11.11.2014 Aufrufe

Endoskopie 2006 - Ein Blick in eine chirurgische Endoskopie-Praxis

Endoskopie 2006 - Ein Blick in eine chirurgische Endoskopie-Praxis

Endoskopie 2006 - Ein Blick in eine chirurgische Endoskopie-Praxis

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Orig<strong>in</strong>alia<br />

<strong>Endoskopie</strong> <strong>2006</strong> – e<strong>in</strong> Rückblick<br />

Düsseldorf, Februar <strong>2006</strong><br />

Als Beg<strong>in</strong>n e<strong>in</strong>er neuen Ära <strong>in</strong> der <strong>Endoskopie</strong> bezeichnete<br />

Prof. Dr. Horst Neuhaus, Chefarzt der Mediz<strong>in</strong>ischen<br />

Kl<strong>in</strong>ik am Evangelischen Krankenhaus<br />

Düsseldorf (EVK) und Vorsitzender des von ihm<br />

und se<strong>in</strong>em Team gegründeten <strong>Endoskopie</strong>-Kongresses,<br />

die Bildqualität und die damit verbundenen<br />

diagnostischen und therapeutischen Möglichkeiten<br />

der neuen <strong>Endoskopie</strong>systeme.<br />

Im Rahmen e<strong>in</strong>es der größten <strong>Endoskopie</strong>symposien<br />

weltweit, das am 10. und 11. Februar bereits<br />

zum achten Mal <strong>in</strong> Düsseldorf stattfand, wurden<br />

Untersuchungen und <strong>E<strong>in</strong></strong>griffe aus dem EVK live<br />

und erstmals <strong>in</strong> HDTV-Qualität <strong>in</strong> das Congress<br />

Centrum Düsseldorf übertragen. Dort konnten die<br />

mehr als 1.000 Besucher des Kongresses die neuesten<br />

Diagnose- und Therapiemöglichkeiten mitverfolgen<br />

und mit führenden Experten aus dem Inund<br />

Ausland diskutieren.<br />

Durch die Auflösungseigenschaften<br />

moderner Videoendoskope<br />

können Krebsvorstufen oder frühe<br />

Krebsstadien noch zuverlässiger als<br />

bisher aufgespürt werden. Nämlich<br />

dann, wenn sie für den Patienten<br />

noch ke<strong>in</strong>erlei Beschwerden verursachen,<br />

so Prof. Dr. Paul Fockens,<br />

Leiter der <strong>Endoskopie</strong> an der Universität<br />

Amsterdam. Dies sei auf<br />

zwei neue Techniken, das so genannte<br />

„High Def<strong>in</strong>ition Television“<br />

(HDTV) und das „Narrow Band Imag<strong>in</strong>“<br />

(NBI) zurückzuführen, die mit<br />

den neuen <strong>Endoskopie</strong>systemen des<br />

weltweit führenden Spezialisten<br />

Olympus erstmals zur Verfügung<br />

stünden.<br />

Mit HDTV werden hochauflösende<br />

Bilder erzeugt, die mit der<br />

bisher verwendeten Übertragungstechnik<br />

<strong>in</strong> der <strong>Endoskopie</strong> nicht<br />

vergleichbar s<strong>in</strong>d. HDTV enthält<br />

etwa viermal so viele Bildpunkte<br />

(Pixel) pro Bild wie herkömmliches<br />

Fernsehen. Dies bedeutet e<strong>in</strong> Vielfaches<br />

mehr an Informationen pro<br />

Prof. Dr. Horst Neuhaus<br />

Bild, was durch außergewöhnliche<br />

Schärfe und Detailgenauigkeit<br />

sichtbar wird. Experten bezeichnen<br />

dies auch als „3-D-Effekt“ von<br />

HDTV.<br />

Zusammen mit dem „Narrow<br />

Band Imag<strong>in</strong>“ (NBI) können bisher<br />

verborgene Gewebsstrukturen<br />

sichtbar gemacht werden. Damit<br />

lassen sich beispielsweise bösartige<br />

Veränderungen im Darm noch<br />

früher diagnostizieren. Diese<br />

manchmal flachen, e<strong>in</strong>gesenkten Läsionen<br />

konnten bisher nur mit bestimmten<br />

Färbetechniken, der Chromoendoskopie,<br />

sichtbar gemacht<br />

werden. Mit der NBI-Technik kann<br />

dieses zeit- und kostenaufwendige<br />

Verfahren wahrsche<strong>in</strong>lich zukünftig<br />

entfallen, da NBI auf Knopfdruck zuschaltbar<br />

ist und jederzeit bei unklaren<br />

Befunden e<strong>in</strong>gesetzt werden<br />

kann.<br />

„Mit der neuen Technologie können<br />

bösartige Veränderungen (Dysplasien)<br />

<strong>in</strong> der Speiseröhre, die vor<br />

allem Patienten mit chronischem<br />

Reflux (Sodbrennen) betreffen, noch<br />

früher diagnostiziert werden. NBI<br />

hilft uns, Biopsien <strong>in</strong> verdächtigem<br />

Gewebe sehr genau und gezielt zu<br />

entnehmen bzw. <strong>E<strong>in</strong></strong>griffe noch präziser<br />

durchzuführen. Damit erschließt<br />

sich für die <strong>Endoskopie</strong> e<strong>in</strong>e<br />

ganz neue diagnostische Dimension<br />

und für die Patienten e<strong>in</strong>e noch bessere<br />

Prognose“, betonte Dr. Brigitte<br />

Schumacher, leitende Oberärzt<strong>in</strong> der<br />

<strong>Endoskopie</strong> am EVK im Rahmen des<br />

Symposiums.<br />

Alle Experten s<strong>in</strong>d sich e<strong>in</strong>ig,<br />

dass HDTV und NBI die Effizienz und<br />

Erfolgsquote endoskopischer Untersuchungen<br />

noch weiter steigern<br />

werden. Sie rechnen außerdem damit,<br />

dass zukünftig mit ergänzenden<br />

neuen Technologien noch während<br />

der <strong>Endoskopie</strong> zwischen harmlosen<br />

Befunden und verschiedenen Graden<br />

bösartiger Veränderungen differenziert<br />

werden kann. Erste Studien<br />

ergaben für diese „virtuelle“ Gewebsdiagnostik<br />

vergleichbare Ereignisse<br />

wie für die mikroskopische<br />

Untersuchung der zur Kontrolle entnommenen<br />

Gewebsproben.<br />

Die Patienten im EVK können<br />

schon jetzt von den Vorteilen der<br />

neuen Technik profitieren. Denn<br />

pünktlich zum <strong>Endoskopie</strong>kongress<br />

ist mit den neuen Geräten diese zukunftsweisende<br />

Generation der <strong>Endoskopie</strong>technologie<br />

<strong>in</strong>s EVK e<strong>in</strong>gezogen.<br />

Sie wird dort auch für die <strong>Endoskopie</strong><br />

der Atemwege e<strong>in</strong>gesetzt.<br />

Darüber h<strong>in</strong>aus ist Prof. Neuhaus<br />

Mitglied e<strong>in</strong>er aus sechs Zentren bestehenden<br />

europäischen Arbeitsgruppe,<br />

die sich um die permanente<br />

Fortentwicklung der <strong>Endoskopie</strong><br />

kümmert.<br />

6<br />

Endo-<strong>Praxis</strong> 1-2007


Orig<strong>in</strong>alia<br />

Hannover ,<br />

September <strong>2006</strong><br />

Bessere Aussichten für Patienten<br />

mit Chronischer<br />

Hepatitis C<br />

Seit der <strong>E<strong>in</strong></strong>führung e<strong>in</strong>er effektiven<br />

Komb<strong>in</strong>ationstherapie <strong>in</strong> den letzten<br />

Jahren haben sich die Heilungschancen<br />

für Patienten mit e<strong>in</strong>er Chronischen<br />

Hepatitis C enorm verbessert.<br />

Mittlerweile liegt die Erfolgsrate der<br />

antiviralen Therapie bei rund 60 Prozent.<br />

Dank e<strong>in</strong>es optimierten Nebenwirkungsmanagements<br />

ist die Behandlung<br />

für Patienten zudem verträglicher.<br />

Zurzeit s<strong>in</strong>d neue Medikamente<br />

<strong>in</strong> der Entwicklung, die die<br />

Heilungschancen weiter verbessern<br />

werden.<br />

In Deutschland s<strong>in</strong>d schätzungsweise<br />

m<strong>in</strong>destens 500.000 Menschen<br />

mit dem Hepatitis C Virus <strong>in</strong>fiziert.<br />

Nur etwa e<strong>in</strong> Drittel der Betroffenen<br />

weiß von der Erkrankung,<br />

denn die Infektion kann über Jahrzehnte<br />

beschwerdefrei verlaufen.<br />

Langfristig aber ruft der Virus bei 10<br />

bis 30 Prozent der Infizierten e<strong>in</strong>e<br />

Leberzirrhose hervor, e<strong>in</strong>ige (5 bis<br />

15 Prozent der Patienten mit Leberzirrhose)<br />

bekommen schließlich sogar<br />

Leberkrebs. Noch bis Ende der<br />

90er Jahre stand nur e<strong>in</strong>e Interferon-<br />

Monotherapie zur Verfügung, mit<br />

der lediglich fünf bis maximal 20<br />

Prozent der Patienten geholfen werden<br />

konnte.<br />

„Mit der <strong>E<strong>in</strong></strong>führung der Komb<strong>in</strong>ations-Therapie<br />

Interferon alpha<br />

und Ribavir<strong>in</strong> hat sich die Erfolgsrate<br />

deutlich erhöht“. Neue Medikamente,<br />

<strong>in</strong>sbesondere die „pegylierung“<br />

der Interferone und weitere<br />

Therapieoptimierungen ließen sie<br />

auf etwa 60 Prozent ansteigen. <strong>E<strong>in</strong></strong>e<br />

wichtige Verbesserung ist beispielsweise,<br />

dass Nebenwirkungen verr<strong>in</strong>gert<br />

und dadurch Therapieabbrüche<br />

und Dosisreduktionen verh<strong>in</strong>dert<br />

werden konnten. Die Therapie der<br />

Chronischen Hepatitis C-Viren wird<br />

die Behandlung zunehmend <strong>in</strong>dividualisiert.<br />

Die Zukunft verspricht Patienten<br />

weitere Verbesserungen: Letztes<br />

Jahr etablierte e<strong>in</strong>e Forschergruppe<br />

um Professor Dr. rer. Nat. Ralf Bartenschlager,<br />

Heidelberg, erstmals<br />

e<strong>in</strong> Kulturmodell des Virus. Dieser<br />

Durchbruch <strong>in</strong> der Grundlagenforschung<br />

ermöglicht nun, ganz neue<br />

Medikamente zu entwickeln. <strong>E<strong>in</strong></strong><br />

weiterer Experte, Professor Dr. med.<br />

Stefan Zeuzem, Homburg, stellt<br />

dar<strong>in</strong> neue Medikamente vor, die<br />

das Hepatitis C Virus direkt „attakieren“,<br />

so genannte Protease oder Polymerasehemmer.<br />

Die ersten Ergebnisse<br />

der kl<strong>in</strong>ischen Studien lassen<br />

hoffen, dass damit <strong>in</strong> fünf Jahren die<br />

Heilungschancen auf mehr als 80<br />

Prozent steigen.<br />

Neue endoskopische<br />

Techniken und Herausforderungen<br />

In den letzten Jahren wurden erstaunliche<br />

und fasz<strong>in</strong>ierende technische<br />

Inovationen <strong>in</strong> der <strong>Endoskopie</strong><br />

und im Zubehör zu endoskopischen<br />

Interventionen hervorgebracht. Neue<br />

Endoskope s<strong>in</strong>d hochflexibel, schlank<br />

und exzellent <strong>in</strong> der Handhabung und<br />

bieten e<strong>in</strong>e nahezu mikroskopische<br />

Abbildung der Schleimhaut. Zusammen<br />

mit hochentwickeltem Zubehör<br />

ist es durch besondere Katheter und<br />

effektive Blutstillungsmaßnahmen<br />

möglich geworden, nicht nur breitbasige<br />

Polypen sicher abzutragen, sondern<br />

auch ausgedehnte flächige<br />

Adenome, was den Patienten e<strong>in</strong>e<br />

<strong>chirurgische</strong> Operation ersparen<br />

kann.<br />

Zusätzlich bietet der endoskopische<br />

Ultraschall e<strong>in</strong>en immer besseren<br />

<strong>E<strong>in</strong></strong>blick <strong>in</strong> die Tiefe des Gewebes<br />

und ermöglicht neue Behandlungsverfahren<br />

z.B. spezieller Bauchspeicheldrüsenerkrankungen.<br />

Durch Kapselendoskopie und<br />

Push-and-pull-Enteroskopie ist die<br />

Inspektion des gesamten Dünndarmes<br />

möglich geworden, wodurch<br />

e<strong>in</strong> Durchbruch <strong>in</strong> der Diagnostik<br />

und Therapie unklarer Darmblutungen<br />

gelungen ist. Tumorverengungen<br />

<strong>in</strong> den Gallenwegen oder im Magen-Darmtrakt<br />

können durch speziell<br />

entwickelte Metallstents überbrückt<br />

werden.<br />

Die neueste, noch umstrittene<br />

und am Menschen bisher nur <strong>in</strong> <strong>E<strong>in</strong></strong>zelfällen<br />

zum <strong>E<strong>in</strong></strong>satz gekommene<br />

Innovation ist das endoskopische<br />

Arbeiten <strong>in</strong> der freien Bauchhöhle<br />

durch e<strong>in</strong>en Zugang durch die Magenwand,<br />

womit jegliche Verletzung<br />

der Körperoberfläche unnötig wird.<br />

Diesen herausragenden und rasanten<br />

Entwicklungen steht gegenüber,<br />

dass kaum Zeit bleibt, sie h<strong>in</strong>sichtlich<br />

Effizienz und Nutzen <strong>in</strong>sbesondere<br />

über e<strong>in</strong>en längeren Zeitraum<br />

zu bewerten. Die „schlanke“,<br />

kostenorientierte Betriebsführung<br />

<strong>in</strong> den Kl<strong>in</strong>iken erlauben kaum Zeit<br />

dafür, junge Ärzte <strong>in</strong> diese Techniken<br />

e<strong>in</strong>zuführen. <strong>E<strong>in</strong></strong>e der bedeutendsten<br />

Herausforderungen der Zukunft<br />

wird von daher Ausbildung und Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g<br />

<strong>in</strong> der <strong>Endoskopie</strong> werden.<br />

Stuhl<strong>in</strong>kont<strong>in</strong>enz<br />

Gerade bei Inkont<strong>in</strong>enz denken<br />

viele Menschen, das sei e<strong>in</strong>e Altersersche<strong>in</strong>ung,<br />

mit der man leben<br />

muss. Die Stuhl<strong>in</strong>kont<strong>in</strong>enz ist jedoch<br />

e<strong>in</strong> häufiges gesundheitliches<br />

Problem. Sie tritt meistens im 5. und<br />

6. Lebensjahrzehnt auf, so dass Inkont<strong>in</strong>enz,<br />

nicht wie landweitig angenommen<br />

nur e<strong>in</strong> Problem des alten<br />

Menschen ist, sondern Menschen<br />

<strong>in</strong> der Mitte ihres Lebens befällt.<br />

Nur ausnahmsweise f<strong>in</strong>det sich<br />

die Stuhl<strong>in</strong>kont<strong>in</strong>enz auch schon im<br />

K<strong>in</strong>desalter bzw. bei Männern. 2,4%<br />

der Gesamtbevölkerung leiden unter<br />

e<strong>in</strong>er Stuhl<strong>in</strong>kont<strong>in</strong>enz. Das entspricht<br />

1,92 Mill. Bundesbürger bzw.<br />

e<strong>in</strong>en Betroffenen auf 41 <strong>E<strong>in</strong></strong>wohner.<br />

Analysiert man nur die Gruppe der<br />

über 65Jährigen, so steigt die Häufigkeit<br />

auf 2,7% sogar an. Frauen s<strong>in</strong>d<br />

<strong>in</strong>sgesamt 8 Mal häufiger betroffen<br />

als Männer.<br />

Um den volkswirtschaftlichen<br />

Aspekt der Stuhl<strong>in</strong>kont<strong>in</strong>enz zu beleuchten,<br />

sei nur e<strong>in</strong> ökonomischer<br />

Aspekt erwähnt: In den Vere<strong>in</strong>igten<br />

Staaten werden pro Jahr 400 Mill. US<br />

$ für Inkont<strong>in</strong>enzsanitätsartikel ausgegeben.<br />

Allerd<strong>in</strong>gs s<strong>in</strong>d die offiziellen<br />

Häufigkeitsangaben nur e<strong>in</strong>geschränkt<br />

zu bewerten, denn die<br />

Dunkelziffer liegt wesentlich höher.<br />

Man muss davon ausgehen, dass ca.<br />

8<br />

Endo-<strong>Praxis</strong> 1-2007


Orig<strong>in</strong>alia<br />

30-50% aller Inkont<strong>in</strong>enzpatienten<br />

gar nicht erst den Arzt aufsuchen.<br />

Die Gründe hierfür liegen <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er<br />

Scham der Betroffenen, e<strong>in</strong>em gestörten<br />

Selbstwertgefühl, aber auch<br />

e<strong>in</strong>er gewissen Hilflosigkeit der behandelnden<br />

Ärzte gegenüber diesem<br />

Krankheitsbild. Stuhl<strong>in</strong>kont<strong>in</strong>enz<br />

bedeutet für die Betroffenen<br />

nicht nur wie <strong>in</strong> der Enzyklopädie<br />

beschrieben den unwillkürlichen<br />

Abgang von Stuhl, sondern wegen<br />

der Scham durch die unangenehmen<br />

Symptome ziehen sich die Patienten<br />

aus dem öffentlichen Leben zurück.<br />

Denn aus Angst vor e<strong>in</strong>er Inkont<strong>in</strong>enzepisode<br />

gehen die Betroffenen<br />

nicht mehr <strong>in</strong>s Theater, meiden gesellschaftliche<br />

Zusammenkünfte<br />

und schränken ihren Bewegungskreis<br />

deutlich e<strong>in</strong>.<br />

Auch im Rahmen von Partnerschaften<br />

führt dies sehr häufig zu erheblichen<br />

Problemen. Das heißt, Inkont<strong>in</strong>enz<br />

ist nicht nur e<strong>in</strong> körperliches<br />

Gebrechen, sondern Inkont<strong>in</strong>enz<br />

führt langfristig zu e<strong>in</strong>er kompletten<br />

sozialen Isolation.<br />

Aber das muss nicht se<strong>in</strong>. Die Erkenntnisse<br />

über die Ursachen der<br />

Stuhl<strong>in</strong>kont<strong>in</strong>enz s<strong>in</strong>d weit fortgeschritten.<br />

Das Verständnis dieser Erkrankung<br />

und auch die Kompetenz<br />

der Spezialisten steigt zusehens . Die<br />

Behandlungsmethoden s<strong>in</strong>d mittlerweile<br />

vielfältig. Erst nach e<strong>in</strong>er ausführlichen<br />

Diagnostik , zu der e<strong>in</strong>e<br />

ausführliche Analyse der Symptome,<br />

e<strong>in</strong>e <strong>Endoskopie</strong>, e<strong>in</strong>e <strong>in</strong>nere Ultraschalluntersuchung<br />

sowie Druckmessung<br />

des After-Schließmuskels<br />

gehören, kann e<strong>in</strong>e geeignete Therapie<br />

dieser Erkrankung geplant und<br />

durchgeführt werden.<br />

Das mögliche Spektrum der Therapie<br />

der Stuhl<strong>in</strong>kont<strong>in</strong>enz reicht<br />

von der e<strong>in</strong>fachen Naht e<strong>in</strong>es durchtrennten<br />

Schließmuskels (z. B. nach<br />

e<strong>in</strong>er Geburt) über verschiedene<br />

Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gsmethoden z. T. unter Zuhilfenahme<br />

von speziellen Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gsgeräten<br />

des Schließmuskels (Biofeedback-Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>g)<br />

bis zu aufwendigen<br />

Operationen, bei denen der<br />

Schließmuskel durch körpereigene<br />

Muskeln wieder aufgebaut wird<br />

(Gracilisplastik). Als neueste Therapievarianten<br />

werden Computerchips<br />

e<strong>in</strong>gesetzt, die über e<strong>in</strong>e spezielle<br />

Reizung der Schließmuskelnerven<br />

ähnlich wie bei e<strong>in</strong>em Herzschrittmacher<br />

die Stuhlkont<strong>in</strong>enz wiederherstellen<br />

können (Sakralnervenstimulation,<br />

neurostimulierte Gracilisplastik).<br />

Die Erkenntnisse über die Ursachen<br />

und Behandlungsmöglichkeiten<br />

der Stuhl<strong>in</strong>kont<strong>in</strong>enz s<strong>in</strong>d<br />

während der letzten zehn Jahre<br />

deutlich gestiegen. Ke<strong>in</strong> Mensch<br />

sollte heutzutage unter e<strong>in</strong>er schweren<br />

Form der Stuhl<strong>in</strong>kont<strong>in</strong>enz mehr<br />

leiden müssen, sondern rasch e<strong>in</strong>er<br />

entsprechenden Therapie zugeführt<br />

werde.<br />

Chirurgie der Adipositas<br />

Adipositas ist e<strong>in</strong> weltweites<br />

Problem: die schwere Last des<br />

Wohlstands. Erstmals leben so viele<br />

dicke Menschen auf der Erde wie<br />

dünne: 1,1 Milliarden hungern jeden<br />

Tag – ihnen stehen 1,1 Miliarden<br />

Übergewichtige gegenüber, Tendenz<br />

steigend. Die Weltgesundheitsorganisation<br />

WHO bezeichnet Adipositas<br />

als das größte chronische Gesundheitsproblem<br />

der Gegenwart. In e<strong>in</strong>igen<br />

westlichen Industrienationen<br />

s<strong>in</strong>d mehr als 50 Prozent der Menschen<br />

übergewichtigt. In der Bundesrepublik<br />

Deutschland wurde <strong>in</strong>zwischen<br />

e<strong>in</strong>e Häufigkeit von 52,4 %<br />

ermittelt. 9 Millionen Deutsche leiden<br />

an behandlungsbedürftiger Adipositas<br />

(BMI > 30kg/m2). Je nach Nation<br />

verursachen Adipositas und die<br />

Folgeerkrankungen fünf bis zehn<br />

Prozent der Gesamtkosten des Gesundheitswesens.<br />

Die morbide Adipositas<br />

mit e<strong>in</strong>em BMI von > 40<br />

kg/m2 ist für Frauen mit e<strong>in</strong>em 2-<br />

fach und für Männer mit e<strong>in</strong>em 3-<br />

fach erhöhten Sterblichkeitsrisiko<br />

belastet. Je früher die Adipositas auftritt,<br />

desto deutlicher steigt das<br />

Sterblichkeitsrisiko an.<br />

In den USA werden etwa<br />

280.000 Todesdfälle pro Jahr auf die<br />

Adipositas mit ihren Folgeerkrankungen<br />

zurückgeführt. Übergewicht<br />

ist damit die Todesursache Nummer<br />

zwei, nach dem Rauchen. Da bisher<br />

alle medikamentösen und anderen<br />

konservativen Therapieversuche zur<br />

Behandlung der krankhaften Adipositas,<br />

def<strong>in</strong>iert als BMI>40 kg/m2, <strong>in</strong><br />

der Regel nur e<strong>in</strong>en marg<strong>in</strong>alen und<br />

zeitlich limitierten Effekt gezeigt haben,<br />

hat sich die <strong>chirurgische</strong> Therapie<br />

<strong>in</strong> den letzten Jahrzehnten mit<br />

gutem Erfolg durchgesetzt. Etwa 1-2<br />

% der Bundesbürger kämen bereits<br />

heute für e<strong>in</strong>en möglichen <strong>E<strong>in</strong></strong>griff<br />

zur Gewichtsreduktion <strong>in</strong> Frage. Im<br />

Gegensatz zu den USA und den<br />

westlichen Nachbarländern ist die<br />

Häufigkeit der operativen Gewichtsreduktion<br />

<strong>in</strong> unserem Land noch<br />

sehr ger<strong>in</strong>g. Während beispielsweise<br />

<strong>in</strong> Frankreich mehr als 15.000<br />

<strong>E<strong>in</strong></strong>griffe durchgeführt werden, s<strong>in</strong>d<br />

es <strong>in</strong> Deutschland nur etwa 1000<br />

Operationen pro Jahr. Die USA<br />

führen traditionell mit mehr als<br />

200.000.<br />

Bei krankhafter Adipositas können<br />

die <strong>E<strong>in</strong></strong>griffe <strong>in</strong> zwei Kategorien<br />

e<strong>in</strong>geteilt werden. Hierbei unterscheidet<br />

man pr<strong>in</strong>zipiell Verfahren,<br />

die entweder e<strong>in</strong>e <strong>E<strong>in</strong></strong>schränkung<br />

der Fettverdauung oder e<strong>in</strong>e <strong>E<strong>in</strong></strong>schränkung<br />

der Nahrungsaufnahme<br />

verursachen. Das steuerbare Magenband<br />

wird seit 1994 <strong>in</strong> Deutschland<br />

laparoskopisch implantiert und<br />

stellt nach wie vor den häufigsten<br />

<strong>E<strong>in</strong></strong>griff dar. Der Magenbypass und<br />

die biliopankreatische Diversion<br />

(BPD) werden <strong>in</strong> m<strong>in</strong>imal-<strong>in</strong>vasiver<br />

Technik seit 2001 <strong>in</strong> Frankfurt-Sachsenhausen<br />

serienmäßig e<strong>in</strong>gesetzt.<br />

Mehrere Kl<strong>in</strong>iken führen gegenwärtig<br />

diese Verfahren ebenfalls e<strong>in</strong>.<br />

Neuere Techniken der Magenstimulation<br />

s<strong>in</strong>d erst <strong>in</strong> der Erprobung.<br />

Langzeitstudien haben <strong>in</strong>zwischen<br />

auch für die Lebenserwartung nachgewiesen,<br />

was für die Lebensqualität<br />

und Co-Morbiditäten bereits ausreichend<br />

dokumentiert ist: der positive<br />

Effekt der operativen Gewichtsreduktion.<br />

Diabetes mellitus, Hochdruck,<br />

Schlafapnoe werden nur effektiv mit<br />

e<strong>in</strong>er Verr<strong>in</strong>gerung des Übergewichtes<br />

behandelt. Der Typ II Diabetes<br />

lässt sich, wenn er nicht länger als 15<br />

Jahre besteht, durch hormonale Nebeneffekte<br />

und Gewichtsreduktion<br />

nach e<strong>in</strong>em Magenbypass oder BPD-<br />

10<br />

Endo-<strong>Praxis</strong> 1-2007


Orig<strong>in</strong>alia<br />

Operation <strong>in</strong>nerhalb von 3 Monaten<br />

„ausheilen“. Die Insul<strong>in</strong>- und Medikamentenbehandlung<br />

kann e<strong>in</strong>gestellt<br />

werden.<br />

Mit der <strong>E<strong>in</strong></strong>führung der laparoskopischen<br />

Operationstechniken<br />

wurde der Chirurgie der Adipositas<br />

e<strong>in</strong> besonderer Impuls gegeben, da<br />

die Hochrisikopatienten <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em<br />

besonderen Maße von e<strong>in</strong>em m<strong>in</strong>imal-<strong>in</strong>vasiven<br />

Zugang profitieren.<br />

Inzwischen werden alle Operationsverfahren<br />

<strong>in</strong> dieser Technik ausgeführt.<br />

Adipositaschirurgie ist und<br />

bleibt jedoch e<strong>in</strong>e Hoch-Risiko-Chirurgie,<br />

da die Betroffenen oftmals<br />

viele Nebenerkrankungen aufweisen.<br />

In erfahrenen Händen so genannter<br />

„High-Volume-Zentren“<br />

werden perioperative Mortalitätsraten<br />

zwischen 0 % und 0,3 % erreicht.<br />

Deshalb sollte diese Art von <strong>E<strong>in</strong></strong>griffen<br />

nicht <strong>in</strong> jedem Krankenhaus,<br />

sondern nur <strong>in</strong> Zentren von erfahrenen<br />

Adipositaschirurgen durchgeführt<br />

werden.<br />

Die Chirurgie ist ke<strong>in</strong>e kausale<br />

Behandlung der Adipositas und wird<br />

hoffentlich durch Weiterentwicklung<br />

der Wissenschaften e<strong>in</strong>es Tages<br />

aus dieser Aufgabenstellung wieder<br />

verdrängt. Gegenwärtig gibt es für<br />

die Betroffenen ke<strong>in</strong>e andere effektive<br />

Lösung ihrer gesundheitlichen<br />

Probleme.<br />

Da gerade jüngere Adipöse am<br />

meisten von e<strong>in</strong>er Gewichtsreduktion<br />

profitieren, sollte hier frühzeitiger<br />

nach Versagen konservativer<br />

Therapiemaßnahmen zur operativen<br />

Intervention geschritten werden.<br />

Die Überzeugung der Kostenträger<br />

von der Effizienz der Chirurgie<br />

der Adipositas ist derzeit e<strong>in</strong>e<br />

der wichtigsten Aufgaben.<br />

Hamburg, Endo<br />

Club Nord <strong>2006</strong><br />

Frosch im Hals: Neue mediz<strong>in</strong>ische<br />

Erkenntnisse!<br />

Patienten mit ständigem Reizhusten<br />

oder Heiserkeit kann schon bald geholfen<br />

werden: Mediz<strong>in</strong>er des Universitätskl<strong>in</strong>ikum<br />

Hamburg-Eppendorf<br />

(UKE) fanden heraus, dass versprengte<br />

Magenschleimhaut<strong>in</strong>seln <strong>in</strong><br />

der Speiseröhre oftmals die Ursache<br />

der lästigen Beschwerden s<strong>in</strong>d. Bei 24<br />

Patienten wurde die versprengte<br />

Schleimhaut im Rahmen e<strong>in</strong>er Magenspiegelung<br />

verödet – zwei Drittel<br />

von ihnen s<strong>in</strong>d durch diese neue Behandlungsmethode<br />

beschwerdefrei.<br />

Wie das Verfahren funktioniert, zeigten<br />

die Endoskopiker des UKE auf<br />

dem ENDO CLUB NORD, der weltgrößten<br />

<strong>Endoskopie</strong>-Veranstaltung,<br />

im Congress Center Hamburg.<br />

Ursache: Magensäure im<br />

Rachenraum<br />

Bei Patienten, die unter e<strong>in</strong>em<br />

ständigen Hüsteln und Räuspern bis<br />

h<strong>in</strong> zu Heiserkeit oder Kurzatmigkeit<br />

leiden, f<strong>in</strong>det sich häufig ke<strong>in</strong>e<br />

ausreichende Erklärung der Symptomatik.<br />

Trotz ausgiebiger Diagnostik<br />

von mehreren Fachdiszipl<strong>in</strong>en ist<br />

der Grund der Beschwerden meist<br />

unklar. Bei e<strong>in</strong>em Teil dieser Patienten<br />

ist die Ursache Magensäure, die<br />

<strong>in</strong> den Rachenraum gelangt und dort<br />

e<strong>in</strong>e Reizung, <strong>in</strong> folge dessen sogar<br />

e<strong>in</strong>e Entzündung auslösen kann.<br />

Säureproduktion durch<br />

versprengte Magenschleimhaut<br />

Neuere Untersuchungen haben<br />

jedoch gezeigt, dass solche lästigen,<br />

refluxbed<strong>in</strong>gten Beschwerden nicht<br />

immer mit Säureblockern zu behandeln<br />

s<strong>in</strong>d. Endoskopiker aus dem<br />

Universitätskl<strong>in</strong>ikum Hamburg-Eppendorf<br />

(UKE) entdeckten, dass h<strong>in</strong>ter<br />

den Beschwerden womöglich<br />

versprengte Magenschleimhaut<strong>in</strong>seln<br />

stecken. Denn die produzierte<br />

Säure <strong>in</strong> den Schleimhaut<strong>in</strong>seln löst<br />

– auf Grund ihrer unmittelbaren<br />

Nähe zum Rachenraum – dort e<strong>in</strong>e<br />

Reizung aus.<br />

Neuer Therapieansatz<br />

In der Kl<strong>in</strong>ik und Polikl<strong>in</strong>ik für<br />

Interdiszipl<strong>in</strong>äre <strong>Endoskopie</strong> am<br />

UKE wird derzeit untersucht, ob e<strong>in</strong>e<br />

Entfernung dieser Schleimhaut<strong>in</strong>seln<br />

die beschriebene Symptomatik<br />

beseitigt. Der <strong>E<strong>in</strong></strong>griff ist unkompliziert<br />

und kann im Rahmen e<strong>in</strong>er Magenspiegelung<br />

durchgeführt werden.<br />

Zur Beseitigung der Schleimhaut<strong>in</strong>seln<br />

wird e<strong>in</strong> Verödungsverfahren<br />

(Argon-Plasma-Koagulation,<br />

APC) verwandt. Der <strong>E<strong>in</strong></strong>griff dauert<br />

ca. 10 M<strong>in</strong>uten und die e<strong>in</strong>zige bislang<br />

beobachtete Nebenwirkung ist<br />

e<strong>in</strong> leichter, kurzfristiger Halsschmerz<br />

beim Schlucken.<br />

Die neue Schärfe <strong>in</strong> der<br />

<strong>Endoskopie</strong><br />

Durch die <strong>E<strong>in</strong></strong>führung neuer Technologien<br />

(HDTV, NBI, Endozytoskopie,<br />

Endomikroskopie) setzt die <strong>Endoskopie</strong><br />

als <strong>in</strong>tegraler Bestandteil der Diagnostik<br />

von Erkrankungen des Magen-Darm-Traktes<br />

neue Maßstäbe.<br />

HDTV (High Def<strong>in</strong>ition Television)<br />

liefert nicht nur gestochen<br />

scharfe Fernsehbilder. Es verbessert<br />

auch die Bildqualität <strong>in</strong> der <strong>Endoskopie</strong>.<br />

Mit HDTV werden hochauflösende<br />

Bilder erzeugt, die etwa<br />

viermal so viele Bildpunkte (Pixel)<br />

enthalten wie herkömmliches PAL-<br />

Fernsehen. Schärfe und Detailreichtum<br />

vermitteln e<strong>in</strong>e räumliche Tiefe<br />

und damit e<strong>in</strong>en 3D-Effekt. Durch<br />

HDTV zusammen mit NBI (Narrow<br />

Band<strong>in</strong>g Imag<strong>in</strong>g) können bisher<br />

verborgene Gewebestrukturen (z. B.<br />

<strong>in</strong> der Dysplasieerkennung bei spez.<br />

Speiseröhrenerkrankungen oder<br />

Darmerkrankungen) sichtbar gemacht<br />

werden. Dieser Vorteil<br />

kommt dadurch zustande, dass NBI<br />

e<strong>in</strong>ige Farbspektren aus den endoskopischen<br />

Bildern herausfiltert. Es<br />

entsteht e<strong>in</strong> plastisches Bild der<br />

Schleimhautoberfläche bis h<strong>in</strong> zur<br />

Ebene der kapillaren Blutgefäße.<br />

Diese neuen Technologien erlauben<br />

e<strong>in</strong>e bessere Detektion von Krebsvorstufen<br />

im Magen-Darm-Trakt, da<br />

sie sich durch den <strong>E<strong>in</strong></strong>satz von HDTV<br />

12<br />

Endo-<strong>Praxis</strong> 1-2007


Orig<strong>in</strong>alia<br />

und NBI von dem umgebenden gesunden<br />

Gewebe optisch abgrenzen<br />

und damit rechtzeitig entfernen lassen.<br />

Endozytoskopie und Endomikroskopie<br />

s<strong>in</strong>d Verfahren mit denen<br />

es möglich ist mikroskopische Bilder<br />

der Schleimhaut des Magen-Darm-<br />

Traktes im Rahmen e<strong>in</strong>er konventionellen<br />

<strong>Endoskopie</strong> zu bekommen.<br />

Bei der Endomikroskopie (konfokale<br />

Laserendomikroskopie) tastet<br />

e<strong>in</strong> Laserstrahl die e<strong>in</strong>gefärbte Gewebeoberfläche<br />

ab und e<strong>in</strong> Mikroskop<br />

an der Spitze des Endoskops<br />

bildet die Lichtreflexionen als<br />

1000fach vergrößertes Graustufenbild<br />

ab. Zum ersten Mal können damit<br />

Epithel, B<strong>in</strong>degewebe und Blutgefäße<br />

auf zellulärer Ebene endoskopisch<br />

beurteilt werden. Beim<br />

Barrett-Ösophagus ist mit der konfokalen<br />

Laserendomikroskopie etwa<br />

das charakteristische, tubulär aufgebaute<br />

Epithel zu erkennen; bei der<br />

endoskopischen Untersuchung des<br />

Dickdarms lassen sich Adenome von<br />

Polypen unterscheiden. Das Verfahren<br />

ist sehr genau und könnte<br />

zukünftig histologische Gewebeproben<br />

ersetzen. Das hohe Auflösevermögen<br />

der neuen Methode kann<br />

auch Verborgenes sichtbar machen,<br />

zum Beispiel können Helicobacter-<br />

Bakterien <strong>in</strong> der Magenschleimhaut<br />

ohne weiteres erkannt werden. Der<br />

Anwendung der Endomikroskopie<br />

zur Rout<strong>in</strong>ediagnostik s<strong>in</strong>d zwar aus<br />

Kostengründen Grenzen gesetzt,<br />

doch könnten sich die Geräte durch<br />

<strong>E<strong>in</strong></strong>sparung von Biopsien langfristig<br />

rechnen.<br />

Karz<strong>in</strong>omtherapie mit<br />

dem Endoskop<br />

In der Diagnostik und Therapie der<br />

Verdauungskrankheiten spielt die <strong>Endoskopie</strong><br />

heute e<strong>in</strong>e dom<strong>in</strong>ierende<br />

Rolle. Während die endoskopische<br />

Therapie <strong>in</strong> den letzten drei Jahrzehnten<br />

zahlreiche klassische <strong>chirurgische</strong><br />

Verfahren ersetzt hat, erfährt die Diagnostik<br />

durch die <strong>Endoskopie</strong> derzeit<br />

neue Impulse, <strong>in</strong>sbesondere im Bereich<br />

der Krebsfrüherkennung.<br />

Krebsdiagnostik impliziert Detektion,<br />

Stag<strong>in</strong>g und Grad<strong>in</strong>g. Für die<br />

Detektion bösartiger Schleimhautveränderungen<br />

ist die <strong>Endoskopie</strong><br />

heute die Methode der Wahl. Biopsie<br />

und Histologie waren zur Bestätigung<br />

endoskopischer Befunde bislang<br />

unverzichtbar.<br />

Stag<strong>in</strong>g erfolgt zunehmend mit<br />

dem endoskopischen Ultraschall<br />

(EUS), während Grad<strong>in</strong>g nach wie<br />

vor die Domäne der Pathologie<br />

bleibt. Neueste Technologien, wie<br />

Narrow Band Imag<strong>in</strong>g (NBI), Fluoreszenzendoskopie,<br />

Confocal Laser<br />

Scann<strong>in</strong>g Microscopy (CLSM) und<br />

Zytoskopie ermöglichen Auff<strong>in</strong>dung<br />

und Identifizierung dysplastischer<br />

Zellen, so dass e<strong>in</strong>e virtuelle Histologie<br />

bzw. Zytologie <strong>in</strong> naher Zukunft<br />

schon während der endoskopischen<br />

Untersuchung erhalten werden<br />

kann. Die Größe des endoskopisch<br />

diagnostizierbaren Schleimhautkrebses<br />

wird dann nur 1-2 mm betragen,<br />

so dass die Entfernung mit<br />

der Biopsiezange sofort erfolgen<br />

kann.<br />

Zukunftsträchtig sche<strong>in</strong>t die<br />

NBI-Filtertechnik zu se<strong>in</strong>, da damit<br />

e<strong>in</strong>e noch bessere Darstellung der<br />

Schleimhautoberfläche ohne Anfärbung<br />

möglich ist. Suspekte Schleimhautareale<br />

ersche<strong>in</strong>en dunkel und<br />

lassen sich dadurch leicht erkennen<br />

und direkt biopsieren. Die Untersuchungstechnik<br />

mit Hilfe des gebündelten<br />

Blaulichtes basiert auf der<br />

Darstellung der fe<strong>in</strong>en oberflächlichen<br />

Kapillaren (Neoangiogenese),<br />

die sich bei Krebsgeschwülsten vermehrt<br />

bilden.<br />

Da aber der Krebs <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em sehr<br />

frühen Stadium noch nicht symptomatisch<br />

ist, lässt sich e<strong>in</strong>e Früherkennung<br />

nur über das Screen<strong>in</strong>g bei<br />

Krebsrisikopersonen s<strong>in</strong>nvoll realisieren.<br />

14<br />

Endo-<strong>Praxis</strong> 1-2007

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!