DOKUMENTATION DER TOLLWUT IN ÃSTERREICH 1945 - 2003
DOKUMENTATION DER TOLLWUT IN ÃSTERREICH 1945 - 2003
DOKUMENTATION DER TOLLWUT IN ÃSTERREICH 1945 - 2003
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Die Tollwut ließ sich, trotz intensiver Bemühungen die Fuchspopulation durch klassische<br />
Bekämpfungsmethoden zu dezimieren, weder aufhalten noch zurückdrängen. In der freien<br />
Wildbahn ist der Fuchsbestand nicht zählbar. Die Höhe des Fuchsbestandes lässt sich nach<br />
BRAUNSCHWEIG (1980) annähernd aus bekannten Daten wie Fuchsstrecke (=Anzahl der<br />
erlegten Tiere pro Jahr), Vermehrungsrate, ermittelte Tollwutzahlen und Frühverluste<br />
ermitteln. Im Allgemeinen wird die Populationsdichte der Füchse jedoch allein anhand der<br />
jährlich je Flächeneinheit erlegten Tiere (Hunting Indicator of Population Density- HIPD)<br />
geschätzt. Diese Schätzung beinhaltet jedoch Ungenauigkeiten, da sie von den<br />
Jagdgewohnheiten in den unterschiedlichen Gebieten abhängig sind (SAUN<strong>DER</strong>S et al.,<br />
1994). Je länger die Seuche herrschte, desto größer wurde auch der Widerstand der<br />
Tierschützer gegen diese radikalen Methoden. Verschiedene internationale Arbeitsgruppen<br />
entwickelten deshalb die Möglichkeit der oralen Immunisierung der Füchse mittels Köder.<br />
Die Schweiz begann als erstes Land Europas 1978 mit einem Feldversuch der oralen<br />
Immunisierung (STECK et al., 1982). Nach den Erfolgen der Impfversuche unter praktischen<br />
Bedingungen in der Schweiz, begannen die Bundesrepublik Deutschland 1983, Italien 1986<br />
und Frankreich 1987 Feldversuche durchzuführen.<br />
In Österreich wurde erstmals in Vorarlberg im Frühjahr 1986 mit der oralen<br />
Immunisierung begonnen. Das Bundesland erschien aufgrund seiner Kleinheit, der guten<br />
geographischen Abgrenzung gegen Tirol (z.B. Arlberg) und dem Anschluss an die<br />
Impfgebiete im Kanton St. Gallen (Schweiz) und im Freistaat Bayern (Bundesrepublik<br />
Deutschland) als geeignet. Es wurden landesweit 16 Köder pro km² ausgelegt. Zur Kontrolle<br />
der Köderaufnahme wurden für jeden Bezirk Kontrollreviere eingeteilt, in denen am 4., 8., 14.<br />
und 21. Tag die Auslagestellen inspiziert wurden. Die Köderaufnahme lag zwischen 65 und<br />
85 %. Weiters wurden für den Tetrazyklin- und Antikörpernachweis verstärkt Füchse erlegt<br />
(SCHMID, 1988). Da das Bundesland bereits nach zwei Köderauslagen frei von der Wut war,<br />
folgten Tirol und Steiermark dem Beispiel Vorarlbergs 1987, Kärnten, Oberösterreich und<br />
Salzburg 1988 sowie Burgenland 1990. In Kärnten wurde nach der dritten Köderauslegung im<br />
Dezember 1990 der bis 1992 vorläufig letzte Tollwutfall festgestellt. Voraussetzung für den<br />
Erfolg der oralen Immunisierung ist die Erstellung eines länger als 3 Auslegeaktionen<br />
andauernden Impfprogramms. Die Impfflächen sollten dabei möglichst groß und<br />
topographisch abgegrenzt sein und der Impferfolg überwacht werden (KISSL<strong>IN</strong>G und<br />
GRAM). Aufgrund der hohen Kosten, die Bundesländer finanzierten die Feldversuche selbst,<br />
konnten jedoch nur begrenzte Gebiete beimpft werden. Dennoch konnte in allen Impfgebieten<br />
im Gegensatz zu den nicht beimpften Regionen eine starke Reduktion der Tollwutfälle erzielt<br />
werden.<br />
Diese im Zuge der Impfkampagnen der Bundesländer gemachten Erfahrungen wurden<br />
zur Erstellung eines bundesweiten und sämtliche Wutgebiete abdeckenden Impfprogramms<br />
herangezogen. Dieses wurde im Herbst 1991 gestartet und seither jeweils zwei Mal im Jahr<br />
durchgeführt. Die Impfgebiete wurden dabei der jeweiligen Seuchensituation im In- und im<br />
angrenzenden Ausland angepasst. Seit 1997 wurde die Anzahl der Köderdichte als<br />
Kompensation für die ansteigende Fuchsdichte von ca. 13 Köder/km² auf 25 Stück/km²<br />
erhöht. Die Schweiz setzte das neue Konzept bereits 1995 ein (BREITENMOSER et al.,<br />
2000). Der Anstieg der Impfflächen, der Köderanzahl und der Kosten seit 2000 ist auf eine<br />
zweimalige Köderauslage im Frühjahr zurückzuführen. Diese wird durchgeführt, um eine<br />
ausreichende Immunität der Jungtiere zu gewährleisten.