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22 DIE ARBEITSGRUPPE KOMPLEMENTÄRMEDIZIN AM INSTITUT FÜR SOZIALMEDIZIN, EPIDEMIOLOGIE UND GESUNDHEITSÖKONOMIE DER BERLINER CHARITÉ D ie Arbeitsgruppe Komplementärmedizin am Institut für Sozialmedizin, Epidemiologie und Gesundheitsökonomie der Berliner Charité wurde 1997 gegründet. Zu den Aufgaben der Arbeitsgruppe gehören Forschung und Lehre zu Themen der Komplementärmedizin. In den letzten Jahren wurden zwei große Homöopathiestudiendurchgeführt. Eine prospektiveBeobachtungsstudie mit dem Ziel, das Diagnose- und Therapiespektrum in homöopathischenArztpraxen sowie den Behandlungsverlauf der Patienten zu evaluieren. In der Studie mit fast 4000 Patienten und 103 Ärzten (1) zeigte sich, dass homöopathische Ärzte in Deutschland vorwiegend lang bestehende (Mittelwert 8 Jahre) chronische Erkrankungen behandeln. Die häufigste Diagnose bei Frauen waren chronische Kopfschmerzen, bei Männern allergische Rhinitis und bei Kindern beiden Geschlechts die Neurodermitis. Fast alle Patienten (99%) waren konventionell vorbehandelt. Im Verlauf über zwei Jahre verringerte sich die Schwere der Beschwerden aus Arzt- und Patientensicht deutlich. Gleichzeitig reduzierte sich die Anzahl der eingenommenen konventionellen Medikamente um ca. 45%. PD DR. MED. CLAUDIA M. WITT Institut für Sozialmedizin, Epidemiologie und Gesundheitsökonomie der Berliner Charité In einer weiteren Studie (Modellvorhaben der IKK Hamburg (2)), die die Effektivität und Kosten der Homöopathie im Vergleich zur konventionellen Therapie für ausgewählte Diagnosen (Asthma, Allergische Rhinitis, Neurodermitis, Kopfschmerzen, LWS Schmerzen, Depression) untersuchte, zeigte sich, daß die Homöopathie ebenso effektiv war, wie die konventionelle Therapie (teilweise sogar effektiver). In beidenTherapiegruppenunterschieden sich die Gesamtkosten (d.h. alle Kosten, die der Patient während des Beobachtungszeitraums im Gesundheitssystem verursacht hat = direkte Kosten) nicht signifikant voneinander. Der Anteil der Kosten der homöopathischen Behandlung belief sich auf ca. 10% der Gesamtkosten. Seit dem Wintersemester 1999/2000 ist es den Medizinstudierenden im Reformstudiengang der Charité möglich, ein Wahlpflichtfach zur Komplementärmedizin zu belegen. Dieses umfasst in mindestens 10 x 90 min Grundlagen der Naturheilkunde, Homöopathie und Traditionellen Chinesischen Medizin, unter Berücksichtigung der Inanspruchnahme empirischer Forschung und zugrunde liegender Philosophien (3). In drei Einheiten à 90 min werden die Grundlagen der Ho-

DIE ARBEITSGRUPPE KOMPLEMENTÄRMEDIZIN AM INSTITUT FÜR SOZIALMEDIZIN, EPIDEMIOLOGIE UND GESUNDHEITSÖKONOMIE DER BERLINER CHARITÉ möopathie erläutert, eine Live Anamnese, eine Fallanalyse nach Kent und eine Live-Repertorisation durchgeführt. In einer weiteren Stunde werden die Forschungsergebnisse zur Homöopathie vorgestellt und diskutiert. Seit dem Sommersemester 2006 wird ein entsprechendes Wahlpflichtpraktikum auch im Regelstudiengang der Charité angeboten. Zusätzlich wird im Rahmen des Querschnittfaches 12 (Physikalische Medizin und Naturheilverfahren) eine 45 minütige Einheit zur Homöopathie für alle Studierenden der Charité im 4. klinischen Semester angeboten. Diese beinhaltet eine kurze Darstellung der Grundlagen der Homöopathie sowie die Darstellung der Forschungsergebnisse und deren Diskussion. Literatur: (1) Witt C, Keil T, Selim S, Roll S, Vance W, Wegscheider K, Willich SN. Outcome and costs of homeopathic and conventional treatment strategies: A comparative cohort study in patients with chronic disorders. Complement Ther Med 2005;13(2):79 – 86. (2) Witt CM, Lüdtke R, Baur R, Willich SN. Homeopathic Medical Practice: Long-term results of a Cohort Study with 3981 Patients. BMC Public Health 2005;5:115. (3) Witt CM, Brinkhaus B, Willich SN. Teaching Complementary and Alternative Medicine in a Reform Curriculum. Forsch Komplementärmed Klass Naturheilkd 2006;13:342-348. PD Dr. med. Claudia M. Witt, MBA Stellv. Institutsdirektorin Administration Institut für Sozialmedizin, Epidemiologie und Gesundheitsökonomie Charité – Universitätsmedizin Berlin 10098 Berlin Tel: +49-30-450529002 Fax: +49-30-450529902 Email: claudia.witt@charite.de Internet: www.charite.de/epidemiologie 23

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DIE ARBEITSGRUPPE KOMPLEMENTÄRMEDIZIN<br />

AM INSTITUT FÜR SOZIALMEDIZIN, EPIDEMIOLOGIE<br />

UND GESUNDHEITSÖKONOMIE DER BERLINER CHARITÉ<br />

D<br />

ie Arbeitsgruppe Komplementärmedizin<br />

am Institut für Sozialmedizin, Epidemiologie<br />

und Gesundheitsökonomie der Berliner Charité<br />

wurde 1997 gegründet. Zu den Aufgaben der<br />

Arbeitsgruppe gehören Forschung und Lehre zu<br />

Themen der Komplementärmedizin.<br />

In den letzten Jahren wurden zwei große Homöopathiestudiendurchgeführt.<br />

Eine prospektiveBeobachtungsstudie<br />

mit dem Ziel, das<br />

Diagnose- und<br />

Therapiespektrum<br />

in homöopathischenArztpraxen<br />

sowie den<br />

Behandlungsverlauf<br />

der Patienten<br />

zu evaluieren. In<br />

der Studie mit fast<br />

4000 Patienten und 103 Ärzten (1) zeigte sich, dass<br />

homöopathische Ärzte in Deutschland vorwiegend<br />

lang bestehende (Mittelwert 8 Jahre) chronische<br />

Erkrankungen behandeln. Die häufigste Diagnose<br />

bei Frauen waren chronische Kopfschmerzen,<br />

bei Männern allergische Rhinitis und bei Kindern<br />

beiden Geschlechts die Neurodermitis. Fast alle Patienten<br />

(99%) waren konventionell vorbehandelt.<br />

Im Verlauf über zwei Jahre verringerte sich die<br />

Schwere der Beschwerden aus Arzt- und Patientensicht<br />

deutlich. Gleichzeitig reduzierte sich die<br />

Anzahl der eingenommenen konventionellen Medikamente<br />

um ca. 45%.<br />

PD DR. MED. CLAUDIA M. WITT<br />

Institut für Sozialmedizin, Epidemiologie<br />

und Gesundheitsökonomie der Berliner Charité<br />

In einer weiteren Studie (Modellvorhaben der IKK<br />

Hamburg (2)), die die Effektivität und Kosten der<br />

Homöopathie im Vergleich zur konventionellen<br />

Therapie für ausgewählte Diagnosen (Asthma, Allergische<br />

Rhinitis, Neurodermitis, Kopfschmerzen,<br />

LWS Schmerzen, Depression) untersuchte, zeigte<br />

sich, daß die Homöopathie ebenso effektiv war, wie<br />

die konventionelle<br />

Therapie (teilweise<br />

sogar effektiver).<br />

In beidenTherapiegruppenunterschieden<br />

sich die<br />

Gesamtkosten<br />

(d.h. alle Kosten,<br />

die der Patient<br />

während des Beobachtungszeitraums<br />

im Gesundheitssystem<br />

verursacht hat =<br />

direkte Kosten) nicht signifikant voneinander. Der<br />

Anteil der Kosten der homöopathischen Behandlung<br />

belief sich auf ca. 10% der Gesamtkosten.<br />

Seit dem Wintersemester 1999/2000 ist es den Medizinstudierenden<br />

im Reformstudiengang der Charité<br />

möglich, ein Wahlpflichtfach zur Komplementärmedizin<br />

zu belegen. Dieses umfasst in mindestens<br />

10 x 90 min Grundlagen der Naturheilkunde,<br />

Homöopathie und Traditionellen Chinesischen<br />

Medizin, unter Berücksichtigung der Inanspruchnahme<br />

empirischer Forschung und zugrunde<br />

liegender Philosophien (3). In drei Einheiten<br />

à 90 min werden die Grundlagen der Ho-

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