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WEITBLICK - LBBW Asset Management Investmentgesellschaft mbH

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Seite 6<br />

Fokus<br />

<strong>WEITBLICK</strong><br />

Geldpolitik und Zinsen 2014<br />

<strong>WEITBLICK</strong><br />

Geldpolitik und Zinsen 2014<br />

Seite 7<br />

Fokus<br />

in einer Zwickmühle – sie hat den Staaten Zeit gekauft,<br />

kann sie aber nicht zwingen, die notwendigen Reformen<br />

auf den Weg zu bringen.<br />

Die EZB hat im vergangenen November den Leitzins<br />

überraschend auf den tiefsten Stand in der Geschichte<br />

des Euro gesenkt. Angenommen, die Konjunktur bleibt<br />

schwach oder fällt sogar in die Rezession zurück,<br />

welche Mittel stehen der EZB dann überhaupt noch zur<br />

Verfügung?<br />

Neben der Forward Guidance und einer erneuten möglichen<br />

Zinssenkung kommt hier ein weiteres Langfristtender<br />

(LTRO) in Betracht. Im Unterschied zu den ersten beiden<br />

LTRO hat die EZB aber klargestellt, dass sie dann jedoch<br />

sicherstellen will, dass die Banken diese Mittel zu erhöhter<br />

Kreditvergabe an die Unternehmen verwenden. Aber losgelöst<br />

von der Frage nach den noch zur Verfügung stehenden<br />

Instrumenten der EZB muss zunächst einmal darauf hingewiesen<br />

werden, dass die Realrenditen im mittleren Laufzeitenbereich<br />

für die Kernländer gegen 0 Prozent tendieren<br />

und insofern die Geldpolitik die Konjunktur schon stark anschiebt.<br />

In den Peripheriestaaten liegen die Realrenditen im<br />

gleichen Laufzeitenbereich bei rund 2,0 Prozent. Dies ist<br />

angesichts einer nur sehr schwachen Erholung immer noch<br />

vergleichsweise hoch. Um mehr wirtschaftliche Dynamik in<br />

den Peripherieländern und auch in Frankreich zu entfachen,<br />

ist vorrangig eine Deregulierung der Arbeits- und Gütermärkte<br />

in Verbindung mit sinkenden Lohnstückkosten vonnöten.<br />

Die Verantwortung für mehr wirtschaftliche Dynamik<br />

im Euroraum liegt in erster Linie bei den Staaten und nicht<br />

bei der EZB.<br />

Die Eurokrise hält die Märkte mittlerweile schon seit<br />

knapp vier Jahren in Atem. Lösungsvorschläge gibt es<br />

Abb. 2 US-Arbeitslosenquote<br />

seit 2005 in Prozent<br />

11<br />

10<br />

9<br />

8<br />

7<br />

6<br />

5<br />

4<br />

2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 2012 2013 2014 2015<br />

viele. Zu welchen Maßnahmen würden Sie raten, um die<br />

Eurokrise nachhaltig zu lösen?<br />

Das Versprechen von Draghi, alles Notwendige für den<br />

Erhalt der Eurozone zu tun, hat in Verbindung mit den<br />

Reformanstrengungen der Programmländer und der Errichtung<br />

des ESM zu einer deutlichen Verbesserung der Lage<br />

beigetragen, wie unter anderem an der markanten Verbesserung<br />

der Leistungsbilanzsalden abgelesen werden kann.<br />

Um das Erreichte zu stabilisieren, müssen insbesondere<br />

Italien und Frankreich ihre Hausaufgaben erledigen. Eurobonds<br />

sind dagegen abzulehnen, da sie die Zinsdifferenzen<br />

zwischen guten und weniger guten Schuldnern vollkommen<br />

nivellieren würden. Im Ergebnis würden wir damit zu einer<br />

Situation zurückkehren, die von 1999 bis 2010 bestand und<br />

letztlich eine wesentliche Ursache der Euro-Schuldenkrise<br />

darstellt. Die große Herausforderung der nächsten Jahre<br />

besteht vielmehr darin, die Balance zwischen der nötigen<br />

Disziplinierung durch die Märkte einerseits (über die<br />

Risikoaufschläge zu Bundesanleihen) und dem Verhindern<br />

einer erneuten systemischen Krise andererseits zu finden.<br />

„Die EZB steckt in einer Zwickmühle –<br />

sie hat den Peripheriestaaten Zeit<br />

gekauft, kann sie aber nicht zwingen,<br />

die notwendigen Reformen auf den<br />

Weg zu bringen.“<br />

Welche Bedeutung kommt der geplanten<br />

Bankenunion zu?<br />

Hier sind noch zahlreiche Fragen offen, zum Beispiel wer<br />

welche Kompetenzen im Abwicklungsmechanismus hat<br />

und wer die Kosten einer Rekapitalisierung beziehungs-<br />

US-Arbeitslosenquote<br />

Seit dem zweiten Halbjahr 2009 geht die<br />

US-Arbeitslosenquote langsam, aber kontinuierlich<br />

zurück. Unter der Annahme, dass dieser Trend<br />

auch in der Zukunft anhält, wird die Quote von<br />

6,5 % Ende 2014 erreicht.<br />

Quelle: Thomson Reuters Datastream<br />

Ausblick 2014:<br />

Die Leitzinsen<br />

bleiben voraussichtlich<br />

un verändert.<br />

weise Abwicklung trägt. Im Grundsatz richtig und wichtig<br />

erscheint mir, dass es im Rahmen des geplanten Abwicklungsmechanismus<br />

auch zu einer Konsolidierung im<br />

Bankensektor kommt und dieses Problem nicht wie in Japan<br />

in den 1990er-Jahren verschleppt wird, mit einer jahrelang<br />

sinkenden Kreditvergabe als Folge.<br />

„Eurobonds sind dagegen abzulehnen,<br />

da sie die Zinsdifferenzen zwischen<br />

guten und weniger guten Schuldnern<br />

vollkommen nivellieren würden.“<br />

Was denken Sie? Welchen Kurs wird die EZB 2014 verfolgen<br />

und welche Auswirkungen wird das auf den Eurokurs<br />

und die Zinsen von Bundesanleihen haben?<br />

Die EZB wird die Leitzinsen 2014 wohl eher unverändert<br />

lassen. Ein in der Diskussion stehender negativer Einlagenzins<br />

wird das Problem der rückläufigen Kreditvergabe<br />

der Geschäftsbanken an die Nichtbanken kaum lösen. Die<br />

Erfahrungen der dänischen Zentralbank mit einem negativen<br />

Einlagenzins lassen vielmehr erwarten, dass diese<br />

Belastung von den Banken in Form höherer Kreditzinsen an<br />

die Unternehmen weitergegeben wird. Damit dürfte sich die<br />

Euro-Swap-Kurve zwischen 10 und 2 Jahren, die gemessen<br />

am aktuellen 3-Monats-Euribor beziehungsweise dessen<br />

Forward noch rund 50 Basispunkte zu flach ist, weiter<br />

versteilern. In der Erwartung, dass der Swap-Bund-Spread<br />

im 10-jährigen Bereich in etwa auf dem derzeitigen Niveau<br />

von 20 Basispunkten stabil bleibt, sollten die Renditen<br />

der 10-jährigen Bundesanleihen parallel zur erwarteten<br />

Versteilerung der Euro-Swap-Kurve im Jahr 2014 in Richtung<br />

2,30 Prozent ansteigen.<br />

Blicken wir nach Amerika. Dort sitzt mit Janet Yellen<br />

erstmals eine Frau auf dem Chefsessel der US-Notenbank<br />

Fed. Wie schätzen Sie die ehemalige Harvard-<br />

Professorin ein?<br />

Janet Yellen lehrte in Berkeley und Harvard und war wirtschaftspolitische<br />

Beraterin des Präsidenten Bill Clinton,<br />

bevor sie im Jahr 2004 als Präsidentin zur Federal Reserve<br />

von San Francisco ging. Im Jahr 2010 wurde sie zur Stellvertreterin<br />

von Ben Bernanke ernannt. In der akademischen<br />

Welt erwarb sie sich mit der Erforschung des Arbeitsmarktes<br />

hohes Ansehen.

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