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Die Fotografie um die Jahrhundertwende vom Piktorialismus zu ...

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Musée d'Orsay: <strong>Die</strong> <strong>Fotografie</strong> <strong>um</strong> <strong>die</strong> <strong>Jahrhundertwende</strong> <strong>vom</strong> <strong>Piktorialismus</strong> <strong>zu</strong> Eugène Atget<br />

ARCHIV 2003<br />

<strong>Die</strong> <strong>Fotografie</strong> <strong>um</strong> <strong>die</strong> <strong>Jahrhundertwende</strong> <strong>vom</strong><br />

<strong>Piktorialismus</strong> <strong>zu</strong> Eugène Atget<br />

<strong>Die</strong> <strong>Fotografie</strong> <strong>um</strong> <strong>die</strong> <strong>Jahrhundertwende</strong><br />

<strong>Die</strong> radikale Wende in der <strong>Fotografie</strong> der<br />

<strong>Jahrhundertwende</strong> wird durch <strong>die</strong> Vereinfachung der<br />

technischen Verfahren eingeleitet.<br />

<strong>Die</strong> ersten Grundsteine für <strong>die</strong>se <strong>um</strong>wälzenden<br />

Veränderungen werden ab 1871 mit dem Aufkommen der<br />

Kollodi<strong>um</strong>-Trockenplatte, des Bromsilber-Gelatine-<br />

Verfahrens für das Negative und der Aristotypie für den<br />

Ab<strong>zu</strong>g gelegt. Um 1888<br />

kommen <strong>die</strong> handlichen<br />

Sofortbildkameras auf (<strong>die</strong><br />

bekannteste ist <strong>die</strong> Kodak-<br />

Kamera) mit ihren Rollfilmen,<br />

später dann <strong>die</strong><br />

Autochromplatte, ebenfalls<br />

Pierre Bonnard<br />

für den sofortigen Gebrauch<br />

Ein Modell zieht ihre Bluse konzipiert. <strong>Die</strong> <strong>Fotografie</strong><br />

aus, Pariser Atelier von<br />

öffnet sich einer breiten<br />

Bonnard<br />

Öffentlichkeit von über einer<br />

© photo RMN, Jean<br />

Million Amateuren, <strong>die</strong> nicht<br />

Schormans<br />

mehr wie früher viel Zeit und<br />

Energie für ihr Hobby<br />

aufbringen müssen, da sie viele technischen Aspekte nicht<br />

Paul Haviland<br />

<strong>zu</strong> wissen brauchen.<br />

Nackte Frau eine Tür<br />

öffnend (Florence Peterson)<br />

<strong>Die</strong> Rollfilme der tragbaren Kameras haben eine bessere<br />

© ADAGP, Paris - photo<br />

Lichtempfindlichkeit als <strong>die</strong> Glasnegative und Sofortbilder<br />

musée d'Orsay / RMN<br />

können in einer 40stel Sekunde aufgenommen werden.<br />

<strong>Die</strong> neuen technischen Errungenschaften und nicht <strong>zu</strong><br />

vergessen <strong>die</strong> große Mobilität der Kamera, <strong>die</strong> neue Perspektiven ermöglicht, schaffen<br />

<strong>die</strong> Grundlagen einer Sofortbildästhetik, <strong>die</strong> für <strong>die</strong> <strong>Fotografie</strong> der <strong>Jahrhundertwende</strong><br />

kennzeichnend ist.<br />

Verschiedene Amateurtypen<br />

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Musée d'Orsay: <strong>Die</strong> <strong>Fotografie</strong> <strong>um</strong> <strong>die</strong> <strong>Jahrhundertwende</strong> <strong>vom</strong> <strong>Piktorialismus</strong> <strong>zu</strong> Eugène Atget<br />

Verschiedene Amateurtypen<br />

Henri Lemoine ist ein gutes Beispiel <strong>die</strong>ser<br />

Sonntagsfotografen. Hunderte von Aufnahmen seiner<br />

Nachkommen zeugen von dem neugierigen Zuschauer<br />

seiner Zeit. Viele <strong>die</strong>ser Amateurfotografen waren<br />

Künstler, Maler, Bildhauer und Druckgrafiker. Bis <strong>zu</strong><br />

<strong>die</strong>sem Zeitpunkt wendeten sich viele Künstler, <strong>die</strong> sich<br />

für <strong>die</strong> <strong>Fotografie</strong> interessierten, aus Zeitmangel an<br />

professionelle Fotografen. Jetzt können sie ihre eigenen<br />

Aufnahmen anfertigen.<br />

Henri Rivière<br />

Der Eiffelturm – Drei<br />

Arbeiter und vier Besucher<br />

Adolphe de Meyer<br />

Félix Thioller, der selbst kein<br />

Künstler sondern<br />

"Antiquitätenhändler", war,<br />

aber mit zahlreichen Malern<br />

verkehrte, hat mit viel<br />

Originalität seine<br />

Gegenstände ausgewählt und<br />

in Szene gesetzt. Der Maler<br />

Emile Bernard und der<br />

Bildhauer François Rupert<br />

Carabin verwenden eine<br />

traditionelle Technik, <strong>die</strong><br />

Edgar Degas<br />

auch den Blickwinkel<br />

Hortense Howland<br />

bestimmt. <strong>Die</strong> gleiche<br />

© Photo RMN, Gérard Blot<br />

Technik benutzt auch Edgar<br />

Degas – von dem das Porträt<br />

der Hortense Howland ausgestellt ist – für <strong>die</strong> Ausführung<br />

und Belichtung seiner Bilder.<br />

auf der letzten Plattform<br />

<strong>Die</strong> Nabiskünstler Pierre Bonnard und Edouard Vuillard<br />

© ADAGP, Paris - photo<br />

hingegen, <strong>die</strong> in den 1890er Jahren vor allem von<br />

musée d'Orsay, patrice<br />

japanischen Farbholzschnitten inspirierte Szenen malen,<br />

Schmidt<br />

schufen anhand kleiner Kodakkameras eine neue,<br />

dezentrierte Perspektive: abgeschnittene Figuren sind<br />

kennzeichnend für <strong>die</strong> Momentaufnahme. <strong>Die</strong> Sofortbilder <strong>vom</strong> Paris des Holzschneiders<br />

Henri Rivière, der als erster in Europa Farbholzschnitte nach dem Vorbild der<br />

japanischen Künstler herstellte, sind ebenfalls sehr originell.<br />

<strong>Die</strong> piktorialistische Bewegung<br />

<strong>Die</strong> Bewegung nahm ihren Ausgang in England mit<br />

Fotografen wie Henry Peech Robinson, Oscar Rejlander,<br />

aber vor allem mit Peter Henry Emerson, der <strong>die</strong><br />

<strong>Fotografie</strong> als Kunst ausüben wollte.<br />

Bei ihnen handelt es sich <strong>um</strong> Amateurfotografen und<br />

erfahrene Techniker, <strong>die</strong> ihre Fotos nicht<br />

kommerzialisieren wollten. Ähnliches gilt auf für ihre<br />

Nacheiferer: Der Wiener Heinrich Kuehn, der Deutsche<br />

Adolf de Meyer, <strong>die</strong> Franzosen Robert Demachy und<br />

Constant Puyo. Mit Ausnahme von Emerson verwenden sie<br />

alle eine tragbare Kamera, vergrößern ihre Bilder und<br />

arbeiten häufig mit dem G<strong>um</strong>mi-Bichromat-Verfahren, <strong>um</strong><br />

ihren Aufnahmen einen malerischen Anstrich <strong>zu</strong> verleihen.<br />

<strong>Die</strong> Tänzerin Ruth Saint<br />

Denis<br />

<strong>Die</strong>se Fotografen versuchten<br />

© DR - photo musée<br />

<strong>die</strong> dok<strong>um</strong>entarische Realität<br />

d'Orsay, Patrice Schmidt durch eine leicht unscharfe<br />

Einstellung <strong>zu</strong> vermeiden.<br />

Ihre Bilder orientierten sich häufig an symbolistischen<br />

Inspirationsquellen.<br />

In den Vereinigten Staaten erreichte der <strong>Piktorialismus</strong><br />

mit der 1902 von den Fotografen Alfred Stieglitz, Edward<br />

Steichen und Clarence Hudson White gegründeten Gruppe<br />

"Photo Secession" seinen Höhepunkt. Ihre in der<br />

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Musée d'Orsay: <strong>Die</strong> <strong>Fotografie</strong> <strong>um</strong> <strong>die</strong> <strong>Jahrhundertwende</strong> <strong>vom</strong> <strong>Piktorialismus</strong> <strong>zu</strong> Eugène Atget<br />

"Photo Secession" seinen Höhepunkt. Ihre in der<br />

Zeitschrift Camera Work veröffentlichten, qualitativ<br />

wertvollen Bilder wurden mit den damaligen<br />

fotomechanischen Reproduktionsverfahren hergestellt<br />

(Heliogravüre, Similigravüre) und spielen eine große Rolle<br />

in der Verbreitung der piktorialistischen <strong>Fotografie</strong>.<br />

Clarence Hudson White<br />

Liegendes Mädchen in<br />

seinem Zimmer<br />

© photo musée d'Orsay /<br />

Eugène Atget: Ein<br />

rmn<br />

eigenwilliger Fotograf<br />

Nachdem er sich eine Zeit lang der Schauspielkunst<br />

gewidmet hat, schlägt Atget <strong>zu</strong>nächst eine Malerkarriere<br />

ein und beginnt erst 1888 als Fotograf <strong>zu</strong> arbeiten. Seine<br />

Arbeiten sind <strong>zu</strong>nächst <strong>die</strong> eines einfachen Fotografen,<br />

dessen Technik nicht besonders originell sondern relativ<br />

gewöhnlich ist: Er benutzte eine Plattenkamera,<br />

Glasnegative und diverse Papiertypen für seine Abzüge. Er<br />

arbeitet nicht auf Bestellung. Es gelingt ihm, sich einen<br />

regelmäßigen Kundenstamm von Illustratoren,<br />

Architekturhistorikern, Künstlern und öffentlichen Sammlungen (Museen und<br />

Bibliotheken) auf<strong>zu</strong>bauen.<br />

Faszinierend ist vor allem sein einmaliger Ansatz: Er will das alte Paris auf seinen<br />

Bildern festhalten. Er verfolgt eine systematische Vorgehensweise, fotografiert diverse<br />

Straßenansichten (in <strong>die</strong>sem Zusammenhang sind vor allem <strong>die</strong> verschiedenen<br />

Ansichten der Rue de la Parcheminerie interessant, <strong>die</strong> aus dem Alb<strong>um</strong> über das<br />

Viertel <strong>um</strong> <strong>die</strong> Kirche Saint Séverin stammen). Den Stadthäusern (Hôtel Le Charron)<br />

nähert er sich in verschiedenen Etappen: von der Gesamtansicht z<strong>um</strong> Detail, von der<br />

Fassade z<strong>um</strong> Innenhof, von der Tür z<strong>um</strong> Türklopfer, von der Treppe mit Geländer <strong>zu</strong><br />

den Innenrä<strong>um</strong>en, <strong>zu</strong> den Holztäfelungen usw. Parallel <strong>zu</strong> <strong>die</strong>sem originellen Ansatz<br />

besitzt er ebenfalls eine für ihn typische Sichtweise, <strong>die</strong> völlig mit dem Gegenstand<br />

harmoniert, ähnlich wie sein Vorgänger Marville, nur mit kreativerer Bildgestaltung, <strong>die</strong><br />

Atget mit seinen Weitwinkel-Objektiven - <strong>die</strong> grundsätzlich einen größeren Bildwinkel<br />

erfassen - erreicht.<br />

<strong>Die</strong> piktorialistischen Fotografen haben zwar so manches Meisterwerk geschaffen und<br />

viele von ihnen wurden auch nach dem Krieg in den Vereinigten Staaten <strong>zu</strong><br />

bedeutenden Fotografen, doch <strong>um</strong> <strong>die</strong> <strong>Jahrhundertwende</strong> nimmt vor allem ein<br />

"dok<strong>um</strong>entarischer" Fotograf eine herausragende Stellung ein. Er wurde von den<br />

Surrealisten und einem bedeutenden Kenner der Modernen Kunst – dem New Yorker<br />

Galeristen Julien Lévy - und dem Fotografen Walker Evans als das Leitbild des 20.<br />

Jahrhunderts angesehen.<br />

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