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c. Festlegung durch den Erblasser<br />

69 Der Erblasser kann das Honorar im Testament festlegen; mangels Gerichtspraxis<br />

umstritten ist allerdings, ob zu tiefe bzw zu hohe Honorare nach oben bzw nach unten<br />

angepasst werden können/müssen, was in konsequenter Fortführung der Rechtsprechung<br />

(Kontroll-Rechnung, s N 68) der Fall ist. Ein zu hohes Honorar kann unter Umständen als<br />

Vermächtnis auszulegen sein (AppGer BS, Entscheid AZ-2006-28 vom 7.9.2007, E 2.2).<br />

7. Verantwortlichkeit<br />

70 Zivilrecht: Der Willensvollstrecker hat sein Amt getreulich und sorgfältig auszuführen<br />

(OR 398 II). Er hat dabei die ihm eigenen Sachkenntnisse anzuwenden und die ihm eigenen<br />

Berufspflichten zu beachten (ZR 1971, Nr 72: Anwalt). Bei einer schuldhaften Verletzung<br />

dieser Pflichten (BGE 5C.277/2000 E 4a; BVR 1984, 239 E 9) haftet er den Erben analog nach<br />

OR 398 ff (BGE 5C.311/2001; 101 II 47, 53 f) und OR 97 ff (Rep 1990, 190); mehrere<br />

Willensvollstrecker haften solidarisch (OR 403 II). Zur Klage legitimiert ist jeder<br />

einzelne Erbe (KGer GR, Entscheid ZF-08-21-25 vom 19.5.2008, E 2b). Kasuistik:<br />

BGE 5C.119/2004: Kurszerfall; BGE 108 II 539: Haus-Verkauf; KGer GR, Entscheid ZF-08-21-25<br />

vom 19.5.2008: fehlende Versicherungsdeckung; AB-SH 1997, 147: Zwangsverwertung einer<br />

Liegenschaft. Der Schadenersatzanspruch steht den Erben gesamthaft zu (BGE 52 II 195,<br />

199). Der Erblasser kann den Willensvollstrecker nicht von seiner Haftung befreien (KARRER,<br />

BSK ZGB 518 N 11). Zuständig ist das ordentliche Gericht (Rep 1982, 370; N 92) am Wohn- bzw<br />

Geschäftssitz des Willensvollstreckers. Die Verjährungsfrist beträgt idR zehn Jahre. Zur<br />

Vermeidung der Haftung s KÜNZLE, BK ZGB 517 - 518 N 438 ff. Zur Versicherbarkeit s FUHRER,<br />

107 ff.<br />

71 Strafrecht: Zu prüfen sind etwa ungetreue Geschäftsbesorgung (StGB 158; BGE<br />

6B_105/2008: Aushändigung von Schmuck) und Veruntreuung (StGB 138; BGE 6S.287/2003;<br />

6S.398/2004). Zum Steuerstrafrecht s N 43.<br />

8. Das Ende der Willensvollstreckung<br />

a. Gesetzliche Beendigungsgründe<br />

72 Die Willensvollstreckung kennt keine vom Gesetz bestimmte Dauer (SJ 1937, 330), der<br />

Erblasser kann die Dauer aber beschränken (KARRER, BSK ZGB 517 N 4).<br />

73 Die Willensvollstreckung darf nur dann auf Dauer angelegt werden, (i) wenn sie nicht<br />

die verfügbare Quote betrifft (BGE 87 II 355, 363; 51 II 49, 55), (ii) wenn sie mit dem<br />

Tod des betroffenen Erben endet oder (iii) wenn der Erbe (in einem Erbvertrag) zugestimmt<br />

hat.<br />

74 Die Willensvollstreckung erlischt (analog OR 405 I) mit dem Tod und der<br />

Handlungsunfähigkeit des Willensvollstreckers (BGE 113 II 121, 125) bzw der Auflösung/dem<br />

Erlöschen der als Willensvollstreckerin tätigen juristischen Person oder<br />

Personengemeinschaft (JUCHLER, 118). Im Falle der Rechtsnachfolge geht die<br />

Willensvollstreckung auf eine Rechtsnachfolgerin über (KÜNZLE, BK ZGB 517 – 518 N 377).<br />

b. Gewillkürte Beendigungsgründe<br />

75 Die Willensvollstreckung endet mit der Absetzung des Willensvollstreckers durch die<br />

Aufsichtsbehörde (N 90) oder das Gericht (N 92: Interessenkollision), mit der<br />

Ungültigerklärung des Testaments (ZGB 519) oder dem Auftauchen eines späteren Testaments<br />

mit einem anderen oder keinem Willensvollstrecker (JUCHLER, 115). Die Erben können den<br />

Willensvollstrecker nicht absetzen, auch nicht durch einstimmigen Beschluss (JUCHLER, 120<br />

f).<br />

76 Die Willensvollstreckung endet zudem mit der Erledigung des «Auftrags» (BGE 5P.59/2000<br />

E 3a: Vollzug des Erbteilungsvertrags; PKG 2003, Nr 34) oder der Erschöpfung des<br />

Nachlasses. Wenn nachträglich Erbgut auftaucht, lebt die Willensvollstreckung wieder auf.<br />

77 Der Willensvollstrecker kann jederzeit (LGVE 2002 I, Nr 47) kündigen (OR 404 I; BVR 1984,<br />

239; BREITSCHMID, Stellung, 156). Diese Erklärung ist an die zuständige kantonale Behörde<br />

(N 9) zu richten, nicht an die Erben. Wenn der Erblasser keinen Ersatz-Willensvollstrecker<br />

(N 7) ernannt hat, ist die Teilung nun von den Erben durchzuführen.

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