Stigmatisierung - keine Randerscheinung, Regenbogen-Cup 2010

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Ich wohne in einer Regenbogen WG. Gerne schreibe ich auch Gedichte. So auch ein Gedicht, in dem ich meinen Gedanken über die jetztige wirtschaftliche Situation Ausdruck geben konnte. Dieses Gedicht habe ich dann einem Betreuer der WG, in der ich wohne, gezeigt.Seine Antwort war lediglich: "Und dieses Gedicht haben wirklich Sie selbst geschrieben?" Durch diese Aussage fühle ich mich stigmatisiert. Sogar in der WG, von einem Betreuer, zu dem ich eigentlich Vertrauen haben müßte. Dieses Vertrauen schrumpft natürlich durch solche Vorkommnisse. Man fragt sich dann, wird ein psychisch angeschlagener, der in einer WG wohnen muß, auch für dumm gehalten? Kann der nicht in der Lage sein zu dichten? Auf der anderen Seite ist es natürlich auch ein Kompliment für einen Bewohner einer betreuten WG, ein Gedicht zu texten, dass einem der Betreuer aus welchen Gründen immer (Stigmatisierung?) nicht zutraut. Franz Wild Wirtschaftskrise, Rezession und Depression der Pleitegeier kreist über der Region die Inkassoeintreiber lauern schon Pfandhäuser haben Hochkonjunktur horten Schmuck, Gold und Diamanten, für sowieso schon reiche Schnäppchenjäger - nur Vorstädte wie ausgestorben was ist aus den blühenden Landschaften geworden? Großfamilien sind längst in alle Winde verstreut Omas und Opas Haus wird von Pflegediensten und Altenheimen vertreut So manche Wohnung mehr bleibt dunkel und kalt Energiekosten werden nicht mehr bezahlt Discounter- und Getränkemärkte überall verstopfen die Glascontainer mit Knall und Fall der schnelle Flachmann wird zum Fitnesstrainer Schnaps wars, Wein und Bier jetzt bist du angekommen Hartz Vier 30 regenbogen-report 01•10
Meine Meinung Kolumne von Christine Numberger Psychiatrie - eine Gesellschaft innerhalb der Gesellschaft Eine Gesellschaft innerhalb der Gesellschaft. Stigmatisierung innerhalb der von der Psychiatrie Betroffenen, seien es Ärzte, Pflegepersonal, Patienten, Bewohnern einer WG, Putz- und Küchenpersonal. Die Psychiatrie ist in gewisser Weise eine Gesellschaft außerhalb der Gesellschaft. Ich fange erst einmal bei mir an mit der Stigmatisierung. Zum einen: Zu einer gewissen Zeit schaute ich auf andere Frauen oder Männer herunter und habe ein Feindbild aufgebaut, jeden als Feind angesehen und sogar verachtet und war gehässig. Bis ich mich eines Besseren belehren ließ. Ich habe psychische Probleme. Ich werde stigmatisiert, was mich verunsichert hat und dachte, es wäre mein Fehler, dass ich psychische Schwierigkeiten habe, und habe gedacht, dass ich mit "Gesunden" nicht mithalten kann und dass sie mich mit Recht stigmatisieren, bis ich so weit kam festzustellen, was ich alles geleistet habe während meiner Krankheit, dass ich etwas wert bin. Gezeigt haben mir das die Menschen mit psychischen Schwierigkeiten, die mich annahmen, obwohl ich zu ihnen vorher gehässig war und auf die ich heruntergeschaut habe. Sie haben mir verziehen und waren sehr freundlich und haben mich für ernst genommen, gefragt, wie es mir geht, usw. Das ist eine Reaktion, die in der "gesunden" Gesellschaft nicht so oft vorkommt, was eigentlich wünschenswert wäre. Ich fühlte mich bestätigt und habe mir gedacht, Menschen mit psychischen Schwierigkeiten sind sehr, sehr menschlich. Ich habe auch so meine Menschlichkeit kennen gelernt und mich respektieren und lieben gelernt. Diese Menschen haben mir gezeigt, dass sie trotz vieler Fähigkeiten und Können das Pech hatten, in die Psychiatrie zu kommen. Ich fing an, meine Fähigkeiten, die ich früher als Kind und Jugendliche hatte, wo ich mich teilweise auch als Außenseiterin gesehen habe, wieder zu entdecken und dass die Zeit in der Psychiatrie nicht umsonst war, weil ich viel gelernt habe und meine Fähigkeiten und Begabungen erkannt und auch in einem kleinen Rahmen, nämlich im Rahmen der Psychiatrie, meine Fähigkeiten und Begabungen verwirklichen konnte, wovon ich früher nur geträumt habe. Ich arbeite als Spülerin im Cafe, als Journalistin für den Regenbogen-Report, als Malerin und als Englischlehrerin. Eigentlich könnte ich damit zufrieden sein, weil die Qualität, so sage ich mal, genauso gut ist, wie von Menschen in der "gesunden" Gesellschaft. Doch was treibt mich nach draußen. Erstens möchte ich, auch wenn ich mich nicht mehr stigmatisiere, wie ich es vor meiner Psychiatrieerfahrung tat, wo ich gedacht habe ich wäre nicht anerkannt, obwohl ich anerkannt war, auf viel Verständnis gestoßen bin, so möchte ich doch denen beweisen, die auf mich heruntergeschaut haben, beweisen, dass ich Erfolg habe. Hauptsächlich ist aber die Tatsache, dass es unter den Patienten so fiese Typen gibt, dass man es kaum glauben mag. Es gibt viele, die auf einem rumhacken, wenn es einem schlecht geht, d.h. verwünschen, verbal angreifen, usw. Geht es einem gut, wird man akzeptiert, man ist freundlich, doch von so einigen gehasst, angefeindet. Ist man so gut wie gesund, wird es einem manchmal nicht gegönnt. Ich sehe alle Aufenthalte in Kliniken als eine Chance an, mich zu entwickeln, meine Fähigkeiten zu entwickeln, trotz enormer seelischer Schwierigkeiten und manchmal hohem Leidensdruck. Ich habe sehr interessante und auch liebenswerte Menschen kennengelernt. Außerdem habe ich mein Wertesystem als auch meine Prioritäten anders gesetzt… regenbogen-report 01•10 31
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Seite 13 und 14: Psychisch Gesunde sind immer: • b
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