holland special: delsin / rushhour / clone co. dapayk padberg - De:bug
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ALBEN<br />
V.A. - STRANGE FUNKY GAMES & THINGS<br />
[BBE - ROUGH TRADE]<br />
Seit einigen Jahren wartet die “Strange Games…”-<br />
Reihe auf BBE in unregelmäßigen Abständen mit<br />
Samplern auf, welche verzweifelte Beatdigger und<br />
Rare-Groove Fans aufatmen lassen. <strong>De</strong>r neueste<br />
Teil ist nur am leicht abgewandelten Titel von<br />
seinen Vorgängern zu unterscheiden. Eingefl eischte<br />
Soulfans mögen unken, dass Stücke wie Michael<br />
Wy<strong>co</strong>ffs „Looking Up To You“ (den meisten<br />
als Basis für Zhanés „Hey Mr. DJ“ bekannt) Standardrepertoire<br />
sind und andere Stücke bereits auf<br />
anderen Samplern vertreten waren. Dies wird jedoch<br />
durch schwer zu fi ndende Tracks wie American<br />
Gypsy mit „Inside Out“ oder The Miracles mit<br />
„Do It Baby“ mehr als ausgeglichen. Von Anfang<br />
an hat sich „Strange Games...“ stets als Serie verstanden,<br />
die lockeren Geschichtsunterricht betreibt,<br />
indem Originale von heutigen Hits in einer<br />
lohnenswerten Kombination präsentiert werden.<br />
Das ist auch diesmal sehr gut gelungen.<br />
ECKSTEIN •••• -•••••<br />
GREG DAVIS & SEBASTIEN ROUX - PAQUET<br />
SURPRISE [CARPARK/30 - CARGO]<br />
Hier vermengen sich die Welten. Greg Davis vorwiegend<br />
handgemachte Klänge von akustischen<br />
Instrumenten wie Gong, Glockenspiel oder Kalimba<br />
vermischen sich mit elektronischen Spielereien<br />
des IRCAM-Programmierers Sebastien Roux. Es<br />
verbreitet sich ein sanfter und privater, stellenweise<br />
in Field-Re<strong>co</strong>rdings gebetteter Wohlklang,<br />
dem wohl nur besonders grobschlächtige Menschen<br />
nicht erliegen können. Musik fürs Herz, die<br />
sich in verspielten und überschaubaren Gefi lden<br />
abspielt und dabei so charmant, lebendig und<br />
auf unaufdringliche Art sogar organisch ist, wie<br />
es die Collage des Covers schon erahnen lässt.<br />
Dort herrscht ein reichhaltiges Gewusel aus Flora<br />
und Fauna, das vermutlich sogar manchen Fleischfresser<br />
eines besseren belehren könnte. www.<br />
carparkre<strong>co</strong>rds.<strong>co</strong>m<br />
PP ••••<br />
SUSANNE BROKESCH - EMERALD STARS<br />
[CHICKS ON SPEED RECORDS - HAUSMUSIK]<br />
Alle paar Jahre gibt es<br />
ein neues Album von<br />
Susanne Brokesch und<br />
immer wieder sind ihre<br />
Tracks so voller Überraschungen<br />
und so eigenwillig,<br />
ohne dass sich<br />
das von Album zu Album<br />
in einem wiederholten oder vertieften Sound<br />
niederschlagen würde, dass man sich eigentlich<br />
immer freut auf ein neues Album von ihr, und<br />
dass obwohl ihre Tracks gelegentlich schon mal<br />
ganz schön dunkel werden können. Aber anstatt<br />
sich in diese Stimmung zu versenken, streifen die<br />
Tracks das eher und bieten so eine Art Patchwork<br />
aus Stimmungen, in denen sie sich, glücklicherweise,<br />
nicht in eine Richtung entwickeln muss,<br />
sondern die verschiedensten Szenerien aufruft.<br />
Und das nicht etwa, weil es ein Potpourri aus<br />
Stilen wäre, sondern das Album schafft es, dabei<br />
dennoch sehr geschlossen zu wirken. Durchlässig<br />
wäre vielleicht das beste Wort. Nichts haftet hier<br />
fest, aber dennoch möchte man den Raum nicht<br />
mehr verlassen.<br />
BLEED •••••<br />
MAXIMUM JOY - UNLIMITED<br />
[CRIPPLED DICK HOT WAX]<br />
Das trifft sich bestens. Meine Lieblingsentdeckung<br />
auf dem GRLZ-Sampler von Crippled Dick Hot Wax<br />
war Maximum Joy. Jetzt schiebt das Label eine<br />
CD mit elf Tracks von 79-83 der vergnügten Tröt-<br />
DiY-Funker aus Bristol nach. Die Band um Janine<br />
Rainforth und Tony Wrafter passt als Missing Link<br />
zwischen den lärmigen Kaputtfunk von Rip, Rig<br />
& Panic und das Dis<strong>co</strong>funk-Gestolpere von ESG.<br />
Wenn sich antiautoritäre Punkhipster ihre Dis<strong>co</strong><br />
selbst zusammenbauen, kann eben nicht jeder<br />
Groove straff sitzen. Genau das ist mal wieder<br />
der Reiz. Bei Maximum Joy ist der Mix aus Funktionalität<br />
und kreativ chaotischer Ausgelassenheit<br />
aber so ausbalanciert, dass man sich gar nicht<br />
erst groß einen nostalgischen Mythos in die Musik<br />
hineindenken muss, sie passt auch heute ohne<br />
Verklärung überraschend gut.<br />
JEEP •••• -•••••<br />
PIER BUCCI - FAMILIA<br />
[CROSSTOWN REBELS - INTERGROOVE]<br />
Pier hätte diesen süßlichen hymnischen Track<br />
nicht an den Anfang seines Albums nehmen sollen.<br />
So denkt man doch immer, das beste ist<br />
schon gekommen und stellt nachher auf Autorepeat,<br />
dabei entwickelt sich das Album immer<br />
mehr zu einem der heitersten Minimalalben des<br />
Jahres und erzeugt immer wieder eine Stimmung,<br />
die einen das Ganze aufsaugen lässt als wäre<br />
es ein endlich trinkbares volles Glas Honig. Zirpend<br />
und frisch, als wäre für Pier eigentlich immer<br />
Fühling.<br />
BLEED •••••<br />
GUIDO MÖBIUS - DISHOEK<br />
[DEKORDER/13 - BROKEN SILENCE]<br />
Kraft seiner vermittelnden Position (Autopilot<br />
Musikverlag, Emphase Label) ist Guido Möbius<br />
Zentralgestirn eines kleinen Kosmos aus Musikern,<br />
die freundliche, frei fl ießend dahinträumende<br />
und doch hellwach konstruierte Musik mit einem<br />
Spielzimmer voll Instrumenten machen, unter<br />
denen Rechner und Elektronik nur zwei von<br />
vielen sind, und ohne jegliches Groove-Diktat<br />
einer Drummachine. Neun dieser Musikerfreunde<br />
sagen auf diesem kurzen, runden, konzentrierten,<br />
zweiten Soloalbum ohne Solostücke Guten Tag,<br />
allen voran Bettina Weber an der Violine. Raus<br />
kommt Musik, die einen nicht umhaut, sondern<br />
von hinten fl achlegt: Alles, auch die sperrigeren<br />
Sounds (selten! - manche Vocals vielleicht), fügt<br />
sich zu einem Paradiesgarten, an dem noch das<br />
kleinste Klangtierchen sein Plätzchen hat und<br />
furchtlos am geneigten Ohr knabbern darf. Am<br />
meisten begeistern mich die gegen Anfang und<br />
Ende der CD platzierten Stücke, in denen mittendrin<br />
Melodien aufstrahlen, die sie in kleine große<br />
Pophymnen erheben. Eine randvolle und gleichzeitig<br />
unaufgeregte halbe Stunde, an der ich mich<br />
gerade kaum satthören kann.<br />
MULTIPARA •••••<br />
DIALECT - INTERSECTION<br />
[DIALECT RECORDINGS]<br />
Eins der tapfersten und immer wieder überraschendsten<br />
Label in Frankreich ist wohl mit<br />
Sicherheit Dialect und ihre Sublabel Battle, E-<br />
Troneek und Art Brut. Ich kenne kein sonstiges<br />
kleines Labelimperium, das sich so geschickt<br />
quer durch alle Housedefi nitionen mit einer solchen<br />
schlafwandlerischen Sicherheit schlängelt<br />
und dabei so oft mitten in einer neuen <strong>De</strong>fi nition<br />
von Funk landet wie Dialect. Hier mit dabei Simon<br />
Says, Quizz, In Fused, Lindstrom, Tim Paris, Krikor,<br />
Ark, Riton, Instant Noodles und ein paar Remixer<br />
wie Chloé, Swag, Seelenluft und Charles Webster.<br />
Großartige Tracks von Anfang bis Ende, die eine<br />
verdammt turbulente Stunde versprechen.<br />
BLEED •••••<br />
MOD/ERN - COMPILED AND MIXED BY THE<br />
DEALERS OF NORDIC MUSIC<br />
[DNM - MCONNEXION]<br />
DNM ist für mich verbunden mit der ersten Gothenburg-House-Compilation.<br />
Die war sonnig und<br />
balearisch und mehr England, als das Minimalgeprägte<br />
Ohr vom Kontinent zu goutieren bereit<br />
war. Dann verfi ng sich mehreres in Lounge und<br />
Jazz. Mod/ern zeigt ganz andere Facetten von<br />
DNM. Vielleicht schon sehr vielsagend, dass Who<br />
Made Who, Lindstrom und Hakan Lidbo vertreten<br />
sind. Wavepunkigfunkydis<strong>co</strong>italo-Style schließt<br />
Mod/ern an den Sound an, der in den Überlanddis<strong>co</strong>s<br />
gespielt wird, weil sie denken, das läuft<br />
in den Metropolen. Haben sie ja Recht. Ich habe<br />
noch nicht den neuen Romero gesehen, aber in<br />
den Zombiedis<strong>co</strong>s weckt das garantiert auch die<br />
Lebensgeister. Und am Ende des Films sind die<br />
Zombies ja wohl die Sympathen, wenn ich das<br />
richtig verstanden habe.<br />
JEEP ••••<br />
MAMA BÄR / RUDOLF EB.ER - SPLIT [DSHMF]<br />
Mein lieber Herr Gesangsverein, das ist ja ‘ne<br />
mächtig dicke Wurst, die da auf unseren Turntables<br />
landet. Mama Bär loopt sich auf der A-<br />
Seite in unbekanntem Kauderwelsch, sabbert und<br />
krakeelt dazu, als ob bereits alles vorbei sei.<br />
Mitnichten - denn all der Dreck fängt jetzt erst<br />
auf, zieht sich in die Länge und zerbröselt dabei<br />
immer weiter alle schon zu Anfang verblasste<br />
Hoffnung auf ein schönes Ende. Eb.er, die alte<br />
Sau und Gewaltpornograf, gibt Speed dazu. Zwar<br />
quält er sich offenbar schon bei der Auswahl des<br />
Mama-Materials, das es zu durchdringen und<br />
verdauen gilt, und das, vom verätzten Hirn des<br />
wilden Mannes verarbeitet, nie mehr schlimmer<br />
saugen kann, als das, was da als Ergebnis vom<br />
Vinyl her kläppert. Aber Eb.er wäre nicht Eb.er,<br />
wenn da nicht tatsächlich ein Stück Wahrheit mitzappeln<br />
würde. <strong>De</strong>n Wunsch nach Kot und weißem<br />
Schaum vorm Mund kennt vielleicht nicht jeder,<br />
aber wie bescheuert wäre diese Welt ohne den<br />
Hinweis, dass Gestank, Übel und Gewalt zum Alltag<br />
gehören und diesen nie und nimmer versauen<br />
können, sondern stets aufs Neue auf unbekannte<br />
ästhetische Level verweisen, die von aller Warmduscherkunst<br />
seit Anbeginn der Zeiten nur ausgeklammert<br />
wurden.<br />
ED •••••<br />
V/A - RE’POST’POSTFABRICATED<br />
[DSP RECORDINGS - A-MUSIK]<br />
Richard Chartiers 1999er Album hieß „Postfabricated“<br />
und enthielt eine Menge kleiner feiner<br />
Klangminiaturen mit Längen zwischen ein paar<br />
Sekunden und über zehn Minuten. Jetzt hat er<br />
diese Aufnahmen rekonstruiert und auch gleich<br />
von ein paar Kumpels Remixe machen lassen.<br />
Und das Ergebnis kann sich hören lassen, hier<br />
sind nämlich u.a. Asmus Tietchens, Frank Bretschneider,<br />
Taylor <strong>De</strong>upree, Alva Noto, Matmos und<br />
Freiband am Start, die die superklinischen Rechnergeräusche<br />
teils sogar anständig zum Swingen<br />
bringen. Sehr schöne Platte, wären da nicht diese<br />
gemein hohen Frequenzen, die mich des Öfteren<br />
zur Fernbedienung greifen lassen.<br />
ASB ••• -•••••<br />
DJ NAUGHTY - ONE NIGHT IN BERLIN<br />
[ESKIMO RECORDINGS]<br />
<strong>De</strong>r Alt-Gigolo mit dem schon immer etwas<br />
fl exibleren Spektrum, sich der Hauptstadt im Mix<br />
annähernd. Inwiefern das jetzt repräsentativ ist,<br />
möge der interessierte Hörer im Vergleich mit<br />
dem favorisierten Club abgleichen. Laut Naughty<br />
verlangt der Anlass aufzuzeigen, wie schön sich<br />
neuerer Electro-House-Boompty der Marke Tiga,<br />
Vitalic, Ewan Pearson, M.A.N.D.Y., Thomas Anderson<br />
und ähnlichem mit ein paar originalen Perlen<br />
der elektronischen Seite von Dis<strong>co</strong> und House<br />
aus der Jack-Phase verbinden lässt. Für den Sequencer<br />
in der Dis<strong>co</strong> stehen hier eingangs einer<br />
von Rick James’ unbedarfteren Momenten (‚In My<br />
House’), Proto-Balihu-Space-Kitsch von Patrick<br />
Cowley (‚Sea Hunt’) und schöner Italo von Eleanor<br />
Academia, für Jack halten Bam Bam, J.M. Silk<br />
und das unverwüstliche Boller-Acapella von “Love<br />
Can’t Turn Around” hin. Tatsächlich ergibt das dur-<br />
chaus Sinn, die Originale machen es vor, und die<br />
Fortführungen berufen sich darauf. Etliche Tracks<br />
sind zudem von Naughty zweckdienlich editiert<br />
worden, Zeichen der Zeit erkannt. Unterstreicht<br />
die Auswahl der Old-School-Tracks jetzt deren<br />
Zeitlosigkeit und die Auswahl der neueren Tracks<br />
deren legitime Nachfolgerschaft? Tatsächlich ist<br />
in diesem Mix die Anordnung und die Sound-Angleichung<br />
so weit fortgeschritten, dass ein zeitlicher<br />
Kontext keine wirkliche Rolle spielt. Auf der<br />
Basis kann man dann locker die geeigneten Eckpfeiler<br />
Dis<strong>co</strong>, Synthiepop, Techno, Electro, Jack,<br />
EBM, Acid, Garage und Indierock (Chikinki in der<br />
Rolle des gewagten Ausreißers) zueinander führen,<br />
ohne dass man gravierend ins Stutzen kommt.<br />
Das ist dann kohärent, funktioniert und folgt im<br />
angemessenen Umfang der gegenwärtigen diffusen<br />
Auffassung von Dancefl oor-Glam. Ich weiß<br />
nicht, ob das Phuture-hafte MCing zwischendurch<br />
Naughty höchstselbst ist und ob das nur auf der<br />
Promo ist. Ich fand es charmant.<br />
FINN ••••<br />
V.A. - CHROMEO PRESENTS UN JOLI MIX POUR<br />
TOI [ESKIMO RECORDINGS]<br />
Chromeo aus Kanada mit einem eleganten Mix,<br />
dessen Trackauswahl sich auf die Zeit konzentriert<br />
als Dis<strong>co</strong> schon etwas länger synthetisiert<br />
war und sich die nächste Stufe mit Electro bereits<br />
ankündigte, Ausblick auf frühen House inbegriffen.<br />
Also in etwa der Sound, den ein junger Jellybean<br />
propagierte, von der Kanzel die junge Madonna auf<br />
der Tanzfl äche fi xierend, New York-Freestyle der<br />
frühen 80er mit Pop- und Latin-Anbindung und<br />
reichlich Street Cred. Alle stilprägenden Elemente<br />
sind ausreichend vorhanden; effektbeladener, körperloser<br />
Harmoniegesang, Space-Effekte, seifi ge<br />
Synthsounds, knackige Rhythmen, ein letzter Rest<br />
Nile Rodgers-Funkiness bevor die Breakdancer<br />
ganz übernehmen. Hier und da Saxophonsprengsel<br />
und ein Gitarrensolo und Claps, Claps, Claps.<br />
Die Zusammenstellung bewegt sich informiert<br />
zwischen Evergreens von Elektrik Funk, Sharon<br />
Redd, Kleeer, Herbie Han<strong>co</strong>ck und späteren Electro-Protagonisten<br />
wie Michael Jonzun und Warp<br />
9. Dazu gibt es ein paar Pop Artists im passenden<br />
Club Mix wie Robert Palmers “The System”-Coverversion,<br />
The Jets oder die Brit-Funk-Dandies Modern<br />
Romance und ein paar schöne Checker-Hits<br />
von Chemise oder David Grant. Vielleicht hätte<br />
man das aus Authentizitätsgründen auch im Stil<br />
der Latin Rascals oder Shep Pettibone im wilden<br />
Megamix durchhämmern können, um dem Gefühl<br />
von der Fahrt ins Funhouse möglichst nahe zu<br />
kommen. Aber so wie Chromeo die Stücke hier<br />
slick blenden und cutten, hat alles genug Luft, um<br />
sich dauerhaft im Gehör festzusetzen. Und dann<br />
fühlt man sich schon angestiftet, bei der nächsten<br />
Digger-Ausfahrt diese obskuren 80er-12“es<br />
von irgendwelchen Latino-Typen etwas genauer in<br />
Augenschein zu nehmen.<br />
FINN •••••<br />
V.A. - FAR OUT 100 [FAR OUT]<br />
Es ist vollbracht! Far Out wird 100. Das wird<br />
angemessen mit einem brasilianischen Muliti<strong>co</strong>lor-Blumenstrauss<br />
gefeiert. Im Grunde ist bei<br />
Namen wie Mar<strong>co</strong>s Valle, Troubleman, Azymuth,<br />
Offworld, Sabrina Malheiros, Grupo Batuque, Roc<br />
Hunter und 4 Hero auch alles klar. Kein Label<br />
hat es geschafft, sowohl die goldenen Roots<br />
brasilianischer Musik als auch deren moderne<br />
technisierte Adaptionen und weitergedachte Inspirationen<br />
so schlüssig zu verbinden und zu präsentieren,<br />
dass es über das Klischee der Weltmusik<br />
hinaus breite Anerkennung genießt. Und mit diesen<br />
16 Songs verlängern sie unseren Sommer um<br />
100 Tage. Darauf einen Mojito!<br />
M.PATH.IQ ••••• -••••<br />
FREEFORM FIVE - STRANGEST THINGS<br />
[FINE - FOUR MUSIC]<br />
Mann, haben die einen<br />
weiten Weg hinter sich.<br />
An ihre Afrohouse-Platten<br />
auf Classic erinnert<br />
auf ”Strangest Things“<br />
nichts mehr. Stattdessen:<br />
die optimierten Basement<br />
Jaxx. Jeder Track<br />
brettert mit maximalem Krawall über eine ewige<br />
Startbahn, als ob man mitten im Karnevalstrubel<br />
aufwachen würde. Was für ein schrillbuntes<br />
Feuerwerk. Und dann die cheesigsten Refrains in<br />
all dem Gezerre und Geballer. Gegen Ende wird<br />
es Balladen-lastiger, das ist dann die große Einschmelze.<br />
”Strangest Things“ ist Pop, der sich nicht<br />
anbiedert, sondern alles niederrockt. Ungefähr so,<br />
als ob Duran Duran und Age of Chance fusioniert<br />
wären. Eigentlich eine sympathische Vorstellung:<br />
Prollpopper und Politraver vereinigt in der<br />
Liebe zum roten Bereich. Aus dieser Platte könnte<br />
sich das Subgenre ”Balearic R’n’B“ entwickeln. Ich<br />
hätte da ein waches Auge drauf. (Ach ja, auf CD 2<br />
sind die Remixe versammelt, die andere für Freeform<br />
Five gemacht haben. Meinetwegen.)<br />
JEEP ••••<br />
V.A. - SNOWDROP [FUERADESERIE]<br />
Im Laufe der letzten Wochen hat sich diese Compilation<br />
des Labels<br />
aus Barcelona/Chile zu<br />
einer meiner Lieblingselektronika-Platten<br />
entwickelt, vielleicht<br />
auch einfach deshalb,<br />
weil selbst die Leute,<br />
die man kennt, extra<br />
für das Album mal<br />
einen anderen Weg zu gehen scheinen und so<br />
eine melodische Breitseite aus Sounds und Ideen<br />
zusammentrifft, die man sonst wirklich vergebens<br />
sucht. Krikor zeigt sich als relaxter Jazzer, Apparat<br />
noch weiter draußen in den Harfenklängen<br />
71<br />
der Harmoniesucht als bei seinen meisten Tracks<br />
und <strong>De</strong>l Wire sollten, wenn es nach mir ginge,<br />
die Clickhopkrone bekommen. Mit drauf ansonsten<br />
Esqueleto, Eesn, Skyphone, Tape, Aeropuerto, Multiplex,<br />
SOlotempo, Cim, Sink, SOlenoid und Ma<strong>co</strong>.<br />
Extrem gelungene Compilation.<br />
BLEED •••••<br />
MOEBIUS BAND<br />
THE LOVING SOUNDS OF STATIC<br />
[GHOSTLY INTERNATIONAL - ROUGH TRADE]<br />
Mit diesem Album ist es den drei amerikanischen<br />
Jungs zuzutrauen, dass sie nach nur einem<br />
Jahr auf der Bildfl äche des Pop vom Geheimtipp<br />
zu den Prinzen desselben werden. The Loving<br />
Sounds of Static ist nicht nur vom Toningenieur<br />
aufgenommen, welcher auch Interpol produziert<br />
hat, es klingt auch sehr so, viel weniger düster<br />
zwar aber genauso elegisch und pathetisch. Das<br />
ist aber überhaupt nicht schlecht, und man denkt<br />
niemals an gewollte Kopie der New Yorker. Mobius<br />
Band sind anders und braver. Die Stimmung<br />
nicht so sehr abgeklärt und verletzte Kühle,<br />
sondern noch naiv und unverbraucht, was auch<br />
die helle Stimme des Sängers assoziiert und statt<br />
8oer-No-Wave eben mehr amerikanischen Westküsten-Indie<br />
als Sozialisation vorgibt. Abgewetztes<br />
T-Shirt und Holzfällerhemd statt schwarzer<br />
Dandy-Anzug. Sehr schöne Tracks, die nach vorne<br />
gehen, in denen viel passiert und die irgendwie,<br />
ich kann mir nicht helfen, nach Berliner Indie um<br />
Sinnbus rum klingen. Man müsste sich Interpol<br />
als verträumte Schülerband vorstellen. Die Gitarren<br />
werden wirklich nur leicht mit Elektronik verbunden;<br />
Musik für Softis, die nichts genau wissen,<br />
aber alles besser.<br />
TF •••• -•••••<br />
DJ HELL<br />
GRÖSSENWAHN [GIGOLO]<br />
Vielleicht hat es nie ein wirklicheres DJ Hell Album<br />
gegeben, als dieses hier, das eigentlich zwei<br />
sind. <strong>De</strong>nn hier wird nicht nur vermittelt, dass<br />
Hell auf eine gebrochene Vision von Housemusik<br />
steht, die sich ruhig kompromisslos geben kann,<br />
aber irgendwie dennoch einen gemeinsamen Nenner<br />
fi ndet, sondern auch, dass Hell immer auch<br />
eine Frage von Produzenten ist, was auf der Remix<br />
LP deutlich wird, die ja mit Abe Duque, schon seit<br />
einer Weile Hells Hausproduzent, anfängt. 9 Unveröffentlichte<br />
Edits und Mixe u.a. von VIllalobos,<br />
Eulberg, aber auch Hits wie “Allerseelen” und “My<br />
Life Is Hell”. Fein.<br />
BLEED •••••<br />
GRUENRECORDER - AUDIOARTCOMPILATION2<br />
[GRUENREKORDER]<br />
Vage umschrieben würde ich mal sagen, diese<br />
CD ist so eine Art Ambient-Kreuzfahrt aufs Land.<br />
Die Tracks können auch schon mal - aber eher<br />
als Ausnahme - Melodien im klassischen Sinne<br />
haben, aber lieber untersuchen sie Geräusche<br />
von Dingen und wie sich daraus ein Klangraum<br />
basteln lässt, in dem man eine Stimmung - das<br />
ist das Schöne an dieser Platte - sehr präzise einfangen<br />
kann. Ziemlich kurze Tracks zumeist, die<br />
voller Effekte sind, aber immer auch etwas anderes<br />
in den Geräuschen durchblitzen lassen.<br />
BLEED •••••<br />
BOVAFLUX - WHERE THERE WAS NOTHING<br />
[HIGHPOINT LOWLIFE/13 - IMPORT]<br />
Manchmal ist es gut, unter dem Kopfhörer zu<br />
leben. Eddie Symons tut das, ist Spieleprogrammierer,<br />
und wirft abends den komplexen Code<br />
über Bord und stürzt sich mit Begeisterung in die<br />
Suche nach der defi nitiven Melodie, kippt Beats<br />
dazu, ein paar Bleeps und fertig ist “Where There<br />
Was Nothing”. Ein sehr gefühlvolles Album, sehr<br />
weich und bestimmt, immer auf die nächste Explosion<br />
fi xiert, wenn die Akkorde wie Bömbchen<br />
durch den Rechner fl iegen.<br />
highpointlowlife.<strong>co</strong>m<br />
THADDI ••••<br />
LONDON ELEKTRICITY - POWER BALLADS<br />
[HOSPITAL /95 - GROOVE ATTACK]<br />
Als Rezensent hat man ja immer etwas zu<br />
nörgeln. <strong>De</strong>r Bass zu fett, die Produktion zu voll,<br />
die Inspiration zu klein. Und irgendwie geht es mir<br />
beim neuen Album von Tony Colman, an dem man<br />
ja beinahe nichts aussetzen darf, doch ein bisschen<br />
so. Obwohl die Auskopplungen sicher rocken<br />
und Darkness-<strong>De</strong>saster auch nicht zu verzeichnen<br />
sind, klingt das Album als ganzes doch zu sehr<br />
gewollt. Vielleicht mag das mit der Voraussehbarkeit<br />
des Hospital-Sounds zusammenhängen,<br />
der die soulige und bisweilen poppige Seite von<br />
Drum´n´Bass nun wie in diesem Genre üblich<br />
binnen kürzester Zeit fast unerträglich genau auszudefi<br />
nieren scheint. Vielleicht aber auch einfach<br />
nur an mir. Objektiv betrachtet bleibt also ein unglaublich<br />
rockendes und kickendes Album, dem<br />
es für Zuhause an Spannungsbögen fehlt, das im<br />
Club aber die Butter vom Brot zieht. Live und ohne<br />
jedes Playback ist das sicher der Killer.<br />
M.PATH.IQ ••••• -•••<br />
OSSIE ALL STARS - LEGGO DUB<br />
[HOT POT - INDIGO]<br />
Ossie Hibbert ist Produzent vom Gregory Isaacs-Album<br />
„Mr. Isaacs“. „Leggo Dub“ enthält acht<br />
Dub-Versions von Titeln dieser Platte, zusätzlich<br />
u.a. ein paar Bonus-Dubs von Dillinger, Horace<br />
Andy und U Brown. Die Mitt-70er-Aufnahmen<br />
stammen von den die Revolutionairies und der<br />
Sound ist mit dem weit nach vorn gemischtem<br />
Schlagzeug und wenigen Effekten und Geräuschen<br />
supertrocken. Das Album geht so richtig nach<br />
vorne und rockt wie verrückt.<br />
ASB •••••<br />
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