DOKUMENTATION DER TOLLWUT IN ÃSTERREICH 1945 - 2003
DOKUMENTATION DER TOLLWUT IN ÃSTERREICH 1945 - 2003
DOKUMENTATION DER TOLLWUT IN ÃSTERREICH 1945 - 2003
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
11<br />
Kontrollprogramme. Sie geben Einblicke über die komplexen Zusammenhänge der einzelnen<br />
Faktoren einer Erkrankung und stellen somit eine Hilfe für wichtige Entscheidungen<br />
bezüglich Seuchenbekämpfung dar. Ein GIS ist besonders geeignet, um geographische<br />
Häufigkeiten einer Erkrankung festzustellen und um räumliche Zusammenhänge zwischen<br />
einer Krankheit und deren Risikofaktoren zu untersuchen (KITRON et al., 1991).<br />
In einigen Ländern, ganz besonders in von Seuchen geplagten Entwicklungsländern, ist<br />
der Einsatz von Geographischen Informationssystemen in der epidemiologischen Forschung<br />
bereits Standard. Das Ministerium für Landwirtschaft und Fischerei von Neuseeland hat ein<br />
Epidemie Management System (EpiMAN) entwickelt, um eine Einschleppung von MKS zu<br />
verhindern, bzw. diese im Falle eines Falles so rasch wie möglich auszurotten (SANSON et<br />
al., 1991). Im GIS sind sämtliche für eine Verschleppung notwendigen Daten enthalten, wie<br />
Grenzen, Topographie, Farmprofile, Viehmärkte, Molkereien, Fleischindustrie und auch das<br />
Vorkommen empfänglicher Wildtiere. Daher können mögliche Entwicklungen der Epidemie<br />
prognostiziert und Maßnahmen geplant werden. Weitere Verwendung finden GIS in der<br />
Erforschung der Epidemiologie von Vektor-übertragenen Krankheiten. Besonders interessant<br />
sind die von Arthropoden abhängigen Übertragungswege, wobei die Malaria ein häufiges<br />
Beispiel darstellt. Das Auftreten von Malariafällen ist eng verbunden mit der Entwicklung der<br />
Moskitos, die wiederum von den Umweltbedingungen abhängig ist. Mit Hilfe von<br />
Fernerkundungsdaten und GIS Techniken können Vorhersagen über die zeitlichen und<br />
räumlichen Muster von der Qualität der Larvenbiotope erstellt werden (WOOD et al., 1991).<br />
Mit GIS können Daten der Meteorologie, Ökologie und der Entwicklungsstufen der Moskitos<br />
verbunden werden. In Norwegen werden GIS bei Überwachungs- und Kontrollmaßnahmen<br />
gegen die Mycoplasmose, Paratuberkulose und BRSV (Bovines Respiratorisches<br />
Syncytialvirus) eingesetzt (NORSTROM, 2001).<br />
In Österreich wird im Bundesland Steiermark ein Geographisches Informationssystem<br />
mit dem Namen VETGIS ® für epidemiologische Untersuchungen zur BVD/MD und der<br />
Gamsräude, sowie zur Salmonella- Überwachung bei Schlachtschweinen und<br />
Sperrgebietsermittlungen der klassischen Schweinepest verwendet (FUCHS et al., 2001).<br />
PIKULA et al. (2002) verwendeten GIS zur Erforschung der Epidemiologie und Verbreitung<br />
der Tularämie in der Tschechischen Republik. In der Schweiz wird der Verlauf der Tollwut<br />
und der Einsatz der oralen Immunisierung mittels einem GIS analysiert (MÜLLER et al.,<br />
2000).<br />
Die WHO entwickelte gemeinsam mit der UNICEF ein Programm um Daten aus dem<br />
Gesundheitswesen zu managen und Karten zu erstellen (HealthMapper). Dieses ist bereits in<br />
Regionen West Afrikas im Einsatz (WHO, 1999b).<br />
2.3.4 Epidemiologische Modelle<br />
Einen wesentlichen Beitrag zur erfolgreichen Bekämpfung der Tollwut in Europa hat die<br />
Entwicklung der theoretischen Epidemiologie geleistet. Mit Hilfe epidemiologischer Prozessmodelle<br />
(siehe RUBEL, 2002) konnte der Anteil der zu immunisierenden Füchse bestimmt<br />
werden, der notwendig ist, um die Tollwut auszumerzen. Dazu wurden Tollwutmodelle<br />
entwickelt und mit Felddaten kalibriert. Ziel war es, die Reproduktionszahl des Virus (basic<br />
reproduction number, Ro) zu bestimmen (AN<strong>DER</strong>SON et al., 1981). Die Reproduktionszahl