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Unterlagen zu den Ausbildungsmodulen_Modul 4.pdf

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Ausbildung <strong>zu</strong>m Coach - <strong>Unterlagen</strong><br />

<strong>Modul</strong> IV – Konflikte<br />

A) KONFLIKTE<br />

(Warum „Konfliktregelung“ statt „Konfliktlösung oder Konfliktmanagement“<br />

Konflikte sind integraler Bestandteil des Zusammenlebens. Diverse Untersuchungen<br />

über das Verhalten der Menschen in Konfliktsituationen haben gezeigt, dass eine<br />

Mehrheit der Versuchspersonen da<strong>zu</strong> neigt, <strong>den</strong> eigenen V orten durch immer<br />

intensiveren Einsatz und/oder Beharren auf der eigenen Position wahr<strong>zu</strong>nehmen.<br />

Dieses Verhalten wird begleitet durch eine Einschränkung der Wahrnehmung und<br />

des Denkvermögens.<br />

Aufgabe:<br />

1) Was fällt Ihnen <strong>zu</strong>m Wort Konflikt ein?<br />

(10 Ausdrücke)<br />

2) Bewerten sie die Begriffe als etwas Positives (+), als etwas Negatives (-) oder<br />

als weder gut noch schlecht (o).<br />

Zusammenfassung der Arbeit.<br />

Die eigene Einstellung <strong>zu</strong>m Konflikt ist von zentraler Bedeutung für alle<br />

Konfliktlösungsmodelle! Die persönliche Einstellung beeinflusst<br />

- die Wahrnehmung<br />

- die Gefühlslage<br />

- das Verhalten<br />

Außenstehende, Berater/innen, Mediator/innen, Coaches, Supervisor/innen u.a.<br />

können einen Konflikt sachlicher analysieren, weil sie unbeteiligt sind. Sie sind in der<br />

Regel mehr daran interessiert, dass als wie ein Konflikt endet.<br />

Entwickelt im Rahmen der EQUAL Entwicklungspartnerschaft<br />

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Ausbildung <strong>zu</strong>m Coach - <strong>Unterlagen</strong><br />

In <strong>den</strong> Sozialwissenschaften und in der Psychologie spricht man von einem Konflikt<br />

dann, wenn zwei Elemente gleichzeitig gegensätzlich oder unvereinbar sind.<br />

Elemente: Gedanken geht - geht nicht<br />

Wünsche<br />

Karriere - Familie<br />

Verhaltensweisen Autofahren - Alkohol<br />

Absichten<br />

Beurteilungen<br />

Bewertungen genügt – genügt nicht<br />

Personen<br />

Sympathie - Antipathie<br />

Gruppen<br />

Arbeitgeber - Betriebsrat<br />

Wenn <strong>zu</strong> <strong>den</strong> widersprüchlichen Elementen Druck oder Zwäng kommt sich<br />

entschei<strong>den</strong> <strong>zu</strong> müssen, sprechen wir vom Konflikt.<br />

Konflikte:<br />

1) Seelische Konflikte<br />

2) Zwischenmenschliche Konflikte<br />

3) Organisatorische Konflikte<br />

ad 1) Entscheidung zwischen zwei positiven oder negativen Möglichkeiten,<br />

bedeutet immer Unsicherheit, Verzicht, Ambivalenz. Konfliktbewältigung<br />

erfordert die Fähigkeit mit Gefühlsambivalenzen und mit <strong>den</strong> negativen<br />

Folgen seiner Entscheidung fertig <strong>zu</strong> wer<strong>den</strong>.<br />

ad 2) Zweier- oder Paarkonflikt:<br />

Eigene I<strong>den</strong>tität vs. Symbiose<br />

Nähe vs. Distanz<br />

Entwicklungsrichtung vs. Entwicklungstempo<br />

Kommunikation (4-Seiten - Modell)<br />

Dreieckskonflikt<br />

Koalition<br />

Rivalität<br />

Beziehungsvorrang<br />

ad 3) Gruppenkonflikt<br />

Rangordung<br />

Führung<br />

Entwickelt im Rahmen der EQUAL Entwicklungspartnerschaft<br />

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Ausbildung <strong>zu</strong>m Coach - <strong>Unterlagen</strong><br />

Jeder Konflikt berührt 3 Subsysteme:<br />

Menschen (Beziehungskonflikte)<br />

Sache (Sachkonflikte um Aufgaben ,Ziele)<br />

Zweck (Wertkonflikt um Kultur, Visionen)<br />

Erinnern Sie sich bitte an einen Konflikt <strong>den</strong> Sie in Ihrem Arbeitsbereich erlebt<br />

haben.<br />

.) Wie äußerte sich der Konflikt? Wer war beteiligt?<br />

.) Was hat <strong>den</strong> Konflikt ausgelöst? Worum ging es?<br />

.) Wie haben sich die Beteiligten verhalten?<br />

.) Was hat welche Partei unternommen?<br />

.) Wie ist der Konflikt ausgegangen? Welche Auswirkungen hatte er kurz- u.<br />

längerfristig?<br />

Zusammenfassung d. Arbeit<br />

Konfliktverlauf<br />

Wahrnehmen (negative Gefühle)<br />

Analysieren (Schuld<strong>zu</strong>weisungen)<br />

Einstellungen (Bewältigung)<br />

Handeln<br />

Bewertung<br />

Konflikte als Chance!<br />

Schärfen des Problembewusstsein<br />

Stärken des Willen <strong>zu</strong>r Veränderung<br />

Vertiefen zwischenmenschliche Beziehungen<br />

Festigen der Kooperationen<br />

Erwerb von Fähigkeiten und Kenntnissen<br />

Ermöglichen Kreativität<br />

Steigern der Toleranz und Verständnis<br />

Fördern Persönlichkeitsentwicklung<br />

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B) KONFLIKTREGELUNG<br />

Unter Konfliktbewältigung verstehen wir Konzeptionen und Metho<strong>den</strong>, die von <strong>den</strong><br />

Beteiligten selbst oder von Dritten in einem Konflikt eingesetzt wer<strong>den</strong> um allein oder<br />

gemeinsam (wieder) zielorientiert handeln <strong>zu</strong> können.<br />

Ziel der Moderatorin, der Mediators, Vermittlerin, Coaches:<br />

Bedingungen <strong>zu</strong> schaffen, die es allen Beteiligten ermöglichen <strong>den</strong> Konflikt fair <strong>zu</strong><br />

been<strong>den</strong>.<br />

Aufgaben des/der Moderator/in, Vermittler/in, Couches:<br />

a) Konfliktlage diagnostizieren<br />

b) Rahmenbedingungen festlegen<br />

c) Moderation in der Aussprache<br />

d) Vereinbarungen verbindlich machen<br />

ad a) Informationen sammeln um eine Aussprache aller vor<strong>zu</strong>bereiten Einschätzen<br />

ob die Beteiligten bereit und fähig für eine Aussprache/ Regelung sind<br />

! fähig !: gesundes Selbstbewusstsein, Gefühle ausdrücken und<br />

kontrollieren können, Belastungen aushalten, geistige u. sprachliche<br />

Fertigkeiten, ...<br />

ad b) Besondere Aufmerksamkeit auf Widerstände und/oder Ängste lenken: Offen<br />

ansprechen: Fühlen sie sich <strong>zu</strong> dieser Aussprache gedrängt? Was könnte<br />

passieren? Haben Sie schon negative Erfahrungen gemacht? Rolle und<br />

Verantwortung der Coaches erklären, Unterstüt<strong>zu</strong>ng <strong>zu</strong>sagen,<br />

Selbstwertgefühl stärken.<br />

Wenn es nicht ratsam ist sofort eine K-Klärung herbei<strong>zu</strong>führen kann der<br />

Coach eine direktive Maßnahme setzen, z. B. Unterbindung einer<br />

Kontaktaufnahme der K-Parteien.<br />

Ort, Zeitpunkt und Dauer d. Treffens vereinbaren damit sich die K-Parteien<br />

vorbereiten können<br />

Raum organisieren, Sitzordnung (ein Sesselkreis) soll die Gleichheit betonen<br />

Teilnehmer/innen: K-Parteien (höchsten 6-8 Personen)<br />

Ziel der K-Regelung ist die Zusammenarbeit wieder her<strong>zu</strong>stellen <strong>zu</strong> verbessern oder<br />

sie <strong>zu</strong>mindest nicht <strong>zu</strong> behindern. Sollte es <strong>zu</strong> keiner Vereinbarung kommen müssen<br />

die Folgen diskutiert und eventuell an Vorgesetzte weitergeleitet wer<strong>den</strong>.<br />

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ad c) - Rolle, Verantwortung und Aufgaben des Coaches klarstellen (s. auch<br />

Moderation)<br />

Alle Parteien müssen ihr Einverständnis abgeben, dass sie bereit sind an<br />

einer Regelung mit<strong>zu</strong>arbeiten (Wenn nicht: abbrechen)<br />

Positive Atmosphäre gewährleisten (Unterbrechungen dienen d.<br />

Entspannung)<br />

Differenzieren und Integrieren Unterschiedliche Standpunkte, Beschwer<strong>den</strong><br />

offen ansprechen, Ziele und Wünsche d. einzelnen formulieren, nicht<br />

diskutieren, schriftlich festhalten<br />

Gemeinsamkeiten herausarbeiten, erste Fortschritte beachten!<br />

Uneinigkeiten:<br />

Lösungsvorschläge<br />

Durchführbarkeit der Vorschläge prüfen<br />

Entscheidung für eine akzeptable Regelung für alle<br />

Gefühlsbetonte Äußerungen gestatten, sie zeigen die Wichtigkeit, Eingreifen bei<br />

Kränkungen, Abwertungen!<br />

- (Waffen) Gleichheit herstellen und unter Umstän<strong>den</strong> die schwächere<br />

Partei ermutigen und unterstützen; Rollentausch vorschlagen<br />

- auf optimale Balance achten:<br />

<strong>zu</strong>viel - <strong>zu</strong>wenig streiten<br />

<strong>zu</strong>viel - <strong>zu</strong>wenig Einigungsbereitschaft<br />

<strong>zu</strong>viel - <strong>zu</strong>wenig Empathie<br />

ad d)<br />

Vereinbarungen schriftlich festhalten<br />

- welches Verhalten gezeigt wer<strong>den</strong> soll<br />

- welches Verhalten nicht gezeigt wer<strong>den</strong> soll<br />

- wann, wie oft und wer die Vereinbarung prüfen soll<br />

- welche Konsequenzen wer<strong>den</strong> eingesetzt wenn eine K-Partei die<br />

Vereinbarung bricht<br />

- Zielkorrektur<br />

Fallbesprechungen: (Mobbing)<br />

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Ausbildung <strong>zu</strong>m Coach - <strong>Unterlagen</strong><br />

Was sind Konflikte?<br />

Glasl (1990) definiert <strong>den</strong> sozialen Konflikt als eine "Interaktion<br />

- zwischen Aktoren (Individuen, Gruppen, Organisationen usw.),<br />

- wobei wenigstens ein Aktor<br />

- Unvereinbarkeit im Denken/Vorstellen/Wahrnehmen<br />

und/oder Fühlen<br />

und/oder Wollen<br />

- mit dem anderen Aktor (anderen Aktoren) in der Art erlebt,<br />

- dass im Realisieren eine Beeinträchtigung durch einen anderen Aktor (die<br />

anderen Aktoren)" erfolgt.<br />

Das Wort „Konflikt", hat als Wortquelle das zweite Partizipium des lateinischen<br />

Verbes "confligere" (= <strong>zu</strong>sammenschlagen, <strong>zu</strong>sammenprallen) = "conflictum". In<br />

seiner allgemeinen Bedeutung wird Konflikt beschrieben mit: Zwiespalt,<br />

Auseinanderset<strong>zu</strong>ng, Streit (zwischen Personen, Interessengruppen, Staaten u.a.),<br />

aber auch innerer Widerstreit von Motiven, Wünschen, Bestrebungen, insbesondere<br />

von ethischen Werten.<br />

Ziele von Konfliktmanagement<br />

Ziel von Konfliktmanagement ist, Verhaltensweisen und Techniken <strong>zu</strong> erarbeiten,<br />

die Konflikte, Meinungsverschie<strong>den</strong>heiten oder unterschiedliche Positionen<br />

überwin<strong>den</strong>.<br />

Dabei sollen<br />

‣ die Fähigkeiten, auf einen Konflikt ein<strong>zu</strong>gehen und mit ihm um<strong>zu</strong>gehen<br />

gesteigert wer<strong>den</strong><br />

‣ Konflikte frühzeitig erkannt wer<strong>den</strong><br />

‣ Konflikte nach Art und Eskalationsgrad erfasst wer<strong>den</strong> können<br />

‣ eigene und fremde Beiträge <strong>zu</strong>m Konfliktverlauf erkannt und danach<br />

gehandelt wer<strong>den</strong> können<br />

Arten von Konflikten<br />

Im Wesentlichen sind innere Konflikte und soziale Konflikte <strong>zu</strong> unterschei<strong>den</strong>.<br />

Innere Konflikte (intrapersonelle Konflikte):<br />

Das sind Konflikte, die aus Spannungssituationen zwischen unterschiedlichen<br />

inneren Stimmen (Ich-Zustän<strong>den</strong>) resultieren. Aus <strong>den</strong> Erkenntnissen der<br />

Tiefenpsychologie (Sigmund Freud) entstehen innere Konflikte aus dem Kampf<br />

zwischen Trieb- und Lustimpulsen des ES einerseits und der Erziehung <strong>zu</strong>r<br />

Selbstkontrolle und Disziplin durch ICH und ÜBER-ICH andererseits. Dieser<br />

Grundkonflikt ist Mutter aller inneren Konflikte.<br />

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Zwischenmenschliche und soziale Konflikte:<br />

Soziale Konflikte sind jeder Sozialstruktur inhärent. „Sozial" bedeutet, dass ein<br />

Konflikt auf soziale Ursachen <strong>zu</strong>rückführbar ist und/oder sich in einem sozialen<br />

Be<strong>zu</strong>gsfeld abspielt.<br />

Ein sozialer Konflikt ist ein Interaktion zwischen Aktoren (Individuen, Gruppen,<br />

Organisationen, usw.), wobei wenigstens ein Aktor Unvereinbarkeiten im<br />

Denken/Vorstellen/Wahrnehmen und/oder Fühlen und/oder Wollen mit dem anderen<br />

Aktor (anderen Aktoren) in der Art erlebt, dass im Realisieren eine Beeinträchtigung<br />

durch einen anderen Aktor (die anderen Aktoren) erfolgt. Zu unterschei<strong>den</strong> sind:<br />

‣ Interessenkonflikt<br />

‣ Zielkonflikt<br />

‣ Rollenkonflikt<br />

‣ Strukturkonflikt<br />

‣ Wertkonflikt<br />

‣ Beziehungskonflikt<br />

‣ Beurteilungskonflikt<br />

‣ Verteilungskonflikt<br />

Grundmuster für Konfliktlösungen<br />

A<br />

Flucht<br />

„Erst einmal weg". Erst wenn man/frau in die Enge getrieben wor<strong>den</strong> ist, geht<br />

man/trau <strong>zu</strong>m Angriff über.<br />

Vernichtung<br />

oder<br />

Man/frau kämpft um <strong>zu</strong> überleben und/oder um <strong>zu</strong> gewinnen.<br />

B<br />

A B B A<br />

Unterordnung<br />

A<br />

B<br />

A<br />

B<br />

Delegation<br />

A<br />

C<br />

B<br />

Es ist die Unterstüt<strong>zu</strong>ng Dritter für <strong>den</strong> Problemlöseprozess notwendig.<br />

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Ausbildung <strong>zu</strong>m Coach - <strong>Unterlagen</strong><br />

A<br />

Kompromiss<br />

Beide Parteien sind Verlierer und Gewinner.<br />

A<br />

B<br />

B<br />

Konsens<br />

Es wer<strong>den</strong> eine neue Problemlösedefinition und neue Lösungen von bei<strong>den</strong> Parteien<br />

geschaffen (win-win).<br />

Phasenmodell der Konflikteskalation<br />

Erste Hauptphase: Verstimmung<br />

1. Verhärtung:<br />

Es bil<strong>den</strong> sich unterschiedliche Meinungen und Einstellungen heraus.<br />

2. Polarisierung:<br />

Die egoistischen Standpunkte und die Reizbarkeit nehmen <strong>zu</strong>. Bei Gruppenkonflikten<br />

wird die Zugehörigkeit <strong>zu</strong>r eigenen Partei stärker und die Loyalität <strong>zu</strong>r anderen Partei<br />

schwächer.<br />

3. Taten statt Worte:<br />

Es beginnen provozierende Aktionen, die die eigenen Ziele fördern und die des<br />

Gegners blockieren sollen.<br />

Zweite Hauptphase: Schlagabtausch<br />

4. Sorge um Image und Koalition:<br />

Die Sorge um die eigene Reputation und die Suche nach Unterstüt<strong>zu</strong>ng bei<br />

Außenstehen<strong>den</strong> tritt in <strong>den</strong> Vordergrund.<br />

5. Gesichtsverlust:<br />

Es kommt <strong>zu</strong>m Gesichtsverlust der Gegenpartei, indem sich die Kontrahenten<br />

jegliche soziale I<strong>den</strong>tität und Integrität absprechen. Vertrauen ist nicht mehr gegeben<br />

und es wer<strong>den</strong> Schläge unter die Gürtellinie ausgeteilt.<br />

6. Drohstrategien:<br />

Gewalt<strong>den</strong>ken, angekündigte Gewalthandlungen und Drohungen, die die Macht des<br />

Gegners <strong>zu</strong> minimieren suchen, bestimmen <strong>den</strong> Konflikt. Die gegenseitigen<br />

Drohstrategien bewirken eine extreme Beschleunigung des Konfliktes. Intrigen und<br />

schlimmste Gerüchte wer<strong>den</strong> unter <strong>den</strong> Kontrahenten in Umlauf gebracht.<br />

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Dritte Hauptphase: Vernichtung<br />

7. Begrenzte Vernichtungsschläge:<br />

Die Gegner wer<strong>den</strong> bewußt provoziert und gereizt. Es beginnen systematische<br />

Zerstörungsschläge, die die Möglichkeiten der Gegner, sich <strong>zu</strong>r Wehr <strong>zu</strong> setzen,<br />

einschränken und ihre Macht <strong>zu</strong> vermindern trachten.<br />

8. Zersplitterung:<br />

Neben der Zerstörung der materiellen Macht der Gegner wird gezielt eine innere<br />

Spaltung der Gegenpartei angestrebt. Die Angriffe eskalieren in Vernichtungsschläge<br />

und das Bedürfnis nach Zerstörung der Kontrahenten, bei gleichzeitigem<br />

Selbstschutz, bestimmt die Konflikteskalation.<br />

9. Gemeinsam in <strong>den</strong> Abgrund:<br />

Die Situation ist durch die totale Konfrontation der Kontrahenten, auch wenn dies die<br />

Selbstvernichtung bedeutet, bestimmt.<br />

Interventionsmodell bei Konflikten am Arbeitsplatz<br />

Interventionsmöglichkeiten<br />

Erste Hauptphase: Verstimmung<br />

1. Verhärtung Selbsthilfe<br />

Hilfe im sozialen Umfeld<br />

professionelle Drittpartei:<br />

2. Polarisierung Selbsthilfe<br />

Hilfe im sozialen Umfeld<br />

professionelle Drittpartei:<br />

3. Taten statt Worte Selbsthilfe<br />

Hilfe im sozialen Umfeld<br />

professionelle Drittpartei:<br />

Moderation<br />

Moderation<br />

Moderation<br />

Supervision<br />

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Ausbildung <strong>zu</strong>m Coach - <strong>Unterlagen</strong><br />

Zweite Hauptphase: Schlagabtausch<br />

4, Sorge um Image und Koalition Hilfe im sozialen Umfeld<br />

professionelle Drittpartei:<br />

Supervision<br />

5. Gesichtsverlust professionelle Drittpartei: Supervision<br />

Mediation<br />

Mobbingberatung<br />

6. Drohstrategien professionelle Drittpartei: Supervision<br />

Mediation<br />

Mobbingberatung<br />

Schiedsverfahren<br />

Dritte Hauptphase: Vernichtung<br />

7. Begrenzte Vernichtungsschläge professionelle Drittpartei: Mediation<br />

Mobbingberatung<br />

Schiedsverfahren<br />

Machteingriff<br />

8. Zersplitterung professionelle Drittpartei:<br />

Schiedsverfahren<br />

Machteingriff<br />

9. Gemeinsam in <strong>den</strong> Abgrund professionelle Drittpartei: Machteingriff<br />

MOBBING<br />

Mobbingdefinition<br />

Der Begriff Mobbing beschreibt negative kommunikative Handlungen, die gegen eine<br />

Person gerichtet sind (von einer oder mehreren anderen) und die sehr oft oder über<br />

einen längeren Zeitraum hinaus vorkommen und damit die Beziehung zwischen<br />

Täter und Opfer kennzeichnen (Leymann 1993).<br />

Jemand spielt einem übel mit und man spielt wohl oder übel mit (Neuberger 1995).<br />

Kostenfaktor Mobbing<br />

• Fehlzeiten<br />

• Arbeitsunfälle<br />

• Krankenstände<br />

• Niedrige Arbeitsmotivation bis hin <strong>zu</strong>r inneren Kündigung<br />

• Die Produktivität des Gemobbten als auch der Gruppe sinkt<br />

• Produktionsfehler<br />

• Fluktuation<br />

• Neueinstellungen<br />

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• Umschulungen<br />

• Frühpensionierungen<br />

• Minderleistungen der Arbeitnehmer/innen<br />

• Arbeitszeiten von Vorgesetzten, Personalabteilungen sowie Betriebsarzt, die<br />

sich mit dem Problem beschäftigen müssen<br />

Warnsignale für Mobbing<br />

• Innere Kündigung<br />

• Häufige Krankenstände/Arztbesuche<br />

• Auffällige Personalfluktuation<br />

• Häufung von Mitarbeiterbeschwer<strong>den</strong> bei Vorgesetzten<br />

• Zunahme von Kun<strong>den</strong>beschwer<strong>den</strong><br />

• Geschäftsrückgang<br />

• Geringe Beteiligung am betrieblichen Vorschlagswesen, an sozialen<br />

Aktivitäten des Unternehmens<br />

• Ein/e Mitarbeiterin ist stets allein an<strong>zu</strong>treffen, hat keine persönlichen<br />

Kontakte <strong>zu</strong> Kolleginnen<br />

• Intrigen als Konfliktlöser<br />

• Verschlechterung des Betriebsklimas<br />

Was kann das Management gezielt gegen Mobbing tun?<br />

• Klarstellen, dass Mobbing im Unternehmen absolut unerwünscht und mit<br />

Sanktionen verbun<strong>den</strong> ist<br />

• Informationspolitik/Aufklärung aller Mitarbeiterinnen über Mobbing,<br />

Gegenstrategien und Sanktionen<br />

• Verankerung von entsprechen<strong>den</strong> Verhaltensgrundsätzen in das<br />

Unternehmensleitbild und/oder eine entsprechende Betriebsvereinbarung<br />

• Sensibilisierung der Führungskräfte und der Betriebsräte<br />

• Unternehmensweite Einführung von Personalentwicklungsinstrumenten<br />

(z.B.: Einführungsprogramme für neue Mitarbeiterinnen,<br />

Mitarbeitergespräche, Exit Interviews usw.)<br />

• Seminarangebote (Konfliktmanagement, Teamentwicklung usw.)<br />

• Installierung unternehmensinterner Anlaufstellen<br />

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Ausbildung <strong>zu</strong>m Coach - <strong>Unterlagen</strong><br />

Was können Führungskräfte gezielt gegen Mobbing tun?<br />

• Demokratischen Führungsstil pflegen<br />

• Ein Betriebsklima thematisieren und pflegen, das die gegenseitige<br />

Unterstüt<strong>zu</strong>ng wertschätzt und in dem Intrigen als unsozial und<br />

unerwünscht gelten<br />

• Zuständigkeiten klar regeln<br />

• Abteilungsinterne Entscheidungsprozesse transparent machen<br />

• Für größere Handlungs- und Entscheidungsspielräume der<br />

Mitarbeiter/innen sorgen .<br />

• Die Unternehmensziele transparent machen (bessere Kollegialität, wenn<br />

alle an einem Strang ziehen)<br />

• Mitarbeiter/innen I<strong>den</strong>tifikationsmöglichkeiten bieten (klare<br />

Ziele/Kompetenzen, Anerkennung der Leistung)<br />

• Regelmäßige Besprechungen in der Arbeitsgruppe/Abteilung abhalten<br />

• Die Aufmerksamkeit auf mögliche Störungen im eigenen<br />

Verantwortungsbereich und auf Verhaltensänderungen einzelner<br />

Mitarbeiter/innen richten<br />

• Konflikte offenlegen, um sie <strong>zu</strong> lösen (Konfliktbereitschaft signalisieren)<br />

• Eine Konfliktkultur entwickeln (alle Beteiligten sollen ihre Kritik<br />

verbalisieren, ohne andere weiter <strong>zu</strong> verletzen)<br />

• Ein Problembewusstsein schaffen und Handlungsbereitschaft signalisieren<br />

(Seminare & Schulungen, Reflexion der eigenen Haltung)<br />

Was können Betroffene gegen Mobbing tun?<br />

• Schreiten die rechtzeitig ein, wenn sich ein Konflikt entwickelt. Warten Sie<br />

nicht <strong>zu</strong> lange ab und versuchen Sie, ein klärendes Gespräch <strong>zu</strong> führen.<br />

• Suchen Sie Bündnispartner und pflegen Sie Ihr soziales Netz.<br />

• Klären Sie für sich, ob sich ein Kampf für Sie lohnt.<br />

• Nehmen Sie Hilfe in Anspruch. (Freunde, Betriebsrat, Arzt, Psychologe)<br />

• Klären Sie rechtliche Schritte ab.<br />

• Tun Sie alles, was in Ihrer Macht steht, um nicht in Isolation <strong>zu</strong> geraten.<br />

Nehmen Sie bei Ihren Arbeitskolleg/innen die unterschiedliche<br />

Konfliktbeteiligung wahr.<br />

• Verhindern Sie, dass Sie sich selbst durch Kurzschlussreaktionen, wie<br />

das Setzen unbedachter Schritte oder die Unterzeichnung einer voreiliger<br />

Kündigung, scha<strong>den</strong>.<br />

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Ausbildung <strong>zu</strong>m Coach - <strong>Unterlagen</strong><br />

• Stärken Sie ihre Eigenkompetenzen! Mobbing zielt drauf ab, Sie in Frage<br />

<strong>zu</strong> stellen. Was stärkt, ist gut!<br />

• Achten Sie verstärkt auf Ihre Gesundheit und sorgen sie für Erholung<br />

und Entspannung.<br />

• Denken Sie darüber nach, ob es einen eigenen Anteil am Geschehen<br />

gibt.<br />

Literaturhinweise<br />

Berkel, K. (1995) Konflikte in und zwischen Gruppen. In Rosenstiel, L.v., Regnet, E.<br />

& Domsch, M. (Hrsg.): Führung von Mitarbeitern: Handbuch für erfolgreiches<br />

Personalmanagement (3. Aufl.) Stuttgart, Schäffer.<br />

Berkel, K. (1991) Konflikttraining: Konflikte verstehen und bewältigen.<br />

Heidelberg: Sauer.<br />

Burisch, M. (2001) Das Burnout-Syndrom. Theorie der inneren Erschöpfung.<br />

Springer-Verlag: Berlin Heidelberg<br />

Dunckel, H. & Zapf, D. (1996) Psychischer Stress am Arbeitsplatz. Belastungen,<br />

gesundheitliche Folgen, Gegenmaßnahmen. Köln: Bund<br />

Glasl, F. (2000) Konfliktmanagement. Ein Handbuch für Führungskräfte und<br />

Berater. Bern, Stuttgart: Verlag Paul Haupt Bern & Verlag Freies Geistesleben<br />

Stuttgart<br />

Kolodej, C. (2005) Mobbing. Psychoterror am Arbeitsplatz und seine Bewältigung.<br />

Mit zahlreichen Fallbeispielen und Tipps für Betroffene, Führungskräfte und<br />

BeraterInnen. Wien: WUV-Verlag.<br />

Regnet, E. (1992) Konflikte in Organisationen. Göttingen, Stuttgart: Verlag für<br />

angewandte Psychologie.<br />

Rosenberg, M. B. (2001) Gewaltfreie Kommunikation, Paderborn: )unfermann<br />

Verlag.<br />

Schwarz, G. (1997): Konfliktmanagement. Sechs Grundmodelle der<br />

Konfliktlösung (3. Aufl.) Wiesba<strong>den</strong>: Gabler<br />

Thomann, C. & Schulz von Thun, F. (1997): Klärungshilfe. Handbuch für<br />

Therapeuten, Gesprächshelfer und Moderatoren in schwierigen Gesprächen.<br />

Hamburg, Rowohlt Taschenbuch Verlag GmbH.<br />

Watzlawick, P., Beavin, 7. & 7ackson, D.D. (1990): Menschliche<br />

Kommunikation, Formen, Störungen, Paradoxien. (8. Aufl.) Bern, Stuttgart,<br />

Toronto: Verlag Hans Huber<br />

Entwickelt im Rahmen der EQUAL Entwicklungspartnerschaft<br />

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Ausbildung <strong>zu</strong>m Coach - <strong>Unterlagen</strong><br />

Konfliktarten<br />

in einer Organisation<br />

Zweck<br />

Vision<br />

Kultur<br />

Wertkonflikt<br />

Mitglied<br />

Innerer Konflikt<br />

Menschen<br />

Erwartungen<br />

Beziehungen<br />

Sache<br />

Aufgaben<br />

Ziele<br />

Beziehungskonflikt<br />

Sachkonflikt<br />

Abb. 6: Konfliktarten in einer Organisation<br />

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Konfliktmanagement<br />

[Bildquelle: httP://www.maastraining.de/ maas/DOKU_8.EXE]<br />

Bereitschaft <strong>zu</strong>r Mitarbeit<br />

Prüfen<br />

(U1)<br />

Bereitschaft aller<br />

Parteien vorhan<strong>den</strong>?<br />

Ja Nein<br />

Einmalig<br />

Rückkoppelung:<br />

Führung im<br />

Konfliktprozess<br />

Konsequenzen<br />

ankündigen<br />

Problemanalyse !<br />

Lösungssuche<br />

(U2, U3)<br />

Lösungen gefun<strong>den</strong><br />

Ja Nein<br />

Einmalig Rückkoppelung:<br />

Konsequenzen<br />

ankündigen<br />

Entscheidungs- und<br />

Entschlussphase<br />

(U2, U3)<br />

Entscheidung gefallen?<br />

Ja Nein<br />

EinmaligRückkoppelung:<br />

Konsequenzen<br />

ankündigen<br />

Umset<strong>zu</strong>ngsvereinbarung<br />

(U2, U3)<br />

Umset<strong>zu</strong>ng erfolgreich?<br />

Nein Ja<br />

Ende<br />

Konsequenzen<br />

umsetzen<br />

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