WEITBLICK - LBBW Asset Management Investmentgesellschaft mbH
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Seite 14<br />
Visionen<br />
<strong>WEITBLICK</strong><br />
Noch ein sehr weiter Weg<br />
<strong>WEITBLICK</strong><br />
Noch ein sehr weiter Weg<br />
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Visionen<br />
Noch ein sehr weiter Weg<br />
Dampfmaschine, Automobil, Computer – all diese Erfindungen<br />
stellen Meilensteine in der Entwicklungsgeschichte des<br />
modernen Menschen dar. Die nächste industrielle Revolution,<br />
das behaupten zumindest diverse Zukunftsforscher,<br />
geht von einer Technologie aus, die schon heute für jede<br />
Menge Schlagzeilen sorgt: 3-D-Druck. „So, wie durch das<br />
Internet heute praktisch jeder sein eigener Verleger sein<br />
kann, werden wir durch den 3-D-Druck alle zu Fabrikanten“,<br />
sagt der ehemalige „Wired“-Chefredakteur Chris Anderson.<br />
Das Ende der Globalisierung sei nah, da in Zukunft jeder<br />
Verbraucher seine eigene Werkbank zu Hause stehen habe.<br />
Die Euphorie über diese Technik, die eigentlich gar nicht<br />
so neu ist, sondern ihren Ursprung bereits in den 1980er-<br />
Jahren hat, scheint grenzenlos zu sein. Auch an der Börse.<br />
Consumer-3-D-Drucker<br />
werden mittlerweile<br />
unter 1000 Euro<br />
angeboten. Allerdings<br />
sind deren Einsatzgebiete<br />
(noch) sehr<br />
beschränkt.<br />
Alle Menschen werden zu Fabrikanten. Dies ist die Vision, die vom 3-D-Druck<br />
ausgeht. Doch hat diese Technologie tatsächlich das Potenzial, die Wirtschaft zu<br />
revolutionieren? Experten warnen vor zu großer Euphorie.<br />
Dort legte zum Beispiel die Aktie von Stratasys, dem weltweit<br />
größten Anbieter von 3-D-Druckern, im vergangenen<br />
Jahr (2013) um mehr als 60 Prozent zu. Beim Hauptkonkurrenten<br />
3D Systems verteuerte sich der Kurs sogar um<br />
160 Prozent.<br />
Nur nicht abheben<br />
Auf der anderen Seite muss klar festgestellt werden: Von<br />
einer industriellen Revolution „made at home“ ist diese<br />
Technologie noch sehr, sehr weit entfernt – und möglicherweise<br />
erreicht sie diesen Status nie. Zwar werden einige<br />
Geräte mittlerweile deutlich unter 1000 Euro angeboten<br />
und sind damit auch für Privatanwender erschwinglich.<br />
Allerdings ist deren Potenzial sehr beschränkt: „Günstige<br />
Consumer-3-D-Drucker sind – und das meine ich nicht abwertend<br />
– Spielzeug, genau wie die Produkte, die mit ihnen<br />
erstellt werden,“ sagt Kai Schwinghammer von alphacam<br />
Austria, einem österreichischen Vertriebs- und Service-<br />
Dienstleister für 3-D-Drucker. Diese Geräte, so Schwinghammer<br />
weiter, seien etwas für Bastler, die Spaß an der Technologie<br />
haben. Einen generellen Bedarf für 3-D-Drucker sehe<br />
er in privaten Haushalten aber nicht. Stephan Gscheidlen,<br />
Analyst im Equity Research der <strong>LBBW</strong> <strong>Asset</strong> <strong>Management</strong>,<br />
äußert sich ähnlich kritisch. „Das Hauptproblem ist, dass<br />
die Materialeigenschaften, die durch 3-D-Drucken erreicht<br />
werden, nur bedingt denjenigen der ‚klassischen‘ Fertigungstechniken<br />
entsprechen.“<br />
Nischendasein<br />
Tatsächlich sind 3-D-Drucker für private Anwender nicht<br />
unproblematisch: Zum einen ist die Einrichtung und in<br />
manchen Fällen auch der Zusammenbau der Geräte komplex.<br />
Das gilt auch für die Erstellung der 3-D-Modelle, die<br />
den Druckern als Vorlage dienen. Zudem sind die Geräte oft<br />
langsam und die Ergebnisse müssen in aller Regel nachbearbeitet<br />
werden, bevor sie einsatzfähig sind. Überschüssiges<br />
Material oder Stützkonstrukte, die bei komplexen<br />
Formen notwendig sind, müssen manuell entfernt werden.<br />
Die Ergebnisse sind zudem oft nicht exakt reproduzierbar<br />
und variieren je nach Material in ihrer Beständigkeit. Vor<br />
diesem Hintergrund wird verständlich, dass der Markt für<br />
Consumer-3-D-Drucker noch ein beschauliches Nischendasein<br />
fristet. Laut einer Schätzung des US-Markforschungs-<br />
Stephan Gscheidlen,<br />
Analyst im Equity Research der<br />
<strong>LBBW</strong> <strong>Asset</strong> <strong>Management</strong><br />
„Für manche Anwendungen<br />
werden sich<br />
Consumer-3-D-Drucker<br />
sehr gut eignen.“<br />
unternehmens Gartner belief sich der globale Umsatz mit<br />
3-D-Druckern für den privaten Gebrauch im vergangenen<br />
Jahr gerade einmal auf 87 Millionen US-Dollar. Von einer industriellen<br />
Revolution kann also überhaupt keine Rede sein.<br />
50 Prozent Wachstum in diesem Jahr<br />
Auf der anderen Seite ist dem Consumer-3-D-Druck durchaus<br />
zuzutrauen, dass er in absehbarer Zeit den Markt für<br />
bestimmte Produkte besetzen kann. „Für manche Anwendungen<br />
werden sich Consumer-3-D-Drucker sehr gut eig-<br />
Ausgaben für 3-D-Drucker<br />
in Millionen US-Dollar, weltweit<br />
800<br />
700<br />
600<br />
500<br />
400<br />
300<br />
200<br />
100<br />
0<br />
Privatpersonen<br />
Unternehmen<br />
61<br />
227<br />
2012 2013 2014 (Prognose)<br />
Der weltweite Markt für 3-D-Drucker wächst in hohem Tempo. Allerdings<br />
noch auf relativ niedrigem Niveau, insbesondere im Segment der Consumer-<br />
3-D-Drucker (Privatpersonen).<br />
Quelle: Gartner, Forecast 3D Printers, Worldwide, 2013<br />
nen“, weist Gscheidlen auf bestimmte Einsatzgebiete hin.<br />
Als Beispiel nennt er einfach druckbare Kunststoffteile wie<br />
Spielzeugfiguren, Smartphone-Hüllen oder Küchenutensilien.<br />
Außerdem könnte sich in den kommenden Jahren das<br />
Preis-Leistungs-Verhältnis der Drucker weiter verbessern.<br />
„Ein hoher Wettbewerbsdruck und steigende Stückzahlen<br />
werden die Preise für 3-D-Drucker in den nächsten Jahren<br />
fallen lassen, während ihre Funktionalität und Qualität zunimmt“,<br />
sagt Pete Basiliere, Research-Direktor bei Gartner.<br />
Er rechnet damit, dass der weltweite Umsatz mit privaten<br />
3-D-Druckern in diesem Jahr um mehr als 50 Prozent auf<br />
rund 133 Millionen US-Dollar zunimmt.<br />
Kunde wünscht, 3-D-Shop druckt<br />
Für den weiteren Erfolg von Consumer-3-D-Druckern<br />
müssen nach Ansicht von Basiliere noch einige Hürden<br />
genommen werden: Zum einen müssten sie wie Flachbildfernseher<br />
oder Smartphones zur Massenware werden.<br />
Voraussetzung dafür sei wiederum, dass 3-D-Drucker von<br />
großen Handelsketten angeboten und promotet werden.<br />
Zum anderen braucht es einfache und vor allem interessante<br />
Applikationen für private Konsumenten. Hier verhält es<br />
sich wie bei den Smartphones. Erst die Vielzahl an unterschiedlichen<br />
Apps mache deren Reiz aus. Für Gscheidlen<br />
könnte der nächste Entwicklungsschritt des Consumer-<br />
3-D-Drucks dagegen in einer Art „Copyshop-Modell“<br />
liegen: „Der Konsument“, so Gscheidlen, „designed oder<br />
kreiert über Apps bestimmte Gegenstände und schickt<br />
sie per Pad, Tablet oder Smartphone an einen speziellen<br />
3-D-Druck-Dienstleister, der das gewünschte Teil für den<br />
Kunden auf einem professionellen Gerät herstellt.“<br />
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