Geschichte im aktuellen PIG - PIGmagazin

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Magazin
Fight the Power
Die 96. Tour de France ist traditionell auf den
Champs Elysées in Paris zu Ende gegangen.
Das Gelbe Trikot des Gesamtsiegers konnte
sich erwartungsgemäß der Spanier Alberto
Contador sichern. Erinnern wird man sich bei
der diesjährigen Grande Boucle aber vor allem
an den wohl berühmtesten Drittplatzierten
der Tourgeschichte – den siebenmaligen Tour
de France-Gewinner Lance Armstrong.
M an mag von Lance Armstrong halten, was
man will. Aber der US-Amerikaner ist nach wie vor
das Nonplusultra des Radsports. Daran konnten auch
die langjährigen Dopinganschuldigungen sowie das
drei Jahre andauernde Karriereende nichts ändern.
Wer die Große Schleife im Nachbarland sieben Mal
gewonnen hat, hat sich den Respekt vollauf verdient.
Dass beim Radsport seit jeher ein fader Beigeschmack
mitschwingt, sei mal dahingestellt.
Doch wo anfangen und wo aufhören? Es gibt doch
tatsächlich noch die Unverbesserlichen, die behaupten,
Lance Armstrong hätte gedopt und der deutsche
Tour-Sieger Jan Ullrich wäre der Inbegriff des integeren
Sportlers. Die Öffentlich-Rechtlichen haben
widerwillig Konsequenzen aus der lange Jahre schwelenden
Dopingproblematik gezogen, die Tour-Berichterstattung
mittlerweile auf ein Minimum reduziert
und stellen sich nun als die großen Sittenwächter
dar.
Doch was bedeuten das Radsport-Debakel und der
TV-Rückzug? Einen Etappensieg der Moral? Vielleicht.
Vielleicht aber auch nur einen der falschen
Moral. Popmusiker, die sich die Birne wegkoksen,
Literaten, die sich selbige wegsaufen, Politiker, die
Wahlversprechen brechen oder Kriege als Friedensmissionen
verkaufen – sie alle dürften und müssten in
den hochmoralischen Anstalten ARD und ZDF von
der Bildschirmfläche verschwinden. Wie die Dauerdoper
vom Radsport. Was dann bleibt, sind vielleicht
nur noch Kochsendungen. Aber wer, sagt mir, dass die
Zutaten der TV-gerecht zubereiteten Köstlichkeiten
nicht selbst auf irgendeiner Schwarzen Liste stehen?
Erstaunlich ist auch, dass viele diesen Dopingsumpf
nur im Radsport, mit Abstrichen noch in der Leicht-
text Dr. L. Eder
» UND NUN SPORT! «
athletik und im Schwimmen wähnen. Was ist mit
König Fußball? Was mit Handball oder Basketball?
Gehören diese zu den sauberen Sportarten? Man will
es hoffen, auch wenn es immer wieder Protagonisten
gibt, die in den jeweiligen Sportarten geopfert werden.
Meistens sind es ältere Sportler, die sich bereits
im Herbst ihrer Karriere befinden, die erwischt werden.
Das Prozedere läuft dann immer gleich ab. Zunächst
ist der Aufschrei groß, sobald der Sünder aus
der Schusslinie genommen wird, legt sich das Interesse
und alles geht wieder seinen gewohnten Weg.
Geld regiert die Welt und damit alle Bereiche des
Lebens. Das ist im Sport nicht anders. Wo Geld dahintersteckt,
wird versucht mit allen Mitteln – legal
wie illegal – Erfolg zu haben. Das läuft in den Wirtschaftsunternehmen
ebenso wie in den Fußballunternehmen,
sprich den einzelnen Vereinen. Man
stelle sich nur mal vor, es würden gleich reihenweise
Fußballspieler als Dopingsünder ertappt werden. Wie
würden die Verbandsvertreter wohl reagieren? Nur
den Spieler bestrafen? Oder gleich den ganzen Verein?
Was würde die Konkurrenz verlangen, die, womöglich
abgestiegen, neue Hoffnung schöpfen dürfte?
Was wäre, wenn ein zurückliegender Dopingfall erst
zu Beginn einer neuen Saison bekannt würde? Den
Spielplan neu erstellen, die Saisonplanung etlicher
Mannschaften umwerfen?
Im Leben nicht! So etwas würde unter den berühmten
Teppich gekehrt und zur Tagesordnung übergegangen.
Womit wir im Alten Rom angelangt wären. Brot
und Spiele – Erfreut Euch an den Kämpfen, konsumiert
und haltet das Maul, wir regeln alles andere für
euch.
Aber ganz sicher nicht mit mir. Fight the power! ~
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