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Mirna Abd El Aziz, Plastische Chirurgie und Kosmetik in der Antike

Mirna Abd El Aziz, Plastische Chirurgie und Kosmetik in der Antike

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angenäht. Die anaplastische <strong>Chirurgie</strong>, vernäht <strong>und</strong> heilt beispielsweise Defekte am<br />

menschlichen Körper durch das Transplantieren von Haut.<br />

Diesen drei Teilbereichen <strong>der</strong> plastischen <strong>Chirurgie</strong> ist die ästhetische <strong>Chirurgie</strong><br />

gegenübergestellt, <strong>der</strong>en entscheiden<strong>der</strong> Unterschied dar<strong>in</strong> besteht, dass bei ihr an ges<strong>und</strong>en<br />

Körperteilen operiert wird, um das äußere Ersche<strong>in</strong>ungsbild zu verbessern, sei es durch die<br />

Anwendung <strong>der</strong> Rh<strong>in</strong>oplastik (Korrektur <strong>der</strong> Nase) o<strong>der</strong> durch Liposuktion (Fettabsaugen).<br />

Da die Operationsmethode des Celsus ausschließlich darauf abzielt, Verunstaltungen bzw.<br />

Verletzungen des Gesichts wie<strong>der</strong>herzustellen, nicht aber unverw<strong>und</strong>etes <strong>und</strong> ges<strong>und</strong>es<br />

Gewebe zu behandeln <strong>und</strong> zu verän<strong>der</strong>n, ist sie den drei zuerst genannten Bereichen <strong>der</strong><br />

<strong>Chirurgie</strong>, nicht aber <strong>der</strong> ästhetischen <strong>Chirurgie</strong> zuzuordnen, so wie es sich nach dem Lesen<br />

des e<strong>in</strong>leitenden Zitats zunächst vermuten ließe.<br />

Dies lässt sich auch an <strong>der</strong> Tatsache erkennen, dass Celsus die Körper älterer Menschen von<br />

vornhere<strong>in</strong> von <strong>der</strong> Operation ausschließt, woh<strong>in</strong>gegen die mo<strong>der</strong>ne ästhetische <strong>Chirurgie</strong><br />

gerade diese vorzugsweise behandelt, sei es zum Straffen <strong>der</strong> Haut o<strong>der</strong> zu sonstigen<br />

Maßnahmen zur Verschönerung <strong>und</strong> Verjüngung des Patienten.<br />

4. <strong>Kosmetik</strong> als ästhetische <strong>Chirurgie</strong> <strong>der</strong> <strong>Antike</strong><br />

Natürlich gab es bereits <strong>in</strong> <strong>der</strong> <strong>Antike</strong> Schönheitsideale <strong>und</strong> dadurch auch e<strong>in</strong>e mediz<strong>in</strong>ische<br />

Richtung, die <strong>in</strong> Ansätzen mit <strong>der</strong> Schönheitschirurgie vergleichbar ist. Allerd<strong>in</strong>gs fällt dieser<br />

Bereich nicht <strong>in</strong> den <strong>der</strong> plastischen <strong>Chirurgie</strong>, son<strong>der</strong>n muss <strong>der</strong> <strong>Kosmetik</strong> zugeordnet<br />

werden. Die Verschönerung wurde also nicht durch chirurgische E<strong>in</strong>griffe, son<strong>der</strong>n mit Hilfe<br />

von Salben <strong>und</strong> T<strong>in</strong>kturen vollzogen.<br />

Auch hierzu lassen sich Textstellen <strong>in</strong> „De medic<strong>in</strong>a“ f<strong>in</strong>den, <strong>in</strong> denen Celsus beispielsweise<br />

über das Entfernen von Pickeln <strong>und</strong> Sommersprossen sowie über die Repigmentierung von<br />

Narben spricht (vergleiche Kapitel 6,5).<br />

In diesem Zusammenhang gibt er e<strong>in</strong>e genaue Erklärung <strong>der</strong> verschiedenen kosmetischen<br />

Mittel, die man benutzen kann, seien es Honig (bei Pickeln), Essig (zum Zerreiben <strong>der</strong><br />

T<strong>in</strong>ktur für das Entfernen von Sommersprossen) o<strong>der</strong> Gerstenmehl (zur Behandlung von<br />

Narben).<br />

Trotzdem vermerkt Celsus:<br />

„Paene <strong>in</strong>eptiae sunt curare varos et lenticulas et ephelidas, sed eripi tamen fem<strong>in</strong>is cura<br />

cultus sui non potest.“ - 6,5<br />

Er hält den Wunsch zur Behandlung von Pickeln, Sommersprossen <strong>und</strong> Leberflecken zwar<br />

albern, sieht jedoch gleichzeitig e<strong>in</strong>, dass Frauen sich die Sorge um ihr Äußeres ohneh<strong>in</strong> nicht<br />

nehmen lassen.<br />

5. Fazit<br />

Anhand <strong>der</strong> unterschiedlichen Def<strong>in</strong>itionen <strong>und</strong> <strong>der</strong> verschiedenen Anwendungsbereiche <strong>der</strong><br />

<strong>Kosmetik</strong> <strong>und</strong> <strong>der</strong> plastischen <strong>Chirurgie</strong> wird deutlich, dass erstere e<strong>in</strong>e re<strong>in</strong>e<br />

Schönheitspflege ist. Die plastische <strong>Chirurgie</strong> allerd<strong>in</strong>gs behandelte Defekte durch operative<br />

E<strong>in</strong>griffe <strong>und</strong> heilte somit Entstellungen, die mit kle<strong>in</strong>en, natürlichen Makeln wie<br />

Sommersprossen nicht vergleichbar s<strong>in</strong>d.<br />

Die plastische <strong>Chirurgie</strong> zur Zeit des Celsus verfolgte also e<strong>in</strong>e an<strong>der</strong>e Intention als die<br />

heutige Schönheitschirurgie bzw. <strong>Kosmetik</strong> <strong>und</strong> ist mit dieser daher nicht e<strong>in</strong>s zu e<strong>in</strong>s zu<br />

vergleichen o<strong>der</strong> zu verallgeme<strong>in</strong>ern.<br />

Während die <strong>in</strong> „De medic<strong>in</strong>a“ dargestellte Operation durch die Behandlung gefährlicher<br />

Krebsgeschwüre o<strong>der</strong> Entstellungen e<strong>in</strong>en re<strong>in</strong> mediz<strong>in</strong>ischen Zweck erfüllt, die Ästhetik<br />

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