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Stigmatisierung - keine Randerscheinung, Regenbogen-Cup 2010

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Der Wohnungsmangel sollte so behoben werden,<br />

dass 3,5 Millionen Wohnungen bis zum Jahr 1990<br />

neugebaut oder ausgebaut werden sollten. Von den<br />

Frauen waren mehr als 90 Prozent berufstätig - so<br />

folgte ein Programm der Frauenförderung: Lange<br />

Versäumtes sollte dadurch nachgeholt werden, dass<br />

ein bezahltes Babyjahr eingeführt wurde, die Kinderkrippen<br />

und Kindergärten ausgebaut wurden<br />

sowie eine Vielzahl von beruflichen Qualifizierungsmaßnahmen<br />

zur Verfügung gestellt wurden.<br />

Probleme in den 80er Jahren<br />

Es zeigte sich, dass das ehrgeizige sozialpolitische<br />

Programm die DDR-Wirtschaft überforderte. Ein<br />

großer Teil der Staatseinnahmen wurde für den<br />

Wohnungsbau eingesetzt; für notwendige Investitionen<br />

in die Industrie reichten die Mittel nicht<br />

aus. Devisen wurden dringend benötigt. Um sich<br />

diese Devisen beschaffen zu können, wurden Produkte<br />

auf dem Weltmarkt verramscht - zu Preisen,<br />

die unter den Produktionskosten lagen.<br />

Die Bürokratie der DDR war maßlos aufgebläht.<br />

Sie war unproduktiv - und damit teuer - und wirkte<br />

sich hemmend auf Wirtschaft und Gesellschaft<br />

aus. Die Altbausubstanz zerfiel, sowohl was Wohnungen<br />

betraf als auch Industrieanlagen.<br />

Die Unzufriedenheit vieler Bürger mit den Lebensbedingungen<br />

sollte sich nicht Luft machen<br />

können - dies sollte mit Hilfe eines weit verzweigten<br />

Staatssicherheitsdienstes (Stasi) verhindert<br />

werden. Dieser Unterdrückungsapparat wurde im<br />

Volksmund »die Firma« oder »Horch und Guck«<br />

genannt.<br />

Das »magische Jahr« 1989<br />

Am 19. Januar 1989 sprach Erich Honecker die<br />

folgenden Worte:<br />

»Mit dem Bau des antifaschistischen Schutzwalls<br />

im Jahre 1961 wurde die Lage in Europa stabilisiert,<br />

der Frieden gerettet. [ ... ] Die Mauer wird [<br />

... ] so lange bleiben, wie die Bedingungen nicht<br />

geändert werden, die zu ihrer Errichtung geführt<br />

haben. Sie wird in 50 und auch in 100 Jahren<br />

noch bestehen bleiben, wenn die dazu vorhanden<br />

Gründe noch nicht beseitigt sind. Das ist<br />

schon erforderlich, um unsere Republik vor Räubern<br />

zu schützen. [ ... ]«<br />

Noch am 7. Oktober 1989 feierte die Parteiführung<br />

den 40. Jahrestag der Gründung der DDR -<br />

den ersten sozialistischen Staat auf deutschem<br />

Boden.<br />

Es war nicht gelungen, den Sozialismus in den<br />

Köpfen und Herzen der Menschen zu verankern.<br />

Viele wollten nicht länger Demütigungen ertragen<br />

und forderten ihre Freiheitsrechte ein. Beispielsweise<br />

kam es in Leipzig an Montagen im Jahr 1989<br />

zu regelmäßigen Demonstrationen mit Tausenden<br />

Teilnehmern. Reisefreiheit wurde ebenso gefordert<br />

wie freie Wahlen und das Ende des SED-Regimes.<br />

Immer öfter war die Parole »Wir sind das Volk!«<br />

zu hören.<br />

Am 9. November 1989 öffnete die SED die<br />

Grenze zu Westberlin und zur Bundesrepublik.<br />

Über die näheren Umstände haben Sie sich vermutlich<br />

in den Medien informiert. Auf einmal war<br />

die früher praktisch unüberwindliche Grenze Geschichte<br />

- die Mauer war - im übertragenen Sinne<br />

- »gefallen«.<br />

Am 3. Oktober 1990 wurde die Vereinigung der<br />

ehemaligen DDR mit der BRD vollzogen.<br />

Quelle:<br />

Telekolleg II - Geschichte II, Ausgabe von 1997<br />

Bearbeitet von Gert Stocker<br />

regenbogen-report 01•10 29

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