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Verbrennungen - FINeST

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Querschnittsbereich 8 - Notfallmedizin<br />

Vorlesung für das 3. Klinische Semester<br />

18. Februar 2011<br />

Notärztliche Versorgung<br />

von Brandverletzten<br />

Prof. Dr. O. Habler<br />

Klinik für Anästhesie, Operative Intensivmedizin<br />

und Schmerztherapie<br />

Krankenhaus Nordwest GmbH


Häufigkeit schwerer <strong>Verbrennungen</strong><br />

ca. 15.000 Patienten / Jahr<br />

davon 30% Intensivtherapie-pflichtig<br />

2005: 622 Todesfälle


Häufigkeit schwerer <strong>Verbrennungen</strong><br />

ca. 1% aller Notarzteinsätze


Häufigkeit schwerer <strong>Verbrennungen</strong><br />

70 Tote<br />

450 Schwerstverletzte<br />

Ramstein, 28.8.1988


Häufigkeit schwerer <strong>Verbrennungen</strong><br />

250 Wohnungsbrände/Jahr<br />

50 Brandverletzte/Jahr<br />

in Frankfurt am Main


Häufigkeit schwerer <strong>Verbrennungen</strong><br />

Häuslicher Unfall<br />

48%<br />

Arbeitsunfall<br />

34%<br />

Sonstige 2%<br />

Verkehrsunfall 6%<br />

Suizid 9%


Notärztliche Versorgung Brandverletzter<br />

Bei Ankunft am Brandort:<br />

Kontaktaufnahme mit Einsatzleitern FW und RD<br />

gemeinsame Lage-Beurteilung<br />

evtl. Nachforderung von Rettungsmitteln<br />

evtl. Nachforderung der ÖEL (LNA + OrgL)<br />

Warten


Notärztliche Versorgung Brandverletzter<br />

Basisdiagnostik:<br />

Bewußtsein<br />

Atmung<br />

Kreislauf


Notärztliche Versorgung Brandverletzter<br />

Erste Maßnahme:<br />

O 2 - Zufuhr<br />

6 - 10 l/min


Notärztliche Versorgung Brandverletzter<br />

“Hitzespeicher” entfernen<br />

Glimmende Kleidungsreste<br />

Eingebrannte Kleidung umschneiden


Notärztliche Versorgung Brandverletzter<br />

Aktive Kühlung mit “Kaltwasser” ?<br />

Reduktion der Verbrennungstiefe ?<br />

(Memo: kritische Gewebe-T° = 52°C)<br />

Nur effektiv innerhalb der ersten 2 min !


Notärztliche Versorgung Brandverletzter<br />

Cave: Hypothermie !<br />

V.a. bei %VKOF > 20%


Notärztliche Versorgung Brandverletzter<br />

Keine Reinigung von Brandwunden!


Notärztliche Versorgung Brandverletzter<br />

Wärmung !<br />

z.B. Burn-Pack ®


Notärztliche Versorgung Brandverletzter<br />

Erweiterte Diagnostik:<br />

Inhalationstrauma ja/nein<br />

Verbrennungs-Ausmaß (%VKOF)<br />

Verbrennungs-Tiefe (Grad I - IV)<br />

Begleitverletzungen<br />

Vollständiges Entkleiden des Patienten


Inhalationstrauma (IHT)<br />

1) Thermische Schädigung<br />

der oberen und unteren Luftwege<br />

Ödem<br />

2) Rauchgasinhalation<br />

(Reizgase, CO- und Zyanid-Intoxikation)<br />

CO-Hb<br />

Blockade der<br />

Atmungskette


Inhalationstrauma (IHT)<br />

Symptome<br />

Verrußung von Gesicht und Mundhöhle<br />

Verbrennung von Lippen, Gesichtsbehaarung<br />

Husten, Heiserkeit<br />

Dyspnoe, Stridor<br />

Hypoxämie, Zyanose (aber cave: CO)


Inhalationstrauma (IHT)<br />

Therapie (I)<br />

O 2 -Zufuhr<br />

Inhalation von ß 2 -Mimetika (Berotec ® -Spray)<br />

Inhalation von Kortikoiden (Auxiloson ® -Spray) (??)<br />

Evtl. Intubation, Beatmung mit 100% O 2


Inhalationstrauma (IHT)<br />

Therapie (II)<br />

4-DMAP (Met-Hb Bildner)<br />

0.5 mg/kg iv<br />

Natrium-Thiosulfat (Thiozyanat-Bildner)<br />

150 - 250 mg/kg iv<br />

Bindung von Zyaniden


Ausmaß der Verbrennung (%VKOF)<br />

“9er - Regel”<br />

oder<br />

Handfläche d. Patienten<br />

- 1% VKOF


Verbrennungs-Tiefe<br />

Epidermis<br />

Dermis<br />

Corium<br />

Subcutis<br />

Faszie, Muskel<br />

I<br />

IIa IIb III IV


Prognose Brandverletzter quoad vitam<br />

Abbreviated Burn Severity Index (ABSI)<br />

Geschlecht<br />

Inhal.-Trauma (j/n)<br />

%VKOF<br />

Drittgradige Verbrennung (j/n)<br />

Zusatzerkrankung


Prognose Brandverletzter quoad vitam<br />

Faustregel: 100er - Regel<br />

Akute Lebensgefahr bei:<br />

%VKOF + Alter > 100


Notärztliche Versorgung Brandverletzter<br />

Sicherung der Atemwege<br />

Volumentherapie<br />

Sicherung der Gewebeoxygenierung<br />

Schmerztherapie<br />

Transport


Sicherung des Atemweges<br />

Indikation zur Intubation<br />

Bewußtlosigkeit<br />

Schweres Inhalationstrauma<br />

Dyspnoe, Bronchokonstriktion, Hypoxämie<br />

VKOF > 50%<br />

III-gradige Gesichtsverbrennung<br />

Schnell fortschreitende Ödembildung


Verbrennungs-Schock<br />

SIRS<br />

(systemic inflammatory response syndrom)<br />

Mediatoren-Freisetzung<br />

(Cytokine, Bradikinin etc.)<br />

Vasodilatation, erhöhte Gefäßpermeabilität<br />

Ödeme, Hypovolämie, Schock<br />

Multi-Organversagen (MOV)


Volumentherapie<br />

Kristalloide Lösungen<br />

4 ml / kg KG / %VKOF pro Stunde<br />

Faustregel: 1000 - 2000 ml/Std<br />

Kolloidale Lösungen (?)


Sicherung der Gewebeoxygenierung<br />

Rauchgasinhalation<br />

Frühzeitige Intubation<br />

Beatmung mit reinem Sauerstoff (FiO 2 1.0)<br />

4-DMAP (Met-Hb Bildner)<br />

Natrium-Thiosulfat (Thiozyanat-Bildner)


Schmerztherapie<br />

S-Ketamin 0.5 - 1 mg/kg iv; 5 mg/kg im<br />

oder<br />

Fentanyl 2 - 3 µg/kg iv (80 kg: 0.1 - 0.2 mg)<br />

Novalgin 40 mg/kg iv (80 kg: 2.5 g)<br />

als Kurzinfusion


Notärztliche Versorgung Brandverletzter<br />

Sicherung der Atemwege<br />

Volumentherapie<br />

Sicherung der Gewebeoxygenierung<br />

Schmerztherapie<br />

Transport


Zentrum für Schwerverbrannte<br />

Grad I-IIa und VKOF > 20% (Erwachsener)<br />

Grad I-IIa und VKOF > 10% (Kinder < 10J)<br />

Schweres Inhalationstrauma<br />

Beteiligung von Gesicht, Händen, Füßen, Genitale,<br />

Perineum, Mammae<br />

Elektrotrauma<br />

Indikation<br />

Grad > IIb (unabhängig von VKOF)


Zentrum für Schwerverbrannte<br />

Verlegung direkt vom Unfallort wenn:<br />

Zentrum innerhalb 1 h erreichbar<br />

Sicherer Atemweg<br />

Kreislaufstabilität<br />

Zuverlässiger iv-Zugang


Zentrum für Schwerverbrannte<br />

Betten-Zuweisung<br />

BRD: ~ 100 Schwerstverbrannten-Betten<br />

Bundesweit zentrale Verteilung<br />

Verbrennungszentrale Hamburg<br />

Tel.: 040-42851-3999


Querschnittsbereich 8 - Notfallmedizin<br />

Vorlesung für das 3. Klinische Semester<br />

18. Februar 2011<br />

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Prof. Dr. O. Habler<br />

Klinik für Anästhesie, Operative Intensivmedizin<br />

und Schmerztherapie<br />

Krankenhaus Nordwest GmbH

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