12/01 - Evangelische Kirchen in Erfurt
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KOLUMNE 4<br />
Kirche bildet<br />
Aribert Rothe<br />
Kirche macht alles Mögliche. Über manches mag man streiten. Künftig wird sie<br />
sich konzentrieren müssen auf ihre evangelischen Grundfunktionen: Das biblische<br />
Wort verständlich weiter zu geben <strong>in</strong> Geme<strong>in</strong>den und Gesellschaft; Sakramente<br />
zu feiern und Geme<strong>in</strong>schaft zu stiften; zu beten und zu musizieren; seelsorgerlich<br />
zu beraten und karitativ zu helfen. Überall steckt Bildung dr<strong>in</strong>. Ohne<br />
diese Dimension des Geistes ist das Christentum gar nicht lebensfähig.<br />
„Seit der Reformation ist <strong>Evangelische</strong> Kirche e<strong>in</strong>e Bildungsbewegung“, sagt der<br />
neue Bildungsdezernent OKR Christhard Wagner. Unsere Kirche hat es zwar nicht<br />
immer klar gewusst, aber allmählich wird die falsche Alternative zwischen Glauben<br />
und Bilden überwunden. Auch <strong>in</strong> der wachsenden öderation <strong>Evangelische</strong>r<br />
<strong>Kirchen</strong> <strong>in</strong> Mitteldeutschland (EKM) wird längst nicht mehr nur Strukturstroh gedroschen.<br />
Inzwischen geht es wieder stärker zur Sache, nämlich um Wesen und<br />
Profil des Protestantismus für die Zukunft. Die erste geme<strong>in</strong>same „Inhaltssynode“<br />
<strong>in</strong> Halle wird sich auf die Grundlagen bes<strong>in</strong>nen und deshalb e<strong>in</strong>e Bildungssynode<br />
se<strong>in</strong>. Sie wird hoffentlich am 31. März 2006 e<strong>in</strong>e Bildungskonzeption<br />
beschließen, um „Bildung als kirchliche Grundaufgabe“ zu entfalten. Basis aller<br />
kirchlichen Lebensäußerungen ist die Bibel. Ihr Wirkungsfeld s<strong>in</strong>d die vielfältigen<br />
Lebenslagen jüngerer und älterer Menschen.<br />
Die größte Gruppe s<strong>in</strong>d zweifellos die Erwachsenen. Im vorläufigen Entwurf heißt<br />
es dazu: Lebendiges Lernen <strong>in</strong> Geme<strong>in</strong>den und Gesellschaft „anzuregen und <strong>in</strong><br />
christlicher Perspektive zu begleiten, ist die Aufgabe organisierter Angebote evangelischen<br />
Bildungshandelns. Ohne Vertrauen auf die Gegenwart Gottes, Vergebung<br />
und reiheit ist das nicht möglich. <strong>Evangelische</strong> Bildung achtet die Würde<br />
des erwachsenen Menschen und zielt auf verantwortliches Handeln, und zugleich<br />
lehrt es diese wahrzunehmen. Es geht dabei um nichts Ger<strong>in</strong>geres als um Lernchancen<br />
zur Vertrauens-, Gewissens- und Herzensbildung. Deshalb prägen Offenheit<br />
und Dialog, Mündigkeit und kritisches Urteilsvermögen sowie die Zielvorstellungen<br />
Gerechtigkeit, rieden, Bewahrung der Schöpfung und Geschlechtergerechtigkeit<br />
viele Bildungsangebote. Die reichen Bildungsressourcen der jüdisch-christlichen<br />
Tradition stellen dafür unersetzliche Wissensbestände, Sprachformen<br />
und Symbole bereit. Protestantische Erwachsenenbildung ist also e<strong>in</strong><br />
Angebot zur Dase<strong>in</strong>s- und Handlungsorientierung, zur Lebensbewältigung und<br />
S<strong>in</strong>nstiftung und nimmt die Menschen <strong>in</strong> ihren <strong>in</strong>dividuellen und gesellschaftlichen<br />
Bezügen sehr ernst. Wenn das Geben und Nehmen aller am Lernprozess<br />
Beteiligten gel<strong>in</strong>gt, entsteht e<strong>in</strong>e Art Beheimatung auf Zeit und erwächst Engagement<br />
ohne Vere<strong>in</strong>nahmung.“<br />
Damit sich Kirche bildet.