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EVANGELISCHES BERATUNGSZENTRUM - EBZ München

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Jugendlichen-Chats. Hier outen sich auch minderjährige<br />

Eltern und lassen sich unterstützen. Die Chats mit offenen<br />

Themenangeboten werden ergänzt durch Themenchats,<br />

die sich intensiv einem aktuellen Thema widmen, wie etwa<br />

den Fragen zur Entwicklung, zu speziellen Fragen, die das<br />

Jugendalter oder spezielle Lebensumstände oder bestimmte<br />

Symptome betreffen. Hierbei wird versucht am Puls der Zeit<br />

zu sein, und den Anliegen der Ratsuchenden gerecht zu<br />

werden. Die Themenchats werden neben der herkömmlichen<br />

Moderation auch durch Expert/innen ergänzt, seit einiger<br />

Zeit gibt es daher auch extra Themen-Chat-Wochen. Wichtig<br />

bei den Chats ist, dass die Teilnehmer/innen auch die<br />

Möglichkeit haben, sich nur passiv zu beteiligen und so von<br />

den Erfahrungen der Aktiven zu partizipieren. Die offenste<br />

und damit niederschwelligste Form des Angebots stellt aber<br />

das Forum dar, dort können auch nicht angemeldete Gäste<br />

sich Informationen zu speziellen Themen holen, die andere<br />

in Frageform vorab gepostet haben. Die Fragestellungen<br />

der Ratsuchenden sind hierbei genauso vielfältig wie die<br />

Kommentare der Lesenden.<br />

Niederschwelligkeit<br />

Für jemanden, der Vorurteile oder Befürchtungen vor einer<br />

Beratung hat, sind die niederschwelligen Beratungsformen<br />

sicherlich die Hilfreichsten um Vorbehalte abzubauen. Die<br />

virtuelle Beratung wird daher z.B. von Jugendlichen genutzt,<br />

die im realen Leben einer Vielzahl von Gewalterfahrungen<br />

ausgesetzt waren und sich daher in eine anonyme Welt<br />

geflüchtet haben, in der sie sich geschützter fühlen, ohne<br />

auf ihre Sehnsucht nach Austausch und sozialer Teilhabe,<br />

verzichten zu müssen. Ein Blick auf deren Nicknames macht<br />

dies deutlich. Sie nennen sich „Blackangel“, „Lonelyflower“,<br />

„borderline“, „träne“, „cry“, „DeathSoul“, „lonelyheart“,<br />

„BloodyAngel“ oder „looser“ und machen dadurch deutlich,<br />

was in ihnen vorgeht bzw. auf welchem Erfahrungshintergrund<br />

die Hilfesuche erfolgt. Dementsprechend sind sie in den<br />

offenen Forenbereichen und in den Gruppenchats sehr<br />

vorsichtig, was das Thematisieren von Gewalterfahrungen<br />

durch andere Jugendliche anbetrifft, wohl wissend, dass<br />

sie sich sonst wieder angreifbar machen und erneut<br />

gewalttätigen Attacken ausgesetzt sein könnten. Dennoch<br />

ist ihre Sehnsucht gesehen und anerkannt zu werden so<br />

groß, dass sie immer wieder sehr viel Persönliches von sich<br />

preisgeben und die eigentlich gewählte Anonymität von<br />

sich aus verlassen, indem sie versuchen, auch reale Kontakte<br />

aufzubauen. Dementsprechend groß ist die Verantwortung<br />

der professionellen Moderator/innen der Chats und der Foren,<br />

höchst achtsam und sensibel zu prüfen, wann und wie sie<br />

bei Grenzverletzungen einschreiten müssen. Bei den Berater/<br />

innen und Moderator/innen in der virtuellen Beratungsstelle<br />

der bke handelt es sich daher ausschließlich um erfahrene<br />

Berater/innen, die diesbezüglich sehr gut fortgebildet wurden<br />

und in einem kontinuierlichen kollegialen Austausch stehen.<br />

Grenzerfahrung<br />

Die Ratsuchenden werden von vornherein darüber<br />

aufgeklärt, dass sie sich an die Regeln halten müssen. Hierzu<br />

gehört der achtsame Umgang mit persönlichen Daten, da<br />

außer im Bereich der Mail-Beratung und der Einzelchats<br />

kein absoluter Schutz möglich ist, da die Personen ihre<br />

Identität und ihren Account immer wieder ändern können.<br />

Außerdem hinkt man als Administrator/in einer solchen<br />

Beratungsplattform permanent hinterher, was das Editieren<br />

anbelangt, da die Datenfülle sehr groß und der Datenfluss<br />

sehr schnell vonstatten geht. Daher muss man immer sehr<br />

sensibel abwägen, wann man wie einschreitet, weil man<br />

sonst massiver Kritik im Hinblick auf Möglichkeit der freien<br />

Meinungsäußerung vonseiten der Jugendlichen ausgeliefert<br />

ist. Dies gilt auch für die Chat-Moderation, insbesondere<br />

für den Bereich des „Flüsterns“, d.h. der persönlichen<br />

Kontaktaufnahme im Chat, ohne dass die Kommunikation im<br />

öffentlichen Bereich sichtbar wird. Dennoch wird auch von<br />

den User/innen eingefordert, dass die Moderator/innen sich<br />

um eine adäquate Form der Grenzsetzung bemühen.<br />

Prävention<br />

Auch im Hinblick auf die Prävention scheint die virtuelle<br />

Form der Beratung sehr geeignet zu sein, da wichtige Aspekte<br />

erfüllt werden:<br />

- Die Teilnehmer/innen werden dort abgeholt, wo sie sind,<br />

im Internet.<br />

- Das Angebot ist anonym.<br />

- Das Angebot ist niederschwellig.<br />

- Es gibt einen leichten Zugang zu Informationen.<br />

- Auch die passive Teilhabe ist möglich.

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