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Bosnien-Herzegowina verbindet den fruchtbaren - Motorcycle ...

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Das Leben findet draußen statt: Abendlicher<br />

Ausklang eines erlebnisreichen Tages<br />

Strovje: Das schmackhafte Nationalgetränk<br />

fließt fast überall aus Flaschen und Zapfhähnen<br />

Aus eigener Kraft geschafft: <strong>Bosnien</strong> und<br />

Banja Luka sind nun nicht mehr weit<br />

Kreuzung im Nor<strong>den</strong> nach Banja Luka, im Westen<br />

nach Bihaç und im Sü<strong>den</strong> nach Sarajevo und<br />

Mostar. Bedeutend ist, dass Jajce Anwärter für<br />

<strong>den</strong> Ritterschlag als UNO-Weltkulturerbe ist. Nach<br />

unserem ersten Rundgang wissen wir auch warum:<br />

Auf einem Hügel über dem Tal erhebt sich<br />

majestätisch die mittelalterliche Altstadt, umzäunt<br />

von einer hohen Stadtmauer. Obenauf thront<br />

die Zitadelle. Darunter erstrecken sich die Katakomben,<br />

die das Grab des Stadtgründers Herzog<br />

Hrvatiniç beherbergen.<br />

Worauf die Bürger von Jajce aber besonders<br />

stolz sind, ist der ungeheure Wasserfall inmitten<br />

der Stadt. Hier stürzt die<br />

Pliva über mehrere Meter<br />

in die Tiefe. Es heißt,<br />

der Wasserfall sei einer<br />

der zwölf schönsten der<br />

Welt. Von seinem Anblick sind wir entzückt,<br />

können uns das mit dem oberen Platz auf der<br />

Weltrangliste aber doch nicht vorstellen.<br />

Nach soviel Kultur ist erst einmal ein or<strong>den</strong>tliches<br />

Abendessen fällig. Im Restaurant direkt<br />

neben dem Weltwunder läuft uns beim Anblick<br />

der Speisenkarte das Wasser im Munde zusammen.<br />

Mit der Kellnerin kommt auch die Ernüchterung<br />

an unseren Tisch: „Die Speisekarte<br />

ist nicht gültig. Der Koch ist krank.“ Einsilbig<br />

empfiehlt sie uns „Civap“. Die fettigen Fleischklopse<br />

im ölgetränkten Fla<strong>den</strong>brot spülen wir<br />

mit Sarajevsko Bier herunter, was unsere gute<br />

Stimmung wiederherstellt.<br />

Am nächsten Tag: Flussfahrt. Der Vrbas schlängelt<br />

sich weiter gen Sü<strong>den</strong> durch prächtige Landschaft.<br />

Links und rechts erstrecken sich Wälder<br />

und Wiesen, auf <strong>den</strong>en genüsslich Kühe wei<strong>den</strong>.<br />

Hier sehen wir allerdings auch, was wir nicht<br />

verstehen: In einer Biegung dümpelt Fußball-<br />

Jajce soll Weltkulturerbe wer<strong>den</strong>.<br />

Besonders stolz ist man aber auf<br />

<strong>den</strong> Wasserfall mitten in der Stadt<br />

feldgroß ein Teppich aus Müll und leeren Plastikflaschen<br />

auf dem Fluss. Ein paar Kurven zuvor<br />

konnte ich mir noch ein kühlendes Bad in<br />

dem Fluss vorstellen, hineinspringen und die<br />

herrliche Natur vom Wasser aus genießen. Jetzt<br />

möchte ich nur schnell weiter.<br />

Etliche Windungen später erklimmen wir <strong>den</strong><br />

letzten Pass unserer Tagestour, bevor es in rauschender<br />

Abfahrt nach Mostar geht. Die Vegetation<br />

wird hier immer spärlicher, kaum mehr<br />

Bäume, nur dürres Gestrüpp begleitet uns am<br />

Straßenrand. Nun beginnt die dalmatinische Karstlandschaft.<br />

Die Temperatur ist auf 40 Grad im<br />

Schatten gestiegen. Ich<br />

öffne das Visier meines<br />

Helms. Aber was mir<br />

entgegenschlägt ist nur<br />

noch heißere Luft.<br />

Bei der Einfahrt in Mostar stellen wir fest,<br />

dass die Stadt eine besondere Anziehung auf<br />

Touristen hat. Wer sich nach <strong>Bosnien</strong>-<strong>Herzegowina</strong><br />

verirrt hat, landet selbstverständlich auch<br />

hier. Jeder kommt nach Mostar, um Stari Most anzuschauen,<br />

die Brücke über <strong>den</strong> Fluss Neretva.<br />

So auch wir. Der erste Kontakt mit dem Wahrzeichen<br />

ist erhaben: Die Brücke galt schon immer<br />

auch als Brücke zwischen <strong>den</strong> Kulturen,<br />

zwischen Christentum und Islam. Im Krieg wurde<br />

Stari Most zusammen mit sieben anderen Brücken<br />

in Mostar von einem Panzer der bosnischkroatischen<br />

Armee zerstört. Der Kampf zwischen<br />

<strong>den</strong> Volksgruppen brannte seit Jahren und sollte<br />

noch grausamer wer<strong>den</strong>. Zwischen <strong>den</strong> zwei Flussufern<br />

gab es keine Verbindung mehr. Nach dem<br />

Krieg wurde die Brücke mit EU-Mitteln in mehreren<br />

Jahren originalgetreu wieder aufgebaut.<br />

Heute erstrahlt Stari Most wieder und streckt<br />

sich gleißend und majestätisch zwischen Häuser-<br />

trümmern über <strong>den</strong> Fluss. Sie <strong>verbindet</strong> dabei<br />

zwei sehr unterschiedliche Stadtteile. Im östlichen<br />

Teil lebt die überwiegend muslimische Bevölkerung.<br />

In der Einkaufsstraße oberhalb der Brücke<br />

erstrahlt die Stadt in orientalischem Flair. In einem<br />

kleinen Restaurant nehmen wir unser Abendessen.<br />

Dazu ein kühles Blondes? Leider nicht.<br />

Alkoholische Getränke wer<strong>den</strong> im muslimischen<br />

Teil der Stadt nicht ausgeschenkt.<br />

Also wechseln wir nach dem leckeren Mahl<br />

einfach <strong>den</strong> Stadtteil. Ein kurzer Fußweg über die<br />

Brücke und schon sind wir im westlichen, dem<br />

kroatischen Teil der Stadt. Hier reiht sich ein<br />

Café an das nächste und unser abendliches Kaltgetränk<br />

ist rasch bestellt. Selig lassen wir <strong>den</strong><br />

Tag Revue passieren, erfreuen uns am warmen<br />

Abend. Plötzlich ein dumpfer Knall. Bumm. Vor<br />

unserem inneren Auge sehen wir, was wir zu<br />

verdrängen suchen: Schüsse, Granaten, Krieg.<br />

Das ist doch lange vorbei! Oder etwa nicht? Die<br />

Leute um uns herum nehmen allerdings keine<br />

Notiz von dem Getöse, es wird weiter laut gelacht,<br />

man nippt an seinem Bierglas. Erst der<br />

Oh Adria: An der Mittelmeerküste lockt<br />

die azurblaue Postkartenidylle<br />

MOTORRAD NEWS 7/2009 93

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