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Lücken - Albertus Magnus Schule Viernheim

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6. Schreibwettbewerb<br />

<strong>Albertus</strong>-<strong>Magnus</strong>-<strong>Schule</strong><br />

Lücken<br />

m.c.escher “drawing hands”<br />

Inhaltsverzeichnis


Nina Beier<br />

Nina Beier<br />

Lisa Bongiorno<br />

Lisa Bongiorno<br />

Michaela Gratzfeld<br />

Dragana Hrvac<br />

Jasmin Kruhmann<br />

Kevin Malina<br />

Jana Manthey<br />

Carolin Przybyla<br />

Julia Renner<br />

Abschied<br />

Schuldgefühle<br />

Die alte Frau<br />

So wie früher<br />

Lücken<br />

Tausende leiden, tausende schweigen<br />

Aber wenn ich groß bin<br />

Mit dir<br />

Gib nicht auf !<br />

Lücken<br />

Little Boy, Little Boy


Abschied, Nina Beier<br />

Die Straßen waren menschenleer. Das einzige Geräusch, das ich vernahm, war der Rauschen<br />

des Windes. Ein kühler Windstoß fuhr durch meine Haare, zerwuschelte meine Frisur<br />

und zischte weiter, um an anderen Stellen etwas durcheinander zu bringen.<br />

Es war Herbst, November genau genommen. Die Bäume hatten schon einen Monat zuvor<br />

begonnen, ihre Blätter zu verfärben. Jetzt fielen sie langsam runter und legten sich auf den<br />

Boden. Mit hochgezogenem Reißverschluss bahnte ich mir meinen Weg durch die Blätter,<br />

die auf dem Bürgersteig verstreut lagen. Es war eine Freude, die Blätter zu sehen, wie sie<br />

hochflogen, wenn ich sie mit dem Schuh berührte.<br />

Dies war mein letzter Spaziergang hier in <strong>Viernheim</strong>, meine letzte Wanderung, bevor wir<br />

nach Amerika zogen. Wir, das hieß: mein Vater und ich. Geschwister besaß ich nicht. Tränen<br />

stiegen mir in die Augen. Meine Heimat! Ich wollte sie nicht verlassen... nicht jetzt zumindest.<br />

Alles war mir so vertraut hier. Doch eines war für mich deutlich wichtiger: Meine<br />

Mutter war hier begraben. Gerade lief ich durch das Tor in den Friedhof. So viele Male war<br />

ich hierher gekommen, hatte Tränen vergossen. Stunden. Tage. Monate.<br />

Vor Friedhöfen hatte ich immer Angst gehabt, doch jetzt war der Friedhof für mich etwas wie<br />

ein Schutz, eine weiche Hülle, durch die mir niemand etwas anhaben konnte. Der Friedhof<br />

vermittelte mir ein Gefühl von Geborgenheit.<br />

Meine Mutter war vor drei Jahren an Krebs gestorben. Sie hatte sich nicht wehren können,<br />

zu schwach war ihre Willenskraft gewesen. Als ich die Nachricht von ihrem Tod bekam, war<br />

ich tief verletzt. Wie hatte sie mich nur verlassen können! Wollte sie nicht bei mir, ihrer liebsten<br />

und einzigen Tochter, bleiben?? Ich hatte es nicht akzeptieren können. Mit der Zeit aber<br />

hatte ich gelernt, zu akzeptieren, zu verlieren und damit leben zu können, vielmehr zu müssen.<br />

Der Tod meiner Mutter hatte mich erwachsener gemacht; schmerzhaft hatte ich gelernt,<br />

was es heißt, erwachsen zu sein. Und das, obwohl ich doch erst 16 Jahre alt war. An ihrem<br />

Grab blieb ich stehen. Es war ein weißer Grabstein, eingraviert war: R.I.P. Martina Baum.<br />

*12.3.1946 ; †10.9.2006<br />

Wir werden immer bei dir sein<br />

.<br />

Den Spruch hatte ich ausgesucht und umso schlimmer war es nun für mich, gehen zu müssen.<br />

Natürlich blieb ich, blieben mein Vater und ich, im Herzen immer bei ihr. Wir würden sie<br />

nie vergessen, doch allein sich körperlich von ihr trennen zu müssen, fiel mir sehr schwer.<br />

Innerlich zerriss es mich, sie verlassen zu müssen. Sanft kniete ich mich nieder und betrachtete<br />

die Blumen, die an ihrem Grabstein abgelegt waren. Es waren Rosen. Gelbe vertrocknete<br />

Rosen. Vorsichtig entfernte ich die Blumen vom Grab und legte frische hin.<br />

Mehrere Minuten lang saß ich vor dem Grab meiner Mutter. Erinnerungen stiegen in mir auf.<br />

Meiner erster Schultag. Geburtstagsfeiern. Urlaube. Und überall: meine Mutter. Ich wollte<br />

nicht von hier fort, nein, doch ich musste. Meinen Vater verstand ich... natürlich. Er hatte eine<br />

neue Stelle in Amerika gefunden und er wollte auch diese Kleinstadt verlassen. Hier hatte er<br />

keine Freunde, keine Familie, einfach nichts hatte er hier, abgesehen von mir, doch mit mir<br />

konnte er ja hingehen, wohin er wollte. Die Einzige, die ihn immer hier gehalten hatte, war<br />

meine Mutter gewesen. Sie liebte diese Stadt. Sie war hier geboren, hatte hier ihre Kindheit,<br />

fast ihr ganzes Leben verbracht. Mein Vater jedoch war hier fast erstickt.<br />

Ein Seufzen entrann meinem Mund. „ Mama...“, wisperte ich leise und Tränen kullerten über<br />

meine Wangen, benetzten mein Gesicht. Ich hatte mir schon gedacht, dass es schwer werden<br />

würde für mich, doch ich hatte nicht gewusst, dass es so schwer war. Mehrere Minuten<br />

lang verharrte ich in meiner Kauerposition, mein Körper zitterte.<br />

Ein Blatt flog auf mich zu, verfing sich in meinen Haaren und begann sich sanft daraus zu<br />

befreien. Wie ein Spiel sah es aus.


Unter Tränen bahnte sich ein Lächeln auf mein Gesicht. Ja, das war es. Ein Spiel. Meine<br />

Gedanken flogen erneut zu meiner Mutter und ihrem Grab. Das Lächeln verschwand. Immer<br />

mehr spürte ich, dass ich nicht gehen wollte. Zu sehr war ich mit meiner Mutter verbunden.<br />

Zu sehr liebte ich sie. Ich musste mich, meinen Körper, förmlich zwingen zu gehen. Nein,<br />

ewig durfte ich hier nicht bleiben.<br />

Meine Tränen waren inzwischen getrocknet, der Vorrat verbraucht.<br />

Ich wollte sie nicht verlassen! Zu groß wäre das Chaos, das danach in meinem Herzen herrschen<br />

würde. Doch ich wusste: Wenn ich jetzt nicht gehen würde, so würde ich es später<br />

nicht übers Herz bringen, nach Amerika zu gehen und damit aus <strong>Viernheim</strong>, der liebsten<br />

Stadt meiner Mutter, fortzugehen.<br />

Ein paar weitere Minuten blieb ich noch hier. Stehend, trauernd und wohl wissend, dass ich<br />

hier mindestens ein paar Jahre nicht sein würde. Mein Vater hatte vor, mindestens fünf Jahre<br />

Deutschland nicht zu betreten, und somit galt, so unfair ich es auch fand, das genauso für<br />

mich. Schließlich gab ich mir einen Ruck. Ich musste gehen. Wie viel Uhr war es? Es wurde<br />

langsam dunkel; mein Vater machte sich schon sicherlich Gedanken.<br />

Ein letztes Mal blickte ich auf Mutters Grab, dann seufzte ich und wandte mich dem Ausgang<br />

des Friedhofs zu. Ein tiefer Atemzug und ich bewegte mich darauf zu, mit einem Schmerz im<br />

Herzen.<br />

Mutter? Ich sehne mich nach dir.


Schuldgefühle, Nina Beier<br />

Sie hätte es verhindern können. Sie hätte sie davon abhalten können. Dann wäre Linda nicht<br />

gestorben.<br />

Übermütig hatten sie rumgetobt, hatten Späße gemacht und sich über die Angst der anderen<br />

lustig gemacht. Das Eis würde schon nicht brechen, sie sollten sich nicht zu viele Gedanken<br />

machen. Die Freunde hatten sie für den einen Tag aufhalten können. Doch Linda wollte unbedingt<br />

hin, sie hatte die Sorgen für überflüssig gehalten. Also waren sie am nächsten Tag<br />

wieder gekommen. Linda voller Tatendrang, sie selbst verunsichert durch die Warnungen.<br />

Dennoch war sie mitgekommen, denn Linda hatte sie dazu gedrängt, und sie als ihre beste<br />

Freundin hatte nicht „Nein“ sagen können. Konnte sie nie, denn sie hatte viel zu wenig<br />

Mumm, zu wenig Selbstbewusstsein dazu. Hätte sie doch nur dieses eine Mal den Mut gehabt,<br />

zu widersprechen, „Nein“ zu sagen! Doch ängstlich und leicht beeinflussbar, wie sie<br />

war, hatte sie nur genickt und hatte zugestimmt. Wie Recht Linda doch hätte! Dass dies<br />

falsch sein sollte, hatte sie erst viel zu spät feststellen müssen.<br />

Wie dumm sie doch gewesen war! Anstelle auf ihr Herz zu hören, hatte sie der Freundin<br />

blind vertraut. Sie waren am späten Nachmittag des folgenden Tages wieder zu dem See<br />

gefahren, die Schlittschuhe auf dem Gepäckträger. Es war kühl gewesen, sie beide hatten<br />

Anoraks und Mützen angehabt.<br />

Als sie angekommen waren, war Linda sofort vom Fahrrad gesprungen und hatte sich ihre<br />

Schlittschuhe geschnappt. Mit einem „Ich probier gleich mal das Eis aus!“ war sie davon gestürmt<br />

und hatte sie allein gelassen.<br />

Da sie selbst aber noch unsicher war, ob sie aufs Eis gehen sollte, und auch in allem langsamer<br />

war als die beste Freundin, hatte sie das auch nicht allzu sehr gestört. Sie hatte sich<br />

dann gemütlich auf den Weg gemacht und hatte die kalte Luft genossen. Ja, sie hatte den<br />

Winter gemocht.<br />

Schon immer, seit sie ein kleines Kind gewesen war. Damals hatte sie im Alter von etwa drei<br />

Jahren staunend und mit großen Augen die weißen Flocken beobachtet und vergnügt gequietscht,<br />

als sich das große, kalte Etwas auf ihren Handschuh gesenkt hatte. Der Winter<br />

war für sie immer die schönste Jahreszeit gewesen. Damals, vor dem schrecklichen Ereignis.<br />

Als sie am Uferrand angekommen war, hatte sie die Freundin freudig lachen gehört und<br />

gesehen, wie sie die verschiedenen Figuren mit ihren Schlittschuhen abfuhr. Eine Acht. Ein<br />

Herz. Ein Stern.<br />

„Huhuu“, hatte Linda gerufen, „das Eis ist fantastisch, komm doch auch!“<br />

In dem Moment war es passiert:<br />

Linda war in etwa auf der Mitte des Sees gewesen, als plötzlich die Stelle unter ihr wegbrach.<br />

Dieser Augenblick war für immer in ihrem Gedächtnis: Lindas Blick, der sich von Lachen<br />

in Erschrecken und dann in Angst umwandelte. Der Schrei der Freundin. Kreischend<br />

und hell.<br />

Ihr Körper, wie er sich langsam in das eiskalte Wasser hinab senkte. Ab dann war es zu spät<br />

gewesen. In Panik war sie zunächst selbst zum Eis gekrochen, hatte versucht, darüber zu<br />

kriechen, doch die Angst vor dem eigenen Einsturz hatte sie wieder zurückgetrieben. Erst<br />

dann hatte sie die Idee gehabt, irgendwo anzurufen. Mit zitternden Händen hatte sie die Notrufnummer<br />

in ihr Handy eingetippt und hatte stockend und schluchzend die Situation beschrieben.<br />

Bis Krankenwagen und Feuerwehr ankamen, hatte sie geweint, geflennt. Andauernd<br />

hatte sie zu Linda geschaut; die Stelle, an der sie eingebrochen war. Am Anfang hatte<br />

sich ihre beste Freundin gewehrt gegen die Kälte, doch irgendwann war ihr Körper erschlafft


und leblos geworden. Ihr Kopf war auf das Eis geschlagen; sie hatte Lindas komplett blau<br />

verfärbte Lippen gesehen und nur noch gedacht: „Nein! Das darf nicht sein!“. Als die Feuerwehr<br />

Linda aus dem See geholt hatte, konnte nur noch festgestellt werden, dass sie tot war.<br />

Man hatte sie weggezerrt, weg von Lindas Leiche, dem toten Körper ihrer besten Freundin.<br />

Sie hatte sich gewehrt. Chancenlos.<br />

Ich blicke auf. Gerade eben habe ich einen Strauß Rosen auf Lindas Grab abgelegt. Rote<br />

Rosen, genau so, wie sie es sich immer gewünscht hat. „Linda war meine beste Freundin<br />

und ich fühle mich sehr schuldig an ihrem Tod. Das tut jetzt allerdings nichts zu Sache. Sie<br />

war ein wunderbarer Mensch, immer fröhlich, immer offen. Sie wird mir – sie wird uns allen<br />

fehlen. Ruhe in Frieden, Linda.“ Dann begebe ich mich wieder zwischen die anderen Trauernden<br />

und höre mir die weiteren Ansprachen an.<br />

Später, als alle längst gegangen sind, begebe ich mich erneut zu Lindas Grab.<br />

„Linda“, flüstere ich, „es tut mir Leid, was passiert ist, und ich werde meine Schuld niemals<br />

begleichen können. In der <strong>Schule</strong> fühle ich mich ganz einsam ohne dich. Dein leerer Platz<br />

löst in mir schreckliche Gefühle aus. Meine Beste...ich brauche dich. Du fehlst mir...überall.<br />

Die Lücke in meinem Herzen wird sich niemals schließen. Nie.“. Dann gehe ich. Und ich blicke<br />

nicht zurück.


Die alte Frau, Lisa Bongiorno<br />

Schnell lenkte Maria ihre Schritte Richtung Stadtrand. Um sie herum war es noch dunkel, nur<br />

die Straßenlaternen erhellten in sanftem Dämmerlicht ihren Pfad. Ihr Herz schien vor Freude<br />

ihren Brustkorb sprengen zu wollen, so sehr sehnte sie sich nach dem, was sie erwartete.<br />

Die ganze Woche schon hatte sie sich nach diesem Tag verzehrt, hatte ihn erwartet, die Minuten<br />

gezählt, bis sie wieder bei IHR sein konnte.<br />

Sie war fast angekommen. Schon von Weitem konnte sie die kleine Gestalt erkennen, die<br />

reglos auf der immer gleichen Bank saß und in die dunkle Leere vor ihr starrte. Atemlos ließ<br />

Maria sich neben die Gestalt sinken und atmete tief durch. „Hallo, mein Kind“, sagte die alte<br />

Frau und starrte weiter geradeaus in die Finsternis. Ihr Haar war grau und wirr, ihr Gesicht<br />

gütig und sanft. Der scharfe Wind hatte ihr tiefe Furchen in die Haut gegraben, die es unmöglich<br />

machten, ihr Alter zu schätzen. Ihre Augen, die wohl einst blau gestrahlt hatten, waren<br />

milchig. Wie von einem grauen Schleier von der Welt abgetrennt, starrten sie blind in ihre<br />

ewig währende Finsternis. Vor einigen Wochen war sie Maria aufgefallen.<br />

Auch damals war sie auf der Bank gesessen und hatte, scheinbar, den Lauf der Sonne beobachtet.<br />

Schon damals hatte sie Maria beeindruckt, doch erst später hatte sie sich getraut,<br />

sie anzusprechen. Und dann hatte die Frau zu erzählen begonnen.<br />

Von alten Zeiten und fernen Ländern, von Armen und Reichen, von Dunkelheit und Licht.<br />

Immer neue Geschichten waren über ihre Lippen gekommen, so leicht, als täte sie tagaus<br />

tagein nichts anderes, als zu erzählen. Jede Woche war Maria wiedergekommen, um ihren<br />

Geschichten zu lauschen und sie um Rat zu fragen. Egal, was sie bedrückte, die alte Frau<br />

hatte immer eine passende Geschichte parat, die Maria weiterhalf. Auch heute spann sie<br />

ihre erzählenden Fäden und gab Maria Zeit, loszulassen, ihre Gedanken zu ordnen und alles<br />

Störende abzuschalten. Nach etlichen, so verbrachten Stunden betrachteten sie den Sonnenuntergang,<br />

wie er den Himmel purpurn färbte und die Zeit schien für einen Augenblick<br />

still zu stehen. Sobald der letzte Lichtstrahl erloschen war, erhob sich Maria.<br />

„Vielen Dank“, flüsterte sie und strich der alten Frau über das wirre Haar.<br />

Diese drehte sich nicht zu ihr um, nur ein sanftes Lächeln umspielte ihre Lippen.<br />

Die Tage, an denen Maria die alte Frau nicht sehen konnte, vergingen zäh und langsam. Die<br />

Minuten verbrachte sie in Gedanken, nachdenkend über die Geschichten der Alten. Noch nie<br />

hatte sie etwas so sehr beeindruckt wie diese Frau. Was sie wohl schon alles erlebt hatte?<br />

Wie ihr Leben gewesen sein mochte? Maria versuchte, es sich auszumalen, doch es gelang<br />

ihr nicht. Viel zu viele Geheimnisse umgarnten die Alte in ihrer ewigen Dunkelheit. Bis zum<br />

nächsten Mal würde sie warten müssen, dann konnte sie ihr die Fragen stellen, die ihr so<br />

sehr auf der Seele brannten.<br />

Als der Tag gekommen war, machte sich Maria so früh wie möglich auf den Weg zum angestammten<br />

Platz. Die Dunkelheit und ihr Übermut ließen sie straucheln und zu Boden fallen,<br />

doch sie rappelte sich wieder auf und rannte weiter. Die Landschaft schien an ihr vorbei zu<br />

fliegen, doch Maria nahm es nicht wahr. Viel zu sehr sehnte sie sich nach der alten Frau und<br />

ihren Geschichten. Im ersten Tageslicht sah sie endlich die Umrisse des Baumes, der neben<br />

der Bank stand, doch als sie näher kam, war die Bank leer. Vielleicht kommt sie erst noch,<br />

dachte Maria und setzte sich. Stunden vergingen, doch der Platz neben ihr blieb leer. Als es<br />

dämmerte, erhob sich Maria, doch blieb sie unentschlossen neben dem Holz stehen und<br />

starrte auf den Platz, der immer noch unbesetzt war. Dann plötzlich lief sie los. Es war ihr,<br />

als wüssten ihre Füße, wo sie hin musste, und doch kam es ihr wahllos und unbestimmt vor.<br />

Sie lief an Bäumen und Feldern vorbei, immer weiter in die Dunkelheit hinein, ohne stehen<br />

zu bleiben, ohne zurück zu blicken. Als es schon längst dunkel war, stoppte sie und fand sich<br />

auf einer kleinen Lichtung wieder. Über ihr öffneten sich die Äste der Bäume und offenbarten<br />

den klaren Sternenhimmel.


Das fahle Mondlicht schien sie einzuhüllen und erfüllte sie mit einer Unruhe, die sie noch nie<br />

zuvor gespürt hatte. Sie brauchte diese Frau, brauchte sie so sehr wie die Luft zum Atmen.<br />

All die Jahre lang hatte sie sich abgeschirmt, hatte nicht verletzt werden wollen, weil sie es<br />

nicht mehr ertragen konnte, enttäuscht zu werden. Nur dieses eine Mal wollte sie etwas bekommen,<br />

wollte Vertrauen und Zuneigung, all das, was ihr bisher gefehlt hatte. Von weit her<br />

hörte sie eine Stimme nach der Frau rufen, in der so viel Sehnsucht, Leid, Angst und Verunsicherung<br />

lag, dass es ihr selbst weh tat. Genauso fühlte sie sich gerade.<br />

Ängstlich, verunsichert, voller Leid und Sehnsucht nach den Geschichten der Alten. Sie hatte<br />

etwas in ihr geweckt, etwas, das sich nicht abstellen ließ, das immer da sein würde, das sie<br />

von innen auffressen würde…<br />

Es war der Anfang vom Ende.<br />

Die alte Frau war zu einem Bestandteil von Marias Leben geworden, ohne den sie nicht<br />

mehr leben konnte, doch zu welchem Preis? Sie hatte sich selbst aufgegeben…<br />

Das helle Mondlicht erfasste noch einmal ihren Körper und sie erkannte die Stimme als ihre<br />

eigene an. Und plötzlich wurde Maria klar, dass es vorbei war. Was auch immer angefangen<br />

hatte, war zu Ende. Die Dunkelheit verdichtete sich um sie und ganz sanft fiel eisiger Regen<br />

auf ihr lebloses und starres Gesicht.


So wie früher, Lisa Bongiorno<br />

Langsam öffnete sie ihre Augen und starrte in die Dunkelheit hinein. Wie lange lag sie nun<br />

schon wach im Bett? Sie konnte es nicht sagen, denn irgendwie schien die Zeit stehen geblieben<br />

zu sein. Aber nur für sie, für die anderen raste sie weiter, verschlang sie und ließ sie<br />

nicht mehr aus ihrem harten Griff heraus. Nur bei ihr machte die Zeit offensichtlich eine Ausnahme.<br />

Seit der schrecklichen Sache war nichts mehr passiert. Die Zeiger ihrer Uhr zeigten<br />

noch immer auf dieselbe Stelle, sie hatten sich nicht ein winziges Stück fortbewegt.<br />

Nacht für Nacht lag sie wach und betrachtete die Decke, versuchte das Geschehene zu analysieren<br />

und endlich hinter sich lassen zu können.<br />

Es war ihr, als wäre an der Stelle, die früher von ihrem Herz gefüllt worden war, jetzt ein riesiges<br />

Loch. Ein Loch, das alle Gefühle, alle Gedanken anzog und in ewige Dunkelheit hüllte,<br />

wie jene, in der sie sich gerade befand. Es war ihre eigene kleine Hölle geworden. Ihr Körper<br />

war ihr nun so fremd, dass sie immer öfter versuchte, sich daraus zu befreien. Doch sie<br />

konnte es einfach nicht. Irgendetwas hielt sie noch im Hier und Jetzt, auch wenn sie nicht<br />

wusste, was es war. Das Leck in ihrer Brust jedoch schmerzte sie so sehr, dass ihr das Atmen<br />

schwerfiel, und nichts vermochte ihr Leid zu lindern.<br />

„Alles wird wieder wie früher werden!“, hatte er ihr gesagt.<br />

Schwachsinn! Nichts war wieder wie früher! Und es würde nie wieder so wie damals werden.<br />

Alles hatte sich mit diesem einzigen Moment geändert, alles was sie sich aufgebaut hatten,<br />

war verschwunden. Fast wie ein Bleistiftstrich, der von einem Radiergummi ausgelöscht<br />

wird.<br />

Ja, genauso fühlte sie sich. Wie ausgelöscht. Sie fasste zur Seite und spürte seinen warmen<br />

Körper neben sich liegen. Er schlief, wie immer. Nein, sie hasste ihn nicht dafür, sie beneidete<br />

ihn. Wie gerne würde sie einfach die Augen schließen und die Bilder nicht sehen, nicht<br />

noch einmal alles durchleben müssen, sobald ihre Lider das letzte Licht verdunkelten. Doch<br />

genau das geschah jedes Mal, nachdem er schon längst in Morpheus’ Armen lag und sie auf<br />

sich selbst gestellt war. Sie sah den Kerl vor sich: Breite Schultern, dunkles, fettiges Haar,<br />

dunkle Augen, die gehetzt wirkten, als würde ihn etwas oder jemand jagen. Dann sein Grinsen,<br />

seine Hand auf ihrer Haut, seine Stimme. „Wenn du auch nur einen Mucks machst, bist<br />

du tot!“.<br />

Diese Worte hatten sich in ihr Hirn gebrannt. So tief, dass sie sie immer wieder hörte, egal,<br />

wo sie gerade war.<br />

Ihr Mann war nicht da gewesen, als es passierte. Geschäftsreise. Dringend, hatte es geheißen.<br />

Und dann war er fort gegangen. Hatte ihr einen Kuss gegeben und war gegangen. Wenig<br />

später hatte es wieder geklingelt. Vielleicht hat er etwas vergessen, hatte sie noch gedacht<br />

und war zur Tür geeilt. Doch es war nicht ihr Mann gewesen. Nur dieser Kerl, der sie<br />

sofort gepackt und sie an sich gedrückt hatte. Noch immer spürte sie seinen heißen Atem in<br />

ihrem Nacken. Sie hatte sich nicht wehren können, alles war viel zu schnell gegangen. Ihren<br />

einzigen Versuch von Gegenwehr hatte er sofort nieder gerungen, sie war einfach zu<br />

schwach!<br />

Und dann hatte er ihr gesagt, dass sie gefälligst still sein solle, weil er sie sonst ins Jenseits<br />

schicken würde, bevor sie Piep sagen konnte. Und sie war still geblieben. Hatte den<br />

Schmerz ertragen. War schwach geblieben. Nichts hatte sie tun können, nicht das Geringste!<br />

Vor ihrem Mann hatte sie nun Angst. Natürlich, er war nicht so wie dieser Kerl, doch immer,<br />

wenn er sie berühren wollte, zuckte sie zurück. Für sie waren es nicht seine Hände, die sie<br />

berührten, es waren die dieses Kerls. Sie zitterte und schlang die Decke fester um ihren<br />

schlanken Körper.


Warum konnte nicht einfach alles wieder so sein wie früher?<br />

Doch als sie sich umdrehte und ihrem Mann zusah, wie sich sein Brustkorb im Schlaf hob<br />

und senkte, wusste sie plötzlich, dass nichts in der Welt diese schmerzhafte Kluft zwischen<br />

ihnen überwinden konnte.


Lücken, Michaela Gratzfeld<br />

Lücken in Plänen,<br />

Lücken in Systemen,<br />

Lücken im Leben.<br />

Man versucht sie zu füllen;<br />

es gelingt,<br />

die Reihe verschwindet.<br />

Neue Lücke,<br />

man schließt sie wieder;<br />

sie verschwindet.<br />

Wieder eine Lücke,<br />

es gibt nun mal kein Ende;<br />

nur Lücken, überall Lücken


Tausende leiden, tausende schweigen, Dragana Hrvac<br />

Laue Sommertage prassen vorbei wie Hagel. Tage verstreichen. Kummerkästen in Form von<br />

zerbombten Zigarettenautomaten nur noch an jeder zweiten Ecke. Vernunft, Einsicht, Frieden,<br />

alles Fremdwörter ohne tieferen Sinn, bedeutungslose Synonyme. Freunde - verloren,<br />

wie Fäden so leicht gerissen, wie Luftballons so leicht zerplatzt, wie Freude einfach vergangen,<br />

wie Leid, wie Trauer aus dem Gewissen gestrichen, ins Gedächtnis eingebrannt.<br />

Familien - kaltblütig ermordet.<br />

Welch Ironie der Worte. Welch Niveau der Ironie.<br />

Zwanzig Meter trennen ihn vom harten, erbahmungslosen Asphalt. Wenn er hinunter schaut,<br />

schaut ihm sein Leben nach. Es reicht keine Seele dieser Welt um diese eine zu bewegen.<br />

Die eine ausreichende hat ihn verlassen, rücksichtslos dorthin getrieben, wo ihm Staub und<br />

Luft die letzte Ehre erweisen werden.<br />

Schon wieder hat es heute nicht geklappt wie ich es mir vorgestellt habe. Ich versuche es<br />

nun schon so lange, es zerfrisst mich schier. Ich bin ratlos, weiß weder vor noch zurück. Bitte<br />

Herr im Himmel, so hör mich doch. Gib mir eine Chance dieses Studium zu bestehen. Gib<br />

mir die Kraft und die Ausdauer mein Ziel zu erreichen und das zu werden, was ich schon<br />

immer wollte. Lieber Gott hilf mir Anderen zu helfen.<br />

Irgendwann schaffe ich es auch! Irgendwann werde ich auch wieder laufen können. Ich<br />

glaube fest daran. Es wäre kein Wunder, nein Wunder gibt es nicht, es wäre ein Geschenk.<br />

Ein Geschenk, das ich mir selbst machen möchte. Den Glauben an das Gute im Menschen<br />

habe ich schon längst verworfen, keine sterbliche Seele auf dieser verdammten Erde würde<br />

mir helfen wollen. Nur ein Moment des Triumphes, ein Augenblick der Vollkommenheit und<br />

ich wäre stolz auf mich mir selbst den Himmel auf Erden gezaubert zu haben. Nicht länger<br />

soll dieser Gedanke in Zellen festsitzen, es soll Wirklichkeit werden, mein Lebensinhalt, meine<br />

Befriedigung.<br />

Wie groß ihre Angst war, haben wir alle an ihrem Gesichtsausdruck ablesen können. Es<br />

stand uns allen ins Gesicht geschrieben. Es ist unser grausames Schicksal. Immer haben wir<br />

geglaubt, egal was auch passiert, es geschieht, weil Gott es so will. Aber diese Welt und ihre<br />

herzlose, kranke Scharade namens Gesellschaft hat mich eines gelehrt, mein Wissen gnadenlos<br />

missbraucht, aber dennoch um ein vielfaches bereichert: Nichts geschieht, weil es<br />

geschehen soll. Alles was wir erleben, spiegelt unsere tiefsten Ängste wider. Wir selbst<br />

schaffen unsere Probleme, aber keiner kann sie vernichten, sie werden uns zerstören, wenn<br />

wir sie dominieren lassen. Selbst das kleinste Kind, dein Kind, hatte Angst vor seiner eigenen<br />

Mutter, vor ihrem Anblick. Es ist doch unmöglich, es ist unheimlich erschreckend, wie<br />

weit uns Ängste packen und mitreisen können.<br />

Andere plagen sich und haben nichts zu essen, wir aber werden geplagt und zerfressen uns<br />

selbst. Was ist falsch gelaufen? Wo sind die Lücken und was sind sie?<br />

Was wir aber keineswegs vernachlässigen dürfen, sind unsere Träume, unser Glaube, unser<br />

Funken Hoffnung. Vieles mussten wir einstecken, vor allem aber du musstest viel durchmachen.<br />

Denke bitte immer daran, dass ich mit dir fühle. Was auch immer du tust, was auch<br />

immer du denkst, denke daran, wie sehr ich mitdenke und mitfühle. Wir sollten glücklich sein!<br />

Wir können es auch, wir müssen es nur wollen. Bruder, liebe mich, wenn ich dir verspreche,<br />

es gemeinsam besser werden zu lassen.<br />

Ich lass dich nicht im Stich.


Aber wenn ich groß bin..., Jasmin Kruhmann<br />

„Mia!" Die schrille, wütende Stimme meiner Mutter ließ mich zusammenzucken. „Sofort<br />

kommst du hierher!" Ich wusste, dass ich jetzt nichts entgegensetzen konnte, das meine<br />

Mutter auch nur ansatzweise dazu bewegen könnte, mich nicht hier mitten in der Einkaufsstraße<br />

anzubrüllen und darauf zu pochen, dass ich zu ihr komme.<br />

Deshalb nickte ich Eugen noch einmal zu und machte mich dann - mit schlechtem Gewissen<br />

und gesenktem Kopf - auf zu ihr. Wieso musste sie auch gerade heute Nachmittag unterwegs<br />

sein? Weshalb war sie denn nicht in der Kanzlei? „Mama", versuchte ich zu beginnen,<br />

doch ohne jegliche Chance. „Jetzt nicht mein Fräulein, wir reden daheim", unterbrach<br />

sie mich schäumend vor Wut. So trottete ich neben ihr her und keiner von uns sprach.<br />

Ihr müsst wissen: Normalerweise ist die Gefahr, meine Mutter zu treffen, sehr gering. Sie<br />

führt nämlich eine Anwaltskanzlei, in der noch zwei andere Anwälte arbeiten. Mein Vater ist<br />

irgendein hohes Tier bei der Bank. Beide sind den ganzen Tag am Arbeiten. Das macht mir<br />

nichts aus, denn ich brauche mein kleines bisschen Freiheit. Früher war ich oft traurig, wenn<br />

ich nach der <strong>Schule</strong> zu Hause mit meinem Kindermädchen vorlieb nehmen musste; aber<br />

mittlerweile bin ich froh darüber, dass ich alleine sein kann. Ein Kindermädchen habe ich<br />

nicht mehr, denn ich bin 13. Freunde habe ich keine. Nicht, weil ich niemanden mag. Vielmehr,<br />

weil alle, die ich mag, meinen Eltern nicht gut genug sind. Mit Anna darf ich nichts machen,<br />

weil sie fünf Geschwister hat und ihre Eltern arbeitslos sind. Anna sei „nicht auf meiner<br />

gesellschaftlichen Stufe". Mit Caroline darf ich nicht befreundet sein, weil ihr Vater im Gefängnis<br />

ist. Warum, weiß ich nicht einmal genau. Papa sagt, Caros Vater habe den Staat<br />

betrogen. Und mit Simon darf ich nicht mal mehr reden. Und das nur, weil er ein Junge und<br />

schon 16 ist und ich erst 13. „Was könnte da nicht alles passieren?" (O-Ton Mutti). Daher<br />

können wir nur in der <strong>Schule</strong> miteinander reden und nachmittags ist mir oft langweilig. Dann<br />

gehe ich in die Stadt und rede mit Eugen.<br />

Eugen kommt eigentlich aus Russland. Er kam hierher, um zu arbeiten, aber dann ging seine<br />

Firma pleite und er hatte kein Geld mehr. Jetzt sitzt er auf der Straße. Ich besuche ihn oft.<br />

Wenn ich genug Taschengeld habe, kaufe ich ihm etwas zu essen und dann schaue und<br />

höre ich ihm zu. Er kann toll singen. Meistens singt er russische Volkslieder, die ich nicht<br />

verstehe; aber in seinem Gesang liegt so viel Gefühl, dass ich manchmal sogar weine; das<br />

ist mir dann peinlich. Eugen kann tolle große Seifenblasen machen und Mundharmonika<br />

spielen. Ich weiß, dass es nicht angebracht ist, das zu sagen, aber manchmal beneide ich<br />

ihn einfach. Weil er frei ist, weil er allein ist. Er lebt einfach.<br />

Wir kamen an unserem Haus an. Es ist ein neues Haus, wurde erst vor ein paar Jahren gebaut.<br />

Es ist groß und hell und hat einen Garten mit allen möglichen Pflanzen und einem kleinen<br />

Teich. Mama schloss die Tür auf und marschierte schnurstracks ins Wohnzimmer. Ich<br />

lief hinterher; wenn Mama wütend ist, habe ich keine Chance.<br />

„Was wolltest du bei diesem Obdachlosen? Was ist das denn bitte für ein Umgang?". In ihrer<br />

Stimme lag pures Entsetzen über die Tochter, die doch sonst so gehorsam und brav war.<br />

„Das ist Eugen. Und Eugen ist ein Mensch wie du und ich, nur, dass er sein darf, wie er will!".<br />

„Wie bitte?! Mensch, Mia, du kennst sogar seinen Namen? Das heißt du siehst ihn oft? Fräulein,<br />

dieser Mensch hat es geschafft, durch die so kleinen Lücken unseres Sozialnetzes zu<br />

fallen. Menschen wie er sind Gesindel, mit dem ich dich nicht sehen will! Diese "Menschen"<br />

sind Nichtsnutze und beschweren sich dann auch noch darüber, dass wir arbeitenden Menschen<br />

ein ordentliches Leben führen, während sie auf der Straße sitzen! Herrgott, Mia! Wir<br />

haben dich doch zu einem guten Menschen erzogen", sie stoppte und seufzte.<br />

„Aber Mama. Eugen beschwert sich nicht. Er ist glücklich, so wie es ist. Er lacht viel mehr als<br />

Papa und du zusammen. Er ist nett und...". Doch Mama unterbrach mich: „Schluss Mia! Ab<br />

in dein Zimmer, ich will dich heute nicht mehr sehen. Und du wirst diesen Obdachlosen nicht


mehr besuchen. Was da alles hätte passieren können! Ein jungen Mädchen aus so gutem<br />

Hause. Und was sollen die Leute erst denken! Haben wir uns verstanden, Fräulein?".<br />

„Ja, Mama", piepste ich und lief in mein Zimmer. Dort schmiss ich mich förmlich aufs Bett<br />

und weinte. Als ich die über dem Schreibtischstuhl hängende Mütze sah, die ich damals im<br />

Januar trug, als ich Eugen kennen lernte, erinnerte ich mich zurück. Es war ein kalter Dienstag<br />

Nachmittag und ich hatte alle Hausaufgaben erledigt. Im Fernsehen kam auch nichts. Ich<br />

lief durch die Stadt, einfach so, um mir ein wenig die Zeit zu vertreiben. Und plötzlich sah ich<br />

ihn: In der Gasse neben der Kirche saß er auf einer alten grauen Wolldecke. Er hatte einen<br />

langen Bart und schmutzige Kleidung, aber seine himmelblauen Augen strahlten. Er ließ Seifenblasen<br />

steigen und sang dazu. Die Seifenblasen waren groß und bunt und stiegen sehr<br />

hoch, bis sie schließlich doch zerplatzten. Einen Moment blieb ich vor ihm stehen und sah<br />

ihm einfach nur zu. „Hallo", sagte er, „ich bin Eugen" und grinste. „Mia", ich musste auch<br />

grinsen. Erst schwiegen wir nur und ich bestaunte weiterhin seine Seifenblasen und die Gelassenheit,<br />

die er ausstrahlte, während um uns herum alles in Hektik war. Es war wieder eine<br />

andere Welt, die ich betreten hatte. Obwohl wir uns in der belebten Einkaufsstraße befanden,<br />

empfand ich Eugen als einen ungeheuren Ruhepol. Dann sprachen wir über alles Mögliche<br />

und ich kaufte ihm beim Bäcker Brötchen und einen Kaffee. Er sagte, dass er es toll<br />

findet, dass es Menschen wie mich noch gibt, und erzählte mir dann, was er alles schon erlebt<br />

hatte; und dann sang er für mich. Ich fühlte mich sofort sicher bei ihm. Meine Eltern hatten<br />

mich oft genug gewarnt, gesagt, ich solle Abstand von solchen Menschen halten. Aber in<br />

diesem Moment verstand ich nicht warum. Ich war an jenem Tag bestimmt zwei Stunden bei<br />

ihm, bis ich nach Hause musste, da meine Eltern bald kamen. Doch so schlimm war es nicht,<br />

da ich wusste, dass ich Eugen am nächsten Tag wieder besuchen würde und am übernächsten<br />

und...<br />

Es klopfte plötzlich und keine Sekunde später wurde meine Zimmertür aufgemacht. „Mia,<br />

dein Vater ist in zehn Minuten da, dann möchte er mit dir sprechen", sagte Mama streng und<br />

verließ mein Zimmer wieder. Da wurde ich wütend. Wie kann man so sein wie meine Eltern?<br />

Jeden Sonntag werde ich in die Kirche geschleppt, wenn meine Eltern zeigen wollen, was für<br />

tolle Katholiken sie sind. Aber sollte ein Christ sich so verhalten? Einen Menschen als<br />

Nichtsnutz bezeichnen? Ihn förmlich als Abschaum betrachten? Wo ist die Nächstenliebe?<br />

Für mich ist Eugen ein Mensch wie jeder andere. Nur, dass er in bestimmter Weise aus der<br />

Gesellschaft ausgestiegen ist. Das ist er ja nicht freiwillig, aber er arrangiert sich damit. Eugen<br />

ist doch ein Mensch wie wir auch, nur, dass für ihn Dinge wie Essen und Duschen, die<br />

für uns so normal sind, etwas ist, um das er täglich kämpfen muss.<br />

Wenn ich groß bin, will ich nicht so werden wie meine Eltern. Ich will nicht auf andere Leute<br />

herunterschauen, nur weil sie nicht studiert haben, aus dem Ausland kommen oder auf der<br />

Straße leben.<br />

Ich werde ihnen helfen; wie, das werde ich noch herausfinden. Noch können meine Eltern<br />

mich kontrollieren, noch muss ich zumindest grob dem Bild des braven, ordentlichen Mädchens,<br />

das später mal Jura studieren und einen Mann mit ähnlichen Bildungsgrad heiraten<br />

wird, entsprechen.<br />

Aber wenn ich groß bin...


Mit dir, Kevin Malina<br />

Soll ich dich mitnehmen, an einen Ort, der dich Tränen vergessen lässt?<br />

Ein Ort der deine Wünsche heiligt, deine Sehnsüchte befriedigt?<br />

Dieser Ort, unbeschreiblich schön und auf seine eigene Art trotz allem so trist.<br />

Von Leben erfüllt und doch so einsam.<br />

Du möchtest mitkommen?<br />

Warum?<br />

Ist dein Leben nicht gut genug für dich?<br />

Fühlst du dich vernachlässigt?<br />

Verstehe ... dabei hast du es doch so gut.<br />

Ob es dort besser ist als hier?<br />

Ich besitze Freunde, ich besitze Familie, doch ich fühle mich dennoch so einsam.<br />

Du verstehst nicht?<br />

Nun ja, seit Begin meines Lebens spürte ich etwas,<br />

etwas, das ich nicht spüren sollte.<br />

Was es ist, dieses Gefühl?<br />

Ich weiß es nicht.<br />

Ich weiß nur, dass mir dort etwas fehlt, etwas, das ich brauche.<br />

Doch bin ich nicht hier um dir meine Geschichte zu erzählen.<br />

Ich bin hier um dir diesen Ort näher zu bringen.<br />

Also, hast du dich entschieden?<br />

Möchtest du mir folgen, an jenen Ort?<br />

Du möchtest also?... Schön.<br />

Vielleicht endet mit dir ja endlich meine Suche.<br />

Nimm meine Hand und lass uns gehen an jenen wunderschön’ und doch schrecklichen Ort.<br />

Wer ist sie?<br />

Ihre Augen, so leer und traurig.<br />

Diese Wärme, woher kommt sie?<br />

So angenehm, so friedlich.<br />

Kommt sie von ihr?<br />

Ich näher’ mich ihr langsam.<br />

Ob ich ihr folgen will, fragt sie?<br />

Wieder spüre ich diese Wärme, dieses Gefühl, das mir hier so sehr fehlt, kommt von<br />

ihr....Wärme.<br />

Soll ich mit kommen?<br />

Natürlich, ich möchte mit, ich möchte weg von ihr.<br />

Warum ich mit will, fragt sie?<br />

Hab’ ich denn einen Grund, außer den Drang, von hier zu verschwinden,<br />

dem Ort, der mir so viel Kummer bereitet, den Rücken zu zu kehren?<br />

Ob es dort wohl besser ist als hier?<br />

Kann es denn schlechter sein?<br />

Er ist einsam?<br />

Dieses Gefühl, meinem so ähnlich, was ist diese Leere, dieses Gefühl, woher kommt es?<br />

Ob sie es wohl weiß ?<br />

Das dachte ich mir schon ...<br />

Ich blicke noch einmal hinauf in diese traurigen, so ausdrucksstarken Augen.<br />

Diese Wärme wieder ... ich brauche sie.<br />

Ob sie mich wohl auch brauchen könnte?<br />

Entschlossen nicke ich ihr zu, ich möchte ihr helfen, ihre Leere zu füllen, so wie sie begonnen<br />

hat, die meine zu füllen.<br />

Ich greif’ ihre Hand und wir laufen los ... an jenen Ort.


Gib nicht auf!, Jana Manthey<br />

Gina ist ein schmales, blasses Mädchen von fünfzehn Jahren. Ihr Leben hätte sie gerne gegen<br />

ein anderes eingetauscht. Ihr Stiefvater soff von früh bis spät, während ihre Mutter versuchte,<br />

das nötige Geld zusammen zu arbeiten. Es war ein Wunder, wenn der Zustand ihres<br />

Vaters es zuließ, dass Gina zur <strong>Schule</strong> gehen konnte. Zur <strong>Schule</strong> gehen war das Einzige,<br />

was ihrem tristen Leben einen Sinn gab. Sie wollte unbedingt einen guten Abschluss bekommen,<br />

denn auf keinen Fall wollte sie so ein ärmliches Leben führen wie ihre Mutter.<br />

Wenn sie erst einmal das nötige Geld hatte, würde sie ihre Mutter aus dieser trostlosen Gegend<br />

holen – ihr Stiefvater konnte ihretwegen weiter saufen, bis sein Körper endgültig versagte.<br />

Aber wie sollte sie all das schaffen, wenn ihr leberkranker Vater rund um die Uhr ihre<br />

Pflege benötigte?<br />

Wegen diesem nutzlosen, schmarotzenden Stück verfaulten Fleisches würde sie durch ihre<br />

Prüfung fallen und genauso werden wie er. Gina sprang von ihrem Stuhl auf, auf dem sie die<br />

ganze Zeit grübelnd gesessen war.<br />

Ihr Stiefvater grunzte und drehte im Schlaf den Kopf auf die andere Seite. Leise schnappte<br />

sie sich ihren Schlüssel und schlich aus der Wohnung. Wenn sie zurück kam, würde es<br />

mächtig Ärger geben, dass sie einfach gegangen war – doch das war Gina im Moment völlig<br />

egal.<br />

Auf den Wegen, die sie entlang ging, lag überall Abfall verstreut, verwahrloste Gestalten in<br />

Decken gehüllt lagen in den dunklen Hauseingängen. Hier gab es kein Vogelgezwitscher, die<br />

Sonne kam nicht an den hohen, dicken Mauern der verlassenen Hochhäuser vorbei. Gina<br />

ging schneller, wollte den lauernden Blicken aus den gespenstisch stillen Hinterhöfen entkommen.<br />

Die Stille lastete wie ein drohendes Unheil über den verlassenen Straßen. Nur wenige<br />

Menschen wohnten noch hier. Gina rieb sich mutlos die Augen; Mutlosigkeit senkte sich<br />

auf sie und drohte sie zu ersticken.<br />

Sie wusste genau, wie schlecht es ihnen im Moment ging. Gina wusste auch, dass ihre Mutter<br />

mit den Kräften am Ende war, auch wenn sie versuchte, es vor ihr zu verheimlichen.<br />

Ebenso wusste sie, dass ihre Mutter den nutzlosen Versager, der ihr einst so große Versprechen<br />

gegeben hatte und längst vergessene Träume hatte erfüllen wollen, am liebsten hinausgeworfen<br />

hätte. Doch nun war er krank und Ginas Mutter brachte es nicht übers Herz, ihn<br />

sich selbst zu überlassen. Das hätte sie nicht einmal dem fremden Bettler von Gegenüber<br />

angetan.<br />

Gina atmete tief durch, als sie an ihrem Ziel ankam. Das alte Parkhaus hob sich wie ein<br />

dunkler Riese vor ihr in die Höhe. Die Luft anhaltend, ging sie auf den dunklen Eingang zu.<br />

Das Parkhaus stand schon seit Ewigkeiten leer. Menschen hatten, über alle drei Stockwerke<br />

verteilt, ihren Müll abgeladen. Hier war sie ganz für sich. Außer ihr kamen nur streunende<br />

Hunde und Katzen her. Gekonnt kletterte sie über die Müllhaufen und stieg in den ersten<br />

Stock hinauf. Alles war noch genau so, wie es das letzte Mal gewesen war.<br />

Langsam ging Gina zwischen abgestellten Kühlschränken, verrosteten Bügeleisen und kaputten<br />

Fahrrädern bis in den dritten Stock. Auch hier hatte sie schon fast ihren üblichen<br />

Rundgang abgeschlossen, als ihr ein Sonnenstrahl auffiel. Normalerweise schien keine Sonne<br />

in das dunkle, muffige Parkhaus. Neugierig ging sie auf den Lichtstrahl zu und verfolgte<br />

ihn, bis sie an einer Mauer nicht mehr weiter kam. Früher war es wohl einmal ein Durchgang<br />

gewesen – jetzt sah sie auf eine instabil wirkende Bretterwand. Und in dieser Bretterwand<br />

gab es eine Lücke, wodurch der Sonnenstrahl kam.<br />

Vorsichtig steckte Gina ihre Finger durch das faustgroße Loch und zerrte dann kräftig an den<br />

Brettern. Es folgte ein lautes Knarren und die Wand gab nach.


Sonnenlicht flutete herein und Gina hob eine Hand, um ihre Augen vor dem hellen, ungewohnten<br />

Licht zu schützen – dann trat sie in den Gang.<br />

Der Gang endete an einem leeren Türrahmen, der ins Freie führte – direkt auf eine Dachterrasse.<br />

Gina hielt staunend die Luft an, als sie sich umsah.<br />

Rundherum blühte alles. Blumen in vielen verschiedenen Farben und Arten wuchsen zwischen<br />

grünen, saftigen Grashalmen. Die Sonne schien warm auf ihr Gesicht. Sie sah sogar<br />

einen Schmetterling, der von einer Blume zur anderen flog. Einige kannte sie aus dem Biologieunterricht.<br />

Die Sonnenblume, die Rose, die Narzisse, die Gerbera, das Veilchen, das<br />

Gänseblümchen. Alles fand sie in diesem kleinen Stückchen Paradies.<br />

Als Gina alles in sich aufgesogen hatte, trat sie an den Rand der Terrasse und konnte von<br />

dort aus auf sämtliche Dächer ihres Viertels schauen. Sie waren allesamt grau und trostlos.<br />

Nur sie alleine stand auf dem einzigen lebenden, wachsenden Fleck weit und breit. „Es gibt<br />

noch Hoffnung", flüsterte sie schließlich mit neu erwachtem Mut und aufkeimender Zuversicht.


Lücken, Carolin Przybyla<br />

Er trat in meinen Raum mit den Worten, er werde mich nie verlassen. Ich saß Gedanken<br />

versunken am Schreibtisch vor dem Fenster, welches gekippt war, und hörte die Kirchenglocken<br />

läuten, die mich sehr entspannten. Ich spürte wie der kalte Wind von draußen in das<br />

Zimmer streifte. Die blauen Gardinen wehten manchmal stärker, manchmal weniger stark hin<br />

und her und kamen dann wieder zur Ruhe, bis sie wieder vom Durchzug in Bewegung gebracht<br />

wurden. Es war kalt, ziemlich kalt für die Herbstzeit. Vor mir erstreckte sich, nicht weit<br />

entfernt, ein großes Wohngebäude mit einer seltsamen, Architektur. Es sah alt und unschön<br />

aus, die Wände aus hellen Ziegelsteinen, die Fenster umrandet mit Stein, das Dach, ein veraltetes<br />

Rotbraun. Vorne befanden sich ein paar Bäume, deren Blätter nicht besonders bunt<br />

waren. Grün und überwiegend gelb. Zwei weitere Bäume hatten nur noch einige braun verwelkte<br />

Blätter an den Zweigen, die sich wacker in Bewegung des Windes am Zweig hielten,<br />

als würden sie gegen den Einbruch des hereinbrechenden Winters kämpfen. Das Wetter<br />

änderte sich seltsam schnell, der Himmel war blau, leicht bewölkt und ein Sonnenstrahl erhellte<br />

mit einem Mal den Ausblick auf das Gebäude. Ich hatte meinen Kopf gegen meine<br />

rechte Hand gelehnt und sah nur durch das Fenster, durch die Glasscheibe und sehnte mich<br />

nach Freiheit, Luft, die Natur, das Gefühl diese nur für einen Moment anfassen zu können,<br />

ein Blatt, einen Baumstamm und stellte mir einen Wald mit herbstlich geschmückten Farben<br />

vor. Ein Pfad, auf dem lauter Blätter und Kastanien lagen, und ich, ein Teil dieser Natur, ein<br />

Teil dieses wunderschönen Daseins, welches so oft in Vergessenheit geriet. Ein Land, das<br />

sich mir unbeirrbar in einer ungeheuren Tiefe öffnete. Ich wurde von der Geduld eines solchen<br />

Moments überflutet und wünschte es wäre nicht nur ein Traum. Ich wollte, ich könnte<br />

diesen Gedanken unterdrücken, und spürte, wie langsam eine einzelne Träne mein Auge<br />

verließ und über die Wange bis in meine stützende Hand floss. Ich wischte sie schnell weg<br />

und drehte mich mit einem Lächeln hastig um. Überglücklich stand ich auf und ging sanft zu<br />

ihm. Trotz der Tatsache, dass mir vorher so kalt gewesen war, wurde mir auf einmal ganz<br />

warm, als ich ganz nah an ihm war, wir unsere Arme ausbreiteten und uns umarmten. Mein<br />

Lächeln auf dem Gesicht war verschwunden und ich genoss einzig und allein diesen Moment<br />

der Umarmung und irgendwie gleichzeitig Trauer, als ob es ein nie wiederkehrendes<br />

Geschehen wäre. Ich drückte fest, jedoch sanft und meine Hände berührten sehnsüchtig<br />

seinen Rücken. Die Zeit, in der er bei mir war, war ein Moment des Vergessens von allem<br />

anderen und ein Auferstehen des Genießens. Fröhlich, einfach darüber, dass er da war. Als<br />

die Besuchszeit zu Ende war, hoffte ich nur, dass die Zeit bis zum nächsten Wiedersehen<br />

schnell wie im Schlaf vergehen würde. Ich versuchte meine Situation zu unterdrücken, gar<br />

ganz zu ignorieren und sie einfach so hinzunehmen, aber immer wieder stieg in mir etwas<br />

hoch, es sammelte sich vom Herz bis in den Kopf, was mich traurig machte. Die Kirchenglocken<br />

verstummten langsam und mir war aufgefallen, dass ich noch nie so oft aus dem Fenster<br />

geschaut hatte und den Ausblick nach draußen, egal wie unschön er auch war, genoss<br />

und das ,,Draußen‘‘ so beneidete und respektierte. Ich kam mir schon vor, als wäre ich ein<br />

eingesperrtes Tier, welches nichts anderes zu tun hatte, als sich nach dem Unbekannten<br />

hinter dieser Scheibe zu sehnen. Ich schaute wieder in den Himmel, die blauen Meere des<br />

Himmels, die sich mir gegenüber unendlich öffneten, doch die Wolken hatten sich schon<br />

wieder verdichtet. Die Turmglocke, die sich viel weiter weg als die Glocken der Kirche befand,<br />

war schwach, aber noch deutlich durch die Lücke des gekippten Fensters zu hören und<br />

schlug fünf Mal. Diese Lücke gab mir den einzigen Zusammenhang zur frischen Luft. Eine<br />

Verbindung zweier Welten, so schien es mir, die zusammenflossen und dennoch so getrennt<br />

lebten und überhaupt existierten. Ich dachte einen Moment lang nach und fühlte, wie sich ein<br />

merkwürdiger Ausdruck auf meinem Gesicht ausbreitete. Über diesen Begriff ,,Lücke‘‘ begann<br />

ich, mir Gedanken zu machen. Ich überlegte, ob diese Aussage überhaupt einen Sinn<br />

ergeben könnte. Worte ohne Zeit, Worte ohne Sinn, Worte, an denen ich etwa doch zweifelte,<br />

obwohl ich sie doch gerade in mir drinnen ausgesprochen hatte? Ich würde keinen Zweifel<br />

daran verlieren. Man musste sich den Grund und die Ereignisse nur kreativ vor Augen<br />

führen. Was sind eigentlich Lücken? Eine Lücke wird beschrieben im Sinne von Platz, an<br />

dem etwas fehlt. Ein Zwischenraum, Loch, Fehler. Es gibt so viele lückenhafte Wörter, fiel<br />

mir ein und ich fand es amüsant, wie man dieses Wort variieren konnte, aber wie soll eine<br />

Lücke ein Platz, an dem etwas fehlt, beschreiben? Ich habe eine Lücke, sei es eine Zahnlü-


cke, eine Wolkenlücke oder vielleicht eine Parklücke, Baulücke oder Deutungslücke. Dies<br />

alles beschreibt doch Platz? Wenn ich parke, habe ich doch viel Platz, also warum sollte dort<br />

etwas fehlen? Fehle etwa ich? Lücken können vieles beschreiben. Sie beschreiben zum Beispiel<br />

auch Fehler. Ich habe eine Gedankenlücke, eine Gesundheitslücke, Informations-lücke,<br />

eine Energielücke oder Vernunftlücke. Was hält mich eigentlich hier? Die Lücken-haftigkeit<br />

meiner lückenhaften Überlegungen brauchte einen lückenlosen Lückenfüller. Eine Erklärung,<br />

einen Sinn und Zweck, die eine Schlussfolgerung. Ich wühlte in meiner Vergangenheit und<br />

deren Vollkommenheit. Eine stille Bewegung nach der anderen, die Betrachtung dieser, eine<br />

Widerspiegelung in mir, die Stimme aus dem Nichts und der Klang von deren Verstummung.<br />

Auch wenn meine Leben vorher so perfekt schien, schlichen sich leise, aber konkret, lauter<br />

Lücken ein, wie ein Lückentext, der darauf wartet mit dem Richtigen gefüllt zu werden oder<br />

eben nicht. Erinnerungslücken machten sich in mir breit. Die Tatsache, dass ich hier war,<br />

sah ich als eine gewaltige und unersetzbare Lebenslücke an und ich konnte mich nicht damit<br />

zurechtfinden, dass diese Zeit hier, im Gegensatz zum restlichen Leben, nichts war, gar<br />

nichts. Ein Wegsehen von meiner Zukunft, meiner Selbst, keine Achtung auf mich, keine<br />

Achtung auf Nichts. Die Vergangenheit, ein Weg der Erleuchtung voller Lücken. Dies war<br />

meine Wahrheit. Die Zeit hier, meine Seele ist keine lebende Geistigkeit und nur das Warten<br />

auf den Augenblick der Klarheit, des Verstands, der Lückenlosigkeit. Mein vorheriges Ziel,<br />

das falsche. Eines, indem ich mir selbst Steine in den Weg gelegt hatte. Das wahre Ausmaß<br />

der Besorgnis war der bleibende Eindruck auf mich, jedoch hatte ich immer den falschen.<br />

Diese Lücken erklärten etwas völlig anderes als die Lücke meines gekippten Fensters. Sie<br />

war die einzige Verbindung, eine Verschmelzung, Geste der Barmherzigkeit mit der Fähigkeit,<br />

das Wesen zu vermitteln, welches ich zu spüren brauchte. Schau genau hin, überall und<br />

dann sag mir, wie es keine Wunder, keinen Sinn und keinen Glauben geben kann. Atmen mit<br />

den Augen, denn alles ist eines Blickes würdig. Bescheidenheit und Vertrauen. Richtung des<br />

Windes, Stille, die so verdammt laut ist und erfüllend, Flüstern der Natur, durchdringender<br />

als alles andere und belebender als das Leben selbst. Hinter dem Horizont der sinkenden<br />

Sonne ist wiederum Licht.<br />

Dies alles konnte ich nur durch diese Lücke spüren. Einfach nur Luft. Ich stand vor dem<br />

Fenster und genoss die Sicht. Ich machte mir Vorstellungen von dort, wo es keine Wolken<br />

mehr gibt, Flüsse, die fliegen. Der Gedanke an das Wunderschöne war eine stille Begegnung,<br />

die bleibt für Leib und Leben.<br />

Ich hörte ein Klopfen an der Tür, eine Stimme sagte, ich habe Besuch. Hinter mir trat er in<br />

den Raum. Freude, Geborgenheit und Wärme erfüllten mich und ich war hellwach durch die<br />

kalte Luft, die durch die Fensterlücke strömte.<br />

Ich war zum Schluss gekommen, dass Lücken viele Formen haben. Lücken bleiben Lücken<br />

und meine werden die meinen sein, egal in welcher Form. Es war eine wiedergeborene<br />

Reinheit, eine Zeit der inneren Einkehr. Kein Mensch ist vollkommen, aber diese Lücken, die<br />

ich beseitigen kann, für die werde ich kämpfen, damit ich nicht das falsche Wort in den Lückentext<br />

einsetze.<br />

Ich nahm den Tageslauf schon als eine Gewöhnungssache, auch wenn nur selten alles glatt<br />

lief. Ich hörte die Turmglocke fünf Mal schlagen. Die Besuchszeit war zu Ende. Ich fühlte<br />

mich eigenartig schwerelos, als wäre er in Gedanken die selbe Person, und erkannte mich<br />

als Teil der Natur, obwohl ich mich weder in Wirklichkeit, noch in meinem Traum in einem<br />

herbstlichen Wald befand.<br />

Versuche nicht perfekt sein zu wollen, denn das liegt dir nicht, denn jeder Mensch hat eine<br />

Lücke, jeder Mensch lebt in Lücken, jeder Mensch ist eine Lücke. Das ist natürlich!<br />

Mit diesen Worten verließ er den Raum.


Little Boy, Little Boy, Julia Renner<br />

„Kleiner Junge, kleiner Junge,<br />

Dicker Mann, dicker Mann.<br />

Tanzen wir, komm tanzen wir,<br />

Um das strahlend‘ Grab.“<br />

Ich spürte die Wärme, auch wenn es gar nicht warm war. Ich sah die Trümmer, das unendlich<br />

große Trümmerfeld. Ein schwarzer Umriss eines Menschen an einer umgekippten Mauer;<br />

wie ein Schatten; als würde dort jemand stehen. Doch da war niemand. Es war nur der<br />

Schatten da…<br />

„Bruder, Bruder!“<br />

Ein sanftes Ziehen an meinen Kleidern riss mich aus den Gedanken, weg von diesem trostlosen,<br />

toten Ort. Zurück an den Ort, an dem ich mich körperlich befand. Und an dem auch<br />

sie war.<br />

„Bruder?“, fragte sie mit großen Augen und ihrem fröhlichen Lächeln, „wo ist Mami?“.<br />

Ich erschrak. Immer wieder, jeden Tag fragte sie dies aufs Neue. So, als hätte sie vergessen,<br />

was ich ihr noch gestern gesagt hatte – oder als hätte sie es vergessen wollen. „Sie ist<br />

fort“, sagte ich, während ich ihr über die glühenden Bäckchen strich. Es schmerzte sehr, in<br />

dieses rundliche Kindergesicht zu schauen, das so hoffnungsvoll zu mir hinauf starrte. Zu<br />

mir, der doch selbst keine Hoffnungen mehr hatte.<br />

„Und wann kommt sie wieder zurück?“.<br />

„Ich weiß es nicht…“, murmelte ich. Ich wusste es wirklich nicht. Vielleicht lebte sie noch irgendwo,<br />

doch wahrscheinlich war sie tot. So wie viele weitere abertausend Menschen auch.<br />

Die Kleine hatte Glück gehabt, dass sie noch lebte.<br />

„Kleiner Junge, kleiner Junge,<br />

Träumtest immer schon vom Fliegen.<br />

Flogst so hoch, ja flogst so hoch,<br />

Drum bist auch tief gefallen.“<br />

Immer und immer wieder sah ich diese Bilder vor mir: Die Trümmer, der Schatten, und die<br />

Asche im Wind, die einst ein Leben gewesen war. Ich hörte die Schreie, fühlte den Schmerz,<br />

spürte, wie es sich tief in meine Haut brannte – und dann riss mich ihre sanfte Stimme aus<br />

den Gedanken.<br />

„Bruder, Bruder! Wo ist Mami?“.<br />

Ihre Mutter war nur ein Mensch von vielen. Eine von vielen mir unbekannten Personen. Einer<br />

von all den Menschen, die seit jenem Tag fehlten. Einer von denen, die sich an jenem Tag in<br />

Staub aufgelöst, und ein unauffüllbares Loch im Leben der Überlebenden hinterlassen hatten.<br />

Sie war einer dieser Überlebenden. Einer der wenigen, die das Glück hatten, dem Unheil zu<br />

entkommen. Wenn man das überhaupt Glück nennen konnte…<br />

Ich konnte nicht anders, als mir diese Frage nach dem „Glück“, nach dem „glücklichen Zufall“<br />

immer wieder zu stellen, wenn sie neben mir stand, sich an mich klammerte und ihre kleinen<br />

Ärmchen nach mir ausstreckte.


Ich hob meine Hand, nahm ihre in die meine. Meine Finger waren hell und heil. Ihre waren<br />

verbrannt und verformt. Ebenso wie der Rest ihres Körpers. Es war schon ein Wunder, dass<br />

lediglich ihr Gesicht verschont worden war. Und dennoch könnte dieses Mädchen niemals<br />

mehr normal leben.<br />

„Dicker Mann, dicker Mann,<br />

Voll Eifer wolltest du folgen,<br />

Bist geeilt, du bist geeilt,<br />

Um deinem Sohn zu gleichen.“<br />

Ich weiß selbst nicht so genau, was damals geschehen war. Zu der schicksalhaften Zeit war<br />

ich zu Besuch bei meinen Eltern in einer anderen Stadt gewesen. Folglich hatte ich auch<br />

kaum etwas davon mitbekommen, was in meiner Heimat passiert war.Dass sie ausgelöscht<br />

worden war. Ich erfuhr es erst sehr spät. Erst dann, als ich selbst vor den Trümmern meiner<br />

Heimat stand.<br />

Unbeschreiblich groß war der Schock gewesen. Innerlich betete ich, dass dies nur ein böser<br />

Traum war, aus dem ich bald erwachen würde. Doch auch, als ich die Augen zusammenkniff,<br />

mich zwang, aufzuwachen, und die Augen wieder öffnete – es blieb so. Anstelle eines<br />

fröhlichen Stadtlebens fand ich Trümmer und Tod vor. Und am Rande der zerstörten Stadt<br />

hatten sich Helfer stationiert, um die Überlebenden zu bergen und pflegen. Es war wirklich<br />

kein schöner Anblick…<br />

Und dort, genau an diesem Ort, hatte ich sie getroffen. Inmitten aller Menschen; inmitten all<br />

der verbrannten, körperlich lebendigen, aber seelisch toten Menschen. Zwischen all denen<br />

stand dieses kleine Mädchen mit dem fröhlichen Gesicht. Sie sah mich und rannte auf mich<br />

zu, obwohl ich sie noch nie in meinem ganzen Leben getroffen hatte. Sie war zu mir gerannt<br />

und hatte „Bruder!“ gerufen.<br />

Das hatte sie von dem Tag an immer getan. Ob es daran lag, dass sie mich wirklich als Bruder<br />

sah, oder ob sie sich einfach nur krampfhaft an der nächstbesten Person festgehalten<br />

hatte – ich hatte mir geschworen, sie niemals im Stich zu lassen. Das war ich ihr schuldig. Ihr<br />

und all den schwarzen Flecken in ihrem Herzen, all den fehlenden Freunden, Bekannten und<br />

Verwandten, die ich nicht kannte.<br />

Da ich nach dem Unglück mein Heim verloren hatte, suchte ich nach einem Ort, so weit weg<br />

von der Todesstadt wie möglich, und fand schließlich eine kleine Hütte in einem idyllischen<br />

Dörfchen am Meer. Die Kleine hatte ich mitgenommen. Etwas anderes wäre mir auch gar<br />

nicht möglich gewesen, denn sie hing an mir, wie an einem echten Bruder. Und für mich war<br />

sie auch zu einer richtigen, kleinen Schwester geworden – obwohl wir keineswegs blutsverwandt<br />

waren. Schmerz verbindet Menschen wohl in solchen Situationen mehr als Blut.<br />

Seitdem lebten wir nun hier. Die Jahre waren ins Land gezogen und ich vergaß allmählich<br />

die Tragödien von Hiroshima und Nagasaki. Der Krieg war vorüber und die Wirtschaft ging<br />

wieder bergauf. Es gab wieder genug Nahrung und auch die Firmen in den Städten konnten<br />

ihre Leistungen steigern. Uns und unserem Land ging es also nicht unbedingt schlecht, auch<br />

wenn mir bei dem Gedanken, dass wir die Amerikaner im Krieg gegen Nordkorea unterstützten,<br />

nicht wohl war. Ich war sehr empfindlich bezüglich des Themas Krieg geworden.<br />

Und jedes Mal, wenn ich meine kleine „Schwester“ sah, wurde ich umso mehr daran erinnert.<br />

Daran, wie grausam und schmerzhaft Krieg war. Dass er Folgen hatte, die Leben zerstörten,<br />

selbst wenn diese Folgen nicht töteten. Mit einem Knarren öffnete sich eine hintere Tür und<br />

das Mädchen kam heraus, gefolgt von dem alten Doktor. Sie ging schnurstracks, ohne ein<br />

Wort zu sagen, an mir vorbei und hinaus aus unserem kleinen Haus. Ich sah ihr schweigend<br />

hinterher.


Sie war nicht mehr das kleine Mädchen von damals. Sie war zwar nicht großartig gewachsen,<br />

denn das ließ ihr verstümmelter Körper nicht mehr zu – doch sie hatte sich trotzdem<br />

wesentlich verändert.<br />

Ihr fröhliches Lachen war verschwunden. Sie lachte sehr selten und wenn sie es tat, dann<br />

war es falsch. Ein falsches, unechtes Lachen, das mir einen Stoß ins Herz gab, sodass ich<br />

am liebsten weinen würde.<br />

„Sie ist schon wieder weg?“. Der alte Mann kam zu mir und setzte sich neben mich an den<br />

Tisch.<br />

„So ein lebhaftes Mädchen.“.<br />

„Lebhaft…“. Ich wiederholte dieses Wort mehrmals in meinem Kopf. „Lebhaft…“.<br />

Sie war nicht lebhaft. Sie war es früher einmal gewesen, doch heute wirkte sie eher wie eine<br />

Puppe, die kaum Emotionen zeigte. Es war ihr nicht zu verübeln, dass sie sich so abkapselte<br />

von allem – sogar von mir. Denn sie hatte ein grausames Schicksal. Ich seufzte entmutigt<br />

und sah mit hoffnungslosem Blick zu dem Mann neben mir.<br />

„Herr Doktor, wie steht es um sie?“, stellte ich endlich die entscheidende Frage, auf die ich<br />

eigentlich schon die Antwort wusste.<br />

Der alte Doktor schwieg kurz und wühlte unruhig in seiner Tasche. Dann sah er zu mir auf.<br />

„Sie hat vielleicht noch ein paar Monate. Es ist schon ein Wunder, dass sie überhaupt so<br />

viele Jahre lang überlebt hat. Aber die Verbrennungen und Verletzungen an ihrem ganzen<br />

Körper, und die Auswirkungen dieser seltsamen Strahlung der Bomben, die man auf Hiroshima<br />

und Nagasaki abgeworfen hat…“.<br />

„…werden sie letztendlich umbringen. Ich habe es mir gedacht…“, vollendete ich seinen<br />

Satz. Und diesmal liefen mir tatsächlich die Tränen über die Wangen. Das war schon lange<br />

nicht mehr passiert.<br />

„Es gab wirklich viele Todesfälle in den letzten Jahren“, murmelte der Doktor leise neben mir,<br />

„hauptsächlich Auswirkungen der Bomben. Diese verdammten Ameri-!“.<br />

Er brach augenblicklich den Satz ab, als er bemerkte, wie niedergeschlagen ich war. Er<br />

schwieg einen Moment, dann richtete er sich auf und ging zur Tür, um mir Zeit zur Trauer zu<br />

geben.<br />

„Ich werde jetzt gehen. Rufen sie mich bitte, wenn sich ihr Zustand verschlechtert.“. Dann<br />

war er weg.<br />

Ich blieb eine Weile dort sitzen und ließ die Tränen laufen.<br />

Nur noch ein paar Monate. Mehr würde sie nicht haben…<br />

Ich sprang auf und rannte aus dem Haus, hinaus zu den Klippen, auf denen sie wie immer<br />

saß, mit einem ausdruckslosen, toten Blick aufs Meer sah… und sang. Immer und immer<br />

wieder sang sie dieses Lied. Ein seltsames Lied, dessen Bedeutung ich nie verstanden hatte…<br />

Ich ging langsam zu ihr und legte ihr die Hand auf die Schulter. Sie verstummte augenblicklich,<br />

doch weder erschrak sie noch drehte sie sich zu mir um. „Bruder…“, hauchte sie plötzlich<br />

und ihre Stimme klang so verletzt, wie ich sie noch nie gehört hatte. Ich konnte nicht anders,<br />

als meine kleine Schwester in die Arme zu schließen.


Und dann sah ich es in ihrem Gesicht; es war das erste Mal gewesen, das erste Mal seit<br />

einer Ewigkeit: Diesmal hatte sie ihre Trauer nicht verstecken können. Die Tränen liefen aus<br />

ihren emotionslosen Augen die blassen Wangen hinab.<br />

Und ohne ein weiteres Wort zu sagen, schloss sie die Augen, klammerte sich an mich und<br />

drückte ihren Kopf an meine Brust.<br />

Und sie begann wieder zu singen:<br />

„Kleiner Junge, kleiner Junge,<br />

Dicker Mann, dicker Mann.<br />

Was ihr getan, das ihr getan,<br />

Habt alles mir genommen.“


Am Schreibwettbewerb haben teilgenommen:<br />

Nina Beier<br />

Lisa Bongiorn0<br />

Michaela Gratzfeld<br />

Dragana Hrvac<br />

Jasmin Kruhmann<br />

Kevin Malina<br />

Jana Manthey<br />

Carolin Przybyla<br />

Julia Renner<br />

*****<br />

Jurymitglieder:<br />

Lukas Ahrens<br />

Holger Braunweiler<br />

Jonas Brechtel<br />

Marc Brunner<br />

Jörg Czeschla<br />

Barbara Hennl<br />

Jörg Holzmann<br />

Caterina Katzer<br />

Susanne Kaufmann<br />

Sarah Keller<br />

Selina Kohl<br />

Katja Linke<br />

Ailien Nguyen<br />

Christin Schönholz<br />

Gabi Tauber<br />

Lea Traxler<br />

Denise Vetter<br />

*****<br />

Schreibwettbewerbsteam:<br />

Jury-Mitglieder<br />

seitenweXel<br />

Willi Gröger<br />

*****<br />

Kontaktadresse:<br />

<strong>Albertus</strong> - <strong>Magnus</strong> - <strong>Schule</strong><br />

seitenweXel<br />

Manfred Brandmüller<br />

August - Bebel - Str. 9<br />

68519 <strong>Viernheim</strong><br />

Tel.: 06204/3074 www.ams-viernheim.de<br />

Das Copyright liegt bei den jeweiligen Autoren<br />

© 2010


Wir bedanken uns für die Unterstützung bei:<br />

kulturprojekt der ams

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