 Hektar. Die Individuenzahl des Fuchses wurde im arithmetischen Mittel mit 2,43 Stück pro 100 Hektar angegeben. Die seit mehreren Jahren regional auftretende Fuchsräude könnte zudem ein Indiz für die erhöhten Fuchsbestände sein. Baue und Gehecke bei Fuchs und Dachs Beim Dachs liegt die Individuenzahl deutlich drunter, nämlich bei 0,94 Stück pro 100 Hektar. Die mittlere Geheckdichte liegt bei 0,14 Stück pro 100 Hektar mit einer Schwankung von 0,00 und 1,07 Stück pro 100 Hektar. Damit setzt sich der Aufwärtstrend der Dachspopulation weiter fort. Die Rabenkrähe wurde auf insgesamt 58.571 Hektar in 99 Revieren kartiert. In 20 Prozent der Reviere konnte kein Bruterfolg nachgewiesen werden. In 28 Prozent der Reviere war die Brutpaardichte unter einem Brutpaar pro 100 Hektar, in 16 Revieren zwischen einem und zwei Brutpaaren pro 100 Hektar, entspricht 16 Prozent, und in sechs Revieren lag sie über zwei Brutpaaren pro 100 Hektar, entspricht sechs Prozent. Ausgesprochene Verbreitungsschwerpunkte sind aus der Erhebung 2004 nicht abzuleiten. Das Wildinformationssystem wird in naher Zukunft weiter ausgebaut werden. Unter anderem wird eine Datenerfassung über das Internet angedacht. Im Besonderen soll der Populationsstatus von Neozonen wie Marderhund, Waschbär oder Mink stärker berücksichtigt werden. In diesem Jahr wird außer den genannten Tierarten das Rebhuhn kartiert. Beim Fuchs kommt die Erfassung der Strecken zur Geheck- und Baukartierung hinzu. Außerdem wird die Jagdintensität genauer untersucht. ● Ausführlicher WILD-Jahresbericht im Internet unter www.jagdnetz.de, Rubrik „Naturschutz“ Interessierte Revierinhaber bzw. Hegegemeinschaftsleiter, die sich am Wildtierkataster beteiligen wollen, melden sich bitte schriftlich bei: BJV-Geschäftsstelle, Dr. van der Sant, Hohenlindner Str. 12, 85622 Feldkirchen, Fax: 089/990234-35, E-mail: dirk.vandersant@jagd-bayern.de Revierkurier 3/2005 7

Wildtierkataster <strong>Bayern</strong><br />

Hasen im Scheinwerferlicht<br />

Mit dem 1996 begonnenen Wildtierkataster <strong>Bayern</strong> hat der BJV ein Monitoring-Programm zur großfl ächigen<br />

Erfassung von Populationen bejagbarer Wildtiere installiert. Damit hat er ein dauerhaftes ökologisches Umweltbeobachtungs-<br />

und Informationssystem geschaffen, das für viele Behörden und Fachberatungen Grundlage<br />

für weitreichende Entscheidungen ist, wie zum Beispiel für die Neufassung der „Roten Liste“. Die wichtigsten<br />

Ergebnisse aus dem Jahr 2004 werden hier dargestellt.<br />

Feldhasen werden nachts mit Hilfe der Scheinwerfertaxation gezählt.<br />

Das Ergebnis: Ihr Bestand in <strong>Bayern</strong> ist keineswegs bedroht.<br />

Das Wildtierkataster <strong>Bayern</strong> trägt<br />

der jahrzehntelangen Forderung Rechnung,<br />

nicht nur Streckendaten, sprich<br />

tote Tiere, als Grundlage für analytische<br />

Arbeiten heranzuziehen, sondern Daten<br />

lebender Populationen.<br />

Im Hinblick auf die permanente Diskussion<br />

um die Bejagung von bestimmten<br />

Tierarten – hat es Sinn den Fuchs<br />

zu bejagen, gehört der Feldhase auf<br />

die Rote Liste? – werden mit Hilfe des<br />

Wildtierkatasters nicht nur Dichten und<br />

Populationstrends ermittelt, sondern<br />

auch der Lebensraum der beobachteten<br />

Tiere wird erfasst. Zudem trägt<br />

dieses Erfassungssystem dazu bei, Ursachen<br />

und Wirkung von gravierenden<br />

Dichteunterschieden in den einzelnen<br />

Referenzgebieten, insbesondere beim<br />

Feldhasen, aufzudecken und Anregungen<br />

zur Bewirtschaftung zu gewinnen.<br />

Darüber hinaus stellt das Wildtierkataster<br />

<strong>Bayern</strong> dem vom Deutschen<br />

Jagdschutzverband durchgeführten<br />

fl ächendeckenden Monitoring-System<br />

„Wildtier-Informationssystem der<br />

Länder Deutschlands“ (WILD) die auf<br />

bayerischer Ebene ermittelten Daten<br />

zur Verfügung.<br />

Ausgewertet wurden Zählungen des<br />

Feldhasen, die Erfassung von Geheckdichten<br />

sowie Frühjahrs- und Sommerbesätze<br />

bei Dachs und Rotfuchs und die<br />

Dichte von Brut- und Revierpaaren der<br />

Rabenkrähe. Es wurden also Daten von<br />

6 <strong>Revierkurier</strong> 3/2005<br />

Tierarten gesammelt, die für eine ordnungsgemäße<br />

Bewirtschaftung eines<br />

Niederwildrevieres von entscheidender<br />

Bedeutung sind.<br />

Die Datenerfassung haben Revierpächter<br />

oder sonstige Betreuer der<br />

Reviere übernommen. Nach entsprechender<br />

Einweisung und Ausstattung<br />

können aber auch andere Jäger mitarbeiten.<br />

Das „Zählpersonal“ erhielt neben<br />

einer Anleitung, wie die Zählung durchzuführen<br />

ist, einheitliche Zählformulare.<br />

Die Ergebnisse sind in der BJV-Geschäftsstelle<br />

zusammengelaufen. Dort<br />

haben sie Mitarbeiter in eine Datenbank<br />

eingegeben und zur Erstellung<br />

des Jahresberichtes der Universität Trier<br />

übermittelt.<br />

Feldhasen im Lichtkegel gezählt<br />

Besonderes Augenmerk bei der Datenerfassung<br />

wird auf den Feldhasen<br />

gelegt. Das größtenteils nachtaktive<br />

Tier wird mit Hilfe der Scheinwerfertaxation<br />

erfasst. Das heißt, die Zähler<br />

rücken nachts aus und leuchten mit<br />

einem Handscheinwerfer eine defi nierte<br />

Fläche im Revier vom Auto aus ab.<br />

Gezählt werden die Hasen, die im Kegel<br />

des Scheinwerfers gesichtet werden.<br />

Die Zählung erfolgt zwei Mal im<br />

Jahr, im Frühjahr und im Herbst. Durch<br />

dieses Verfahren, das immer auf den-<br />

selben Flächen durchgeführt werden<br />

muss, wird die Dynamik der Populationsdichte<br />

im Laufe des Jahres und der<br />

Jahre ersichtlich. Auch Auswirkungen<br />

von Veränderungen von Landschaftsbestandteilen,<br />

wie zum Beispiel nach<br />

großfl ächigen Nutzungsumwandlungen<br />

von Grün- in Ackerland, können<br />

über Jahre hinweg belegt werden.<br />

Die an der Feldhasenzählung 2004<br />

beteiligten Reviere verteilen sich auf 49<br />

Landkreise und kreisfreie Städte beziehungsweise<br />

auf 35 Naturräume. Damit<br />

ist <strong>Bayern</strong> systematisch abgedeckt und<br />

detaillierte Aussagen für die verschiedenen<br />

Lebensräume können erfolgen.<br />

Dank des standardisierten Aufnahmeverfahrens<br />

sind die Ergebnisse auf<br />

Bundesebene miteinander vergleichbar.<br />

Im Frühjahr 2004 sind in den bayerischen<br />

Referenzrevieren Feldhasendichten<br />

von 8,5 (Wern-Lauer-Platte, Landkreis<br />

Würzburg) bis 67,5 Hasen pro<br />

100 Hektar (Nördlinger Ries) ermittelt<br />

worden. Die Herbstzählung hat Dichten<br />

von 1,5 (Wern-Lauer-Platte ) bis 55,1<br />

Hasen pro 100 Hektar (Dungau) ergeben.<br />

Dabei können die Schwankungen<br />

in den jeweiligen Naturräumen erheblich<br />

sein.<br />

Das regionale Auftreten der Fuchsräude<br />

zeigt: Die Bestände sind vielerorts zu<br />

hoch.<br />

Foto: E. Marek

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!