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12/01 - Evangelische Kirchen in Erfurt

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11 THEMA: GEMEINDEPÄDAGOGIK<br />

auf Gottes Wort. Und weil sie das wissen<br />

und weil bei Jesus der Ehrenplatz K<strong>in</strong>dern<br />

gehört, zeigen sie ihnen mit jeder Geste<br />

„Du bist wertvoll und von Gott geliebt“.<br />

Sie sorgen für die Seele, <strong>in</strong>dem K<strong>in</strong>der ihre<br />

„Seele baumeln lassen können“. Sie reden<br />

nicht nur vom vergebenden Handeln,<br />

sondern leben so mit den K<strong>in</strong>dern. Und<br />

sie reden nicht nur vom Gebet, sondern<br />

sie beten mit den K<strong>in</strong>dern zu dem Gott,<br />

der wie e<strong>in</strong> liebender Vater ist. Ich stelle<br />

mir vor, <strong>in</strong> solch e<strong>in</strong>er Atmosphäre ist Kritik<br />

möglich, ist es möglich, sich e<strong>in</strong>zusetzen<br />

für Menschen, kann Schuld e<strong>in</strong>gestanden<br />

werden, ist Gottes Gerechtigkeit und<br />

se<strong>in</strong>e Gnade spürbar. Ich stelle mir vor,<br />

solche „eröffneten Räume“ bleiben <strong>in</strong> der<br />

Seele von Menschen und werden<br />

spätestens dann zum „hellen Lichtsche<strong>in</strong>“,<br />

wenn Mensch (erwachsen oder K<strong>in</strong>d) im<br />

„Dunkel“ ist – und leider bleibt das Niemandem<br />

erspart. Was Menschen und K<strong>in</strong>der<br />

wirklich angeht, ist selten vom Wissen<br />

her begreifbar, es braucht Zeichenhandlungen,<br />

die Dimensionen erschließen<br />

helfen, die e<strong>in</strong>e Ahnung davon geben,<br />

dass es mehr gibt zwischen Himmel<br />

und Erde, als unsere Augen sehen können.<br />

Ich er<strong>in</strong>nere mich an die Mart<strong>in</strong>sfeier<br />

im August<strong>in</strong>erkloster für K<strong>in</strong>der und<br />

amilien. Wir hatten für ca. 400 K<strong>in</strong>der<br />

und amilien als „Mart<strong>in</strong>i-Event“ e<strong>in</strong>e<br />

Power Po<strong>in</strong>t zu Matthäus 7 „Das Gleichnis<br />

vom Hausbau“ gestaltet. Viele Kle<strong>in</strong>e<br />

waren da und ich fragte mich, was sie<br />

davon verstehen. Spätestens beim Gebet,<br />

als auch die Kle<strong>in</strong>sten den elsen aus Ton<br />

mit dem Kreuz <strong>in</strong> der Mitte <strong>in</strong> ihre kle<strong>in</strong>e<br />

Hand nahmen, festhielten und – man hätte<br />

e<strong>in</strong>e Stecknadel fallen hören können – zu<br />

Jesus beteten, wusste ich: Sie haben erlebt,<br />

dass Jesus der Halt und der els ist.<br />

Ich stelle mir vor, dass jeder GKR diesen<br />

„Gottes-Himmel“ K<strong>in</strong>dern und amilien<br />

zeigen will und es ihm wichtig ist, K<strong>in</strong>dern<br />

den Raum zu geben – und damit<br />

me<strong>in</strong>e ich nicht nur den vor Ort, sondern<br />

den, den sie brauchen, um solche Dimensionen<br />

zu erfahren. Leider holt mich an<br />

dieser Stelle gleich die Realität e<strong>in</strong>: Räume,<br />

die nicht k<strong>in</strong>dgerecht s<strong>in</strong>d, fehlende<br />

Materialien angesichts leerer Kassen.<br />

Ich stelle mir vor, dass K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> jeder<br />

Geme<strong>in</strong>de zum Abendmahl zugelassen<br />

s<strong>in</strong>d und K<strong>in</strong>der, die nicht getauft s<strong>in</strong>d<br />

oder konfirmiert werden, zur christlichen<br />

Geme<strong>in</strong>de e<strong>in</strong>geladen s<strong>in</strong>d, dazugehören<br />

und nicht e<strong>in</strong>fach wegfallen.<br />

Dabei er<strong>in</strong>nere ich mich an e<strong>in</strong> Erlebnis:<br />

„rau Eisbrenner, rau Eisbrenner, du …“,<br />

R. hat sich nun endlich durch die Menge<br />

K<strong>in</strong>der den Weg gebahnt, steht neben mir<br />

und se<strong>in</strong>e Augen ziehen förmlich me<strong>in</strong>en<br />

Kopf <strong>in</strong> se<strong>in</strong>e Augenhöhe von ca. 1,10 m.<br />

„rau Eisbrenner, ich b<strong>in</strong> zwar noch nicht<br />

getauft, aber …, aber …“, hier sche<strong>in</strong>en<br />

ihm erst die Worte zu fehlen für das, was<br />

ihm so wichtig ist, doch dann platzt es<br />

selbstbewusst und sicher aus ihm heraus:<br />

„ …, aber ich b<strong>in</strong> immer Christ für Gott.“<br />

E<strong>in</strong> Bekenntnis, wie es schöner nicht se<strong>in</strong><br />

kann. Es zeugt von unbed<strong>in</strong>gtem Vertrauen<br />

zu diesem Gott, von dem er aus den<br />

biblischen Erzählungen gehört hat. Dafür<br />

steht R. e<strong>in</strong> – auch wenn er nicht getauft<br />

ist.<br />

Ich stelle mir vor, dass wir Christ<strong>in</strong>nen und<br />

Christen zu „Herzenssehern“ werden und<br />

K<strong>in</strong>dern und amilien wirklich e<strong>in</strong>en Ehrenplatz<br />

geben – wie Jesus damals.<br />

„Ich liebe die K<strong>in</strong>der, sagt Gott, ich will,<br />

dass alle ihnen gleichen. Ich liebe nicht<br />

die Alten, sagt Gott, es sei denn, sie wären<br />

noch K<strong>in</strong>der. Außerdem will ich nur<br />

K<strong>in</strong>der <strong>in</strong> me<strong>in</strong>em Reich, das ist beschlossen<br />

seit ewig. Verschrumpfte K<strong>in</strong>der, bucklige<br />

K<strong>in</strong>der, verrunzelte K<strong>in</strong>der, weißbärtige<br />

K<strong>in</strong>der, alle Arten von K<strong>in</strong>dern, wie<br />

ihr wollt, aber K<strong>in</strong>der, nichts als K<strong>in</strong>der.<br />

Da gibt es ke<strong>in</strong> Zurück mehr; das ist beschlossen,<br />

es gibt ke<strong>in</strong>en Platz für die<br />

anderen.“ (Michel Quoist)

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