WEITBLICK - LBBW Asset Management Investmentgesellschaft mbH
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Fokus<br />
<strong>WEITBLICK</strong><br />
Geldpolitik und Zinsen 2014<br />
<strong>WEITBLICK</strong><br />
Geldpolitik und Zinsen 2014<br />
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Fokus<br />
Geld bewegt die Welt. Wie entwickeln sich die Geld- und Anleihenmärkte<br />
in diesem Jahr vor dem Hintergrund des von der Fed im Januar eingelei -<br />
teten „Taperings“?<br />
Wird Yellen die lockere Geldpolitik von Vorgänger Ben<br />
Bernanke fortsetzen?<br />
Davon gehe ich aus. In der Geldpolitik zählt sie zu den sogenannten<br />
Tauben, entsprechend hat sie die Anleihenkaufprogramme<br />
der US-Notenbank unterstützt. Im Unterschied<br />
zur EZB hat die Federal Reserve einen anderen Auftrag,<br />
nämlich gleichzeitig für einen hohen Beschäftigungsgrad<br />
und für Preisniveaustabilität zu sorgen. Obwohl die Arbeitslosenquote<br />
mittlerweile auf 7,0 Prozent gesunken ist –<br />
Stand November 2013 – und damit deutlich unter dem Hoch<br />
von 10 Prozent Ende 2009 liegt, fällt der Rückgang im<br />
Vergleich zu früheren Aufschwungphasen in den USA vergleichsweise<br />
gering aus. Dieser Befund wird noch dadurch<br />
verstärkt, dass sich die sogenannte Partizipationsrate, die<br />
als Anteil der Beschäftigten an den Erwerbsfähigen definiert<br />
ist, mit einem Stand von 63,0 Prozent im November<br />
2013 auf einem langjährigen Tief befindet. Darüber hinaus<br />
zeichnet sich ungeachtet der Erholung der US-Wirtschaft<br />
keine Beschleunigung des Preisauftriebs ab. Die Kerninflationsrate,<br />
die die volatilen Energie- und Nahrungsmittelpreise<br />
ausklammert, bewegt sich seit Anfang 2013 in einer<br />
engen Bandbreite zwischen 1,6 und 2,0 Prozent seitwärts.<br />
Welche Voraussetzungen müssen erfüllt sein, damit die<br />
Fed das Wertpapierankaufprogramm reduziert, also den<br />
Fuß vom Gaspedal nimmt?<br />
Die mehrfach von der Fed genannte Arbeitslosenquote von<br />
6,5 Prozent, vor deren Erreichen eine Zinserhöhung nicht<br />
in Betracht kommt, dürfte bei Fortschreibung des seit dem<br />
Jahr 2010 fallenden Trends Ende 2014 erreicht werden.<br />
Auch eine Arbeitslosenquote von 6,5 Prozent löst keinen<br />
Automatismus hinsichtlich einer möglichen Zinserhöhung<br />
aus. Darauf hat der Offenmarktausschuss der US-Notenbank<br />
am 18. Dezember 2013 mit der Aussage hingewiesen,<br />
dass auch nach Unterschreiten einer Arbeitslosenquote<br />
von 6,5 Prozent das aktuelle Niveau des Tagesgeldsatzes<br />
noch eine Weile angemessen sein wird. Gleichwohl sollte<br />
die Notenbank auch um ihrer Glaubwürdigkeit willen und<br />
um die Gefahr von liquiditätsgetriebenen Übertreibungen<br />
an den <strong>Asset</strong>märkten zu verringern, den expansiven Impuls<br />
aus den monatlichen Wertpapierkäufen bis Ende 2014<br />
zurückgefahren haben. Mit dem Beschluss, ab Januar 2014<br />
die Wertpapierkäufe um 10 Milliarden US-Dollar auf dann<br />
75 Milliarden US-Dollar monatlich zu reduzieren, ist die<br />
Weichenstellung in diese Richtung erfolgt.<br />
Wie schätzen Sie die Entwicklung der Renditen für<br />
US-Bonds im kommenden Jahr ein?<br />
Zunächst einmal halte ich es für wahrscheinlich, dass die<br />
Terminzinssätze für das USD-3-Monatsgeld zum Jahresende<br />
2014 parallel zu einer sich beschleunigenden Wirtschaftsleistung<br />
in den USA und dem voraussichtlichen „Tapering“,<br />
also der Reduzierung des Wertpapierankaufprogramms,<br />
ab März sukzessive ansteigen. Im Nachgang der überraschenden<br />
Verschiebung des „Taperings“ sind diese um<br />
rund 50 Basispunkte gesunken. Da die Märkte von dem<br />
im Dezember angekündigten „Tapering“ nunmehr nicht<br />
überrascht wurden und sich auch keine Beschleunigung des<br />
Preisauftriebs abzeichnet, sollte der Zinsanstieg am kurzen<br />
Ende der Zinskurve allerdings moderater ausfallen als im<br />
Frühjahr/Sommer 2013. In der Erwartung, dass die USD-<br />
Zinskurve annähernd so steil bleibt wie derzeit, dürften<br />
parallel hierzu die Renditen 10-jähriger Treasuries um etwa<br />
50 Basispunkte im Jahresverlauf 2014 und damit in Richtung<br />
der Marke von 3,30 Prozent ansteigen.<br />
Kann die FED mit den wirtschaftlichen Ergebnissen ihrer<br />
ultralockeren Geldpolitik eigentlich zufrieden sein?<br />
Die Fed kann auf eine Reihe von Erfolgen verweisen. So hat<br />
an dem für die USA so wichtigen Immobilienmarkt die Zahl<br />
der Neubaubeginne von rund 500 000 – Monatswert auf<br />
Jahresrate hochgerechnet – im Jahr 2010 auf zuletzt rund<br />
1,1 Millionen zugenommen und seit Mitte 2012 steigen auch<br />
die Preise gemessen am S&P/Case-Shiller Index wieder an,<br />
wodurch per saldo knapp 45 Prozent der krisenbedingten<br />
Wertverluste wieder ausgeglichen wurden. Am Arbeitsmarkt<br />
hat sich die Zahl der neu geschaffenen Stellen im Dreimonatsmittel<br />
auf etwas über 200 000 beschleunigt, und die<br />
Frühindikatoren signalisieren eine weitere Beschleunigung<br />
der US-Wirtschaft im Jahr 2014 auf rund 3 Prozent BIP-<br />
Wachstum. Vor dem Hintergrund der Belastungen durch die<br />
sogenannte „Fiskalklippe“ Anfang 2013 und dem Government<br />
Shutdown im Herbst sollte man dies nicht kleinreden.<br />
Nach diesen erreichten Verbesserungen stellt sich die<br />
Frage, ob die Geldpolitik weiterhin so expansiv bleiben<br />
sollte?<br />
Nach den Erfahrungen der jüngeren Vergangenheit ist ein zu<br />
langes Festhalten an einer expansiven Geldpolitik durchaus<br />
nicht risikolos, wie die Überhitzung am Immobilienmarkt<br />
sowie nicht mehr risikoadäquate Spreads an den Kreditmärkten<br />
im Vorfeld der Lehman-Krise gezeigt haben. Insofern<br />
sollte aus meiner Sicht die US-Notenbank im März 2014 den<br />
Exit aus ihrer ultraexpansiven Geldpolitik einleiten, um nicht<br />
neue Vermögenspreisblasen heraufzubeschwören.<br />
Welche Folgen hätte dies für die weltweiten Rentenmärkte?<br />
Einen ersten Vorgeschmack erlebten wir ja im<br />
Frühjahr und Sommer 2013.<br />
Zweifellos führt eine Straffung der US-Geldpolitik zu einer<br />
Auflösung von sogenannten Carry Trades, bei denen sich<br />
Anleger in einer niedrig verzinsten Währung wie dem US-<br />
Dollar refinanzieren und zugleich in einer höher verzinsten<br />
Währung anlegen, zum Beispiel aus dem Universum der<br />
Schwellenländer. Die Portfolioabflüsse aus den Schwellenländern<br />
mit den entsprechend starken Abwertungen der<br />
Gernot Griebling<br />
betroffenen Währungen (insbesondere der Leistungsbilanzdefizit-Länder)<br />
und den teilweise stark gestiegenen Zinsen<br />
seit der Ankündigung des „Taperings“ geben einen Hinweis,<br />
in welchem Ausmaß die Carry Trades in der Vergangenheit<br />
aufgesetzt wurden. In der Folge lässt dies erahnen, wie<br />
groß das Ausmaß an Verwerfungen an den Finanzmärkten<br />
der Schwellenländer ausfallen könnte, wenn der Exit auf die<br />
lange Bank geschoben werden sollte. Unter der Annahme<br />
einer allmählichen Rückführung der monatlichen Wertpapierkäufe<br />
ab dem Frühjahr 2014 und einer Zinserhöhung in<br />
den USA frühestens Anfang 2015 halte ich das weitere Risiko<br />
für die Renten- und Devisenmärkte in den Schwellenländern<br />
für begrenzt. Für den Brasilianischen Real (BRL) zum<br />
Beispiel bietet der Zinsspread von rund 11 Prozent gegenüber<br />
dem Euro-Swap im 5-jährigen Laufzeitenbereich einen<br />
Puffer für eine weitere mögliche Währungsabwertung von<br />
rund 65 Prozent. Selbst wenn der Abwertungszyklus noch<br />
nicht ganz beendet sein sollte, erscheint mir damit das<br />
Chance-Risiko-Verhältnis für BRL-Anleihen wieder attraktiv.<br />
Gernot Griebling gilt als einer der renommiertesten und bekanntesten Kapitalmarktexperten<br />
Deutschlands. Geboren 1961 in Koblenz studierte Griebling Volkswirtschaftslehre<br />
in Gießen. Sein Berufsleben startete er bei der damaligen SüdwestLB, einer Vorgängerin<br />
der <strong>LBBW</strong>, im Wertpapiersekretariat. Seither kennt er die Märkte aus der Westentasche.<br />
Ab Mitte der 1990er-Jahre übernahm er die Beratung des <strong>Management</strong>s eines Wertpapier-Spezialfonds,<br />
in dem die Analysen aus dem Bond- und FX-Research in Anlagestrategien<br />
umgesetzt wurden. Außerdem war er als Dozent an den Sparkassenakademien des<br />
Sparkassen- und Giroverbandes Baden-Württemberg in Neuhausen und Rastatt tätig. Bei<br />
der <strong>LBBW</strong> war er für den Aufbau des Bond Research mitverantwortlich und durch zahlreiche<br />
Auftritte in Wirtschafts- und Finanzmedien auch dessen bekanntestes Gesicht.<br />
Seine Zins- und Währungsprognosen stießen und stoßen aufgrund ihrer hohen Treffsicherheit auf große Beachtung<br />
unter den Marktteilnehmern. Zahlreiche Preise hat er dafür im Laufe seines Berufslebens gewonnen. Seit November<br />
2013 ist Gernot Griebling Leiter Fixed Income & Alternative Investments bei der <strong>LBBW</strong> <strong>Asset</strong> <strong>Management</strong>.<br />
Auszeichnungen<br />
2004: 2. Platz bei der Prognose des 3-Monats-Euribor<br />
der Zeitschrift „Finanzen/Euro“<br />
2005: 4. Platz bei der Prognose des 3-Monats-Euribor<br />
der Zeitschrift „Euro“<br />
2006: 3. Platz bei der Prognose der Renditen 10-jähriger<br />
Bundesanleihen der Zeitschrift „Euro“<br />
2007: 1. Platz bei der Plenumsprognose des jährlichen<br />
Zinsforums in Frankfurt am Main<br />
2009: 1. Platz (unter 46 teilnehmenden Banken) in<br />
der Bloomberg-Auswertung für die Prognose der<br />
7 Hauptwährungen im Zeitraum 2008 bis 2009<br />
2010: 4. Platz (unter 54 teilnehmenden Banken) in<br />
der Bloomberg-Auswertung für die Prognose von<br />
8 Hauptwährungen im Zeitraum 2009 bis 2010<br />
2011: Insgesamt 3 × Platz 1, 1× Platz 2, 1× Platz 4<br />
und 1× Platz 5 (unter 36 teilnehmenden Banken)<br />
für die einzelnen Währungspaare in der Bloomberg-<br />
Auswertung der Wechselkursprognosen für das<br />
Jahr 2011<br />
2013: 5. Platz der besten Richtungsprognostiker (unter<br />
21 teilnehmenden Banken) im ZEW-Prognosetest<br />
für die Prognose der kurzfristigen Zinsen im Euroraum<br />
im Zeitraum 2010 bis 2013<br />
2013: 3. Platz (unter 53 teilnehmenden Banken) in<br />
der Bloomberg-Auswertung für die Prognose der<br />
Hauptwährungen im Jahr 2013