DOKUMENTATION DER TOLLWUT IN ÃSTERREICH 1945 - 2003
DOKUMENTATION DER TOLLWUT IN ÃSTERREICH 1945 - 2003
DOKUMENTATION DER TOLLWUT IN ÃSTERREICH 1945 - 2003
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In Österreich kam die Tollwut von <strong>1945</strong> bis 1947 nur in der urbanen Form in den südöstlichen<br />
Gebieten Kärntens und der Steiermark, sowie im Burgenland und einigen Bezirken<br />
Niederösterreichs vor. Von der Wildtierwut wurde Österreich erstmals 1948 durch<br />
Einwanderung von Füchsen aus der damaligen Tschechoslowakei erfasst. Betroffen waren<br />
davon die Bezirke Urfahr-Umgebung, Freistadt, Gmünd, Waidhofen an der Thaya, Horn und<br />
Hollabrunn. Der Fuchs löste den Hund innerhalb weniger Jahre als Virusüberträger und<br />
Virusreservoir ab. Der Anteil der tollwütigen Füchsen an allen Wuttieren betrug 57 %, der des<br />
Hundes 30 %. Durch klassische veterinärpolizeiliche Maßnahmen gelang es den Behörden die<br />
urbane Wut zu tilgen. Die silvatische Wut erlosch erst 1957 nach Durchseuchung sämtlicher<br />
Bundesgebiete nördlich der Donau. Österreich war anschließend acht Jahre tollwutfrei, bis die<br />
Wut erneut von Bayern her 1966 auf Tirol und 1967 auf Vorarlberg übergriff. In<br />
Oberösterreich wurden 1968 7 Tollwutfälle in den an die ehemalige Tschechoslowakei<br />
grenzenden Bezirken Rohrbach und Urfahr-Umgebung gemeldet. Der Osten Österreichs<br />
wurde 1975 von Ungarn aus erfasst. Der innerösterreichische Seuchenzug breitete sich<br />
daraufhin vom Westen mit einer, mittels GIS visuell von HAMPL und RUBEL (2000)<br />
bestimmten Geschwindigkeit von ca. 40 km pro Jahr in südöstlicher und nordöstlicher<br />
Richtung entlang der Gebirgstäler aus. Er erreichte Salzburg 1974, Oberösterreich 1975,<br />
Steiermark und Kärnten 1976 (nach KISSL<strong>IN</strong>G und GRAM wurde in Kärnten bereits 1970,<br />
in der Steiermark 1977 die Tollwut festgestellt). Vom Burgenland streute die Seuche in die<br />
angrenzenden Bundesländer Niederösterreich und Steiermark. Im Jahr 1982 erfolgte eine<br />
Verbindung mit dem Seuchenzug aus dem Westen.<br />
Die Verbreitung der Tollwut in Österreich war sehr wechselhaft. Während einige<br />
Gebiete über längere Zeit seuchenfrei, in den Bezirken Grießkirchen und Eferding konnten<br />
beispielsweise nur in den Jahren 1989 und 1990 Tollwutfälle nachgewiesen werden, und<br />
andere mäßig oder stark verseucht waren, z.B. im Bezirk Liezen entlang des Ennstales, zogen<br />
örtlich begrenzte Seuchenzüge in unterschiedliche Richtungen weiter. Dadurch wurden<br />
inzwischen seuchenfrei gewordene Gebiete immer wieder erfasst. Der Verlauf des<br />
Seuchenzuges wird dabei von hohen Gebirgszügen, breiten Flüssen und künstlichen Barrieren<br />
wie Autobahnen beeinflusst. Die Donau spielte als natürliche Barriere eine wesentliche Rolle<br />
bei der Tilgung der silvatischen Wut 1957. Diese Barrieren stellen jedoch kein absolutes<br />
Hindernis gegen die Wildtierwut dar. In Vorarlberg wurde z. B. die Wut 1992 nachweislich<br />
über das Silbertaler Winterjoch (2.500) von Tirol eingeschleppt (SCHMID, <strong>2003</strong>).<br />
Beim Vergleich der einzelnen Bundesländern konnten die meisten Fälle (8.754) in der<br />
Steiermark festgestellt werden, gefolgt von Kärnten mit 5.602 Wuttieren. Im flächenmäßig<br />
größten Bundesland Österreichs, in Niederösterreich, wurden 4.654 Fälle amtlich registriert.<br />
Die Tollwutdichte war in Salzburg 1976 und in Kärnten 1978 am höchsten.<br />
Der Verlauf der Tollwut innerhalb eines Jahres ist von saisonalen Schwankungen<br />
geprägt, mit den meisten Fällen im März. Da die Füchse in Österreich ganzjährig bejagt<br />
werden, hängt der saisonale Verlauf vom Sozialverhalten und von der Populationsdynamik<br />
des Rotfuchses ab. Das vermehrte Vorkommen der Wuterkrankungen im Frühjahr ist bedingt<br />
durch die erhöhte Kontaktrate während der Paarungszeit. Der zweite Anstieg im<br />
Herbst/Winter ergibt sich durch das Raubmündigwerden der Jungfüchse und deren Suche<br />
nach einem geeigneten Territorium (WACHENDÖRFER u. FROST, 1990). Die<br />
Variationsbreite der Fälle um den Median ist dadurch bedingt, dass durch die<br />
Impffeldversuche die Anzahl der Tollwutfälle zwischen 1985 und 1991 sank.