Wenige - Gudjons Apotheke

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04.11.2012 Aufrufe

2 D ie EDITORIAL Prinzipien der Homöopathie wurden von einem genialen Deutschen, Samuel Hahnemann, entdeckt und erarbeitet. In den Jahren 1812 bis 1821 hat Hahnemann an der Universität Leipzig selbst Vorlesungen über Homöopathie gehalten. Schon damals ist das Konzept der Homöopathie wegen seiner schweren Nachvollziehbarkeit von der gültigen Lehrmeinung der Ärzteschaft angefochten und bekämpft worden. Die Homöopathie hatte bis heute als Heilmethode ein wechselhaftes Schicksal in ihrem Heimatland. Während des 2. Weltkriegs und in der Zeit danach wurde die Homöopathie vor allem von den homöopathischen Laienvereinen getragen und am Leben gehalten. Im Bereich der ehemaligen DDR war sie verboten, wurde verachtet und lächerlich gemacht. Im deutschsprachigen Raum wurde die Homöopathie in der Schweiz von Pierre Schmidt, Flury und Jost Künzli als Vertreter der amerikanischen Schule nach Kent verbreitet. In Österreich wurde sie durch Mathias Dorcsi bekannt, der mit seiner Wiener Schule der Homöopathie eine Integration in eine erweiterte Medizin erreichen wollte. 1986 erhielt Mathias Dorcsi als erster im deutschsprachigen Raum einen Lehrauftrag für Homöopathie an der Universität Wien und hielt dort regelmäßig Vorlesungen. Etwa zur gleichen Zeit begann die Suche in alten Quellen nach mehr Information. Dadurch wurden die verschiedenen Methoden zur Arzneimittelfindung (Hahnemann, Boger, von Bönninghausen, Knerr, Hering, u.a.) wieder entdeckt. Heute, eine Generation danach, ist die Homöopathie zu einem Feld der multiplen Ansätze und Aspekte geworden. Neben der von Hahnemann präzise definierten Methode gibt es viele weitere Vorgehensweisen. In der Bevölkerung wird die Homöopathie aufgrund der Therapieerfolge zunehmend bekannter und beliebter. Immer mehr Therapeuten setzen homöopathische Arzneien ein. Die Präsenz der Homöopathie an verschiedenen Universitäten im deutschsprachigen Raum spricht für zunehmende Anerkennung dieser Behandlungsmethode im Bereich des Lehrkörpers. Wie kam es dazu? Zunächst wurden auf Initiative der Medizinstudenten an verschiedenen Universitäten Homöopathie-Arbeitskreise geschaffen, erstmals in Tübingen. Bereits 1975 fuhr Dr. Walter Hess jeden Montag bei Wind und Wetter, bei Regen und Schnee von Balingen nach Tübingen, um die Studenten in Homöopathie zu unterrichten. In den folgenden Jahren entstanden auch an anderen Universitäten homöopathische Arbeitskreise, die sich dank der Nachwuchsförderung durch die Karl und Veronica Carstens-Stiftung seit 1992 zweimal jährlich im Rahmen des Wilseder Forums zum Austausch treffen. Mittlerweile gibt es offizielle Homöopathie-Vorlesungen an verschiedenen Universitäten in ganz unterschiedlichem Rahmen wie z.B. als Ringvorlesung (Universität Heidelberg), im Fach Geschichte der Medizin (LMU München) oder integriert im neuen Querschnittsbereich 12 (Charité Berlin). Nach der neuen Approbationsordnung wurde ein zusätzlicher Querschnittsbereich hinzugefügt, der die Lehre zu den Bereichen Physikalische Medizin, Rehabilitation und Naturheilverfahren einschließlich der Homöopathie umfasst. Das ist eine große Chance für die Homöopathie, an den Universitäten in die Lehre integriert zu werden. Die Voraussetzung hierfür ist, dass genügend Lehrende für Homöopathie an den Universitäten bereitstehen. Diese Ausgabe von Gudjons aktuell vermittelt Ihnen einen Überblick über den Status quo an den Universitäten. Sie sehen schon am Inhaltsverzeichnis, wie weit verbreitet Homöopathie-Vorlesungen an Universitäten angeboten werden. Die Beiträge sind bewusst aus verschiedenen Perspektiven geschrieben worden: Studenten, homöopathische Ärzte und Dozenten kommen zu Wort. Wir erheben keinen Anspruch auf Vollständigkeit und sind gespannt auf Ergänzungen über uns bisher unbekannte Aktivitäten an Universitäten. Wir freuen uns auf regen Austausch und eine zentrale Koordination nicht nur auf Studenten-, sondern auch auf der Lehrkörperebene. B. Gudjons und Dr. Sigrid Kruse

LEHRE UND FORSCHUNG DER HOMÖOPATHIE AN STAATLICHEN UNIVERSITÄTEN Vorgeschichte Die Lehre und Forschung der Homöopathie an staatlichen Universitäten war seit jeher ein Desiderat der homöopathischen Gemeinde, besonders in Europa. Während man in Ländern wie den USA oder Indien schon früh die dort vorhandenen politischen Möglichkeiten nutzte, eigene (homöopathische) Colleges, Institute oder Fakultäten zu gründen, und es dabei zu einer beachtlichen Infrastruktur brachte, blieb den deutschen Homöopathen meist keine andere Wahl, als auf den Zugang zu den wenigen Lehrkanzeln der medizinischen Fakultäten bestehender Universitäten zu hoffen, deren Zahl sich bis heute nicht wesentlich erhöht hat. Zwar gab es bereits zu Hahnemanns Zeiten akademische Vorlesungen über Homöopathie von habilitierten Dozenten, etwa an der Universität Leipzig ab 1812 zunächst von Samuel Hahnemann selbst, ab 1813 auch von seinem Sohn Friedrich Hahnemann sowie ab den 1820er Jahren von Christian Hartlaub, Karl Haubold und Moritz Müller oder an der Universität München ab den 1830er Jahren von Johann Joseph Roth, Joseph Reubel, Ludwig Ditterich, Oskar Mahir und Joseph Buchner, der 1851 eine Honorarprofessur für Homöopathie an der Universität München erhielt (s. Foto). Doch trotz wiederholt gewährter persönlicher Lehrbefugnisse Einzelner von seiten der Universitäten blieb der große Durchbruch der Ho- EIN FALLBEISPIEL PD DR. MED. DR. PHIL. JOSEF M. SCHMIDT Joseph B. Buchner, ab 1851 Honorarprofessor für Homöopathie an der Universität München möopathie im Hinblick auf eine Integration in die universitäre Lehre und Forschung aus und der Wunsch nach fester institutioneller Verankerung (z.B. durch einen Lehrstuhl für Homöopathie) – zumindest in Deutschland – bis heute unerfüllt. Bis über die Mitte des 20. Jahrhunderts hinaus war die Homöopathie an deutschen Universitäten vor allem durch Anhänger der so genanntennaturwissenschaftlich-kritischen Richtung vertreten, wie etwa durch den Lehrbeauftragten Ernst Bastanier ab 1928 in Berlin, den Privatdozenten Heinz Schoeler ab 1949 in Leipzig oder den a.o. Professor Hans Ritter ab 1946/1957 in Rostock bzw. Frankfurt/M. Dies änderte sich erst, als während der Renaissance der so genannten klassischen Homöopathie ab den 1980er Jahren neue Lehraufträge an den Universitäten vergeben wurden und die Homöopathie 1993 in den Gegenstandskatalog der Ärztlichen Prüfung aufgenommen wurde. Seitdem müssen an jeder medizinischen Fakultät in Deutschland Lehrveranstaltungen zur Homöopathie angeboten werden. Da dies je nach den politisch-hierarchischen Verhältnissen, Kapazitäten und Ressourcen vor Ort möglicherweise sehr unterschiedlich gehandhabt wird, kann und soll im folgenden nur ein Einzelfall herausgegriffen und – sozusagen aus erster Hand – kurz vorgestellt und beschrieben werden. 3

LEHRE UND FORSCHUNG DER HOMÖOPATHIE<br />

AN STAATLICHEN UNIVERSITÄTEN<br />

Vorgeschichte<br />

Die Lehre und Forschung der Homöopathie an<br />

staatlichen Universitäten war seit jeher ein Desiderat<br />

der homöopathischen Gemeinde, besonders<br />

in Europa. Während man in Ländern wie den USA<br />

oder Indien schon früh die dort vorhandenen politischen<br />

Möglichkeiten nutzte,<br />

eigene (homöopathische)<br />

Colleges, Institute oder Fakultäten<br />

zu gründen, und es<br />

dabei zu einer beachtlichen<br />

Infrastruktur brachte, blieb<br />

den deutschen Homöopathen<br />

meist keine andere<br />

Wahl, als auf den Zugang zu<br />

den wenigen Lehrkanzeln der<br />

medizinischen Fakultäten bestehender<br />

Universitäten zu<br />

hoffen, deren Zahl sich bis<br />

heute nicht wesentlich erhöht<br />

hat. Zwar gab es bereits zu<br />

Hahnemanns Zeiten akademische<br />

Vorlesungen über<br />

Homöopathie von habilitierten<br />

Dozenten, etwa an der<br />

Universität Leipzig ab 1812<br />

zunächst von Samuel Hahnemann<br />

selbst, ab 1813 auch von seinem Sohn Friedrich<br />

Hahnemann sowie ab den 1820er Jahren von<br />

Christian Hartlaub, Karl Haubold und Moritz Müller<br />

oder an der Universität München ab den 1830er<br />

Jahren von Johann Joseph Roth, Joseph Reubel,<br />

Ludwig Ditterich, Oskar Mahir und Joseph Buchner,<br />

der 1851 eine Honorarprofessur für Homöopathie<br />

an der Universität München erhielt (s.<br />

Foto). Doch trotz wiederholt gewährter persönlicher<br />

Lehrbefugnisse Einzelner von seiten der Universitäten<br />

blieb der große Durchbruch der Ho-<br />

EIN FALLBEISPIEL<br />

PD DR. MED. DR. PHIL. JOSEF M. SCHMIDT<br />

Joseph B. Buchner, ab 1851<br />

Honorarprofessor für Homöopathie<br />

an der Universität München<br />

möopathie im Hinblick auf eine Integration in die<br />

universitäre Lehre und Forschung aus und der<br />

Wunsch nach fester institutioneller Verankerung<br />

(z.B. durch einen Lehrstuhl für Homöopathie) –<br />

zumindest in Deutschland – bis heute unerfüllt.<br />

Bis über die Mitte des 20. Jahrhunderts hinaus war<br />

die Homöopathie an deutschen<br />

Universitäten vor allem<br />

durch Anhänger der so genanntennaturwissenschaftlich-kritischen<br />

Richtung vertreten,<br />

wie etwa durch den<br />

Lehrbeauftragten Ernst Bastanier<br />

ab 1928 in Berlin, den<br />

Privatdozenten Heinz Schoeler<br />

ab 1949 in Leipzig oder<br />

den a.o. Professor Hans Ritter<br />

ab 1946/1957 in Rostock<br />

bzw. Frankfurt/M. Dies änderte<br />

sich erst, als während<br />

der Renaissance der so genannten<br />

klassischen Homöopathie<br />

ab den 1980er<br />

Jahren neue Lehraufträge an<br />

den Universitäten vergeben<br />

wurden und die Homöopathie<br />

1993 in den Gegenstandskatalog<br />

der Ärztlichen Prüfung aufgenommen<br />

wurde. Seitdem müssen an jeder medizinischen<br />

Fakultät in Deutschland Lehrveranstaltungen<br />

zur Homöopathie angeboten werden. Da dies<br />

je nach den politisch-hierarchischen Verhältnissen,<br />

Kapazitäten und Ressourcen vor Ort möglicherweise<br />

sehr unterschiedlich gehandhabt wird,<br />

kann und soll im folgenden nur ein Einzelfall herausgegriffen<br />

und – sozusagen aus erster Hand –<br />

kurz vorgestellt und beschrieben werden.<br />

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