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DOKUMENTATION DER TOLLWUT IN ÖSTERREICH 1945 - 2003

DOKUMENTATION DER TOLLWUT IN ÖSTERREICH 1945 - 2003

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Tatsache, dass für die Einsendung der Füchse noch immer Prämien bezahlt werden und die<br />

Jäger daher eine höhere Motivation zur Fuchsjagd haben als in den anderen Bundesländern.<br />

Strittig ist, ob allein die orale Immunisierung der Füchse gegen die Wut Ursache am starken<br />

Anstieg der Fuchspopulation ist. Nach W<strong>IN</strong>KELMAYER (1997) könnten auch der Wegfall<br />

der Bejagung der Füchse in Gebieten mit geringem Niederwildbesatz sowie die Anpassung<br />

der Füchse an geänderte Umweltbedingungen Gründe für den steigenden Fuchsbesatz sein. In<br />

Deutschland gilt der ansteigende Bestand des Fuchses als Ursache für Verluste bei<br />

gefährdeten Bodenbrütern wie Großtrappen und Limikolen (LITZBARSKI, 1998).<br />

Fallstudien in Versuchsrevieren in Österreich ergaben, dass in Gebieten mit geringer<br />

Niederwilddichte der Fuchsbestand einen Einfluss auf die Überlebensrate hat, während er bei<br />

einer hohen Niederwilddichte eine geringe Rolle spielt (KLANSEK, 2004). Der Fuchs<br />

fungiert nicht nur für die Tollwut sondern auch für andere, z.T. parasitärer Zoonosen (z.B.<br />

Echinokokkose und Trichinose) als Quelle (DEUTZ, 1998). Dies stellt besonders für<br />

prädisponierte Berufsgruppen eine Gefahr dar.<br />

Auch in der Tollwutbekämpfung mittels oraler Immunisierung spielt der Fuchsbestand<br />

eine wesentliche Rolle. In hohen Fuchspopulationen mit einer niedrigen Immunisierungsrate<br />

ist das Fortbestehen der Infektkette möglich. Um einen ausreichenden Schutz in hohen<br />

Fuchspopulationen zu gewährleisten, muss die Immunisierungsrate erhöht werden<br />

(SCHLÜTER u. MÜLLER, 1995). Zur Ermittlung der Immunisierungsrate in einer<br />

Population sollten 16 Kontrollfüchse pro 100 km² an das Labor eingesandt werden<br />

(AHLMANN, 1997). Um den Erfolg der Impfkampagnen zu überprüfen, wurden vermehrt<br />

Tiere zur Untersuchung eingesandt. 1990 wurden 23.958 Tiere auf Tollwut untersucht, 1992<br />

bereits 29.138. Waren im Jahr 1990 noch 10,27 % der untersuchten Tiere tollwutpositiv, so<br />

konnten 1992 nur mehr bei 3,83 % der untersuchten Tiere die Tollwut festgestellt werden. Mit<br />

Rückgang der Tollwutfälle und der damit verbundenen fehlenden Prämienzahlungen nahm<br />

die Anzahl der untersuchten Tiere ab.<br />

ARTOIS et al. (1997) hat ein Modell zur Tollwutüberwachung entwickelt, welches sich<br />

mit der stetig wachsenden Fuchspopulation beschäftigt. Für die Entwicklung von<br />

kosteneffizienten und nachhaltigen Bekämpfungsmaßnahmen ist die Identifikation von<br />

ökologischen Prozessen, die Seuchendynamik beeinflussen, notwendig (HANSEN et al.,<br />

<strong>2003</strong>). In Österreich fanden Tollwutsimulationsmodelle bisher in der Praxis noch keinen<br />

Einzug (RUBEL et al., 2000). Durch die Kombination von Simulationsmodellen mit GIS ist<br />

es möglich, Seuchenmuster nachzubilden und mögliche Entwicklungen zu veranschaulichen.<br />

Einflüsse menschlichen Handelns können bildlich dargestellt und dadurch besser verstanden<br />

werden. Im Falle der Tollwut können mit Hilfe von GIS, in Abhängigkeit von der jeweiligen<br />

Seuchensituation im In- und Ausland, Köderauslagestrategien und Impfgebiete bestimmt<br />

werden. Zur Verhinderung einer Wiedereinschleppung der Tollwut ist daher eine koordinierte<br />

zwischenstaatliche Zusammenarbeit sowie die Entwicklung eines computergestützten<br />

Informationssystems (Decision Support System in Animal Health) wünschenswert.

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