12/01 - Evangelische Kirchen in Erfurt

17 THEMA: GEMEINDEPÄDAGOGIK
„Gemeindepädagogik
konkret – heute“
Hans-Jürgen Neumann
Nachdem ich den ernunterricht des
Burckhardthauses (Gemeindehelfer/B-Katechet)
absolviert hatte, überzeugte mich
das Berufsbild des Gemeindepädagogen
und ich entschied mich als 27jähriger für
das Direktstudium in Potsdam.
Die Situation war damals, in den 70er und
80er Jahren der DDR, geprägt durch
schwindende Gemeindegliederzahlen,
oftmals leere Gottesdienste bei gleichzeitig
vorhandenen religiösen Bedürfnissen
vieler Menschen, zu einseitige Ausbildung
der Katechetinnen (nur Arbeit mit Kindern),
zu spezifische Ausbildung der Diakone
(nur Jugend-, Alten- oder Behindertenarbeit),
zu wenig praxisorientierte Ausbildung
der Pfarrer und Pastorinnen
(sprachwissenschaftliches, theologisches
Studium).
Das örtlich definierte Gemeindemodell
konnte nicht mehr lächen deckend aufrecht
erhalten werden. Neue Gemeindemodelle
sollten neben den bestehenden
verwirklicht werden. Gruppen sollten sich
entweder um Themenkreise wie z.B. rieden,
Gerechtigkeit, Bewahrung der Schöpfung
bilden, evtl. zeitlich begrenzt sein,
sich um Personen gruppieren, zu besonderen
Anlässen zusammen kommen oder
überregionale Gemeinden bilden.
In der Praxis wurden Leute gebraucht, die
vielseitig einsetzbar, hoch qualifiziert,
team- und leitungsfähig sowie beweglich
in Bezug auf Traditionen und neue Wege
waren.
Die Mitarbeitenden sollten mit ihrer Persönlichkeit,
ihren spezifischen ähigkeiten
und mit speziellen Schwerpunkten
arbeiten. Sie sollten Bezugspersonen sein
und gleichzeitig bei Anlässen mit anderen
KollegInnen zusammen arbeiten können.
Sie sollten pastoral, humanwissenschaftlich,
praxisorientiert ausgebildet
und ordiniert sein.
Das klingt für mich wie eine Bedarfsbeschreibung
aus der Gegenwart.
Ich habe inzwischen in verschiedensten
Gemeinden gearbeitet. In der Rhön mit
ihren volkskirchlichen Strukturen, im sozialen
Brennpunkt St. Pauli, Hamburg, im
Neubaugebiet, in der Stadt, auf dem Land
sowie überregional auf Landesebene.
Die pastoralen, humanwissenschaftlichen,
theologischen sowie kreativen, die
Persönlichkeit fördernden Schwerpunkte
meines Studiums vermittelten mir gutes
Handwerkszeug, um flexibel und angemessen
auf die jeweiligen Situationen reagieren
zu können. Dennoch halte ich
ortbildungen nach dem Studium für eine
absolut notwendige Pflicht von kirchlichen
MitarbeiterInnen.
Inzwischen hat sich das gesellschaftliche
Umfeld massiv verändert, die Erfordernisse
in den Gemeinden schreien geradezu
nach dem Profil studierter GemeindepädagogInnen.
achhochschulniveau muss deshalb das
untere Maß für deren Ausbildung sein.
Denn die Anforderungen in der Praxis erwarten,
dass sich Mitarbeitende der Kirche
mit dem traditionellen Handwerkszeug
für die Verkündigung befassen können
und auf eine sich ständig ändernde
Umwelt vorbereitet sind. Sie sollen Mut
zu kreativen und ungewöhnlichen Maßnahmen
haben und befähigt sein, diese
eigenverantwortlich zu verwirklichen.
Aus meiner Erfahrung sind die Ordination
und die damit verbundenen pastoralen
Aufgaben (Taufen, Beerdigungen, Trauungen,
Gottesdienste mit Abendmahl)
eine wichtige Voraussetzung für die Arbeit
als Gemeindepädagoge.