TÄSCH
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Walliser Bergdorf<br />
<strong>TÄSCH</strong><br />
Studie zur (Um-)Nutzung bestehender Bausubstanz<br />
Inne<br />
Sommerschool freies Projekt | 2014 | Projektdokumentation<br />
Coachingteam | Urs Heimberg, William Fuhrer<br />
Student | Hans-Peter Lehner
Inhaltsverzeichnis Projektdokumentation<br />
Seite 3<br />
Vorwort<br />
Seite 5<br />
1 - Projektdossier<br />
Seite 23<br />
2 - Vision für Täsch und dessen historischen Dorfkern<br />
Seite 29<br />
3 - Sanierungsprojekt Wohnhaus 'im Gräbji' (gebaut 1638)<br />
Seite 37<br />
4 - Prozessdokumentation
Vorwort<br />
Werte Leserin, werter Leser,<br />
Ich freue mich ihnen mit dieser Dokumentation einen Einblick in meine Arbeit und Resultate zum Thema<br />
'(Um-)Nutzung bestehender Bausubstanz im Walliser Bergdorf Täsch' zu gewähren. Das Projekt im<br />
Rahmen meines Architekturstudiums wurde als freies Projekt in meinen Sommerferien 2014 erarbeitet.<br />
Zusammen mit dem Coachingteam Herr Urs Heimberg und Herr William Fuhrer ist in zweieinhalb Monaten<br />
die vorliegende Arbeit über meine Heimat in zwei Teilen entstanden. Im ersten Teil wurde eine Vision<br />
für Täschs bauliche Entwicklung als Dorf formuliert. Im zweiten Teil dann wurde auf dieser Grundlage<br />
ein exemplarisches Objekt ausgearbeitet, ein Sanierungsprojekt für das heute leerstehende historische<br />
Wohnhaus 'im Gräbji' aus dem Jahre 1638. Weiter ist nebenzu auch ein Dorfmodell von Täsch im Massstab<br />
1:1'000 entstanden.<br />
Mein Wohnort Täsch, die Wahrung dessen räumlich-atmosphärischen Qualitäten und eine nachhaltige<br />
(bauliche) Entwicklung für das Dorf und seine Einwohnerschaft liegen mir am Herzen. In dieser Arbeit<br />
durfte ich diese Anliegen zum Ausdruck bringen indem konkrete Lösungsansätze aufgezeigt werden. Ich<br />
freue mich an ihrem Interesse an den Resultaten und noch viel mehr an ihrem Engagement für unser<br />
Dorf, seiner Geschichte und Zukunft.<br />
Mit besten Grüssen<br />
Lehner Hans-Peter, BFH Architektur, Holz und Bau Burgdorf<br />
cand. Bachelor of Arts in Architektur / Hochbauzeichner EFZ<br />
Täsch, 26. August 2014<br />
www.wärch.ch<br />
Mein besonderer Dank gilt...<br />
Coachingteam; für ihr grosses Engagement:<br />
• Herr Prof. Urs Heimberg, dipl. Raumplaner RegA FSU/BSP, Dozent BA of Arts BFH AHB Burgdorf<br />
• Herr William Fuhrer, Master of Arts ZFH in Architektur, Assistent BA of Arts BFH AHB Burgdorf<br />
Umfeld; für die Unterstützung, die Mithilfe am Dorfmodell und das Apéro an der Schlussveranstaltung:<br />
• Familie Lehner; Basil und Viktorina, Andrea & Martin<br />
• Caroline Charvet, Partnerin<br />
Gemeinde Täsch; für die Zurverfügungstellung der Geomatik-Daten und des Hotelsaals mit Inventar und<br />
das grosse Interesse an der Arbeit & der Schlussveranstaltung:<br />
• Gemeinderat & Baukommission<br />
Aufdenblatten Geomatik / Planax AG; für die Grosszügigkeit & Datenaufbearbeitung fürs Dorfmodell<br />
• Herr dipl.-Ing. Volken Martin<br />
Grundeigentümer; für die Möglichkeit das Objekt zu besichtigen und ein Sanierungsprojekt zu erstellen:<br />
• Familie Erbetta; Jean-Jacques und Ottilia (-Tscherrig)<br />
• Herr Lauber Josef, im Namen der Erbgemeinschaft Lauber
1<br />
Projektdossier<br />
Formulierung der Aufgabe & ein Portrait von Täsch in Bild und Text
Sommerschool freies Projekt | Täsch | 2014<br />
Projektdokumentation<br />
Inhaltsverzeichnis Projektdossier<br />
Seite 6<br />
Situationsbeschrieb<br />
Seite 8<br />
Aufgabenstellung / Problemerfassung<br />
Arbeitshypothese / Fragestellung<br />
Seite 10<br />
Vertiefungsschwerpunkte<br />
Kompetenzen<br />
Vorgangsweise<br />
Methodik / Werkzeuge<br />
Seite 12<br />
Ziele<br />
Erwartete Ergebnisse<br />
Produkte<br />
Seite 14<br />
Marktrelevanz / Aktualität<br />
Modellcharakter<br />
Innovationscharakter<br />
Auftraggeber<br />
Seite 16<br />
Projektstruktur &<br />
Betreuungskonzept<br />
6
Daten: Aufdenblatten Geomatik AG<br />
Das Dorf Täsch wurde im Jahre 1302 erstmals<br />
erwähnt. Über Jahrhunderte war es<br />
eine kleine Siedlung von Bergbauernfamilien.<br />
Davon zeugen heute die kleinvolumigen<br />
Ökonomiebauten in der Talebene und örtlich<br />
verteilt in der weiten Hang- und Alplandschaft<br />
von Täsch. 1891 wurde Täsch an die<br />
Bahn angeschlossen, und 1904 das erste<br />
Hotel in Täsch gebaut. Seitdem wird das<br />
Dorf massgeblich vom Tourismus geprägt.<br />
Die Einwohnerzahlen steigen bis heute kontinuierlich,<br />
das Dorf ist zerstreut in die Länge<br />
gewachsen. Dominant tritt das grossflächige<br />
Matterhorn Terminal in Erscheinung,<br />
welches 2'100 gedeckte Parkplätze für die<br />
Gäste von dem autofreien Zermatt bietet,<br />
welche in Täsch auf die Bahn umsteigen.
Sommerschool freies Projekt | Täsch | 2014<br />
Projektdokumentation<br />
Projektdossier freies Projekt Sommerschool 2014<br />
Projektform<br />
Name<br />
Vertiefungsrichtung Studium<br />
Vertiefung Projekt<br />
Stufe<br />
Art des Projekts<br />
Beantragte ECTS Punkte<br />
Einzelarbeit<br />
Lehner Hans-Peter<br />
Technik oder generelle Ausbildung<br />
Entwurfstheorie; Siedlung und Gesellschaft, Bauen im Bestand / alpinen Raum, Atmosphäre und Entwurf<br />
Intermediate, 4. Semester abgeschlossen<br />
Freies Projekt Sommerschool<br />
10<br />
Coachingteam<br />
Prof. Urs Heimberg, dipl. Raumplaner RegA FSU/BSP, Dozent Bachelor of Arts BFH AHB Burgdorf<br />
William Fuhrer, Master of Arts ZFH in Architektur, Assistent Bachelor of Arts BFH AHB Burgdorf<br />
Projekttitel<br />
Studie zur (Um-) Nutzung bestehender Bausubstanz im Walliser Bergdorf Täsch<br />
Zusammenfassung<br />
Situation:<br />
Typisch für die Oberwalliser Bergdörfer verfügt Täsch über eine umfangreiche historische Bausubstanz<br />
in Form von Strickbauten, deren heutige Nutzung grösstenteils fehlt. Da diese Substanz in der Regel auch<br />
das Dorfzentrum bildet, zerfällt durch den Leerstand der alten Wohnhäuser und den Zerfall der landwirtschaftlichen<br />
Bauten dieser Dorfkern, so auch in Täsch. Herbeigeführt wurden diese Missstände durch den<br />
Wandel vom Bergbauerndorf zum grossen Tourismusvorort von Zermatt und den damit verbundenen,<br />
stark veränderten Bedürfnissen.<br />
Aufgabe:<br />
Diese Arbeit zeigt die Zusammenhänge der veränderten Bedürfnisse zur Bausubstanz/Dorfstruktur. Sie<br />
nähert sich dem Thema auf einer grossmassstäblichen Ebene in einer breit abgestützten Analyse um<br />
daraus eine Vision für die Entwicklung des Dorfes zu generieren. Unter dieser Vision wird in einem<br />
zweiten Teil ein Bauprojekt erarbeitet, eine Umnutzung einer ehemaligen Ökonomiebaute, welche mit<br />
Modellcharakter auf die Problemstellungen antworten soll.<br />
8
Foto: Lehner Basil<br />
Das 1'200-Seelen-Dorf Täsch liegt im Süden der Walliser Alpen im von dominanten Bergketten eingefassten<br />
Mattertal. Aufgespannt werden diese Bergketten von vier der bedeutendsten Berge der Schweiz:<br />
Im Westen vom weltbekannten Matterhorn und der Pyramide des Weisshorns, von manchen als schönster<br />
Schweizer Berg bezeichnet. Im Osten vom Dom, dem höchsten Berg, der mit seiner kompletten Basis<br />
innerhalb der Schweiz liegt und der Dufourspitze, dem höchsten Punkt auf Schweizer Hoheitsgebiet.
Sommerschool freies Projekt | Täsch | 2014<br />
Projektdokumentation<br />
Situationsbeschrieb<br />
Die Gemeinde Täsch befindet sich im Mattertal, einem südlichen Seitental des Rhonetals im Wallis. Dieses<br />
führt vom Rhonetal hinauf nach Zermatt und zum Matterhorn, sowie auf die vergletscherte Nordseite<br />
des Monte Rosa. Links und rechts umrahmen Täsch die zweithöchsten Massive des Alpenbogens mit dem<br />
Dom im Osten und dem Weisshorn im Westen mit Höhen über 4500 Meter über Meer. Das Mattertal gilt<br />
als das "tiefste Tal der Alpen" - der tiefste Punkt (Stalden) liegt ganze 3750m tiefer als der höchste Punkt<br />
(Dom, 4545 m ü. M.). Das typische Walliser Dorf Täsch liegt als zweitletzte Gemeinde des Tales rund<br />
6km vor der südseitig gelegenen Tourismusmetropole Zermatt in einer grösseren Talebene. Während es<br />
über lange Zeit ein unabhängiges, selbstversorgendes Bergbauerndorf war, ist es heute der grosse Tourismusvorort<br />
von Zermatt. Viele dort beschäftigte Gastarbeiter wohnen wegen der niedrigeren Mieten in<br />
Täsch. Die Folgen sind ein ausserordentlich hoher Ausländeranteil von über 50%, ein starker Zuwachs<br />
der Bevölkerung und ein Bauboom im letzten Jahrzehnt.<br />
Die grosse Nachfrage nach Wohnraum wird dabei fast ausschliesslich durch Neubauten gedeckt, da<br />
Täsch typisch für den Kanton Wallis masslos grosszügig Bauland einzonte. Dadurch ist Täsch heute sehr<br />
zerstreut, während dem dichten Dorfkern das Leben fehlt. Es findet sich auf dem Gemeindeboden in diesem<br />
Kern, wie aber auch in der weiten Umgebung, eine umfangreiche historische Bausubstanz in Form<br />
von Strickbauten, deren heutige Nutzung grösstenteils fehlt. Dabei handelt es sich zum einen um wenige<br />
leere Wohnhäuser und zum anderen um eine Vielzahl von landwirtschaftlichen Kleinbauten in Form von<br />
Stall und Scheune, Stadel und Speicher. Deren kleine Grundfläche von ca. 15 bis 25m 2 ist auf die dezentrale<br />
Bewirtschaftungsform der Kulturlandschaft in den Bergen zurückzuführen. Da es nicht möglich war<br />
die Ernten und das Heu aus weit verstreuten Liegenschaften in der Berglandschaft zentral zu sammeln,<br />
hatte jede Familie bzw. mehrere zusammen an verschiedenen Orten kleinere Wirtschaftsbauten errichtet<br />
und genutzt. Man teilte sich die Gebäude einfach und besass sie zu einem zugewiesenen Anteil; in der<br />
Regel zur Hälfte oder zu einem Viertel. Dieses damals sinnvolle Modell führte mit der Zeit zu dem ausartenden<br />
Erbrecht die Besitzeranteile auf die Nachkommen zu dividieren. So gibt es heute Gebäude, für<br />
welche im Grundbuch über 20 Besitzer aufgelistet sind, zum Teil mit dem Anteil eines Vierundsechzigstels.<br />
Neben dem Verschwinden der Landwirtschaft stellt dies die zweite wesentliche Erklärung dar, wieso<br />
die meisten dieser Ökonomiebauten heute ungenutzt sind und z.T. vom Zerfall bedroht sind.<br />
Die alten Ställe und Stadel stehen heute, freistehend oder zwischen den neuen Gebäudestrukturen verloren,<br />
als allzeit präsente Zeugnisse für den Wandel im Dorf. Einen Wandel, welches dieses Dorf wie<br />
die ganze Region Wallis im 19. Jahrhundert erlebt hat, hier unter dem starken Einfluss des in Zermatt<br />
aufgekommenen Tourismus. Die Ökonomiebauten verloren ihren Zweck, die Bauern sind heute beinahe<br />
ausgestorben. Noch ein vollberuflicher Landwirt gibt es in Täsch. Er steht einem Arbeitervolk entgegen,<br />
welches zu 90% im Dienstleistungssektor angestellt ist. Einem Volk, welches den Wert dieser gebauten<br />
Geschichte zwar erkennt, zumal ihr tagtäglich wahrgenommenes Dasein nicht in Frage gestellt wird. Um<br />
diese Baudenkmäler aber nachhaltig erhalten zu können und ihnen wieder Leben einzuhauchen, muss<br />
sich Täsch Gedanken über heute mögliche Nutzungen machen. Dabei stellen sich einige schwierige Fragen<br />
wie die angesprochen schwierigen Besitzerverhältnisse, die kleinen Raummasse dieser Bauten und<br />
die damit verknüpfte fehlende wirtschaftliche Attraktivität einer baulichen Intervention und Umnutzung.<br />
10
Foto: forum.bauforum24.biz Foto: Air Zermatt AG<br />
Täsch in seinem hochalpinen Umfeld wird immer wieder konfrontiert mit den Kräften der Natur.<br />
Grossen Segen erlebte das Dorf im 25. Juni 2001: Unglaublicherweise verlor keine Person ihr<br />
Leben, als inmitten einer Schönwetterperiode eine einstürzende Eisdecke eines Bergsees eine<br />
Flutwelle auslöste, welche in Form eines Murgangs mit 12'000 m3 Geschiebeanteil das schlafende<br />
Täsch verwüstete. Gegen diese sommerliche Gefahr, gegen Gefahren aus Steinschlaggebieten und<br />
Lawinenzügen im Winter wurden inzwischen viele technische und bauliche Massnahmen getroffen.<br />
Dennoch bleibt das Thema Naturgefahren allzeit präsent. Permafrost, Gletscherschmelze und<br />
spontane wie unvorsehbare Steinschläge stellen neue Probleme für die alpine Region dar.
Sommerschool freies Projekt | Täsch | 2014<br />
Projektdokumentation<br />
Aufgabenstellung /<br />
Problemerfassung<br />
Die Studie sucht nach Antworten auf die allgemeinen Probleme, welche aktuell die Nutzung der Blockbauten<br />
in meist kleiner Dimension von der Täscher Bevölkerung zu verhindern scheinen:<br />
Was ist die neue Rolle von Täsch als Vorort von Zermatt und Beherberger dessen Arbeiterschaft? Wie<br />
wird sich das Dorf in der Zukunft entwickeln? Hält der Bauboom an? Wie nachhaltig war die Entwicklung<br />
der letzten Jahre? Welche Auswirkungen haben die Abstimmungen zum neuen Raumplanungsgesetz und<br />
zum Zweitwohnungsbau für diese touristische Region? Welche raumplanerische Szenarien sind für Täsch<br />
möglich? Wächst Täsch weiter? Gibt es eine Verdichtung, ein Auffüllen des grossen Bauland-Perimeters<br />
oder gar Rückzonungen und eine Kontraktion? Welche Konsequenzen würden aus diesen Szenarien resultieren?<br />
Gibt es die Gefahr von Verschuldung durch mit Hypotheken belastetes Bauland, welches von<br />
Rückzonungen gefährdet ist? Welche Perspektiven bieten sich in Täsch für die junge Generation, junge<br />
Familien? Wie lebt die Geschichte des Bergbauerns im Dorf weiter? Welche Rolle spielen die damaligen<br />
Ställe, Scheunen und Stadel in der heutigen Generation, welche nicht mehr von der Landwirtschaft sondern<br />
vom Tourismus lebt? Welche Rolle könne die ehemaligen Ökonomiebauten einnehmen? Welchen<br />
neuen Bedürfnissen können sie gerecht werden? In welcher Form sind sie zu schützen, zu erhalten? In<br />
welcher Form können sie verändert, einer neuen Nutzung angepasst werden? Wie kann respektvoll zu<br />
der Geschichte und der Struktur dieser Gebäude umgebaut werden? Wie und durch welche Massnahmen<br />
können diese Bauten in neuer Form räumlich und wirtschaftlich genutzt werden? Findet sich eine<br />
Synthese aus dem einfachen und alten Charakter der Bauten und neuen Anforderungen an sie bezüglich<br />
Energie, Bauphysik, Materialiserung und Betrieb durch einen Umbau?<br />
Arbeitshypothese /<br />
Fragestellung<br />
Mit dem Ziel die ortsprägenden und geschichtsträchtigen Kulturgüter als wichtiger Bestandteil des Dorfes<br />
wieder zum Leben zu erwecken, werden die Zusammenhänge der veränderten Bedürfnisse zur Bausubstanz/Dorfstruktur<br />
aufgezeigt. Dies umfasst in einem ersten Schritt eine grossmassstäbliche Betrachtung:<br />
Das Dorf soll als Ganzes erfasst und analysiert werden, historischer Hintergrund, Qualität und Atmosphäre<br />
der Bausubstanz aufgezeigt und die Problemstellungen umschrieben werden. Weiter ist eine Analyse<br />
der verschiedenen Bautypologien und möglicher Nutzungen gefragt, um daraus ein ortsgerechtes Konzept<br />
formulieren zu können. Letztens soll dann eine Bauaufgabe detailliert ausgearbeitet werden mit<br />
Antworten zu Raum, Ausführung / Materialisierung und Kosten als Antwort mit Modellcharakter für die<br />
generellen Problematiken, welche diese Bausubstanz im veränderten Kontext mit sich bringt.<br />
12
Foto: Lehner Hans-Peter<br />
Blick in eine schmale Gasse zwischen zwei Wohnhäusern im Dorfkern.<br />
Schulter an Schulter stehen die Häuser hier in einer beachtlichen Dichte<br />
zueinander, als hätten sie sich in einer Gruppe formiert, welche Schutz und<br />
Geborgenheit bietet vor den Gefahren der umzingelnden Bergketten des Tales.
Sommerschool freies Projekt | Täsch | 2014<br />
Projektdokumentation<br />
Vertiefungsschwerpunkte<br />
• Siedlung, Raumplanung: Befassung mit dem komplexen Geflecht aus Natur/Landschaft, Lebensraum,<br />
Wirtschaft, Soziologie und Baustruktur.<br />
• Entwurf: Atmosphärische Qualitäten aufnehmen und mit Intervention verstärken / erweitern. Schwerpunkt<br />
analoge Gestaltung als Werkzeuge zur Wahrnehmung und zum Entwurf.<br />
• Bauen im Bestand. Gestalterische Reaktion und technische Umsetzung einer Umnutzung im Zusammenhang<br />
mit neuen Bedürfnissen (an Nutzung, Raum und Bauphysik).<br />
Kompetenzen<br />
Fachliche Kompetenzen:<br />
Selbstständige Projektplanung und -führung, Stärkung planerischer Kompetenzen auf regionaler / grossmassstäblicher<br />
Ebene; Raumplanung, erfassen und festhalten eines Ortes mit seiner Geschichte und seiner<br />
räumlich atmosphärischen Qualitäten, Auseinandersetzung mit konkreter Baugesetzgebung, Bauen<br />
im Bestand; sensiblem Kontext, Raum und Atmosphäre weiterbauen und gestalten, konstruktive Kompetenzen<br />
in Ausführungsplanung; Materialiserung & Bauphysik, Wirtschaftlichkeits- und Kostenrechnung,<br />
Fertigkeiten Modellbau und Skizzieren.<br />
Sozial- / Selbstkompetenzen:<br />
Selbstdisziplin, Eigenverantwortung, selbstständige Reflektionsfähigkeit, Üben von Methoden und Werkzeugen<br />
für die zu erstellenden Produkte (Modell, Analysen, Konzepte, Visualisierungen, Pläne etc.), Gesprächsführung<br />
mit Drittpersonen; auftreten, präsentieren, visuell und sprachlich kommunizieren.<br />
Vorgangsweise<br />
Die Projektstruktur baut darauf auf, vom Grossen Ganzen zu einer kleinen Antwort zu finden. Es soll sich<br />
also auf unterschiedlichsten Massstabsebenen schichtweise ins Detail gearbeitet werden (von der grossmassstäblichen<br />
Analyse des Dorfes bis zur Detailausarbeitung der endlichen Bauaufgabe). Das Projekt<br />
in seinem kleinen Massstab soll immer wieder auf die Resultate der vorgängigen grossmassstäblichen<br />
Betrachtung überprüft werden. Wichtig ist dabei immer die Vision / klare Ziele vor Augen zu haben.<br />
Aufgrund des breit aufgespannten Rahmens des Vorhabens ist es grundlegend, die Arbeit aus gezielt gewählten<br />
Fragmenten zu den einzelnen Themen zusammenzusetzen, um sich nicht zu verlieren. Ebenfalls<br />
gilt es sich in der intensiven Einzelarbeit stetig von der Arbeit zu distanzieren um die Weitsicht nicht<br />
zu verlieren. Hierzu werden zum einen fortlaufend Gespräche mit Behörden, Planern und Bewohnern<br />
gesucht. Zum anderen soll die Arbeit immer auf mehreren Kanälen parallel geführt werden, so z.B. der<br />
Modellbau als Hilfsmittel während Analyse- und Entwurfsprozess.<br />
Methodik / Werkzeuge<br />
Problemerfassungsprozess, Projektplanung (Prozesswand), Zielformulierung, Variantenbildung, Arbeiten<br />
mit Vision, konzeptionelles Denken, Prüfen durch Projekt. Reflexionen selbstständig und durch Zwischengespräche<br />
mit dem Coachingteam. Inputs durch diese und Gespräche mit Fachleuten / ortsansässigen<br />
Architekten, politischen Vertretern etc., Einbezug ähnlicher Projekte im Oberwallis.<br />
Analoge Gestaltungsmethoden als wesentliche Werkzeuge und Zugänge zur Analyse und zum Entwurf;<br />
Modellbau, Skizzieren.<br />
14
Foto: Lehner Hans-Peter<br />
Die verwahrloste Seite<br />
von Täsch: Blick auf<br />
einen Stall (l.) und<br />
Stadel (r.) im Dorfkern.<br />
Die Vielzahl dieser Gebäude<br />
werden höchsten<br />
noch als Abstellraum<br />
genutzt. Selbst die alten<br />
Wohnhäuser (mitte)<br />
sind zum Teil nicht<br />
mehr bewohnt. Der<br />
ehemals bedeutende<br />
Platz um den Brunnen<br />
nur noch ein unbelebter<br />
Kreuzungspunkt<br />
zweier Wege.
Sommerschool freies Projekt | Täsch | 2014<br />
Projektdokumentation<br />
Ziele<br />
Projektziele:<br />
• Das übergeordnete Projektziel lautet im Sinne eines spezifischen Projektes mit Modellcharakter auf<br />
die Eigenheiten und Problemstellungen eines Ortes zu antworten, mit einem offenen Blick für die<br />
raumplanerische Entwicklung des Dorfes Täsch.<br />
• Bildung einer persönlichen Vision für die Entwicklung des Bergdorfes in einem Prozess mit Konsultation<br />
verschiedenen Meinungen / Standpunkte von Akteuren.<br />
• Die neue Rolle von Täsch als Tourismusvorort von Zermatt soll ergründent werden.<br />
• Einnehmen von klaren Haltungen in den sich stellenden Fragen zur Gesellschaft, in Themen wie Raumplanung,<br />
Energie und Umwelt.<br />
• Entwurf eines Bauprojektes mit realen Rahmenbedingungen, dessen Gestaltung auch in technisch<br />
konstruktiver und wirtschaftlicher Hinsicht auf seine Machbarkeit geprüft ist.<br />
• Beitrag zum Umgang mit der bestehenden Bausubtanz von Täsch im Sinne einer Klärung derer Rolle<br />
im Dorf durch Instandhaltung, Umnutzung oder Rückbau für die Gemeinde und seine Bevölkerung.<br />
Persönliche Ziele:<br />
• Erweiterung der allgemeinen fachlichen und methodischen Kompetenzen dank dieses Projektes mit<br />
hohem Selbständigkeitsgrad im Hinblick auf mein weiteres Studium und die Thesisarbeit.<br />
• Erweiterung Entwurfskompetenzen auf einer grossmassstäblichen Ebene; als Vorbereitung auf das<br />
letzte Bachelor-Studienjahr mit Schwerpunkt Städtebau. Auseinandersetzung mit Gesellschaft, Baustruktur<br />
und deren Verbindungen.<br />
• Vernetzung der generellen Fähigkeiten als Architekt und der Ortskenntnisse in einen atmosphärisch<br />
sensiblen baulichen Eingriff am Ort.<br />
• Erste Erfahrungen als angehender Architekt für meine zukünftige Berufstätigkeit im Mattertal.<br />
• Weiterentwicklung im Bereich der Zusammenarbeit mit Fachleuten, Behörden und der Gesellschaft /<br />
Bauherrschaft durch Gespräche & Interviews.<br />
• Sicheres Auftreten, sprachliches und visuelles Kommunizieren als Architekt erlernen.<br />
Erwartete Ergebnisse<br />
Das Ergebnis der Arbeit ist eine Synthese aus zwei Arbeitsteilen, der grossmasstäblichen Studie und<br />
einem spezifischen Projekt zum Thema 'Umnutzung bestehender Bausubstanz in Täsch'. Hierbei soll das<br />
Projekt auf den Resultaten der Studie fundieren uns seinerseits wiederum mit Modellcharakter auf die in<br />
der Studie offengelegten Problemstellungen antworten. Das Resultat soll am Ende in einer Schlussveranstaltung<br />
in Digital- und Papierform sowie räumlich (Modelle) an die Öffentlichkeit kommuniziert werden.<br />
Produkte<br />
'Hauptprodukt' bildet die Schlusspräsentation, analog kommuniziert auf Plakaten, mit dem erarbeiteten<br />
Dorfmodell sowie einer digitalen Präsentation. Darstellung Studie & Vision für die Entwicklung von<br />
Täsch auf Plakaten und im Dorfmodell Mst. 1:1'000. Darstellung Projekt mit Plänen Grundrisse, Schnitte,<br />
Ansichten und Perspektive im geeigneten Massstab; sowie Skizzen, Schemen, Fotos und Texten auf Plakaten.<br />
Zusätzlich Projekt- / Prozessdokumentation und Arbeitsnachweis in einem Dossier A4.<br />
16
Foto: Lehner Hans-Peter<br />
Manch ein altes Gebäude, selbst mitten im Dorf, ist schon Opfer des Zerfalls geworden. Es<br />
fehlt oftmals an Engagement für den Erhalt oder eine Umnutzung, da man keine attraktive<br />
Investition darin sieht. Auch wird es teils aufgrund der Besitzerverhältnisse<br />
schwierig, etliche Leute besitzen oft Anteile an einem einzelnen Gebäude und<br />
Grundstück und sind zum Teil schon aus der Heimat ausgezogen.
Sommerschool freies Projekt | Täsch | 2014<br />
Projektdokumentation<br />
Marktrelevanz / Aktualität<br />
Der Zerfall oder Leerstand von den alten Holzgebäuden stellt im Dorf Täsch wie im gesamten Raum<br />
Oberwallis eine aktuelle Problematik dar. Lösungen gegen diese höchst unvorteilhaften Missstände sind<br />
gefragt, gerade nachdem diese bestehende Substanz durch die Abstimmungen zur Raumplanung und zu<br />
Zweitwohnungen wieder an Bedeutung gewonnen hat. Die Studie am Dorf Täsch kann also Erkenntnisse<br />
liefern auf analoge Probleme in vielen anderen Ortschaften im Kanton Wallis.<br />
Modellcharakter<br />
Um ein Projekt mit Modellcharakter entwickeln zu können, wird der Ausarbeitung eines spezifischen<br />
Objektes eine umfangreiche grossmassstäbliche Betrachtung der bestehenden Baustruktur des Ortes<br />
vorangestellt. Darin sollen die Problemstellungen ausführlich erkannt werden und erst daraus eine der<br />
vielen Ökonomiebauten des Dorfes ausgewählt werden, welche auf eben diese allgemeinen Problemstellungen<br />
eine spezifische und detaillierte Lösung, mit Modellcharakter aber, erlaubt. So soll die endlich<br />
erarbeitete Bauaufgabe als Instrument zur Entwicklung strategischer Ansätze für vergleichbare Situationen<br />
dienen, und diese finden sich nicht nur in Täsch, sondern in der ganzen Region, wo damals identischer<br />
Lebens- und Bauweise wegen sich heute die gleichen Fragen zu diesem Kulturgut stellen.<br />
Innovationscharakter<br />
Die Auseinandersetzung mit der bestehenden Baustruktur von Täsch ist bis noch nie weit über die<br />
Betrachtung eines einzelnen Gebäudes durch einen Eigentümer herausgewachsen. Die Studie als gesamthafte<br />
Betrachtung leistet insofern einen noch nicht vorhandenen Beitrag und soll auf Probleme<br />
aufmerksam machen und mit einem als Modell dienenden Lösungsvorschlag in Form eines spezifischen<br />
Bauprojektes die Chancen aufdecken. So soll die Bevölkerung für das Thema sensibilisiert werden und<br />
ein erster Schritt getätigt werden, um einen Stein ins Rollen zu bringen.<br />
Auftraggeber<br />
Die Arbeit wird primär als Beitrag für die Öffentlichkeit, also die Täscher Bevölkerung angesehen. In<br />
diesem Sinne wird als Auftraggeber die Gemeinde Täsch betrachtet. Das Projekt wurde nicht initiiert<br />
von dieser, sondern ist in Gang gebracht worden aus persönlichem Interesse von mir, Lehner Hans-Peter,<br />
an Täsch, meinem Wohnsitz und meiner Heimat, und seiner Entwicklung. Die Ursprünge zur Idee dieses<br />
Projekts entspringen dem von mir besuchten Sommerschool Intensiv-Workshop 2013 der Berner Fachhochschule<br />
Architektur, Holz und Bau im Wallis zum Thema "Atmosphäre - Intervention im Lötschental".<br />
Es freut mich sehr die beiden Dozenten dieser auch im Jahr 2014 wieder stattfindenden Sommerschool,<br />
namentlich Herr Urs Heimberg und Herr William Fuhrer, als Coachingteam für dieses freie Projekt gewonnen<br />
haben zu können. Das Projekt baut auf viele im genanntem Workshop behandelten Themen auf und<br />
wird am spezifischen Ort Täsch nun ausführlich bearbeitet und weiterentwickelt.<br />
Die Gemeinde Täsch ist über das Projekt informiert und wird in den Prozess einbezogen. Sie soll profitieren<br />
von den Gedanken zur Entwicklung des Dorfes eines ortskundigen, jungen Architekturstudenten<br />
und den betreuenden Experten, gerade zumal es noch keine Studie zu dem Thema der Umnutzung von<br />
bestehender Bausubstanz für den Ort gibt. In Gesprächen mit dem Gemeinderat und der Baukommission<br />
sollen auch ihre Positionen und Interessen aufgenommen werden. Abschluss findet das Projekt in einer<br />
Schlussveranstaltung, zu welcher diese und die Täscher Bevölkerung eingeladen sind.<br />
18
Foto: Lehner Hans-Peter<br />
Stall mit Scheune in der typische<br />
Strickbauweise aus unbehandeltem<br />
Lärchenholz,<br />
welches sich in der Sonne<br />
goldbraun verfärbt.
Sommerschool freies Projekt | Täsch | 2014<br />
Projektdokumentation<br />
Projektstruktur &<br />
Betreuungskonzept<br />
Die Betreuung umfasst vier Zwischenbesprechungen in regelmässigen Abständen von jeweils zwei Wochen<br />
plus die Schlussreview. Somit entstehen fünf selbstständige Arbeitsphasen zu je ca. 60 Stunden.<br />
MEILENSTEINE<br />
PHASE<br />
THEMEN<br />
Woche 1 02.-06. Juni<br />
Woche 2 09.-13. Juni<br />
Phase<br />
Grundlagen erarbeiten<br />
Modellbau Dorf Topo<br />
Lasern<br />
Visual.<br />
Atmosphäre des Ortes, Geschichte<br />
Baustruktur & Raumplanung<br />
Bautypologie<br />
Gesellschaft, Bedürfnisse und Wandel<br />
Aktuelle Entwicklung<br />
Gesetzliche Rahmenbedingungen<br />
16.-20. Juni<br />
Ferien<br />
23.-27. Juni<br />
Woche 3 30.-04. Juni/Juli<br />
Woche 4 07.-11. Juli<br />
Woche 5 14.-18. Juli<br />
07. Juli<br />
Besprechung 1<br />
Phase<br />
Studie, grossmasstäbliche Betracht.<br />
Modellbau Dorf Baustruktur<br />
Visual.<br />
Positionen Fachleute zur Entwicklung<br />
Grundlagen aufgearbeitet<br />
Kriterien für nachhaltige Entwicklung<br />
Entwicklungsszenarien Zukunft<br />
Verdichtung, Rückzonung, Erweiterung<br />
Persönliche Vision<br />
Gestaltung Produkte Phase 1<br />
Vision raumplanerische Entwicklung<br />
Woche 6 21.-25. Juli<br />
Woche 7 28.-01. Juli/Aug.<br />
Woche 8 04.-08. August<br />
Woche 9 11.-15. August<br />
21. Juli<br />
Besprechung 2<br />
04. August<br />
Besprechung 3<br />
Reflexion<br />
Phase<br />
Projektentwicklung<br />
Phase<br />
Projekt Ausarbeitung<br />
Objektwahl Bauaufgabe, Ziel und Nutzung<br />
Analyse Objekt und Rahmenbedinungen<br />
Raumidee, gestalt. & konstr. Konzept<br />
architektonische Idee Projekt<br />
Ausarbeiten Projektidee<br />
Raum & Material<br />
Konstruktion und Materialiserung<br />
Bauprozess, Umbau<br />
technische Umsetzung, Energie<br />
Kostenschätzung<br />
Innenraum<br />
Bauprojekt<br />
Wo. 10<br />
18.-22. August<br />
19. August<br />
Besprechung 4<br />
Phase<br />
Finish<br />
Visual.<br />
Visualisierung, Präsentationsplanung<br />
Produkte fertiggestellt<br />
26. August, 17:00<br />
Schlussveranstaltung in Täsch<br />
Öffentlicher Anlass. Bevölkerung, Gemeinderat und Baukommission werden eingeladen. Coachingteam<br />
mit den Teilnehmern Sommerschool 2014 "Atmosphäre - Intervention im Lötschental" sind anwesend.<br />
Veranstaltung gilt als Schlussreview. Im Anschluss Reflexion / Feedback mit den Coaches.<br />
20
Einblick in eine leere<br />
Stallscheune. Ringsum<br />
umhüllt einem das luftige<br />
Gewände, durch schmale<br />
Fugen und die südseitige<br />
Öffnung dringt Licht in den<br />
Raum. Ein starker Kontrast<br />
von dunkel und hell.<br />
Foto: Lehner Hans-Peter<br />
Das Holz erzählt Geschichte,<br />
die Geschichte des<br />
mühlseligen einstigen<br />
Wirtschaftens des Bergbauernvolkes<br />
zur Ernährung<br />
der Familie. Ein starker<br />
Kontrast zur heute in Täsch<br />
lebenden Gesellschaft,<br />
die am Tourismus reich<br />
geworden ist.
2<br />
Vision für Täsch & dessen historischen Dorfkern<br />
Resultate Projekt Teil 1: Grossmassstäbliche Betrachtung
Sommerschool freies Projekt | Täsch | 2014<br />
Projektdokumentation<br />
Vision<br />
Vision für das Dorf Täsch<br />
Leitthema: Lebensqualität für Bewohner fördern<br />
Täsch ist primär ein Arbeiterdorf, hat als Rückzugsort gegenüber Zermatt Qualitäten.<br />
Das Dorf ist völlig abhängig vom Tourismus um die Desination Zermatt-Matterhorn.<br />
Täsch selber aber ist hauptsächlich ein ergänzender Ort zu Zermatt und keine grosse<br />
Tourismus-Destination. Die Bestrebungen zum Erhalt des Dorfkerns sollen dem Täscher<br />
Bewohner dienen. Der alte Dorfkern ist ideal gelegen und soll durch Sanierungen als<br />
Wohnraum wieder für junge Familien attraktiv gemacht werden. Diese Aufwertung wird<br />
Täsch natürlich auch für den Tourist attraktiver machen.<br />
Umsetzungskonzept ' Lebenswertes erhalten':<br />
- alte Wohnhäuser retten<br />
- Ställe, Speicher und Stadel als Nebennutzung nutzen<br />
- Aussenräume aufwerten<br />
- Wegbeziehungen ausbauen<br />
- verdichtet weiterbauen<br />
- Landschaft schonen und erhalten<br />
Interventionen:<br />
- die wichtigen noch leerstehenden / zerfallenden Wohnhäuser sanieren<br />
- Ökonomiebauten als Gruppen innerhalb des Dorfkerns erhalten und umnutzen<br />
- Öffentliche Plätze aufwerten. Für den Fussgänger attraktivieren<br />
- Situation Bahnhof / neue Kantonsstrasse für Fussgänger freudlicher gestalten<br />
- Fehlendes Wegnetz in Ost-West richtung zwischen den Kantonsstrassen errichten<br />
Platz<br />
mit Brunnen<br />
Haus "Turu"<br />
wichtige Baute,<br />
unbewohnt<br />
24
Ey<br />
wi<br />
gä<br />
Hotel Täschhorn 1904<br />
umgenutzt als SMZ / Wohnungen<br />
Das Dorf Täsch wurde in Ost-West richtung entlang dem Talgrund<br />
querenden Täschbach gebaut. Mit dem Bau der Bahn 1891 nach<br />
Zermatt wurde Täsch erschlossen. Die alte Kantonsstrasse querte<br />
die Struktur von Täsch und führte zusammen mit der masslosen<br />
Einzonung von Bau-land zum Weiterbau bzw. zur Zersiedelung<br />
des Dorfes in Nord-Ost-Richtung. Die neue Kantonsstrasse<br />
wurde dann am westlichen Talrand ausserhalb des<br />
Dorfes gebaut, wodurch der Dorfkern<br />
von Täsch strukturell bis heute sehr<br />
gut erhalten ist. Es fehlt dem<br />
Dorfkern<br />
Das Dorf<br />
jedoch<br />
Täsch<br />
an<br />
wurde<br />
Belebung<br />
in Ost-West richtung entlang dem Talgrund<br />
und<br />
querenden<br />
Bewohnung<br />
Täschbach<br />
durch<br />
gebaut. Mit dem Bau der Bahn 1891 nach<br />
junge<br />
Zermatt<br />
Leute.<br />
wurde Täsch erschlossen. Die alte Kantonsstrasse querte<br />
die Struktur von Täsch und führte zusammen mit der masslosen<br />
Einzonung von Bau-land zum Weiterbau bzw. zur Zersiedelung<br />
des Dorfes in Nord-Ost-Richtung. Die neue Kantonsstrasse<br />
wurde dann am westlichen Talrand ausserhalb des<br />
Dorfes gebaut, wodurch der Dorfkern<br />
von Täsch strukturell bis heute sehr<br />
alte Kantonsstrasse<br />
gut erhalten ist. Es fehlt dem<br />
Dorfkern jedoch an Belebung<br />
und Bewohnung durch<br />
junge Leute.<br />
Dorfkern<br />
Dorfkern<br />
Täschbach<br />
Täschbach<br />
Hotel Täschhorn 1904<br />
umgenutzt als SMZ / Wohnungen<br />
alte Dorfachse<br />
alte Kantonsstrasse<br />
neue Kantonsstr. 1972<br />
Arrivé<br />
alte Dorfachse<br />
Schnittstelle<br />
Terminal<br />
Umsteigen<br />
neue Kantonsstr. 1972<br />
Bahnlinie Visp-Zermatt 1891<br />
Arrivé<br />
BHF<br />
Schema Täsch<br />
Schnittstelle<br />
Terminal<br />
Umsteigen<br />
Bahnlinie Visp-Zermatt 1891<br />
BHF<br />
Schema Täsch
GSEducationalVersion<br />
Sommerschool freies Projekt | Täsch | 2014<br />
Projektdokumentation<br />
Konzept Dorfkern<br />
Vision für das Dorf Täsch<br />
Leitthema: Lebensqualität für Bewohner fördern<br />
Täsch ist primär ein Arbeiterdorf, hat als Rückzugsort gegenüber Zermatt Qualitäten.<br />
Das Dorf ist völlig abhängig vom Tourismus um die Desination Zermatt-Matterhorn.<br />
Täsch selber aber ist hauptsächlich ein ergänzender Ort zu Zermatt und keine grosse<br />
Tourismus-Destination. Die Bestrebungen zum Erhalt des Dorfkerns sollen dem Täscher<br />
Bewohner dienen. Der alte Dorfkern ist ideal gelegen und soll durch Sanierungen als<br />
Wohnraum wieder für junge Familien attraktiv gemacht werden. Diese Aufwertung wird<br />
Täsch natürlich auch für den Tourist attraktiver machen.<br />
Landschaft, Trocken<br />
steinmauerwerk und<br />
Wasserleiten erhalte<br />
Umsetzungskonzept ' Lebenswertes erhalten':<br />
- alte Wohnhäuser retten<br />
- Ställe, Speicher und Stadel als Nebennutzung nutzen<br />
- Aussenräume aufwerten<br />
- Wegbeziehungen ausbauen<br />
- verdichtet weiterbauen<br />
- Landschaft schonen und erhalten<br />
Interventionen:<br />
- die wichtigen noch leerstehenden / zerfallenden Wohnhäuser sanieren<br />
- Ökonomiebauten als Gruppen innerhalb des Dorfkerns erhalten und umnutzen<br />
- Öffentliche Plätze aufwerten. Für den Fussgänger attraktivieren<br />
- Situation Bahnhof / neue Kantonsstrasse für Fussgänger freudlicher gestalten<br />
- Fehlendes Wegnetz in Ost-West richtung zwischen den Kantonsstrassen errichten<br />
Haus im Gräbji, 1639<br />
wichtige Baute,<br />
unbewohnt<br />
Platz<br />
mit Brunnen<br />
Haus "Turu"<br />
wichtige Baute,<br />
unbewohnt<br />
Eya<br />
wichtigste Fussgängergasse<br />
Täschs<br />
Hotel Täschhorn 1904<br />
umgenutzt als SMZ / Wohnungen<br />
Das Dorf Täsch wurde in Ost-West richtung entlang dem Talgrund<br />
querenden Täschbach gebaut. Mit dem Bau der Bahn 1891 nach<br />
Zermatt wurde Täsch erschlossen. Die alte Kantonsstrasse querte<br />
die Struktur von Täsch und führte zusammen mit der masslosen<br />
Einzonung von Bau-land zum Weiterbau bzw. zur Zersiedelung<br />
des Dorfes in Nord-Ost-Richtung. Die neue Kantonsstrasse<br />
wurde dann am westlichen Talrand ausserhalb des<br />
Dorfes gebaut, wodurch der Dorfkern<br />
von Täsch strukturell bis heute sehr<br />
gut erhalten ist. Es fehlt dem<br />
Dorfkern jedoch an Belebung<br />
und Bewohnung durch<br />
junge Leute.<br />
Täschbach<br />
alte Kantonsstrasse<br />
Dorfkern<br />
alte Dorfachse<br />
neue Kantonsstr. 1972<br />
Arrivé<br />
Schnittstelle<br />
Terminal<br />
Umsteigen<br />
Bahnlinie Visp-Zermatt 1891<br />
BHF<br />
Schema Täsch<br />
26
-<br />
n<br />
Täschbachschlucht<br />
starker Raum- und Kraftort<br />
Wohnhaus Chumma<br />
thront auf Felsen<br />
über dem Dorf Täsch<br />
'Hinner Täsch'<br />
Grünfläche<br />
Oberdorf<br />
alte Wohnhausgruppe<br />
typische Walliser Wohnhäuser<br />
Kirchplatz<br />
der zentrale<br />
Ort von Täsch<br />
Wohnhäuser Eya und<br />
Platz mit Brunnen<br />
Gruppe Ökonomiebauten Eya,<br />
Stall/Stadel, Stein und Holz<br />
raumbildend Gasse Eya<br />
Sicht- und Wegbeziehungen von<br />
neuer Kantonsstrasse zum alten<br />
Dorfteil erhalten / erstellen<br />
Anfang 20. Jh.<br />
vor 1972 (Strasse nach Täsch)<br />
Täsch 1992<br />
Dorfkern Täsch 1:1'000<br />
Übernachtugen<br />
1961: 9'600<br />
1970: 41'000<br />
1981: 113'000<br />
1992: 191'000<br />
2000: 134'000<br />
Einwohner<br />
1798: 140<br />
1850: 177<br />
1900: 251<br />
1950: 413<br />
2000: 831
3<br />
Sanierungsprojekt Wohnhaus 'im Gräbji' (gebaut 1638)<br />
Resultate Projekt Teil 2: exemplarisches Beispiel Sanierung altes Walliser Wohnhaus
ch<br />
Sommerschool freies Projekt | Täsch | 2014<br />
Projektdokumentation<br />
Täschalpstrasse<br />
Situation (EG) 1:200<br />
A<br />
A<br />
Chumma<br />
Gräbji<br />
Täschalpstrasse<br />
Obre Hof<br />
Obre Hof<br />
Situation 1:500<br />
Whg. EG<br />
A<br />
A<br />
Innenraumperspektive<br />
Haus im Gräbji<br />
Das Gebäude im alten Dorfkern aus dem<br />
Jahre 1639 ist eines der ältesten<br />
erhaltenen Wohnhäuser in Täsch. Seit<br />
1955 wird es nicht mehr bewohnt. Es<br />
zeugt von dem mühsäligen damaligen<br />
Leben der Täscher Bergbauernfamilien<br />
und ihrer Wohnform und Baukultur.<br />
Das Projekt sieht eine sanfte Sanierung<br />
vor, die Bau- und Raumstruktur soll<br />
möglichst erhalten werden. Die<br />
Erscheinung nach Aussen wird nicht<br />
verändert. Im Inneren erfolgt durch<br />
bauliche Massnahmen die Erfüllung der<br />
thermischen Ansprüche. Der nördliche Teil<br />
in Bruchstein wird innen mit einer zweiten<br />
Schale aus Beton mit Kerndämmung<br />
versehen. Die Aussenwände des südlichen<br />
Holzbaus werden innen raumhoh verglast,<br />
um die Atmospähre des gealterten<br />
Lärchengewändes zu wahren.<br />
Situation 1:500<br />
Konzept<br />
A-A 1:50<br />
Innenraumperspektive<br />
Haus im Gräbji<br />
Das Gebäude im alten Dorfkern aus dem<br />
Jahre 1639 ist eines der ältesten<br />
erhaltenen Wohnhäuser in Täsch. Seit<br />
1955 wird es nicht mehr bewohnt. Es<br />
zeugt von dem mühsäligen damaligen<br />
Leben der Täscher Bergbauernfamilien<br />
und ihrer Wohnform und Baukultur.<br />
A-A 1:50<br />
Das Projekt sieht eine sanfte Sanierung<br />
vor, die Bau- und Raumstruktur soll<br />
möglichst erhalten werden. Die<br />
Erscheinung nach Aussen wird nicht<br />
verändert. Im Inneren erfolgt durch<br />
bauliche Massnahmen die Erfüllung der<br />
thermischen Ansprüche. Der nördliche Teil<br />
in Bruchstein wird innen mit einer zweiten<br />
Schale aus Beton mit Kerndämmung<br />
versehen. Die Aussenwände des südlichen<br />
Holzbaus werden innen raumhoh verglast,<br />
um die Atmospähre des gealterten<br />
Lärchengewändes zu wahren.<br />
20 2.00 31 2.00 20 2.00 20 1.60<br />
A-A 1:50<br />
30
Gräbji<br />
Täschalpstrasse<br />
Situation Dorf 1:1'000<br />
Nazuloch<br />
Hinner Täsch<br />
Chumma<br />
Gräbji<br />
Täschalpstrasse<br />
Obre Hof<br />
Obers Derfji<br />
Täschbach<br />
Obre Hof<br />
Chirchmatta<br />
Obers Derfji<br />
Täschbach<br />
Chirchmatta<br />
Situation 1:500<br />
Innenraumperspektive<br />
Haus im Gräbji<br />
Das Gebäude im alten Dorfkern aus dem<br />
Jahre 1639 ist eines der ältesten<br />
erhaltenen Wohnhäuser in Täsch. Seit<br />
1955 wird es nicht mehr bewohnt. Es<br />
zeugt von dem mühsäligen damaligen<br />
Leben der Täscher Bergbauernfamilien<br />
und ihrer Wohnform und Baukultur.<br />
Das Projekt sieht eine sanfte Sanierung<br />
vor, die Bau- und Raumstruktur soll<br />
möglichst erhalten werden. Die<br />
Erscheinung nach Aussen wird nicht<br />
verändert. Im Inneren erfolgt durch<br />
bauliche Massnahmen die Erfüllung der<br />
thermischen Ansprüche. Der nördliche Teil<br />
in Bruchstein wird innen mit einer zweiten<br />
Schale aus Beton mit Kerndämmung<br />
versehen. Die Aussenwände des südlichen<br />
Holzbaus werden innen raumhoh verglast,<br />
um die Atmospähre des gealterten<br />
Lärchengewändes zu wahren.<br />
Innenraumperspektive
Sommerschool freies Projekt | Täsch | 2014<br />
Projektdokumentation<br />
Grundriss EG 1:100<br />
A<br />
Whg. EG<br />
A<br />
32
h 1.80m<br />
h 1.80m<br />
h 1.80m<br />
h 1.80m<br />
h 1.80m<br />
h 1.80m<br />
Whg. DG<br />
A<br />
Grundriss OG 1:100<br />
A<br />
A<br />
A<br />
Whg. DG<br />
Dachboden 2<br />
Dachboden 1<br />
Whg. DG<br />
Hobbyraum 1 Spielzimmer 1<br />
A<br />
A<br />
DG 1:100<br />
A<br />
Grundriss DG /<br />
Keller 1:200<br />
20 2.00 31 2.00 20 2.00 20 1.60<br />
A<br />
A<br />
Technik<br />
A<br />
Dachboden 2<br />
Dachboden 1<br />
Abstellraum<br />
Dachboden 2<br />
Dachboden 1<br />
Hobbyraum 1 Spielzimmer 1<br />
Keller 2 Keller 1<br />
A<br />
DG 1:100<br />
A-A 1:50 UG 1:100<br />
Hobbyraum 1 Spielzimmer 1<br />
A
Sommerschool freies Projekt | Täsch | 2014<br />
Projektdokumentation<br />
Ist-Zustand<br />
Whg. EG<br />
A<br />
Schnitt 1:100<br />
0<br />
20 2.00 31 2.00 20 2.00 20 1.60<br />
A-A 1:50<br />
34
h 1.80m<br />
h 1.80m<br />
Obre Hof<br />
hg. DG<br />
Innenraumperspektive<br />
Holzbaus<br />
um die At<br />
Lärcheng<br />
Fassade Süd 1:100<br />
Situation 1:500<br />
A<br />
A<br />
Innenraumperspektive<br />
Haus im Gräbji<br />
Das Gebäude im alten Dorfkern aus dem<br />
Jahre 1639 ist eines der ältesten<br />
erhaltenen Wohnhäuser in Täsch. Seit<br />
1955 wird es nicht mehr bewohnt. Es<br />
zeugt von dem mühsäligen damaligen<br />
Leben der Täscher Bergbauernfamilien<br />
und A ihrer Wohnform und Baukultur.<br />
Das Projekt sieht eine sanfte Sanierung<br />
vor, die Bau- und Raumstruktur soll<br />
möglichst erhalten werden. Die<br />
Erscheinung nach Aussen wird nicht<br />
verändert. Im Inneren erfolgt durch<br />
bauliche Massnahmen die Erfüllung der<br />
thermischen Ansprüche. Der nördliche Teil<br />
Dachboden 2<br />
Dachboden 1<br />
in Bruchstein wird innen mit einer zweiten<br />
Schale aus Beton mit Kerndämmung<br />
versehen. Die Aussenwände des südlichen<br />
Holzbaus werden innen raumhoh verglast,<br />
um die Atmospähre des gealterten<br />
Lärchengewändes zu wahren.<br />
Hobbyraum 1 Spielzimmer 1<br />
A-A 1:50<br />
Fassade Nord 1:100<br />
GSEducationalVersion<br />
A<br />
DG 1:100<br />
A<br />
Technik<br />
Abstellraum<br />
Keller 2 Keller 1<br />
A<br />
UG 1:100<br />
A-A 1:50
4<br />
Prozessdokumentation<br />
Einblick in den Prozess, die Arbeit und deren Aufwand
Sommerschool freies Projekt | Täsch | 2014<br />
Projektdokumentation<br />
sketch & think<br />
38
Sommerschool freies Projekt | Täsch | 2014<br />
Projektdokumentation<br />
Modellbau<br />
Aufwand Projektarbeit:<br />
210 Stunden<br />
40
Aufwand Dorfmodell 1:1'000:<br />
189 Eigen-Stunden<br />
+ 108 Stunden Hilfe
Sommerschool freies Projekt | Täsch | 2014<br />
Projektdokumentation<br />
Modellbau<br />
42
Impressum<br />
Berner Fachhochschule<br />
Architektur, Holz und Bau<br />
Bachelor Architektur<br />
Pestalozzistrasse 20<br />
CH-3401 Burgdorf<br />
www.ahb.bfh.ch<br />
Sommerschool freies Projekt | 2014 | Projektdok<br />
Redaktion: Hans-Peter Lehner<br />
Täsch, 26.August 2014<br />
Bilder Titelseite / Buchrücken<br />
Altholz einer Stallung / Ausblick aus Stallscheune in<br />
Landschaft. © Fotos Lehner Hans-Peter 2014