Informationsbroschüre für Neubürger - Gemeinde Bad Kohlgrub
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<strong>Bad</strong> <strong>Kohlgrub</strong>er Geschichtsbücherl<br />
<strong>Kohlgrub</strong>, im Talzug der Lindach, am NW-Fuß des Hörnle gelegen, war ursprünglich<br />
wohl eine Köhlersiedlung in dem waldreichen Gebiet. 1280 als „Cholgrueb" erstmals<br />
erwähnt. Chol ist Holzkohle, grueb ist Grund - Tal, eine sich sanft nach Osten öffnende<br />
Mulde.<br />
<strong>Kohlgrub</strong> ist aber viel älter und dürfte in der zweiten Rodungswelle um das Jahr 800<br />
entstanden sein.<br />
Es gehörte, wie der gesamte Ammergau, zu den Eigengütern des Herzogsgeschlechts<br />
der Welfen. Unter den Welfen verloren die Bauern ihre Freiheit, sie wurden „hörig" dem<br />
Herrn gehörig also leibeigen. Der Grundbesitz wurde geteilt, die Grundherrschaften -<br />
Adel, Klöster und Kirchen- beanspruchten das Obereigentum, dem Bauern verblieb das<br />
Nutzeigentum, <strong>für</strong> die Benutzung des Bodens musste er Stift oder Pacht zahlen und<br />
Fronarbeit leisten. Altes germanisches Recht musste dem römischen Recht weichen.<br />
Herzog Welf IV., später Welf I. von Bayern, gründete im Jahre 1073 das Kloster<br />
Rottenbuch. Sein Enkel Welf VI. im Jahre 1146 Kloster Steingaden, ehe er sich zu einem<br />
Kreuzzug in das Heilige Land aufmachte.<br />
Sein Sohn Welf VII. nahm mit Kaiser Friedrich Barbarossa, gegen den Willen des Vaters,<br />
an einem Feldzug gegen den Papst teil. 1167 starb er in Italien an einer Seuche. Sein<br />
Vater, untröstlich über den Tod seines einzigen Sohnes, gab 1167 dem Kloster<br />
Kempten 14 Eigengüter im Ammergau, damit seinem Sohne ein ewiger Jahrtag gehalten<br />
werde. Mit übergeben wurden Menschen, Kirche, Dorf, Wasser und Weide und sieben<br />
Höfe in <strong>Kohlgrub</strong>. Der restliche Welfenbesitz kam durch Erbfolge 1191 an die<br />
Hohenstaufen und 1268, nach dem Tode des letzten Hohenstaufen- „Konradin"-, an<br />
den baierischen Herzog Ludwig den Strengen. Kaiser Ludwig der Bayer stattete damit<br />
1330 sein neugegründetes Kloster Ettal aus. Er gab den Ammergauer Bauern große<br />
Privilegien:<br />
a) das Erbrecht auf ihren Gütern, der Hof konnte einem Erben ohne Genehmigung der<br />
Herrschaft übertragen werden, das Nutzeigentum verkauft, aber nie das Obereigentum<br />
erworben werden.<br />
b) Wegfall des Todesfalles. Beim Tod des Bauern musste das beste Stück Vieh der<br />
Herrschaft gegeben werden, das war der nachhaltigste Ausdruck der Leibeigenschaft.<br />
c) Das Monopol der Warenführung im Ammergau und die Niederlage der<br />
Kaufmannsgüter in Oberammergau.<br />
Kloster Rottenbuch kaufte 1295 das Seelsorgerecht über den Ammergau und 1362 den<br />
restlichen Ammergauer Besitz von Kempten.<br />
Seither waren die <strong>Kohlgrub</strong>er teils Ettaler, teils Rottenbucher Grunduntertanen, alle aber<br />
dem Klostergericht Ammergau/Landgericht Murnau unterstellt. Der Spruch „Unterm<br />
Krummstab ist gut leben" dürfte <strong>für</strong> alle gegolten haben. Die kirchliche Jurisdiktion über<br />
die Dekanate Rottenbuch und Werdenfels übte seit 1140 der Probst und Archidiakon<br />
(Vertreter des Bischofs) aus.<br />
Rottenbuch war kein Mönchskloster, sondern ein Chorherrenstift, das seine Aufgabe in<br />
der Seelsorge und Jugendbildung hatte.<br />
In <strong>Kohlgrub</strong> ist schon im 16. Jahrhundert eine „Deutsche Schule" bezeugt. Der<br />
Klosteraufhebungskommissär stellte 1803 fest: „Es ist kaum ein Bauer anzutreffen, der<br />
nicht lesen und vortrefflich rechnen kann". Hier ist der segensreiche Einfluss vom<br />
Kloster Rottenbuch zu erkennen. Die Struktur des Dorfes war durch die vielen<br />
Güterteilungen kleinbäuerlich, heute würde man sagen Nebenerwerbsbetriebe.