von Sonja Krenger erschienen in der Zeitschrift Yoga das Magazin ...

April/Mai 11
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ABSTECHER
Die Energie
zum Fliessen bringen
Elektromagnetische
Ströme und ihre
polaritären Zentren.
Copyright: CRCS Publications,
Sebastopol, CA, USA
Abdruck mit freundlicher Genehmigung
an die Autorin dieses Artikels (Buch:
Polarity Therapie Vol. 1 von Dr. R. Stone).

POLARITY
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Polarity vereinigt manuelle Körperarbeit
mit philosophischen Texten verschiedener
Traditionen und bedient sich auch der
modernen Physik. Mit unterschiedlichen
Massagetechniken und Yogastellungen
werden Energieblockaden gelöst und damit
Schmerzen geheilt.
Text: Sonja Krenger*
Polarity Therapie entstand in 60 Jahren Praxis- und
Forschungstätigkeit durch den österreichischstämmigen
Amerikaner Dr. Randolph Stone,
einen promovierten Doktor in Chiropraktik, Osteopathie,
Naturheilarzt und begeisterten Leser philosophischer
Texte. Um die Nachhaltigkeit der therapeutischen
Arbeit zu erhöhen, vereinigte er Techniken der manuellen
Körperarbeit mit Prinzipien der Energiemedizin, die er in
alten Texten verschiedener Traditionen gefunden hatte.
Während langen Aufenthalten in Punjab hatte er indische
Philosophie studiert und kostenlos im dortigen Klinikum
gearbeitet. Mit 64 Jahren begann er Asanas zu praktizieren
und zog sich später in den Ashram von Radha Soami
Satsang in Beas zurück, um bis zu seinem Tod (1981) Samadhi
zu praktizieren.
Polarity verwendet zudem Erkenntnisse aus der modernen
Physik: Die Existenz von elektromagnetischen Feldern
am menschlichen Körper. In der Physik bezeichnet
Polarität eine Eigenschaft von bipolaren (unterschiedlich
elektrisch geladenen) Energiefeldern, die Energie auf spezifische
Weise zum Fliessen bringt. Dies beeinflusst in der
therapeutischen Arbeit massgeblich, wie und wo der Therapeut
seine Hände auf den Körper auflegt. Sehr typisch
ist beispielsweise, dass eine Hand auf der Vorderseite des
Körpers liegt, die andere auf der Rückseite, eine Hand am
Oberkörper, die andere an den Beinen oder eine Hand
rechts, eine links.
Die drei Energiebewegungsprinzipien von Polarity erinnern
dabei stark an die Bewegungsrichtungen der Vayus:
Apana Vayu und Prana Vayu leiten die Energie nach
oben und unten, Samana Vayu und Vijana Vayu verteilen
die Energie rund um den Körper und vom Nabel aus
nach vorn und hinten. Die Vayus bewegen dabei die feinstoffliche
Energie Prana durch das System von Energieleitbahnen
(Nadis). In der Praxis erweisen sich Störungen
in der Ausbreitung der Energie als häufige Ursache von
Schmerz, einem Anzeichen von Pranamangel.
Wichtiges Ziel von Polarity ist es, den Energiefluss anzuregen
und Energieblockaden zu beseitigen. Mangel
oder Übermass an Energie werden mit Hilfe verschiedener
Berührungstechniken und der konzentrierten Aufmerksamkeit
des Therapeuten ausgeglichen.
Drei Berührungsqualitäten
Die Berührungsqualitäten tragen die Namen der drei Gunas
(gemäss indischer Philosophie die dreifache Qualität
der manifestierten Natur):
Sattwa ist eine Berührung ohne Bewegung und ohne
viel Druck, die auf einer sehr subtilen Ebene des Energiesystems
arbeitet, das Element Äther stärkt und beruhigend
wirkt. Bei Menschen, die Berührung schlecht ertragen,
weil ihr Nervensystem sofort angeregt wird, kann ein
sattwischer Kontakt in einer Distanz von wenigen Zentimetern
oberhalb der Haut eine angenehme Alternative
sein.
Raja nennt sich ein Körperkontakt, der anregend wirkt.
Er wird als Schaukeln, Dehnen, Vibrieren oder leichtes
Streichen ausgeführt. Diese Technik stimuliert den Energiefluss
und fördert gleichzeitig die Durchblutung, bringt
also Sauerstoff und Prana ins Gewebe. Mit sanften rajasischen
Techniken können auch die Wirbelsäule und Ge-

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lenke leicht mobilisiert werden. In und entlang der Wirbelsäule
befinden sich die drei wichtigsten Nadis
Sushumna, Ida und Pingala. Das leichte Mobilisieren der
Wirbelsäule wird von Personen, die an chronischen
Schmerzen der Rückenmuskulatur oder einer funktionellen
Störung der Wirbelsäule leiden, als ausgesprochen
wohltuend empfunden. Diese Rückensegmente sind oft
unbeweglich und können selber z.B. durch Dehnen oder
im Yoga nur ungenügend mobilisiert werden.
Tamas ist diejenige Berührungstechnik, die mit kräftigem
Druck ins Gewebe Stagnation im Energiefluss löst.
Stagnierende Energie geht praktisch immer einher mit
verspannten Muskeln, daher kann ein tamasischer Druck
leicht schmerzhaft sein. Mit Tamas wird auch an Reflexpunkten
und -zonen gearbeitet.
Als Grundlage für Diagnose und Therapie verwendet
Polarity Therapie ausserdem die Energiekonzepte der sieben
Chakren und die Elemente (Äther, Luft, Feuer, Wasser,
Erde), die auch in der ayurvedischen Gesundheitslehre
zur Anwendung kommen.
POLARITY THERAPIE
sk. Polarity Therapie gehört zu den 17 bisher durch die Organisation
der Arbeit Komplementärtherapie OdA KT anerkannten Methoden, die
an der eidgenössischen Anerkennung des Berufes Komplementärtherapeut/in
arbeiten.
Polarity wird seit rund 30 Jahren in der Schweiz praktiziert, ist vom
Erfahrungsmedizinischen Register EMR, der ASCA und den meisten
Krankenversicherern anerkannt. Der Berufsverband der Polarity Therapeuten
wurde 1994 gegründet und vertritt heute rund 300 Aktivmitglieder.
www.polarityverband.ch
Fünf Elemente in der Ernährung
Das Konzept der fünf Elemente und der Gunas wird von
Polarity Therapeuten auch in Zusammenhang mit der Ernährung
übernommen und hilft bei der Zusammenstellung
einer konstitutionsgerechten Ernährungsweise. Nahrungsmittel
nehmen aus ihrer Wachstumsumgebung sehr
unterschiedliche Energie und Nährstoffe auf, die ihre
energetischen Eigenschaften und die chemische Zusammensetzung
(Vitamine, Spurenelemente) bestimmen.
Lebensmittel werden unterschieden in
Erde: alles was unter der Erde wächst, also Kartoffeln,
Karotten und Knollengemüse
Wasser: Lebensmittel, die stark wasserhaltig sind (z.B.
Melonen, Gurken, Tomaten) oder Blattsalat und Gemüse,
die dicht am Boden wachsen.
Feuer: Getreide aller Art
Luft: Früchte und Nüsse, die an Bäumen wachsen.
Das Element Äther ist kein materielles, daher gibt es
kein Lebensmittel dieser Qualität.
Die Lebensmittelzubereitung wird unterteilt nach den
drei Gunas und hat gemäss ayurvedischer Gesundheitslehre
einen starken Einfluss auf die psychologischen Anteile
der persönlichen Konstitution.
Kurz zusammengefasst: sattwische Lebensmittel sind
frisch geerntet und reif, werden roh gegessen oder schonend
und kurz gekocht. Sie werden schwach gewürzt und
enthalten viel Prana. Sie sind energiereich und stärkend.
Rajasische Mahlzeiten sind opulent, mit vielen unterschiedlichen
Lebensmitteln zubereitet, lange gekocht
oder gegart und kräftig gewürzt. Dazu gibt es Saucen mit
oder ohne Alkohol zubereitet. Sie wirken anregend.
Tamasische Lebensmittel sind zu reif, zu lange gelagert,
leicht verdorben oder angefault, fritiert, kräftig angebraten,
industriell hergestellt (Fertigmahlzeiten) oder enthalten
chemische Zusatzstoffe. Sie sind arm an Prana und
machen träge.
Neben Körperarbeit und Ernährungsberatung beinhaltet
Polarity eine Reihe von Selbsthilfe-Übungen, die Polarity
Yoga genannt werden. Es gibt teilweise Ähnlichkeiten
mit einzelnen Yoga Asanas, gewissen Atempraktiken oder

POLARITY
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Mudras. Polarity Yoga fördert jedoch vor allem den Energiefluss
abwärts und nach innen, weil er stressbedingten
Symptomen entgegenwirken soll. Stress erzeugt nämlich
einen verstärkten Energiefluss nach oben und eine Zerstreuung.
Polarity Yoga sammelt Energie, zentriert, erdet
und hilft, durch eine schnelle kraftvolle Ausführung überschüssige
Energie aus dem Nervensystem zu entladen.
Den Blick nach innen richten
Sowohl Yoga wie auch Polarity schulen die Eigenwahrnehmung
und richten den Blick auf innere Vorgänge. Der
Weise Patanjali erwähnt in den Yogasutra die Kräfte von
Samskara und Klesa, die uns daran hindern, unser volles
Potenzial zu entfalten und ein glückliches, erfülltes und
gesundes Leben zu führen. Es sind dies vor allem geistige
Vorgänge, die unser Sein und Handeln antreiben.
In Polarity spricht man von hinderlichen Mustern aller
Art, die es zu erkennen und aufzulösen gilt. Besonders
hinderlich sind Glaubenssätze, Gedanken also, die man
häufig wiederholt, an die man dadurch glaubt und nicht
mehr in Frage stellt.
Während im Yoga der Weg zur inneren Mitte durch geduldiges
Üben und das Studium alter Texte erreicht wird,
unterstützt der Polarity-Therapeut diesen Bewusstseinsprozess
durch eine verbale Begleitung der therapeutischen
Arbeit. Energetische, körperliche oder emotionelle Reaktionen
während der Sitzung werden verbalisiert, so dass
diese bewusst und Muster aufgelöst werden können.
Arbeit am
Herz chakra
und Ausgleich
des Luftovals
Ausgleichender
Kontakt am Becken
* Die Autorin ist Aktiv- und Vorstandsmitglied des Polarity Verbandes
Schweiz und Mitglied von Yoga Schweiz. Sie arbeitet als Komplementärtherapeutin
in eigener Praxis in der Stadt Zürich und unterrichtet
therapeutisches Yoga.
Ausgleichender
Schulterkontakt