Stigmatisierung - keine Randerscheinung, Regenbogen-Cup 2010
Stigmatisierung - keine Randerscheinung, Regenbogen-Cup 2010
Stigmatisierung - keine Randerscheinung, Regenbogen-Cup 2010
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Aber als er den Kopf hob und ihn in Richtung des Unruhestifters drehte, da saß da das zierlichste,<br />
hübscheste, zum herzzerreißen-schöne und vor Lieblichkeit strahlende Fräulein, das er<br />
je gesehen hatte. Welch eine Kraft erfüllte ihn da, die ihn in seinem Innersten traf und ihn ausfüllte<br />
bis in die Zehenspitzen! Wie wenn man einen Lichtschalter anknipste, so war ihr Anblick<br />
für ihn. Wie ein Funke, der sein Herz entzündet hatte und zum brennen brachte. So sehr entbrannte<br />
sein Herz, dass alle Energie in ihm nun wohl von seinem Herz aus seinen Gliedern gesogen<br />
wurde und dafür aber, als fauchende Sonnenwinde aus seinem Herz hervor stob.<br />
Er wusste nicht was er denken sollte, er wusste nicht was er sagen sollte, er wusste nicht einmal<br />
ihren Namen. Kurz: Er wusste gar nichts mehr! Er saß nur da und starrte sie an, wie ein<br />
gerade erwachtes Opossum. Unfähig zu reden, sich zu bewegen, oder auch nur zu zwinkern.<br />
Der Zauber der Liebe hatte sich auf ihn gelegt.<br />
Die junge Frau merkte das recht schnell. Auch sie spürte eine angenehme Hitze in der Brust,<br />
allerdings eher eine Glut als ein Feuer. Herzlich geschmeichelt, begann sie zu lächeln und kicherte<br />
kurz. Dies brachte den Mann dazu, aus seiner Trance auf zu wachen. Sie sah ihm tief in<br />
die Augen… er versank darin und das Feuer seines Herzens wurde gelöscht.<br />
Sie hauchte ihm ein glühendes „Hallo!“ auf seine Nasenspitze zu und begann zu reden: „Euch<br />
kenne ich wohl! Lange schon beobachte ich euch, wie ihr durch den Park lauft. Nun endlich<br />
habt ihr auch mich bemerkt.“ Der Mann rang und kämpfte und … gewann! Sein Mund öffnete<br />
sich und heraus schlüpfte ein: „Sehr fer-freulich!“ Sie musste kichern. „Oh! Ich meine erfreulich!<br />
Ja sehr sogar!“ Sie stand auf und nahm seine Hand. Er ließ mit sich geschehen und<br />
Hand in Hand gingen sie durch den Park spazieren. Die junge Frau bedrängte ihn nicht mit<br />
Worten oder Gesten, nein sie ließ ihn reden. Er hatte auch zu reden, denn er fragte nun eine<br />
Frage nach der anderen: Woher sie stammt, welche Lieblingsfarbe sie wohl habe? „Nein! Lassen<br />
sie mich raten! Grün richtig?“ Beiden fiel gar nicht auf, dass er, der doch sonst alles gewusst<br />
hatte, nun auf einmal vor Fragen und Spannung auf die Antworten, kaum noch Luft<br />
holte! Beide freuten sich auf ihr nächstes Treffen, doch tat ihnen der Abschied sehr weh, sie<br />
konnten es nämlich nicht abwarten, sich wieder zu sehen.<br />
Der Mann musste ständig an sie denken, aber er versuchte trotzdem zu arbeiten. Oh weh! Es<br />
gelang ihm wohl, sich zu konzentrieren auf seine Arbeit, doch irgendwie fielen ihm <strong>keine</strong> Antworten<br />
mehr ein, auf die vielen Fragen! Also und da er so beflügelt war vor Glück, schrieb er<br />
die unlogischsten und verrücktesten Antworten. Ein Kaufmann schrieb ihm: Wieso betrügt<br />
mich meine Frau? Er antwortete: 1 + 1 = 2.<br />
Die Tage gingen ins Land und was aus ihnen wurde weiß ich nicht, doch so viel soll noch gesagt<br />
sein: Jetzt da er nichts mehr wusste, hatte er sehr viel Lust am neu Lernen, was denn vor<br />
allem für ihn wichtig ist und Sinn macht im Leben. Auch schien es ihm so, dass, je mehr er sich<br />
und seine Frau verstand umso besser verstand er auch alles andere.<br />
regenbogen-report 01•10 33