DOKUMENTATION DER TOLLWUT IN ÃSTERREICH 1945 - 2003
DOKUMENTATION DER TOLLWUT IN ÃSTERREICH 1945 - 2003
DOKUMENTATION DER TOLLWUT IN ÃSTERREICH 1945 - 2003
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1 Einleitung<br />
Bei der Tollwut, auch Lyssa oder Rabies genannt, handelt es sich um eine seit Jahrhunderten<br />
bekannte und gefürchtete Krankheit. Bereits Democrit, Aristoteles, Virgil, Ovid und andere<br />
Schriftsteller und Gelehrte beschrieben die Wuterscheinungen beim Hund und eine<br />
Erkrankung beim Menschen, die Hydrophobia bezeichnet wurde. Lange Zeit waren sowohl<br />
der Ursprung als auch der Überträgermodus unbekannt und führten zu den unterschiedlichsten<br />
Vorbeugemaßnahmen und Therapien. 1804 hat Zinke erstmals durch Versuche demonstriert,<br />
dass die Tollwut durch den Speichel übertragbar ist (STEELE u. FERNANDEZ, 1991). Dabei<br />
hat er den Speichel eines tollwütigen Hundes in die Wunde eines Dachshundes gerieben und<br />
ihn somit infiziert. Krugelstein stellte 1826 fest, dass es sich bei der Wut um eine Erkrankung<br />
des Nervensystems handelt. Bahnbrechende Studien führte Pasteur ab 1881 durch. Ihm<br />
gelangen der Beweis, dass der Erreger ihm Gehirn lokalisiert ist, sowie erstmals die<br />
Entwicklung einer wirksamen Immunisierung von Hunden und dem Menschen. 1903<br />
entdeckte Negri die nach ihm benannten Körperchen im Ammonshorn (DIETRICH, 1997).<br />
Der Nachweis der Negri Körperchen diente bis 1958 zur Diagnose der Wuterkrankung.<br />
Seither hat sich der Wissensstand über die Äthiologie der Tollwut durch internationale<br />
Zusammenarbeit und fortschrittliche Methoden der Wissenschaft vervielfacht und bietet die<br />
Basis für eine erfolgreiche Bekämpfung.<br />
Die Seuche kommt beinahe weltweit verbreitet in Form der urbanen, der silvatischen<br />
und der Fledermaustollwut vor. Träger der urbanen Form der Wut sind Hunde und Katzen,<br />
die der silvatischen Wut wildlebende Carnivoren. In Mitteleuropa wird der derzeitige<br />
Seuchenzug von der silvatischen Form gekennzeichnet, wobei vor allem der Rotfuchs eine<br />
wesentliche Rolle im Seuchengeschehen spielt, und als Virusreservoir und Virusüberträger<br />
fungiert (WANDELER et al., 1974). In den Entwicklungsländern herrscht aber vorwiegend<br />
die urbane Wut. Auch Menschen werden immer wieder Opfer dieser tödlichen Erkrankung.<br />
Obwohl Todesfälle von Menschen in Europa in den letzten Jahren selten aufgetreten sind,<br />
besteht immer noch ein geringes Risiko sich beim Kontakt mit Wild,- Haus- oder Nutztieren<br />
zu infizieren. Um einen Krankheitsausbruch beim Menschen zu verhindern stehen in der<br />
Humanmedizin Impfstoffe sowohl für die aktive als auch passive Immunisierung zur<br />
Verfügung. Weiters wird der Infektionsdruck auf den Menschen durch Schutzimpfungen der<br />
Haustiere, besonders der Hunde und Katzen, verringert.<br />
Die größte Bedeutung kommt jedoch einer Unterbrechung der Infektionskette zu. Die<br />
drastische Bekämpfung der Fuchspopulationen erfolgte durch prämierte Abschüsse, Fallen<br />
stellen, Begasung der Fuchsbaue und Auslegung von Giftködern. Da diese Programme nicht<br />
zum gewünschten Erfolg führten und von Tierschützern in Frage gestellt wurden, wurde die<br />
orale Immunisierung der Tiere mittels Impfköder begonnen. Ziel war, die Anzahl<br />
immunisierter Tiere zu erhöhen, um die Kontaktrate zwischen infektiösen und empfänglichen<br />
Füchsen soweit zu erniedrigen, bis die Tollwut von selbst erlischt.<br />
Um die Effizienz von Bekämpfungsmaßnahmen zu steigern, sind Kenntnisse über die<br />
Epidemiologie eines Seuchengeschehens notwendig. Die vorliegende Arbeit soll durch eine<br />
umfassende Rekonstruktion des räumlichen und zeitlichen Verlaufs der Tollwutepidemie in<br />
Österreich einen Betrag dazu leisten.