12/01 - Evangelische Kirchen in Erfurt

THEMA: GEMEINDEPÄDAGOGIK 8
Leuchten wie
des Himmels Glanz
Elfriede Begrich
Gemeindepädagogik –
aus alter Quelle neu geschöpft
Woran denken Sie bei dem Wort „Gemeindepädagogik?“
An eine bestimmte
Person und die mit ihr verbundenen Erfahrungen?
An Jugendarbeit im Jugendkeller
des Gemeindehauses? An den Ursprungsort
Potsdam und Peter Schicketanz,
den Begründer der Ausbildung und
langjährigen Leiter? An Ordination der
„GPs“ und Erklärungsnotstand über ihr
Aufgabenfeld in der Gemeinde? An Examen
und Arbeit mit Kindern? An pädagogisch
eingestimmte Gottesdienste? An ragekataloge
im Seniorenkreis?
Alles richtig und doch nur kleine Splitter
einer zum Berufsbild der 70er Jahre gewordenen
bestimmten Sicht kirchlicher
und gemeindlicher Arbeit. Interessanterweise
entstand der Ruf nach gemeindepädagogischem
Handeln der Kirchen im
politischen Westen Deutschlands als Abgrenzung,
mehr noch als Ergänzung zur
Religionspädagogik unter der Erkenntnis:
„Eine kirchenvergessene Religionspädagogik
trifft auf einen bildungsvergessenen
Gemeindeaufbau.“ Dass Theologie die Pädagogik
braucht und (Religions-)Pädagogik
die Theologie, ist nicht ganz so neu,
muss aber immer mal wieder in Erinnerung
gebracht werden, für beide Disziplinen!
Im Osten Deutschlands begann die
Entwicklung der Gemeindepädagogik mit
der Entstehung des Bundes Evangelischer
Kirchen in der DDR 1969 und der dringenden
Aufgabe, in Gemeindeseminaren
alle Christen für das atheistische Umfeld
auskunftsfähig zu machen über ihren
Glauben. Spiritus rector ist hier Altbischof
Werner Krusche mit seinem Verständnis
von der Kirche als Lerngemeinschaft, die
sich in überfüllten Gemeindeseminaren
Gestalt gab. Zehn Jahre später, 1979, ist
dann in Potsdam der erste Kurs der vierjährigen
Gemeindepädagogenausbildung
begonnen worden, die die Grundfrage zu
beantworten bemühte: „ür welche Gemeinden
bilden wir aus?“ Eine das universitäre
Theologiestudium und das pfarrerzentrierte
Gemeindeleben hinterfragende
Konzeption stand hinter dem Potsdamer
Modell und war ursprünglich als
Anstoß zur Studienreform für alle kirchlichen
Mitarbeiter gedacht. Einerseits wurde
die Hierarchie innerhalb der Kirche
deutlich hinterfragt, andererseits hat der
Gemeindepädagoge mit dem immer etwas
unklar gebliebenden Berufsbild seinen
Platz in der kirchlichen (Rang-)Ordnung
eingenommen. Beides bedingt, dass
Gemeindepädagogen immer mal wieder
lieber „richtige“ Pfarrer sein wollen.
Oftmals ist es auch die praktische Situation,
in der sie sich vorfinden, die ihnen
die Beantragung der Anerkennung des
Pfarrerstatus’ nahe legt. Aber es ist der
Beginn einer Demontage dieses Berufes,
der hochqualifizierte Spezialausbildung in
Kommunikation, Didaktik und methodischer
Vielfalt beinhaltet und die theologische
Ausbildung auf diese praxisrelevante
Erprobung fokussiert. Die Grundidee
der Ergänzung der beiden Schwerpunkte
von Pädagogik und der Theologie, die sich
gegenseitig brauchen, geht uns damit verloren
und das wäre ein großer Verlust.
1974 sagte Eva Heßler, deren Name nun
der Neubau in Kloster Drübeck trägt, anlässlich
des 25. Bestehens des Oberseminars
in Naumburg: „Theologie muss Pädagogik
als ihre Handlungswissenschaft begreifen
lernen. Pädagogik muß sich der
Theologie bedienen, sie beanspruchen“.
Damit wird klar, Gemeindepädagogik ist
kein eigenes Arbeitsfeld, sondern eine