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Mirna Abd El Aziz, Plastische Chirurgie und Kosmetik in der Antike

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Celsus selbst ke<strong>in</strong> praktizieren<strong>der</strong> Arzt, son<strong>der</strong>n e<strong>in</strong> Laie war, <strong>der</strong> sich für die Mediz<strong>in</strong><br />

<strong>in</strong>teressierte <strong>und</strong> ihren damaligen Stand <strong>in</strong> se<strong>in</strong>em Werk zusammenfasste, e<strong>in</strong>e These, die<br />

allerd<strong>in</strong>gs <strong>in</strong> jüngerer Zeit zugunsten des Arztse<strong>in</strong>s fallen gelassen wurde.<br />

2. Die Beschreibung <strong>der</strong> „plastischen <strong>Chirurgie</strong>“ <strong>in</strong> dem Werk „De<br />

medic<strong>in</strong>a“ von Aulus Cornelius Celsus<br />

In dem Kapitel <strong>der</strong> „De medic<strong>in</strong>a libri octo“, das sich mit <strong>der</strong> plastischen <strong>Chirurgie</strong><br />

beschäftigt, erläutert Celsus, wie man mithilfe e<strong>in</strong>er Operation den Substanzverlust an Ohren,<br />

Lippen <strong>und</strong> an <strong>der</strong> Nase ersetzen kann.<br />

Die zu behandelnden Stellen bezeichnet Celsus genauer gesagt als „curta“ (7,9,1), was<br />

„verstümmelt“ o<strong>der</strong> auch „unvollständig“ bedeutet <strong>und</strong> daher als e<strong>in</strong>e generelle Entstellung<br />

verstanden werden kann, bei <strong>der</strong> e<strong>in</strong> Teil <strong>der</strong> Haut – möglicherweise auch des Fleisches –<br />

fehlt.<br />

Angewendet werden kann das Verfahren jedoch lediglich bei ger<strong>in</strong>gen Substanzverlusten, da<br />

größere erst gar nicht operiert werden können, o<strong>der</strong> aber die Gefahr besteht, dass <strong>der</strong> Patient<br />

h<strong>in</strong>terher durch die Operation unter e<strong>in</strong>er schlimmeren Entstellung leidet als vorher:<br />

„Curta igitur <strong>in</strong> his tribus ac si qua parva sunt, curari possunt; si qua maiora sunt, aut non<br />

recipiunt curationem, aut ita per hanc ipsam deformantur, ut m<strong>in</strong>us <strong>in</strong>decora ante fuer<strong>in</strong>t.”<br />

- 7,9,1<br />

Des Weiteren kommen für diese Operationsmethode nur bestimmte Patienten <strong>in</strong> Frage, wie<br />

<strong>der</strong> Autor im Folgenden deutlich macht:<br />

„Neque senile autem corpus, neque quod mali habitus est, neque <strong>in</strong> quo difficulter ulcera<br />

sanescunt, huic medic<strong>in</strong>ae idoneum est […]“<br />

- 7,9,2<br />

We<strong>der</strong> <strong>der</strong> Körper e<strong>in</strong>es Greises (Neque senile autem corpus), noch e<strong>in</strong> Körper <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

ges<strong>und</strong>heitlich schlechten Zustand (neque quod mali habitus est), geschweige denn e<strong>in</strong><br />

Körper, bei dem Geschwüre schwer heilen (neque <strong>in</strong> quo difficulter ulcera sanescunt), können<br />

behandelt werden, da es bei diesen wahrsche<strong>in</strong>lich ist, dass sie schnell von krebsähnlichen<br />

Geschwüren befallen werden <strong>und</strong> diese letztendlich nur sehr schwer behandelt werden<br />

können. (7,9,2)<br />

Die Operation kann generell bei Entstellungen, wie <strong>der</strong> Lippen-Spalte, bei Geschwüren wie<br />

Krebs o<strong>der</strong> aber bei alltäglichen Verletzungen des Gesichts angewandt werden <strong>und</strong> wird von<br />

Celsus folgen<strong>der</strong>maßen beschrieben:<br />

„id, quod curtum est, <strong>in</strong> quadratum <strong>der</strong>igere; ab <strong>in</strong>terioribus eius angulis l<strong>in</strong>eas transversas<br />

<strong>in</strong>ci<strong>der</strong>e, quae citeriorem partem ab ulteriore ex toto deducant; de<strong>in</strong>de ea, quae sic<br />

resolvimus, <strong>in</strong> unum adducere. Si non satis iunguntur, ultra l<strong>in</strong>eas, quas ante fecimus, alias<br />

duas lunatas et ad plagas conversas immittere, quibus summa tantum cutis diducatur […]“<br />

- 7,9,2f.<br />

Wie sich an <strong>der</strong> folgenden Zeichnung 2 gut erkennen lässt, richtet man den Defekt „zu e<strong>in</strong>em<br />

Viereck“ aus („<strong>in</strong> quadratum <strong>der</strong>igere“), führt von den Ecken dieses Vierecks aus vier „l<strong>in</strong>eas<br />

2 Zeichnung entnommen aus: MARMELZAT, W.L., Medic<strong>in</strong>e <strong>in</strong> History. On the Repairs of<br />

Defects of the Ears, Lips and Nose, <strong>in</strong>: Journal of Dermatology, Surgery and Oncology 8/12<br />

(1982), 1012-1014.<br />

2

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