Geschichte im aktuellen PIG - PIGmagazin
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40<br />
Magazin<br />
In Richtung<br />
Paradies<br />
Das war’s. Es ist aus und vorbei. Eine weitere<br />
Ära in Ninas Praktikantenwelt ist zu Ende<br />
gegangen. Aber es locken neue Welten, unbekannte<br />
Universen, die es zu entdecken<br />
gilt. Die Mondlandung jubiliert zum 40.<br />
und auch bei mir steht ein historischer Moment<br />
an. Mein zweites Praktikum (diesmal<br />
be<strong>im</strong> Radio) nach dem Abi ist zu Ende, und<br />
es wird auch kein weiteres folgen. Denn ein<br />
neuer Abschnitt steht an, ganz <strong>im</strong> Zeichen<br />
der Uni.<br />
U<br />
text Janina Dias Da Silva<br />
niversität, das Wort, das für Paradies steht.<br />
Der erste große Schritt, nach dem Monster Abitur.<br />
Endlich weiter Richtung Zukunft, auf in die komplette<br />
Selbst- und Eigenständigkeit. Aber natürlich,<br />
wie <strong>im</strong>mer <strong>im</strong> Leben, geht auch das nicht reibungslos<br />
über die Bühne. Insgesamt acht Bewerbungen<br />
sind <strong>im</strong> Postkasten gelandet, nach einem nahezu<br />
endlosen Kampf gegen acht Homepages von acht<br />
Universitäten. Die Homepage einer Universität<br />
ist ungefähr so aufgebaut wie der Kopf eines Physikprofessors<br />
der Uni – ziemlich zerstreut. Sich<br />
bis zum Portal der Bewerbung durchzuboxen,<br />
erinnert gern an Indiana Jones, der sich mit<br />
dem großen Messer durch den wilden Dschungel<br />
kämpft. Nur war ich mit starken Nerven und<br />
viel Lesebedarf bewaffnet. Das war auch genau<br />
das Richtige, denn die Autoren der Uni-Seiten sind<br />
sehr schreibwütig. Das ganze mal acht genommen,<br />
das strengt an. Nach all den Mühen ist der Gang<br />
zum Postkasten schließlich wie eine Erlösung. Auf<br />
jeden Umschlag noch ein Küsschen für das Glück<br />
gedrückt und dann auf (N<strong>im</strong>mer-)Wiedersehen.<br />
Jetzt muss ich mich in Geduld üben, warten und literweise<br />
Tee trinken. Denn die Bescheinigungen<br />
gibt es für uns arme Studienwillige erst ganz spät.<br />
Außerdem gibt es dieses eine Wort, an das sich viele<br />
Bewerber klammern: Nachrückverfahren. Das funktioniert<br />
ungefähr so: Bewerber, die an einer Uni angenommen<br />
wurden, aber nicht wollen, lassen ihren<br />
Anspruch auf den Platz verstreichen, so dass dieser<br />
dann frei wird und ein anderer an ihre Stelle rutscht. Und<br />
» NACH DEM ABI! «<br />
das Rumrutschen dauert bekanntlich. Viel länger als der<br />
Paukenzuschlag. Also kann es vorkommen, dass erst<br />
nach Semesterbeginn ein Brief mit der Zusage ins<br />
Haus flattert. Naja, wenn die Herren der weit entfernten<br />
Universitäten mal in gnädiger St<strong>im</strong>mung sind,<br />
»Die Homepage einer<br />
Universität ist ungefähr so<br />
aufgebaut, wie der Kopf<br />
eines Physikprofessors«<br />
dann schicken sie den Boten auch mal eine Woche<br />
vor Beginn raus. Eine Woche ist ja auch genug, sich<br />
in einer fremden Stadt zu orientieren, ein Z<strong>im</strong>mer zu<br />
finden und den Weg zur Uni auswendig zu lernen.<br />
Also bleibt mir jetzt, mich in die jeweilige Stadt zu<br />
träumen und mich in Mensa und Bibliothek als mein<br />
zukünftiges Reich zu denken. Ich kann meinen Wecker<br />
weg schmeißen. Ich kann mein Lager mit Konservendosen<br />
füllen. Ich kann meinen täglichen Bier-<br />
Verschleiß schon mal durch hartes Training erhöhen<br />
und optional mit dem Rauchen anfangen. Einen Plan<br />
B habe ich übrigens auch schon, falls nur Absagen<br />
reinflattern. Die Bewerbungen zur Kassiererin sind<br />
schon bereit zum Abschicken. War wesentlich einfacher.•