DOKUMENTATION DER TOLLWUT IN ÃSTERREICH 1945 - 2003
DOKUMENTATION DER TOLLWUT IN ÃSTERREICH 1945 - 2003
DOKUMENTATION DER TOLLWUT IN ÃSTERREICH 1945 - 2003
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Füchsen registriert (KREBS, 2001). In Südamerika wird die Tollwut neben Hund und Katze<br />
auch von blutleckenden Fledermäusen übertragen. In Afrika erfolgt die Verbreitung der<br />
Wutkrankheit durch den Hund, durch Schakale und Mungos (BRANDIS et al., 1994). In den<br />
asiatischen Ländern erfolgt die Übertragung der Wut vor allem durch den Hundebiss. (WHO,<br />
1993).<br />
Jährlich sterben weltweit immer noch 50.000 bis 60.000 Menschen an den Folgen der<br />
Wutkrankheit (HAUPT, 1999). Afrika, Asien und Südamerika sind aufgrund mangelnder<br />
Kontrollprogramme am stärksten betroffen.<br />
2.2.2 Europa<br />
Der derzeit in Europa herrschende silvatische Seuchenzug nahm ca. 1938 seinen Ursprung an<br />
der Polnisch-Russischen Grenze (BLANCOU et al., 1991), und breitete sich wellenförmig in<br />
einem Rhythmus von 3-4 Jahren aus (SCHWARZ-KUGELE, 1988). Innerhalb weniger Jahre<br />
wurde der Hund als Virusträger und Virusreservoir vom Fuchs abgelöst (AUBERT, 1990).<br />
Wahrscheinlich hat sich das Hundevirus nach erfolgreichen Passagen an den Fuchs angepasst<br />
(PASTORET u. BROCHIER, 1999). Nach dem Zweiten Weltkrieg begünstigten der<br />
kriegsbedingte Zusammenbruch der Behördenstruktur und die Entvölkerung großer Regionen<br />
die Ausbreitung der Seuche in südwestlicher und östlicher Richtung mit einer jährlichen<br />
Geschwindigkeit von 30-60 km (AN<strong>DER</strong>SON et al., 1981). Ende der 70er Jahre verlangsamte<br />
sich die Seuchenwelle an einigen Frontlinien (z.B. Niederlande, Frankreich, Belgien) oder<br />
stoppte teilweise sogar. Ursachen dafür waren sowohl genetische Variationen des<br />
Virusstammes, aber auch die radikale Ausmerzung des Rotfuchses sowie die orale<br />
Immunisierung in lokal begrenzten Gebieten. Dennoch erreichte der Seuchenzug die weiteste<br />
Verbreitung 1989 (EU, 2002).<br />
Die Faktoren, die zu einem massiven Ausbruch der Fuchstollwut in ganz Westeuropa<br />
führten, sind unter anderem die hohe Empfänglichkeit des Fuchses gegenüber dem Virus, die<br />
Virulenz des Erregers, dessen Inkubationszeit sowie die Kontaktrate zwischen infektiösen und<br />
empfänglichen Wirtstieren. Die Kontaktrate hängt von der Populationsdichte und dem<br />
Sozialverhalten des Fuchses ab (MCDONALD u. BACON, 1982).<br />
Unabhängig von der Fuchswut entwickelte sich die europäische Fledermauswut,<br />
verursacht durch das EBLV1 und EBLV2. Der erste Fall wurde 1954 in Hamburg<br />
diagnostiziert (NIEUWENHUIS, 1990). Von 1954 bis 1984 wurden nur 14 Fälle<br />
diagnostiziert, wobei die Verbreitung innerhalb Europas sehr stark variierte. Zwischen 1977<br />
und 1992 waren vor allem Dänemark, die Niederlande und Deutschland am stärksten<br />
betroffen (LONTAI, 1997). Übergänge des Virus auf andere Säugetiere waren selten,<br />
dennoch stellen derartige Fälle eine Gefahr für den Menschen dar (ROBERT KOCH-<br />
<strong>IN</strong>STITUT, <strong>2003</strong>). Obwohl für die Mehrzahl der europäischen Länder keine Angaben über<br />
die Fledermaustollwut vorhanden sind, ist davon auszugehen, dass die Tollwut enzootisch bei<br />
Fledermäusen in ganz Europa vorkommt (BOURHY et al., 1992).