Jahresbericht 2010 - Schule fürs Leben

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13.11.2014 Aufrufe

quer durch die Stadt nach Montebello in die Schule gefahren. Immer mit dem Sonnenaufgang, eine halbe Stunde Fahrt durch die erwachende Stadt, die keine Gleitzeit kennt. Alle beginnen ihre Arbeit im Morgengrauen, später ist es zu heiß. Ganz Cali ist auf den Beinen, niemand wohnt da wo er arbeitet, die Straßen sind überfüllt von lärmenden, stinkenden Bussen, Autos, Motorrädern... Japxon ist ein sicherer, konzentrierter und umsichtiger Fahrer, trotzdem hielt ich gelegentlich den Atem an. Geschiebe, Gedränge, der Verkehr regelt sich selbst. Wer zuerst fährt und das massivere Fahrzeug besitzt, hat Vorfahrt. Jeden Morgen und jeden Nachmittag. Wenn wir dann nach getaner Arbeit wieder in unsere Straße einbogen, bekreuzigte sich Japxon immer und murmelte ein kleines Dankesgebet. Die ersten Tage erschien mir das noch eigenartig, wie schon gesagt, da war diese offene Frage nach Gott. In den zwei Wochen meines Aufenthaltes sind wir fast täglich an verletzten Menschen und gefalteten Motorrädern vorbeigefahren. Einmal standen wir Stunden im Stau, weil der ebenfalls tägliche Gewitterguss die zentrale Unterführung überschwemmt und den gesamten Verkehr der Stadt zum Erliegen gebracht hatte. Zwei Tage später wurde durch ein Bombenattentat der Guerilla auf die Polizeizentrale die Hauptschlagader der Stadt lahm gelegt und nichts ging mehr. Nach Aufhebung der Straßenabsperrung, fuhren wir auf dem Rückweg von der Schule an dem komplett zerstörten Gebäude vorbei. Der Druck der Explosion hatte alle Fenster der umliegenden Gebäude zum Bersten gebracht. Noch nie zuvor in meinem Leben war ich der Gewalt so zum Greifen nahe gekommen. Wenn ich die Nachrichten im Fernsehen richtig verstanden habe sind, auch wenn die Bombe mitten in der Nacht gezündet wurde, fünf Menschen gestorben und ungleich mehr schwer verletzt worden. Alltäglicher Wahnsinn, der in Deutschland nicht mal eine klitzekleine Nachricht wert war. Zwischen all dem das kleine, deutsche Ich, Nina, und plötzlich habe ich es gefühlt. Wir bogen in die Straße ein, in der Japxon wohnte, er bekreuzigte sich und ich, hinter ihm auf dem Moped, dankte Gott, Mohamed, den Engeln, oder wie immer man sie nennen mag, da oben oder um uns herum, für den weiteren Tag, den sie uns unbeschadet hatten überstehen lassen.“ *Japxon Grisales ist Lehrer an der Grundschule 'Colegio de las Aguas' in Montebello Nina Klenk, langjähriges aktives Mitglied der 'Schule fürs Leben e. V.', zusammen mit Japxon Grisales, einem der engagiertesten Lehrer des 'Colegio de las Aguas', Montebello August 'Schule fürs Leben' Mitglied David Lecoufle reist nach Kolumbien. Der Ingenieur und Solarenergiespezialist David Lecoufle, seit Februar 2010 aktives Mitglied der ‚Schule fürs Leben e. V.’, reist auf eigenen Kosten nach Kolumbien und setzt seine Urlaubszeit für den Arbeits- Einsatz in Montebello ein. DANKE lieber David! Die wunderbaren Bilder zeigen David Lecoufle 20

zusammen mit dem Guadua-Lehrling Jeferson Caicedo bei einem Wochenendausflug zum 'Nevado del Ruiz', einem 5 Autostunden von Cali entfernt liegenden Vulkan in der Nähe von Manizales. Gemeinsam mit den Lemgoer Studenten genießen die beiden auf 5000 Metern Höhe ein einzigartiges Naturschauspiel. Für Jeferson ist dieser Ausflug ein besonderes Highlight. Der junge Kolumbianer hatte bis dahin noch niemals Schnee gesehen, geschweige denn, sich darin gewälzt. Jeferson Caicedo (links) und David Lecoufle (rechts) auf dem 5000 m hohen Vulkan ‚Nevado del Ruiz’ Online Probelauf der neuen Webseite: www.ICHerzählDIR.de. Am 19. August geht die neue Projekt-Seite www.ICHerzählDIR.de zu einem ersten Probelauf online. Leider gestaltet sich die Online-Spenden-Technik nicht möglich für den Verein, weshalb der offizielle Start von 'ICHerzählDIR' auf einen späteren Zeitpunkt verschoben werden muss. Lemgoer Studenten bauen neues Schulgebäude. Anfang des Jahres 2010 waren 7 Lemgoer Studenten der Universität Ostwestfalen-Lippe auf uns zu gekommen. Ihr Wunsch: Sie wollten das Projekt der ‚Schule fürs Leben e. V.’ aktiv unterstützen. Ein Kommilitone, Tobias Ellmann, hatte Ende 2009 bei einer Reise durch Kolumbien das ‚Colegio de las Aguas’ kennen gelernt und seine Mitstudenten schnell davon überzeugen können, dass sich ein Einsatz in Montebello auf jeden Fall lohnen würde. Die Studenten, die sich bereits in einem sozialen Projekt in Chile engagiert hatten, entpuppen sich schnell als echte Profis. Innerhalb kürzester Zeit werben sie Sponsoren für einen 3-wöchigen Arbeitsaufenthalt in Montebello. Der Plan: Im August 2009 den Rohbau für das neue Schulgebäude zu errichten, das auf dem Gelände des Colegio entstehen soll um dem Andrang gerecht zu werden, den die Schule mit jedem neuen Schuljahresbeginn erfährt. Der Plan geht auf. Der Rohbau steht und alle Mitarbeiter der ‚Schule fürs Leben e. V.’ in Deutschland, der ‚Fundación Escuela para la Vida’ und des ‚Colegio de las Aguas’ in Kolumbien, wie auch die Ausbilder und die Lehrlinge der Guadua-Werkstätten, mit denen die Studenten drei Wochen lang von morgens bis abends zusammen schuften, sind sich 21

zusammen mit dem Guadua-Lehrling Jeferson Caicedo bei einem Wochenendausflug zum<br />

'Nevado del Ruiz', einem 5 Autostunden von Cali entfernt liegenden Vulkan in der Nähe von<br />

Manizales. Gemeinsam mit den Lemgoer Studenten genießen die beiden auf 5000 Metern Höhe<br />

ein einzigartiges Naturschauspiel. Für Jeferson ist dieser Ausflug ein besonderes Highlight. Der<br />

junge Kolumbianer hatte bis dahin noch niemals Schnee gesehen, geschweige denn, sich darin<br />

gewälzt.<br />

Jeferson Caicedo (links) und David Lecoufle (rechts) auf dem 5000 m hohen Vulkan ‚Nevado del Ruiz’<br />

Online Probelauf der neuen Webseite: www.ICHerzählDIR.de. Am 19. August geht die<br />

neue Projekt-Seite www.ICHerzählDIR.de zu einem ersten Probelauf online. Leider gestaltet<br />

sich die Online-Spenden-Technik nicht möglich für den Verein, weshalb der offizielle Start von<br />

'ICHerzählDIR' auf einen späteren Zeitpunkt verschoben werden muss.<br />

Lemgoer Studenten bauen neues Schulgebäude. Anfang des Jahres <strong>2010</strong> waren 7<br />

Lemgoer Studenten der Universität Ostwestfalen-Lippe auf uns zu gekommen. Ihr Wunsch: Sie<br />

wollten das Projekt der ‚<strong>Schule</strong> <strong>fürs</strong> <strong>Leben</strong> e. V.’ aktiv unterstützen. Ein Kommilitone, Tobias<br />

Ellmann, hatte Ende 2009 bei einer Reise durch Kolumbien das ‚Colegio de las Aguas’ kennen<br />

gelernt und seine Mitstudenten schnell davon überzeugen können, dass sich ein Einsatz in<br />

Montebello auf jeden Fall lohnen würde. Die Studenten, die sich bereits in einem sozialen<br />

Projekt in Chile engagiert hatten, entpuppen sich schnell als echte Profis. Innerhalb kürzester<br />

Zeit werben sie Sponsoren für einen 3-wöchigen Arbeitsaufenthalt in Montebello. Der Plan: Im<br />

August 2009 den Rohbau für das neue Schulgebäude zu errichten, das auf dem Gelände des<br />

Colegio entstehen soll um dem Andrang gerecht zu werden, den die <strong>Schule</strong> mit jedem neuen<br />

Schuljahresbeginn erfährt. Der Plan geht auf. Der Rohbau steht und alle Mitarbeiter der ‚<strong>Schule</strong><br />

<strong>fürs</strong> <strong>Leben</strong> e. V.’ in Deutschland, der ‚Fundación Escuela para la Vida’ und des ‚Colegio de las<br />

Aguas’ in Kolumbien, wie auch die Ausbilder und die Lehrlinge der Guadua-Werkstätten, mit<br />

denen die Studenten drei Wochen lang von morgens bis abends zusammen schuften, sind sich<br />

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