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Revierkurier - Landesjagdverband Bayern

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tatstruktur, wie sie sich etwa durch große<br />

Hiebe ergeben, vermieden werden.<br />

Vor der Verjüngung und End nutzung<br />

von guten Auerhuhn-Lebens räumen<br />

sollten angrenzende jüngere Bestände<br />

rechtzeitig verbessert und damit als<br />

Ausweichfl ächen vorberei tet werden.<br />

Hierfür bieten sich Über gangszeiträume<br />

von mindestens zehn bis 20 Jahren an,<br />

die es den Vögeln erlauben, sich langsam<br />

umzustellen.<br />

Auerhuhn-Schutz wurde in der<br />

Vergangenheit vor allem kleinräumig<br />

betrieben. Maßnahmen zur Lebensraumsicherung<br />

konzentrierten sich auf<br />

Merkmale der lokalen Waldstruktur.<br />

Landschaftsaspekte wurden nicht<br />

ausdrücklich berücksichtigt. Für die Erhaltung<br />

einer Auerhuhn-Population ist<br />

kleinräumig gute Habitateignung zwar<br />

wichtig, aber nicht genug. Erst wenn<br />

ein Waldgebiet aus reichend groß ist,<br />

das heißt viele tau send Hektar umfasst,<br />

und mindestens die Hälfte der Waldbestände<br />

geeignet ist, haben Auerhühner<br />

gute Überle benschancen. Erfolgversprechender<br />

Auerhuhn-Schutz muss<br />

daher kleinräumige wie großräumige<br />

Lebensraumansprü che berücksichtigen.<br />

Schon heute begrenzt die forstliche<br />

Praxis vor allen anderen Einfl üssen<br />

die Habitateignung für das Auerhuhn<br />

in den Bayerischen Alpen und Mittelgebirgen.<br />

Der Anteil lichter, älterer<br />

Bestände ist gering; jüngere Bestände<br />

sind meist über Jahrzehnte dicht und<br />

vorratsreich. Durch die Intensivierung<br />

der Forstwirtschaft könnten die taigaähnlichen<br />

Auerhuhn-Wälder, die auch<br />

einer Vielzahl anderer Arten entgegenkommen,<br />

noch weniger werden.<br />

Andererseits käme es dem Auerhuhn<br />

entgegen, wenn Wälder auf unproduktiven<br />

Standorten ganz aus der Nutzung<br />

genommen würden.<br />

Verschlechterungsverbot im<br />

EU-Recht verankert<br />

Mithelfen bei der Erhaltung der<br />

Auerhuhn-Wälder könnte das neue<br />

Na turschutz-Instrument Natura 2000.<br />

Das im EU-Recht verankerte Verschlechterungsverbot<br />

für die Situ ation<br />

bedrohter Arten wie dem Auer huhn<br />

wird sich auch auf die forstliche Bewirtschaftung<br />

auswirken. Jedenfalls hat<br />

die EU kürzlich bewiesen, dass sie es<br />

mit dem Auerhuhn ernst meint: deutliche<br />

Worte aus Brüssel bewegten die<br />

Behörden in Schottland zu einem großen<br />

Schutzprogramm zur Rettung des<br />

symbolträchtigen Vogels vor dem Aussterben.<br />

Eine Partnerschaft aller Interessensvertreter<br />

von Förstern und Jägern<br />

Solange die Bestände nicht zu dicht sind und die Bodenvegetation stimmt, können auch<br />

jüngere Bestände für das Auerwild attraktiv sein.<br />

über Landbesitzer und Tourismusverbände<br />

zu Naturschützern wurde geformt,<br />

ein Projekt-Manager eingestellt,<br />

Lebensräume unter Schutz gestellt und<br />

die Landnutzungs-Praxis im gesamten<br />

Verbreitungsgebiet auf Auerhuhn-Eignung<br />

überprüft. Fi nanziert durch ein<br />

millionenschweres EU-Life Projekt und<br />

begleitet durch erstklassige Wissenschaftler<br />

konnte die schottische Auerhuhn-Population<br />

innerhalb weniger<br />

Jahre verdoppelt werden.<br />

Noch fehlen die Erfahrungen, wie<br />

das Verschlechterungsverbot in Natura-2000-Gebieten<br />

in <strong>Bayern</strong> in der<br />

Praxis gehandhabt werden wird. Das<br />

Auerwildschutz in <strong>Bayern</strong><br />

Das neue Bayerische Waldgesetz<br />

enthält aber für das Auerwild auch<br />

eine positive Änderung: Artikel 18,<br />

Absatz 1 Nr. 5 schreibt vor, die Belange<br />

der Jagd (wie die Reduktion<br />

von Schwarzwild) und die Bestandssicherung<br />

ganzjährig geschonter<br />

Wildarten (wie das Auerwild) zu<br />

berücksichtigen. Um den Auerwildschutz<br />

in <strong>Bayern</strong> voranzutreiben,<br />

traf sich der Präsident der bayerischen<br />

Jäger, Prof. Dr. Jürgen Vocke,<br />

mit Umweltminister Dr. Werner<br />

Schnappauf.<br />

Mit dabei war Dr. Karl Döhler,<br />

MdL, Stimmkreisabgeordneter aus<br />

Wunsiedel im Fichtelgebirge, wo<br />

das Auerwild in seinem Bestand<br />

bedroht ist. Schnappauf sagte zu,<br />

Auerhuhn wird dabei in den Alpen<br />

und Mittelgebirgen eine wichtige Rolle<br />

spielen. An den fachlichen Kenntnissen<br />

der Wildtierökologie wird der Auerhuhn-Schutz<br />

nicht scheitern. Entscheidend<br />

ist, wie viel – oder wenig – Raum<br />

unsere wirtschaftlichen Interessen solch<br />

anspruchsvollen Tierarten zuge stehen<br />

werden.<br />

● Anregungen zum Auerhuhn-Schutz<br />

in der Praxis sind zu fi nden in:<br />

Storch, I. 1999: Auerhuhn-Schutz:<br />

Aber wie? Ein Leitfaden. Neubearbeitete<br />

Aufl age. Broschüre, Wildbiologische<br />

Gesellschaft München, Ettal.<br />

43 Seiten<br />

seinen Einfl uss geltend zu machen,<br />

damit die neu gegründete Forstanstalt<br />

die Zielsetzung des Artikels 18<br />

besonders im Fichtelgebirge in ihre<br />

waldbaulichen Planungen einbezieht.<br />

Auch das Ressort von Forstminister<br />

Josef Miller befasst sich seit Jahren<br />

mit dem Schutz ganzjährig geschonter<br />

Arten wie des Auerwildes. Wichtige<br />

Grundlagen bieten zum Beispiel<br />

die Studie „Auerhuhnschutz und<br />

Forstwirtschaft“ und die Planung<br />

zum Aufbau eines Biotopverbundes<br />

zur Erhaltung, Stützung und Förderung<br />

der Auerhuhnpopulation im<br />

Fichtelgebirge durch die Bayerische<br />

Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft.<br />

SG<br />

<strong>Revierkurier</strong> 3/2005 5

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