Unterlagen zu den Ausbildungsmodulen_Modul 4.pdf
Unterlagen zu den Ausbildungsmodulen_Modul 4.pdf
Unterlagen zu den Ausbildungsmodulen_Modul 4.pdf
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
Ausbildung <strong>zu</strong>m Coach - <strong>Unterlagen</strong><br />
<strong>Modul</strong> IV – Konflikte<br />
A) KONFLIKTE<br />
(Warum „Konfliktregelung“ statt „Konfliktlösung oder Konfliktmanagement“<br />
Konflikte sind integraler Bestandteil des Zusammenlebens. Diverse Untersuchungen<br />
über das Verhalten der Menschen in Konfliktsituationen haben gezeigt, dass eine<br />
Mehrheit der Versuchspersonen da<strong>zu</strong> neigt, <strong>den</strong> eigenen V orten durch immer<br />
intensiveren Einsatz und/oder Beharren auf der eigenen Position wahr<strong>zu</strong>nehmen.<br />
Dieses Verhalten wird begleitet durch eine Einschränkung der Wahrnehmung und<br />
des Denkvermögens.<br />
Aufgabe:<br />
1) Was fällt Ihnen <strong>zu</strong>m Wort Konflikt ein?<br />
(10 Ausdrücke)<br />
2) Bewerten sie die Begriffe als etwas Positives (+), als etwas Negatives (-) oder<br />
als weder gut noch schlecht (o).<br />
Zusammenfassung der Arbeit.<br />
Die eigene Einstellung <strong>zu</strong>m Konflikt ist von zentraler Bedeutung für alle<br />
Konfliktlösungsmodelle! Die persönliche Einstellung beeinflusst<br />
- die Wahrnehmung<br />
- die Gefühlslage<br />
- das Verhalten<br />
Außenstehende, Berater/innen, Mediator/innen, Coaches, Supervisor/innen u.a.<br />
können einen Konflikt sachlicher analysieren, weil sie unbeteiligt sind. Sie sind in der<br />
Regel mehr daran interessiert, dass als wie ein Konflikt endet.<br />
Entwickelt im Rahmen der EQUAL Entwicklungspartnerschaft<br />
IBEA Integrative Berufsorientierung – Integrative Berufsausbildung 1
Ausbildung <strong>zu</strong>m Coach - <strong>Unterlagen</strong><br />
In <strong>den</strong> Sozialwissenschaften und in der Psychologie spricht man von einem Konflikt<br />
dann, wenn zwei Elemente gleichzeitig gegensätzlich oder unvereinbar sind.<br />
Elemente: Gedanken geht - geht nicht<br />
Wünsche<br />
Karriere - Familie<br />
Verhaltensweisen Autofahren - Alkohol<br />
Absichten<br />
Beurteilungen<br />
Bewertungen genügt – genügt nicht<br />
Personen<br />
Sympathie - Antipathie<br />
Gruppen<br />
Arbeitgeber - Betriebsrat<br />
Wenn <strong>zu</strong> <strong>den</strong> widersprüchlichen Elementen Druck oder Zwäng kommt sich<br />
entschei<strong>den</strong> <strong>zu</strong> müssen, sprechen wir vom Konflikt.<br />
Konflikte:<br />
1) Seelische Konflikte<br />
2) Zwischenmenschliche Konflikte<br />
3) Organisatorische Konflikte<br />
ad 1) Entscheidung zwischen zwei positiven oder negativen Möglichkeiten,<br />
bedeutet immer Unsicherheit, Verzicht, Ambivalenz. Konfliktbewältigung<br />
erfordert die Fähigkeit mit Gefühlsambivalenzen und mit <strong>den</strong> negativen<br />
Folgen seiner Entscheidung fertig <strong>zu</strong> wer<strong>den</strong>.<br />
ad 2) Zweier- oder Paarkonflikt:<br />
Eigene I<strong>den</strong>tität vs. Symbiose<br />
Nähe vs. Distanz<br />
Entwicklungsrichtung vs. Entwicklungstempo<br />
Kommunikation (4-Seiten - Modell)<br />
Dreieckskonflikt<br />
Koalition<br />
Rivalität<br />
Beziehungsvorrang<br />
ad 3) Gruppenkonflikt<br />
Rangordung<br />
Führung<br />
Entwickelt im Rahmen der EQUAL Entwicklungspartnerschaft<br />
IBEA Integrative Berufsorientierung – Integrative Berufsausbildung 2
Ausbildung <strong>zu</strong>m Coach - <strong>Unterlagen</strong><br />
Jeder Konflikt berührt 3 Subsysteme:<br />
Menschen (Beziehungskonflikte)<br />
Sache (Sachkonflikte um Aufgaben ,Ziele)<br />
Zweck (Wertkonflikt um Kultur, Visionen)<br />
Erinnern Sie sich bitte an einen Konflikt <strong>den</strong> Sie in Ihrem Arbeitsbereich erlebt<br />
haben.<br />
.) Wie äußerte sich der Konflikt? Wer war beteiligt?<br />
.) Was hat <strong>den</strong> Konflikt ausgelöst? Worum ging es?<br />
.) Wie haben sich die Beteiligten verhalten?<br />
.) Was hat welche Partei unternommen?<br />
.) Wie ist der Konflikt ausgegangen? Welche Auswirkungen hatte er kurz- u.<br />
längerfristig?<br />
Zusammenfassung d. Arbeit<br />
Konfliktverlauf<br />
Wahrnehmen (negative Gefühle)<br />
Analysieren (Schuld<strong>zu</strong>weisungen)<br />
Einstellungen (Bewältigung)<br />
Handeln<br />
Bewertung<br />
Konflikte als Chance!<br />
Schärfen des Problembewusstsein<br />
Stärken des Willen <strong>zu</strong>r Veränderung<br />
Vertiefen zwischenmenschliche Beziehungen<br />
Festigen der Kooperationen<br />
Erwerb von Fähigkeiten und Kenntnissen<br />
Ermöglichen Kreativität<br />
Steigern der Toleranz und Verständnis<br />
Fördern Persönlichkeitsentwicklung<br />
Entwickelt im Rahmen der EQUAL Entwicklungspartnerschaft<br />
IBEA Integrative Berufsorientierung – Integrative Berufsausbildung 3
Ausbildung <strong>zu</strong>m Coach - <strong>Unterlagen</strong><br />
B) KONFLIKTREGELUNG<br />
Unter Konfliktbewältigung verstehen wir Konzeptionen und Metho<strong>den</strong>, die von <strong>den</strong><br />
Beteiligten selbst oder von Dritten in einem Konflikt eingesetzt wer<strong>den</strong> um allein oder<br />
gemeinsam (wieder) zielorientiert handeln <strong>zu</strong> können.<br />
Ziel der Moderatorin, der Mediators, Vermittlerin, Coaches:<br />
Bedingungen <strong>zu</strong> schaffen, die es allen Beteiligten ermöglichen <strong>den</strong> Konflikt fair <strong>zu</strong><br />
been<strong>den</strong>.<br />
Aufgaben des/der Moderator/in, Vermittler/in, Couches:<br />
a) Konfliktlage diagnostizieren<br />
b) Rahmenbedingungen festlegen<br />
c) Moderation in der Aussprache<br />
d) Vereinbarungen verbindlich machen<br />
ad a) Informationen sammeln um eine Aussprache aller vor<strong>zu</strong>bereiten Einschätzen<br />
ob die Beteiligten bereit und fähig für eine Aussprache/ Regelung sind<br />
! fähig !: gesundes Selbstbewusstsein, Gefühle ausdrücken und<br />
kontrollieren können, Belastungen aushalten, geistige u. sprachliche<br />
Fertigkeiten, ...<br />
ad b) Besondere Aufmerksamkeit auf Widerstände und/oder Ängste lenken: Offen<br />
ansprechen: Fühlen sie sich <strong>zu</strong> dieser Aussprache gedrängt? Was könnte<br />
passieren? Haben Sie schon negative Erfahrungen gemacht? Rolle und<br />
Verantwortung der Coaches erklären, Unterstüt<strong>zu</strong>ng <strong>zu</strong>sagen,<br />
Selbstwertgefühl stärken.<br />
Wenn es nicht ratsam ist sofort eine K-Klärung herbei<strong>zu</strong>führen kann der<br />
Coach eine direktive Maßnahme setzen, z. B. Unterbindung einer<br />
Kontaktaufnahme der K-Parteien.<br />
Ort, Zeitpunkt und Dauer d. Treffens vereinbaren damit sich die K-Parteien<br />
vorbereiten können<br />
Raum organisieren, Sitzordnung (ein Sesselkreis) soll die Gleichheit betonen<br />
Teilnehmer/innen: K-Parteien (höchsten 6-8 Personen)<br />
Ziel der K-Regelung ist die Zusammenarbeit wieder her<strong>zu</strong>stellen <strong>zu</strong> verbessern oder<br />
sie <strong>zu</strong>mindest nicht <strong>zu</strong> behindern. Sollte es <strong>zu</strong> keiner Vereinbarung kommen müssen<br />
die Folgen diskutiert und eventuell an Vorgesetzte weitergeleitet wer<strong>den</strong>.<br />
Entwickelt im Rahmen der EQUAL Entwicklungspartnerschaft<br />
IBEA Integrative Berufsorientierung – Integrative Berufsausbildung 4
Ausbildung <strong>zu</strong>m Coach - <strong>Unterlagen</strong><br />
ad c) - Rolle, Verantwortung und Aufgaben des Coaches klarstellen (s. auch<br />
Moderation)<br />
Alle Parteien müssen ihr Einverständnis abgeben, dass sie bereit sind an<br />
einer Regelung mit<strong>zu</strong>arbeiten (Wenn nicht: abbrechen)<br />
Positive Atmosphäre gewährleisten (Unterbrechungen dienen d.<br />
Entspannung)<br />
Differenzieren und Integrieren Unterschiedliche Standpunkte, Beschwer<strong>den</strong><br />
offen ansprechen, Ziele und Wünsche d. einzelnen formulieren, nicht<br />
diskutieren, schriftlich festhalten<br />
Gemeinsamkeiten herausarbeiten, erste Fortschritte beachten!<br />
Uneinigkeiten:<br />
Lösungsvorschläge<br />
Durchführbarkeit der Vorschläge prüfen<br />
Entscheidung für eine akzeptable Regelung für alle<br />
Gefühlsbetonte Äußerungen gestatten, sie zeigen die Wichtigkeit, Eingreifen bei<br />
Kränkungen, Abwertungen!<br />
- (Waffen) Gleichheit herstellen und unter Umstän<strong>den</strong> die schwächere<br />
Partei ermutigen und unterstützen; Rollentausch vorschlagen<br />
- auf optimale Balance achten:<br />
<strong>zu</strong>viel - <strong>zu</strong>wenig streiten<br />
<strong>zu</strong>viel - <strong>zu</strong>wenig Einigungsbereitschaft<br />
<strong>zu</strong>viel - <strong>zu</strong>wenig Empathie<br />
ad d)<br />
Vereinbarungen schriftlich festhalten<br />
- welches Verhalten gezeigt wer<strong>den</strong> soll<br />
- welches Verhalten nicht gezeigt wer<strong>den</strong> soll<br />
- wann, wie oft und wer die Vereinbarung prüfen soll<br />
- welche Konsequenzen wer<strong>den</strong> eingesetzt wenn eine K-Partei die<br />
Vereinbarung bricht<br />
- Zielkorrektur<br />
Fallbesprechungen: (Mobbing)<br />
Entwickelt im Rahmen der EQUAL Entwicklungspartnerschaft<br />
IBEA Integrative Berufsorientierung – Integrative Berufsausbildung 5
Ausbildung <strong>zu</strong>m Coach - <strong>Unterlagen</strong><br />
Was sind Konflikte?<br />
Glasl (1990) definiert <strong>den</strong> sozialen Konflikt als eine "Interaktion<br />
- zwischen Aktoren (Individuen, Gruppen, Organisationen usw.),<br />
- wobei wenigstens ein Aktor<br />
- Unvereinbarkeit im Denken/Vorstellen/Wahrnehmen<br />
und/oder Fühlen<br />
und/oder Wollen<br />
- mit dem anderen Aktor (anderen Aktoren) in der Art erlebt,<br />
- dass im Realisieren eine Beeinträchtigung durch einen anderen Aktor (die<br />
anderen Aktoren)" erfolgt.<br />
Das Wort „Konflikt", hat als Wortquelle das zweite Partizipium des lateinischen<br />
Verbes "confligere" (= <strong>zu</strong>sammenschlagen, <strong>zu</strong>sammenprallen) = "conflictum". In<br />
seiner allgemeinen Bedeutung wird Konflikt beschrieben mit: Zwiespalt,<br />
Auseinanderset<strong>zu</strong>ng, Streit (zwischen Personen, Interessengruppen, Staaten u.a.),<br />
aber auch innerer Widerstreit von Motiven, Wünschen, Bestrebungen, insbesondere<br />
von ethischen Werten.<br />
Ziele von Konfliktmanagement<br />
Ziel von Konfliktmanagement ist, Verhaltensweisen und Techniken <strong>zu</strong> erarbeiten,<br />
die Konflikte, Meinungsverschie<strong>den</strong>heiten oder unterschiedliche Positionen<br />
überwin<strong>den</strong>.<br />
Dabei sollen<br />
‣ die Fähigkeiten, auf einen Konflikt ein<strong>zu</strong>gehen und mit ihm um<strong>zu</strong>gehen<br />
gesteigert wer<strong>den</strong><br />
‣ Konflikte frühzeitig erkannt wer<strong>den</strong><br />
‣ Konflikte nach Art und Eskalationsgrad erfasst wer<strong>den</strong> können<br />
‣ eigene und fremde Beiträge <strong>zu</strong>m Konfliktverlauf erkannt und danach<br />
gehandelt wer<strong>den</strong> können<br />
Arten von Konflikten<br />
Im Wesentlichen sind innere Konflikte und soziale Konflikte <strong>zu</strong> unterschei<strong>den</strong>.<br />
Innere Konflikte (intrapersonelle Konflikte):<br />
Das sind Konflikte, die aus Spannungssituationen zwischen unterschiedlichen<br />
inneren Stimmen (Ich-Zustän<strong>den</strong>) resultieren. Aus <strong>den</strong> Erkenntnissen der<br />
Tiefenpsychologie (Sigmund Freud) entstehen innere Konflikte aus dem Kampf<br />
zwischen Trieb- und Lustimpulsen des ES einerseits und der Erziehung <strong>zu</strong>r<br />
Selbstkontrolle und Disziplin durch ICH und ÜBER-ICH andererseits. Dieser<br />
Grundkonflikt ist Mutter aller inneren Konflikte.<br />
Entwickelt im Rahmen der EQUAL Entwicklungspartnerschaft<br />
IBEA Integrative Berufsorientierung – Integrative Berufsausbildung 6
Ausbildung <strong>zu</strong>m Coach - <strong>Unterlagen</strong><br />
Zwischenmenschliche und soziale Konflikte:<br />
Soziale Konflikte sind jeder Sozialstruktur inhärent. „Sozial" bedeutet, dass ein<br />
Konflikt auf soziale Ursachen <strong>zu</strong>rückführbar ist und/oder sich in einem sozialen<br />
Be<strong>zu</strong>gsfeld abspielt.<br />
Ein sozialer Konflikt ist ein Interaktion zwischen Aktoren (Individuen, Gruppen,<br />
Organisationen, usw.), wobei wenigstens ein Aktor Unvereinbarkeiten im<br />
Denken/Vorstellen/Wahrnehmen und/oder Fühlen und/oder Wollen mit dem anderen<br />
Aktor (anderen Aktoren) in der Art erlebt, dass im Realisieren eine Beeinträchtigung<br />
durch einen anderen Aktor (die anderen Aktoren) erfolgt. Zu unterschei<strong>den</strong> sind:<br />
‣ Interessenkonflikt<br />
‣ Zielkonflikt<br />
‣ Rollenkonflikt<br />
‣ Strukturkonflikt<br />
‣ Wertkonflikt<br />
‣ Beziehungskonflikt<br />
‣ Beurteilungskonflikt<br />
‣ Verteilungskonflikt<br />
Grundmuster für Konfliktlösungen<br />
A<br />
Flucht<br />
„Erst einmal weg". Erst wenn man/frau in die Enge getrieben wor<strong>den</strong> ist, geht<br />
man/trau <strong>zu</strong>m Angriff über.<br />
Vernichtung<br />
oder<br />
Man/frau kämpft um <strong>zu</strong> überleben und/oder um <strong>zu</strong> gewinnen.<br />
B<br />
A B B A<br />
Unterordnung<br />
A<br />
B<br />
A<br />
B<br />
Delegation<br />
A<br />
C<br />
B<br />
Es ist die Unterstüt<strong>zu</strong>ng Dritter für <strong>den</strong> Problemlöseprozess notwendig.<br />
Entwickelt im Rahmen der EQUAL Entwicklungspartnerschaft<br />
IBEA Integrative Berufsorientierung – Integrative Berufsausbildung 7
Ausbildung <strong>zu</strong>m Coach - <strong>Unterlagen</strong><br />
A<br />
Kompromiss<br />
Beide Parteien sind Verlierer und Gewinner.<br />
A<br />
B<br />
B<br />
Konsens<br />
Es wer<strong>den</strong> eine neue Problemlösedefinition und neue Lösungen von bei<strong>den</strong> Parteien<br />
geschaffen (win-win).<br />
Phasenmodell der Konflikteskalation<br />
Erste Hauptphase: Verstimmung<br />
1. Verhärtung:<br />
Es bil<strong>den</strong> sich unterschiedliche Meinungen und Einstellungen heraus.<br />
2. Polarisierung:<br />
Die egoistischen Standpunkte und die Reizbarkeit nehmen <strong>zu</strong>. Bei Gruppenkonflikten<br />
wird die Zugehörigkeit <strong>zu</strong>r eigenen Partei stärker und die Loyalität <strong>zu</strong>r anderen Partei<br />
schwächer.<br />
3. Taten statt Worte:<br />
Es beginnen provozierende Aktionen, die die eigenen Ziele fördern und die des<br />
Gegners blockieren sollen.<br />
Zweite Hauptphase: Schlagabtausch<br />
4. Sorge um Image und Koalition:<br />
Die Sorge um die eigene Reputation und die Suche nach Unterstüt<strong>zu</strong>ng bei<br />
Außenstehen<strong>den</strong> tritt in <strong>den</strong> Vordergrund.<br />
5. Gesichtsverlust:<br />
Es kommt <strong>zu</strong>m Gesichtsverlust der Gegenpartei, indem sich die Kontrahenten<br />
jegliche soziale I<strong>den</strong>tität und Integrität absprechen. Vertrauen ist nicht mehr gegeben<br />
und es wer<strong>den</strong> Schläge unter die Gürtellinie ausgeteilt.<br />
6. Drohstrategien:<br />
Gewalt<strong>den</strong>ken, angekündigte Gewalthandlungen und Drohungen, die die Macht des<br />
Gegners <strong>zu</strong> minimieren suchen, bestimmen <strong>den</strong> Konflikt. Die gegenseitigen<br />
Drohstrategien bewirken eine extreme Beschleunigung des Konfliktes. Intrigen und<br />
schlimmste Gerüchte wer<strong>den</strong> unter <strong>den</strong> Kontrahenten in Umlauf gebracht.<br />
Entwickelt im Rahmen der EQUAL Entwicklungspartnerschaft<br />
IBEA Integrative Berufsorientierung – Integrative Berufsausbildung 8
Ausbildung <strong>zu</strong>m Coach - <strong>Unterlagen</strong><br />
Dritte Hauptphase: Vernichtung<br />
7. Begrenzte Vernichtungsschläge:<br />
Die Gegner wer<strong>den</strong> bewußt provoziert und gereizt. Es beginnen systematische<br />
Zerstörungsschläge, die die Möglichkeiten der Gegner, sich <strong>zu</strong>r Wehr <strong>zu</strong> setzen,<br />
einschränken und ihre Macht <strong>zu</strong> vermindern trachten.<br />
8. Zersplitterung:<br />
Neben der Zerstörung der materiellen Macht der Gegner wird gezielt eine innere<br />
Spaltung der Gegenpartei angestrebt. Die Angriffe eskalieren in Vernichtungsschläge<br />
und das Bedürfnis nach Zerstörung der Kontrahenten, bei gleichzeitigem<br />
Selbstschutz, bestimmt die Konflikteskalation.<br />
9. Gemeinsam in <strong>den</strong> Abgrund:<br />
Die Situation ist durch die totale Konfrontation der Kontrahenten, auch wenn dies die<br />
Selbstvernichtung bedeutet, bestimmt.<br />
Interventionsmodell bei Konflikten am Arbeitsplatz<br />
Interventionsmöglichkeiten<br />
Erste Hauptphase: Verstimmung<br />
1. Verhärtung Selbsthilfe<br />
Hilfe im sozialen Umfeld<br />
professionelle Drittpartei:<br />
2. Polarisierung Selbsthilfe<br />
Hilfe im sozialen Umfeld<br />
professionelle Drittpartei:<br />
3. Taten statt Worte Selbsthilfe<br />
Hilfe im sozialen Umfeld<br />
professionelle Drittpartei:<br />
Moderation<br />
Moderation<br />
Moderation<br />
Supervision<br />
Entwickelt im Rahmen der EQUAL Entwicklungspartnerschaft<br />
IBEA Integrative Berufsorientierung – Integrative Berufsausbildung 9
Ausbildung <strong>zu</strong>m Coach - <strong>Unterlagen</strong><br />
Zweite Hauptphase: Schlagabtausch<br />
4, Sorge um Image und Koalition Hilfe im sozialen Umfeld<br />
professionelle Drittpartei:<br />
Supervision<br />
5. Gesichtsverlust professionelle Drittpartei: Supervision<br />
Mediation<br />
Mobbingberatung<br />
6. Drohstrategien professionelle Drittpartei: Supervision<br />
Mediation<br />
Mobbingberatung<br />
Schiedsverfahren<br />
Dritte Hauptphase: Vernichtung<br />
7. Begrenzte Vernichtungsschläge professionelle Drittpartei: Mediation<br />
Mobbingberatung<br />
Schiedsverfahren<br />
Machteingriff<br />
8. Zersplitterung professionelle Drittpartei:<br />
Schiedsverfahren<br />
Machteingriff<br />
9. Gemeinsam in <strong>den</strong> Abgrund professionelle Drittpartei: Machteingriff<br />
MOBBING<br />
Mobbingdefinition<br />
Der Begriff Mobbing beschreibt negative kommunikative Handlungen, die gegen eine<br />
Person gerichtet sind (von einer oder mehreren anderen) und die sehr oft oder über<br />
einen längeren Zeitraum hinaus vorkommen und damit die Beziehung zwischen<br />
Täter und Opfer kennzeichnen (Leymann 1993).<br />
Jemand spielt einem übel mit und man spielt wohl oder übel mit (Neuberger 1995).<br />
Kostenfaktor Mobbing<br />
• Fehlzeiten<br />
• Arbeitsunfälle<br />
• Krankenstände<br />
• Niedrige Arbeitsmotivation bis hin <strong>zu</strong>r inneren Kündigung<br />
• Die Produktivität des Gemobbten als auch der Gruppe sinkt<br />
• Produktionsfehler<br />
• Fluktuation<br />
• Neueinstellungen<br />
Entwickelt im Rahmen der EQUAL Entwicklungspartnerschaft<br />
IBEA Integrative Berufsorientierung – Integrative Berufsausbildung 10
Ausbildung <strong>zu</strong>m Coach - <strong>Unterlagen</strong><br />
• Umschulungen<br />
• Frühpensionierungen<br />
• Minderleistungen der Arbeitnehmer/innen<br />
• Arbeitszeiten von Vorgesetzten, Personalabteilungen sowie Betriebsarzt, die<br />
sich mit dem Problem beschäftigen müssen<br />
Warnsignale für Mobbing<br />
• Innere Kündigung<br />
• Häufige Krankenstände/Arztbesuche<br />
• Auffällige Personalfluktuation<br />
• Häufung von Mitarbeiterbeschwer<strong>den</strong> bei Vorgesetzten<br />
• Zunahme von Kun<strong>den</strong>beschwer<strong>den</strong><br />
• Geschäftsrückgang<br />
• Geringe Beteiligung am betrieblichen Vorschlagswesen, an sozialen<br />
Aktivitäten des Unternehmens<br />
• Ein/e Mitarbeiterin ist stets allein an<strong>zu</strong>treffen, hat keine persönlichen<br />
Kontakte <strong>zu</strong> Kolleginnen<br />
• Intrigen als Konfliktlöser<br />
• Verschlechterung des Betriebsklimas<br />
Was kann das Management gezielt gegen Mobbing tun?<br />
• Klarstellen, dass Mobbing im Unternehmen absolut unerwünscht und mit<br />
Sanktionen verbun<strong>den</strong> ist<br />
• Informationspolitik/Aufklärung aller Mitarbeiterinnen über Mobbing,<br />
Gegenstrategien und Sanktionen<br />
• Verankerung von entsprechen<strong>den</strong> Verhaltensgrundsätzen in das<br />
Unternehmensleitbild und/oder eine entsprechende Betriebsvereinbarung<br />
• Sensibilisierung der Führungskräfte und der Betriebsräte<br />
• Unternehmensweite Einführung von Personalentwicklungsinstrumenten<br />
(z.B.: Einführungsprogramme für neue Mitarbeiterinnen,<br />
Mitarbeitergespräche, Exit Interviews usw.)<br />
• Seminarangebote (Konfliktmanagement, Teamentwicklung usw.)<br />
• Installierung unternehmensinterner Anlaufstellen<br />
Entwickelt im Rahmen der EQUAL Entwicklungspartnerschaft<br />
IBEA Integrative Berufsorientierung – Integrative Berufsausbildung 11
Ausbildung <strong>zu</strong>m Coach - <strong>Unterlagen</strong><br />
Was können Führungskräfte gezielt gegen Mobbing tun?<br />
• Demokratischen Führungsstil pflegen<br />
• Ein Betriebsklima thematisieren und pflegen, das die gegenseitige<br />
Unterstüt<strong>zu</strong>ng wertschätzt und in dem Intrigen als unsozial und<br />
unerwünscht gelten<br />
• Zuständigkeiten klar regeln<br />
• Abteilungsinterne Entscheidungsprozesse transparent machen<br />
• Für größere Handlungs- und Entscheidungsspielräume der<br />
Mitarbeiter/innen sorgen .<br />
• Die Unternehmensziele transparent machen (bessere Kollegialität, wenn<br />
alle an einem Strang ziehen)<br />
• Mitarbeiter/innen I<strong>den</strong>tifikationsmöglichkeiten bieten (klare<br />
Ziele/Kompetenzen, Anerkennung der Leistung)<br />
• Regelmäßige Besprechungen in der Arbeitsgruppe/Abteilung abhalten<br />
• Die Aufmerksamkeit auf mögliche Störungen im eigenen<br />
Verantwortungsbereich und auf Verhaltensänderungen einzelner<br />
Mitarbeiter/innen richten<br />
• Konflikte offenlegen, um sie <strong>zu</strong> lösen (Konfliktbereitschaft signalisieren)<br />
• Eine Konfliktkultur entwickeln (alle Beteiligten sollen ihre Kritik<br />
verbalisieren, ohne andere weiter <strong>zu</strong> verletzen)<br />
• Ein Problembewusstsein schaffen und Handlungsbereitschaft signalisieren<br />
(Seminare & Schulungen, Reflexion der eigenen Haltung)<br />
Was können Betroffene gegen Mobbing tun?<br />
• Schreiten die rechtzeitig ein, wenn sich ein Konflikt entwickelt. Warten Sie<br />
nicht <strong>zu</strong> lange ab und versuchen Sie, ein klärendes Gespräch <strong>zu</strong> führen.<br />
• Suchen Sie Bündnispartner und pflegen Sie Ihr soziales Netz.<br />
• Klären Sie für sich, ob sich ein Kampf für Sie lohnt.<br />
• Nehmen Sie Hilfe in Anspruch. (Freunde, Betriebsrat, Arzt, Psychologe)<br />
• Klären Sie rechtliche Schritte ab.<br />
• Tun Sie alles, was in Ihrer Macht steht, um nicht in Isolation <strong>zu</strong> geraten.<br />
Nehmen Sie bei Ihren Arbeitskolleg/innen die unterschiedliche<br />
Konfliktbeteiligung wahr.<br />
• Verhindern Sie, dass Sie sich selbst durch Kurzschlussreaktionen, wie<br />
das Setzen unbedachter Schritte oder die Unterzeichnung einer voreiliger<br />
Kündigung, scha<strong>den</strong>.<br />
Entwickelt im Rahmen der EQUAL Entwicklungspartnerschaft<br />
IBEA Integrative Berufsorientierung – Integrative Berufsausbildung 12
Ausbildung <strong>zu</strong>m Coach - <strong>Unterlagen</strong><br />
• Stärken Sie ihre Eigenkompetenzen! Mobbing zielt drauf ab, Sie in Frage<br />
<strong>zu</strong> stellen. Was stärkt, ist gut!<br />
• Achten Sie verstärkt auf Ihre Gesundheit und sorgen sie für Erholung<br />
und Entspannung.<br />
• Denken Sie darüber nach, ob es einen eigenen Anteil am Geschehen<br />
gibt.<br />
Literaturhinweise<br />
Berkel, K. (1995) Konflikte in und zwischen Gruppen. In Rosenstiel, L.v., Regnet, E.<br />
& Domsch, M. (Hrsg.): Führung von Mitarbeitern: Handbuch für erfolgreiches<br />
Personalmanagement (3. Aufl.) Stuttgart, Schäffer.<br />
Berkel, K. (1991) Konflikttraining: Konflikte verstehen und bewältigen.<br />
Heidelberg: Sauer.<br />
Burisch, M. (2001) Das Burnout-Syndrom. Theorie der inneren Erschöpfung.<br />
Springer-Verlag: Berlin Heidelberg<br />
Dunckel, H. & Zapf, D. (1996) Psychischer Stress am Arbeitsplatz. Belastungen,<br />
gesundheitliche Folgen, Gegenmaßnahmen. Köln: Bund<br />
Glasl, F. (2000) Konfliktmanagement. Ein Handbuch für Führungskräfte und<br />
Berater. Bern, Stuttgart: Verlag Paul Haupt Bern & Verlag Freies Geistesleben<br />
Stuttgart<br />
Kolodej, C. (2005) Mobbing. Psychoterror am Arbeitsplatz und seine Bewältigung.<br />
Mit zahlreichen Fallbeispielen und Tipps für Betroffene, Führungskräfte und<br />
BeraterInnen. Wien: WUV-Verlag.<br />
Regnet, E. (1992) Konflikte in Organisationen. Göttingen, Stuttgart: Verlag für<br />
angewandte Psychologie.<br />
Rosenberg, M. B. (2001) Gewaltfreie Kommunikation, Paderborn: )unfermann<br />
Verlag.<br />
Schwarz, G. (1997): Konfliktmanagement. Sechs Grundmodelle der<br />
Konfliktlösung (3. Aufl.) Wiesba<strong>den</strong>: Gabler<br />
Thomann, C. & Schulz von Thun, F. (1997): Klärungshilfe. Handbuch für<br />
Therapeuten, Gesprächshelfer und Moderatoren in schwierigen Gesprächen.<br />
Hamburg, Rowohlt Taschenbuch Verlag GmbH.<br />
Watzlawick, P., Beavin, 7. & 7ackson, D.D. (1990): Menschliche<br />
Kommunikation, Formen, Störungen, Paradoxien. (8. Aufl.) Bern, Stuttgart,<br />
Toronto: Verlag Hans Huber<br />
Entwickelt im Rahmen der EQUAL Entwicklungspartnerschaft<br />
IBEA Integrative Berufsorientierung – Integrative Berufsausbildung 13
Ausbildung <strong>zu</strong>m Coach - <strong>Unterlagen</strong><br />
Konfliktarten<br />
in einer Organisation<br />
Zweck<br />
Vision<br />
Kultur<br />
Wertkonflikt<br />
Mitglied<br />
Innerer Konflikt<br />
Menschen<br />
Erwartungen<br />
Beziehungen<br />
Sache<br />
Aufgaben<br />
Ziele<br />
Beziehungskonflikt<br />
Sachkonflikt<br />
Abb. 6: Konfliktarten in einer Organisation<br />
Entwickelt im Rahmen der EQUAL Entwicklungspartnerschaft<br />
IBEA Integrative Berufsorientierung – Integrative Berufsausbildung 14
Ausbildung <strong>zu</strong>m Coach - <strong>Unterlagen</strong><br />
Konfliktmanagement<br />
[Bildquelle: httP://www.maastraining.de/ maas/DOKU_8.EXE]<br />
Bereitschaft <strong>zu</strong>r Mitarbeit<br />
Prüfen<br />
(U1)<br />
Bereitschaft aller<br />
Parteien vorhan<strong>den</strong>?<br />
Ja Nein<br />
Einmalig<br />
Rückkoppelung:<br />
Führung im<br />
Konfliktprozess<br />
Konsequenzen<br />
ankündigen<br />
Problemanalyse !<br />
Lösungssuche<br />
(U2, U3)<br />
Lösungen gefun<strong>den</strong><br />
Ja Nein<br />
Einmalig Rückkoppelung:<br />
Konsequenzen<br />
ankündigen<br />
Entscheidungs- und<br />
Entschlussphase<br />
(U2, U3)<br />
Entscheidung gefallen?<br />
Ja Nein<br />
EinmaligRückkoppelung:<br />
Konsequenzen<br />
ankündigen<br />
Umset<strong>zu</strong>ngsvereinbarung<br />
(U2, U3)<br />
Umset<strong>zu</strong>ng erfolgreich?<br />
Nein Ja<br />
Ende<br />
Konsequenzen<br />
umsetzen<br />
Entwickelt im Rahmen der EQUAL Entwicklungspartnerschaft<br />
IBEA Integrative Berufsorientierung – Integrative Berufsausbildung 15