WEITBLICK - LBBW Asset Management Investmentgesellschaft mbH
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Seite 28<br />
Themenspecial<br />
<strong>WEITBLICK</strong><br />
Eine Anlage, die rockt<br />
<strong>WEITBLICK</strong><br />
Eine Anlage, die rockt<br />
Seite 29<br />
Themenspecial<br />
Eine Anlage, die rockt<br />
Mit alten Platten<br />
der Beatles können<br />
erstaunliche Preise<br />
erzielt werden.<br />
Aber auch weniger<br />
bekannte Interpreten<br />
sind heiß begehrt.<br />
Was waren das noch Zeiten, als die Musik von der Schallplatte kam und nicht aus<br />
irgendeiner schnöden Computerdatei. Als Musikträger mögen die schwarzen Scheiben<br />
aus Vinyl zwar ausgedient haben, als Sammlerobjekte stehen sie aber hoch im Kurs<br />
und erzielen erstaunliche Wertsteigerungen. Allerdings muss alt nicht gleich wert -<br />
voll sein. Wir sprachen über die Besonderheiten des Anlageobjekts Schallplatte mit<br />
Martin Reichold, Plattenkenner und Chefredakteur des Fachmagazins „Oldie-Markt“.<br />
Herr Reichold, welche Kriterien muss eine Schallplatte<br />
eigentlich erfüllen, um für Sammler interessant<br />
zu sein?<br />
Martin Reichold: Sie sollte vor allem Seltenheitswert<br />
be sitzen. Das kann in mehrerlei Hinsicht sein. Für manche<br />
Liebhaber sind Schallplatten interessant, weil sie musikalisch<br />
aus dem Rahmen fallen. Für andere liegt die<br />
Besonderheit in einer geringen Auflage oder in einem<br />
bestimmten Label. So genießen zum Beispiel bestimmte<br />
Progressive-Rock-Alben, die auf Vertigo Records Ende<br />
der 1960er-Jahre und Anfang der 1970er-Jahre erschienen<br />
sind, Kultstatus. Darüber hinaus sind natürlich Exotenpressungen<br />
begehrt und auch ausgefallene Platten<br />
der „Großen“, wie der Beatles, der Rolling Stones oder<br />
von Elvis Presley.<br />
Welche Rolle spielt die Qualität? Dürfen Schallplatten<br />
als Sammlerobjekte eigentlich Kratzer haben oder<br />
müssen sie quasi noch jungfräulich in der Originalverpackung<br />
liegen?<br />
Das regelt der Preis. Natürlich sind neuwertige Schallplatten<br />
entsprechend teurer, aber auch schlechter erhaltene<br />
Platten gehen weg, wenn sie rar sind, nur liegt der Preis<br />
dann tiefer, teilweise deutlich tiefer.<br />
Welche Alben gelten als besonders wertvoll? Und warum?<br />
Da wäre als Erstes das „Butcher Cover“ der Beatles zu nennen.<br />
Es handelt sich dabei um den amerikanischen Sampler<br />
„Yesterday And Today“. In der ursprünglichen Version<br />
wurden die Beatles in Metzgerkleidung mit Fleischstücken<br />
und abgehackten Puppenteilen auf dem Cover abgebildet.<br />
Das missfiel der Plattenfirma so, dass die LP schon kurze<br />
Zeit später wieder aus dem Verkehr gezogen wurde. Um<br />
Kosten zu sparen, wurde die Plattenhülle jedoch nicht neu<br />
produziert, sondern lediglich mit einem Ersatzcover überklebt.<br />
Es sind nur noch wenige Platten erhalten, die noch<br />
mit dem Originalbild ausgeliefert wurden.<br />
Und wie viel wird für eine dieser Beatles-Raritäten<br />
gezahlt?<br />
Vor Kurzem wurde auf eBay ein Originalexemplar des<br />
„Butcher Cover“ für 15 300 US-Dollar versteigert. Aber<br />
selbst die Alben mit dem überklebten Cover sind heiß<br />
begehrt und können bis zu 1000 Dollar einbringen.<br />
„Auch relativ junge Platten<br />
können etwas wert sein.“<br />
Welche Scheiben haben noch Kultstatus?<br />
Da wäre zum Beispiel das 1970 auf Vertigo Records erschienene<br />
„No Heavy Petting“ von der experimentalen Folkrock-<br />
Group Dr. Strangely Strange zu nennen. Zum einen wegen<br />
der hohen musikalischen Qualitäten der Iren. Zum anderen<br />
wegen der Plattenhülle, die eine ungewöhnliche Gestaltung<br />
aufweist. Eine extrem seltene Platte ist „Round The Edges“<br />
von Dark, die 1972 nur als Privatpressung in einer winzigen<br />
Auflage erschien.<br />
Muss eine Schallplatte grundsätzlich alt sein, um als<br />
Rarität eingestuft zu werden? Oder gibt es auch relativ<br />
neue Scheiben, zum Beispiel aus den 1990er-Jahren, für<br />
die sich gute Preise erzielen lassen?<br />
Aber ja. Selbstverständlich können auch relativ junge Platten<br />
etwas wert sein. Entscheidend ist wie immer musikalische<br />
Relevanz, Seltenheit und dass der jeweilige Künstler<br />
gesammelt wird. So sind die frühen Veröffentlichungen der<br />
britischen Band Porcupine Tree bereits heute Seltenheiten.<br />
Angenommen, eine Person hat eine Plattensammlung<br />
zu Hause stehen. Wie oder wo kann er die Alben oder<br />
Singles auf ihren Wert prüfen lassen?<br />
Dazu gibt es vor allem die jährlich erscheinenden Rockund<br />
Pop-Preiskataloge des Nikma-Verlages. Ansonsten<br />
empfehle ich, sich bei Fachleuten oder Sammlern zu erkundigen.<br />
Wie ist die Handelbarkeit in diesem doch sehr speziellen<br />
Markt? Gibt es Messen oder Online-Plattformen, auf<br />
denen Handel oder Auktionen stattfinden?<br />
Es existieren nach wie vor Schallplattenbörsen, die fast jedes<br />
Wochenende stattfinden und seit einigen Jahren wieder<br />
sehr gut besucht sind. Die weltgrößte Plattenbörse mit bis<br />
zu 100 000 Liebhabern findet übrigens im niederländischen<br />
Utrecht statt. Der nächste Termin ist der 12. und 13. April<br />
2014. Eine beliebte Einrichtung unter Sammlern sind auch<br />
die Auktionen in unserem Fachmagazin „Oldie-Markt“.<br />
Schließlich gibt es auch im Internet Auktionen. Aber Vorsicht:<br />
Dort kann man besonders leicht übers Ohr gehauen<br />
werden.<br />
„Ein Einsteiger sollte nur Platten sammeln,<br />
die ihm auch Freude bereiten.“<br />
Was würden Sie jemandem raten, der sich als „Neueinsteiger“<br />
eine Schallplattensammlung aus Anlagegründen<br />
erst aufbauen will?<br />
Er sollte nur etwas sammeln, was ihm tatsächlich Freude<br />
bereitet. Wenn ein Einsteiger nur Platten sammelt, die etwas<br />
wert sind, wird er zwangsläufig auf dem Bauch landen,<br />
weil er keinen inneren Bezug dazu hat.<br />
Wie lange ist eine Schallplatte eigentlich ohne Qualitätsverlust<br />
„haltbar“?<br />
Bis heute kann man auch Schelllackplatten hören. Eine LP<br />
oder eine Single, die gut gelagert wird, ist – im Gegensatz<br />
zur CD – unbegrenzt haltbar. In meiner Sammlung habe ich<br />
CDs, die bereits nach 20 Jahren Datenverlust haben – auf<br />
LPs war das noch nicht der Fall, und die sind teilweise über<br />
50 Jahre alt.<br />
Die Schallplatte erlebt seit geraumer Zeit ein Comeback.<br />
Zahlreiche Künstler bieten ihre Songs nunmehr auch<br />
wieder auf Vinyl an. Die Nachfrage dafür wächst, auch<br />
bei jüngeren Leuten. Wie erklären Sie sich diesen Trend?<br />
Das ist einfach zu erklären. Zum einen können die Plattenfirmen<br />
für die meist limitierten Auflagen höhere Preise<br />
verlangen und zum anderen gefällt vielen Musikern der<br />
wärmere Klang der analogen Pressungen, sodass sie<br />
teilweise auch bei den Aufnahmen ganz bewusst mit altem<br />
Equipment arbeiten.<br />
Zur Person<br />
Martin Reichold ist ein ausgewiesener und langjähriger<br />
Kenner des Marktes für Schallplatten. Er<br />
ist Chefredakteur des Fachmagazins „Oldie-Markt“<br />
sowie Autor des Buches „Der große Rock & Pop LP /<br />
CD Preiskatalog 2014“.<br />
www.plattensammeln.de