Revierkurier - Landesjagdverband Bayern
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Rechtliche Aspekte<br />
zum Schutz der Elterntiere<br />
Wer gegen § 22 Abs. 4 Satz 1 des<br />
Bundesjagdgesetzes (BJagdG) verstößt,<br />
begeht nicht nur einen schweren<br />
Verstoß gegen die bei der Jagdausübung<br />
zu beachtenden Grundsätze<br />
der Waidgerechtigkeit, sondern auch,<br />
gleichviel ob vorsätzlich oder fahrlässig<br />
begangen, eine Straftat nach § 38 Abs.<br />
1 Nr. 3 und Abs. 2 BJagdG.<br />
Ob an der Jungenaufzucht nur das<br />
Muttertier oder daneben auch das<br />
Vatertier beteiligt ist, ist von Wildart<br />
zu Wildart verschieden. Im letzten Fall<br />
sind bis zum Selbständigwerden der<br />
Jungen beide Elterntiere mit der Jagd<br />
zu verschonen.<br />
Die Vorschrift verbietet nicht die<br />
Bejagung der Jungtiere. Strittig ist<br />
allerdings, ob bei einer Wildart ohne<br />
Schonzeit zunächst die Jungtiere und<br />
dann die Elterntiere erlegt werden<br />
dürfen. Mit Rücksicht auf den klaren<br />
Wortlaut der Vorschrift wie auch der<br />
Strafbestimmung des § 38 Abs. 1 Nr.<br />
3 BJagdG („nulle poena sine lege“)<br />
ist die Frage zu bejahen. So stellt beispielsweise<br />
ein Altfuchs, egal ob Rüde<br />
oder Fähe, dessen sämtliche Jungtiere<br />
vor dem Bau bereits erlegt worden<br />
sind, kein notwendiges Elterntier<br />
(mehr) dar und darf deshalb in <strong>Bayern</strong><br />
als Wild mit ganzjähriger Jagdzeit im<br />
Mai erlegt werden.<br />
Der Elterntierschutz dauert bis zum<br />
Selbständigwerden der Jungtiere.<br />
Jagdgesetzlich ist dies die Zeit der<br />
unmittelbaren Aufzucht, in der also die<br />
Jungen gesäugt oder gefüttert werden.<br />
Ihre Dauer, die bei den einzelnen<br />
Wildarten unterschiedlich ist, ist weder<br />
bundesrechtlich noch auf Landesebene<br />
in <strong>Bayern</strong> gesetzlich geregelt. Es<br />
ist Sache des Jagdausübenden, nicht<br />
nur über die Bioiolgie der einzelnen<br />
Wildarten Bescheid zu wissen, sondern<br />
sich auch durch intensive Beobachtung<br />
Gewissheit zu verschaffen, ob der<br />
Übergang der Jungtiere zum Selbständigsein<br />
abgeschlossen ist. Das gilt<br />
vor allem beim Haarwild, bei dem der<br />
Schutz der zur Aufzucht notwendigen<br />
Elterntiere ausnahmsweise auch außerhalb<br />
der Schonzeit liegen kann.<br />
Beispiele: Wer Anfang August ein<br />
Alttier, nicht aber das dazugehörige<br />
Rotwildkalb, weil dieses abspringt,<br />
erlegt, begeht ein Schonzeitvergehen.<br />
Wer in den Sommermonaten aus<br />
einer Rotte ein voll verfärbtes Stück<br />
Schwarzwild erlegt, ohne es vorher<br />
genau angesprochen zu haben, muss<br />
mit hoher Wahrscheinlichkeit mit einer<br />
Milch gebenden Bache rechnen.<br />
Auch im Herbst und Winter muss sich<br />
der Jäger auf Milch gebende Bachen<br />
einstellen, denn nicht nur schwache<br />
und zurückgebliebene Stücke frischen<br />
verspätet, sondern häufi g auch normale<br />
Bachen, deren (Erst-) Wurf durch<br />
Unfall, Abschuss oder dergleichen<br />
verloren gegangen ist (sogenannte<br />
Nachrausche).<br />
Im Gegensatz dazu sind die Jagdzeiten<br />
beim Federwild so festgesetzt,<br />
dass davon die Brut- und Aufzuchtzeiten<br />
keinesfalls betroffen sind. Die<br />
am 1. April 2002 in Kraft getretene<br />
Zweite Verordnung zur Änderung der<br />
Verordnung über die Jagdzeiten vom<br />
25. April 2002 (BGBl I S. 1487) hat die<br />
Jagdzeiten für verschiedene Federwildarten<br />
zur Umsetzung der Vorgaben<br />
der EG-Vogelschutz-Richtlinie entsprechend<br />
verkürzt oder verändert. Das<br />
gilt insbesondere für die Ringel- und<br />
Türkentauben, die nunmehr erst vom<br />
1. November an bis zum 20. Februar<br />
bejagt werden dürfen.<br />
Nach § 22 a Abs. 1 BJagdG ist<br />
schwerkrankes Wild unverzüglich<br />
zu erlegen, um es vor vemeidbaren<br />
Schmerzen oder Leiden zu bewahren.<br />
Die Ausübung dieses Rechts verlangt<br />
eine Güter- und Pfl ichtenabwägung,<br />
wenn dadurch gleichzeitig gegen den<br />
gesetzlichen Elterntierschutz verstoßen<br />
wird. Diese führt beispielsweise dazu,<br />
dass die sofortige Erlegung einer an<br />
Tollwut erkrankten oder tollwutverdächtigen<br />
Fuchsfähe (vgl. § 11 Tollwut-Verordnung)<br />
auch dann rechtmäßig<br />
ist, wenn es sich dabei um ein zur<br />
Welpenaufzucht notwendiges Muttertier<br />
handelt. Anschließend sind die<br />
Jungtiere zu töten, soweit dies möglich<br />
ist, um sie vor dem Verhungern zu bewahren;<br />
außerdem sind diese ebenfalls<br />
tollwutverdächtig.<br />
Dr. Paul Leonhardt,<br />
Leitender Ministerialrat a.D.<br />
● Schrifttum:<br />
– Mitzschke-Schäfer, Bundesjagdgesetz,<br />
4. Aufl age, 1982<br />
– Leonhardt, Jagdrechtskommentar,<br />
Loseblattsammlung, 1986<br />
– Jagdlexikon, BLV-Verlag, 7. Aufl age,<br />
1996<br />
– v. Pückler, Wild und Hund 2/1985<br />
S. 38<br />
Ist auch Jäger<br />
Schauspieler Rolf Schimpf, 80,<br />
verkörpert seit 1986 die Rolle<br />
des Leo Kress in der Fernsehserie<br />
„Der Alte“ und ist damit Deutschlands<br />
ältester Fernsehkommissar.<br />
Schimpf wurde am 14. November<br />
1924 in Berlin geboren und stand<br />
bereits in den 50er Jahren beim<br />
Süddeutschen Rundfunk vor der<br />
Kamera.<br />
<strong>Revierkurier</strong>: Herr Schimpf, wie<br />
kamen Sie zur Jagd?<br />
Schimpf: Ich bin erblich vorbelastet.<br />
Bereits mein Großvater war<br />
Jäger und hat mir sowohl die Leidenschaft<br />
als auch zwei Gewehre<br />
vererbt. Den Jagdschein habe ich<br />
bereits mit 16 Jahren bekommen.<br />
1941 habe ich dann während meiner<br />
Ferien auf einem Forsthof in<br />
Mecklenburg meinen ersten Bock,<br />
einen Knopfer, erlegt.<br />
<strong>Revierkurier</strong>: Wo jagen Sie denn<br />
heute bevorzugt?<br />
Schimpf: Ich habe einen Begehungsschein<br />
in einem Revier in Tegernbach<br />
bei Pfaffenhofen. Ein bis<br />
zwei Mal im Jahr jage ich außerdem<br />
in dem Revier meines verstorbenen<br />
Freundes Manfred Behr in<br />
Illingen bei Pforzheim. Dort gehe<br />
ich mit dem zuständigen Jagdaufseher<br />
hin und wieder zum Blatten<br />
und habe so meine besten drei Böcke<br />
geschossen. Auch in Tirol habe<br />
ich hin und wieder Gelegenheit,<br />
Gemsen oder Hirsche zu jagen.<br />
<strong>Revierkurier</strong>: Was bedeutet Ihnen<br />
die Jagd?<br />
Schimpf: Die Jagd ist für mich ein<br />
wunderschöner Ausgleich zu den<br />
stressigen Dreharbeiten und sie<br />
bedeutet mir wahnsinnig viel. Da<br />
ich nicht allzu häufi g dazukomme,<br />
genieße ich die wenigen Stunden<br />
im Revier ganz besonders intensiv.<br />
<strong>Revierkurier</strong> 3/2005 3